Fragen zur Altbau Sanierung

Diskutiere Fragen zur Altbau Sanierung im Forum Statik, Aufbau & Konstruktion im Bereich - Hallo liebe Community, vor ca. 6 Monaten haben meine Frau und ich uns ein unter Denkmalschutz stehendes Objekt (Massivbau) aus dem 19. Jhd...
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sm

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Hallo liebe Community,

vor ca. 6 Monaten haben meine Frau und ich uns ein unter Denkmalschutz stehendes Objekt (Massivbau) aus dem 19. Jhd gekauft und angefangen dieses mit Hilfe eines Architekten (natürlich ein absoluter Spezialist im Bereich der Altbausanierung) angefangen zu sanieren...


Als erstes wurde dann festgestellt wie schlimm doch alles ist, und das das gesamte Haus erstmal entkernt werden muss...
Daraufhin wurden zunächst einmal alle Wände freigelegt. Danach wurden im OG alle Holzbalken entfernt und durch neue ersetzt.
Im EG wurden alle Fachwerkwände herausgerissen und durch neue Wände aus KS Steinen ersetzt.

Soweit so gut, ob das nun alles sinnvoll war oder nicht, darüber möchte ich jetzt im nachhinein nicht mehr groß auslassen, dann stand jetzt, haben wir einen "geschlossenen" Rohbau der auf Streifenfundamenten steht.


Für die weitere Planung hat mein Architekt nun folgendes vorgeschlagen/empfohlen:

1. In alle Aussenwände eine blecherne Horizontalsperre eintreiben (aufsteigende Feuchtigkeit).
2. Den Gewölbekeller (das Haus ist teilunterkellert) freilegen (30 bis 50 cm Lehmschicht), darauf eine Bodenplatte aus WU Beton, dann eine Dämmung und dann Estrich und Fussboden. Denn Gewölbekeller sollte man ggf zuschütten/zubetonieren, da die Traglasten nicht mehr so genau berechnet werden können.


Nachdem ich in den letzten Wochen ziemlich viel hier im Forum gelesen habe, finde ich o.g. Planung gelinde gesagt für den Arsch.
Deshalb meine Frage an Euch, was haltet ihr davon?


Als alternative habe ich mir folgendes überlegt:

Da wir jetzt schon 20 cm für einen möglichen Fussbodenaufbau im EG, würde ich den Lehmboden gerne drin lassen und darauf einen diffusionsoffenen? Fußbodenaufbau aufbringen.
Frage:
Wie könnte ein solcher Boden aussehen?

Im Bezug auf die "aufsteigende Feuchtigkeit" und allgemein zur Beheizung der Räume habe ich mir gedacht wäre der Einbau einer Heizung nach dem Konzept von Herrn Großeschmidt möglich/sinnvoll.
Laut meinem Architekt ist dieses Konzept aber vollkommener Mist, da die Räume niemals warm werden wegen viel zu gerinder Wärmeabgabe und eine Bauteiltrocknung nur lokal an den Rohren erfolgt. Die darüber liegenden Bauteile würden nicht trocknen. Das feuchte Problem würde damit man nur vom Sockelbereich in den Deckenbereich verlagern. Außerdem würde wenn mann eine solche Heizung mit 65C im Vorlauf betreiben würde ein ganz unangenehmes Raumklima entstehen, da der Sockelbereich zu heiß wäre.

Fragen:
Stimmt das was mein Architekt gesagt hat?
Funktionieren Heizungen nach dem Konzept von Hr. Großeschmidt?
Hat jemand so Heizung schonmal gebaut?
Kann ich mir das mal ansehen?
Schön wäre es einen solchen Aufbau in meiner Region (Köln/Bonn, Aachen, Düsseldorf oder Mönchengladbach) gäbe.

Ich weiß sehr viele Fragen...
Aber ich würde mich sehr freuen wenn Ihr mir ein paar Anregungen/Antworten auf meine Fragen geben könntet.

