Alte Häuser
aus ‚Das Etruskische Lächeln‘ von Josè Sampedro
Ein alter Mann zieht aus der italienischen Provinz zu seinem Sohn nach Mailand in einen ‚modernen‘ Wohnblock.
... Irgend etwas Gutes müssen diese Häuser ja auch haben; ihre Totenstille. Natürlich, der Beton fängt die Geräusche auf, so wie er die Flüsse in den Stauseen festhält... Tot sind die Häuser, ja ! ... Aber dort sind die Häuser aus lebendigem Material, aus Holz und Lehm, sogar in den Steinen ist Leben, denn sie sind Teil der Berge, wo die Häuser stehen. Und weil sie leben, reden sie, sie erzählen alles; vor allem nachts, wie die alten Frauen, die nicht schlafen können.
... Ja, ich sage dir, es war geschwätzig, das Haus. Nicht einmal das Kritz-kritz der Betten der Hausherren da oben, das man schneller und schneller werden hörte, verschwieg es ... Alles wurde verraten; böse Nächte, Liebesspiele, Krankheiten, Geburten ... Ganz zu schweigen von den Todesfällen, ...
... Jetzt geht mir auf, daß unsere Häuser nicht, wie ich dir gesagt habe, schwätzen, sondern sie reden zu uns von den anderen, damit wir lernen, zusammen zu leben und zu Kameraden zu werden, ... Das bringen sie uns bei, und deswegen lernt man in diesen toten Häusern von Mailand nicht, miteinander zu leben ... Diese Wolkenkratzer, ... , vollgestopft mit Menschen, die sich nicht kennen, nicht miteinander reden, als wären sie miteinander zerstritten ...........