Vielen Dank
 
Keine Heizung

Hallo SM,

erst einmal Glückwunsch zu Deinem Neubau - denn von der alten Substanz ist ja nicht mehr viel geblieben...

Die "Heizung nach Großeschmidt" ist keine Heizung, sondern eine Temperierung. Sie soll Bauschäden durch Feuchtigkeit verhindern, aber nicht die Bude angenehm warm machen. Das tut sie auch - aber mehr nicht. Da hat Dein Architekt recht.

In Deiner jetzigen Situation ist sowas Unsinn. Du hast einen Rohbau und machst Wände und Fußböden neu. Was hindert Dich eigentlich daran, (neben einer ordentlichen Dämmung!) eine Flächenheizung zu realisieren? Richtig verlegt - mit kleinen Abständen - kommst Du mit minimalen Vorlauftemperaturen aus und hast eine viel größere Auswahl an sinnvollen Wärmeerzeugern.

Gruß

Wolfgang
 
Hallo sm

Du hast es schon selbst gesagt, hört sich an nicht sehr kompetent an was der Architekt da empfohlen hat.

Ist mir auch ein Rätsel wie, wenn das Gebäude unter Denkmalschutz sowas passieren kann. Was sagt denn die unter bzw. die obere Denkmalschutzbehörde dazu?

Horizenhtalsperre? Vorsicht, hier wird nicht die Urasache bekämpft, auch sind die Maßnahmen sehr teuer. Eine thermsiche Sperre kann eine Alternative sein, hier sollten aber begleitende Maßnahmen eingeleitet werden.

Ich würde nochmals versuchen mir eine Spezialisten vor Ort zu ziehen.

Grüße aus Koblenz Gerd
 
Sanierungsfragen

Zur Vorgehensweise Ihres Architekten kann ich ohne Kenntnisse der Details und des Gesamtzusammenhanges nichts sagen. Auch die Untere Denkmalschutzbehörde wird dazu eine Meinung haben.

Generell ist es richtig, bei der Altbausanierung bis dato vorgenommene Ausbauten, "Modernisierungen" und Verkleidungen, die den Blick auf eventuelle Bauschäden (Feuchte | Schimmel | Verrottung | Schädlingsbefall) verstellen zu entfernen oder zu demontieren. Erst danach kann eine nachhaltige Sanierungsplanung ausgeführt werden, die auch eine möglichst große Kostensicherheit bietet.

Eine Horizontalsperre ist nach neuesten (Bauphysikforschung)und auch nach ganz alten Erkenntnissen (altes Baumeisterwissen) im Grunde zu vernachlässigen, weil das Phänomen der aufsteigenden Mauerwerksfeuchte so nicht exisiert. Wasser wird kapillar nur 2-3 Mauerwerksschichten hoch transportiert. Die kapillare Steighöhe ist begrenzt. Wenn Wasser die Wand hochsteigt, dann liegt es am Putz/am falschen Putz und z.b.an der fehlenden Trennfuge zwischen Sockelputz und Fassadenputz. Oder an einer Salzbelastung des Mauerwerks aus früherer Viehhaltung o.ä.

Die Methode, Bleche einzutreiben ist teuer und kann zu Bauwerksbeschädigungen aus den Erschütterungen bei eintrieb führen. Die Feuchtigkeitsbelastung, sofern vorhanden, muss erkundet und kann mit Sicherheit auf anderem Wege abgestellt werden.

Ein Fussbodenaufbau im EG auf anstehendem Erdreich ist nicht mehr zeitgemäß, nicht funktional und führt eventuell zu Bauschäden aus Feuchtigkeitseintrag in den Wohnbereich.
Eine Betonbodenplatte mit Abklebung etc. ist baukonstruktiv richtig. Eine WU-Bodenplatte muss allerdings nicht sein, außer bei drückendem Wasser/Grundwasser. Aber das käme dann durch die 1. Mauerwerksfuge wieder herein. Für Ihre Bodenkonstruktion kann der Architekt seine Zustimmung nicht erteilen und auch keine Haftung übernehmen.

Zur "Sockelheizung" hat Herr Mües bereits zutreffendes geschrieben. Wenn Sie feuchte Wände haben, gilt auch hier: ergründen, woher die Feuchtigkeit kommt, baukonstruktiv beheben und die Feuchtigkeit wegtrocknen lassen. In unrenovierten, historischen Altbauten mit Lehmboden und alter Dielung über dem Lehmboden ("diffusionsoffener Fussboden") kommt die Feuchtebelastung der Wände innen meistens aus auskondensierter Bodenfeuchtigkeit = Raumluftfeuchte an den kalten Wänden.

Altbausanierung und insbesondere die Denkmalsanierung ist die "Königsdisziplin" der Bautätigkeit. Ihr "absoluter Spezialist im Bereich der Altbausanierung" übernimmt mit seiner Aufgabe eine große Verantwortung, auch aus Haftung und Gewährleistung. Diese wird von der Honorarordnung nicht unbedingt angemessen gedeckt.

Ich bin immer wieder überrascht über dieses Misstrauen, das Architekten und Planern seitens der Bauherren entgegengebracht wird. Der Tenor darunter ist immer "kann ich eigentlich auch, wenn ich ein paar Artikel dazu gelesen habe."

Dann sollten Sie die Konsequenzen ziehen, Ihrem Architekten kündigen und die Sache selbst in die HAnd nehmen, wenn die Planung "für den Arsch ist".

Bei Nachfragen steht Ihnen dann das Forum jederzeit offen.
Wenn Sie mal nicht weiterwissen ...
 
Altes Haus - was nun?

Hallo

Lassen Sie sich Zeit mit Ihrer Suche nach den Antworten.

In meinen letzten Bemerkungen von ein paar Posts vor Ihnen habe ich über die Blechreinschiebungen schon geschrieben und die Märchen der aufsteigenden Feuchte.

Sie sollten das Ganze sich noch überlegen.

Ob es richtig was der Architekt gesagt hat kann ich nicht beurteilen, denn ich habe nur das gelesen, was Sie davon verstanden und weiter kommuniziert haben.

Bei der Beratung und Planung Ihrer Sanierung könnte ich Ihnen auch helfen.
Falls Sie daran Interesse haben!

Schauen Sie auf meiner Website bei "I 3" den Grosseschmidt Link PDF an und entscheiden Sie dann!

Man kann auch damit HEIZEN!

FK
 
Was ist der Sinn eines diffusionsoffenen Fußbodens?

Da kommt doch nur Feuchtigkeit ins Haus, insbesondere wenn man gleichzeitg wegen eines nassen Bodens eine Horizontalsperre in die Außenwände einbauen will/soll.
Feuchte Luft ist ebenso wie warme Luft leichter als trockene / kalte und wird aufsteigen.
Wenn man jetzt noch eine bodennahe Heizung einbaut wird man möglicherweise die feuchtkalte Bodenluft per Konvekton woanders hintransportieren, wo es dann kälter ist und ein Kondensat Problem entsteht.

Die Sache mit dem Gewölbe verstehe ich auch nicht. Erst einen Fußboden einbauen und dann zuschütten?

So ein kleines bisschen hat man den Verdacht euer Archi hat Schwamm gefunden.

Gruß
 
Spätestens

nach den Empfehlungen: Metall-Horizontalsperre und Gewölbekeller auffüllen, wäre für mich spätestens die Zusammenarbeit beendet gewesen, aber dem ging ja noch das Nichtsanieren des Fachwerkes voraus.
Oft sieht man Großeschmidt zum temperieren mit zusätzlicher verlegter Wandheizung, zum Heizen allein mit Großeschmidt brauchts hohen Vorlauf, aber das steht woanders.
 
Allerdings

sollte diese "Heizart" sehr wohl überlegt, konzipiert und geplant sein und werden,
Dann ist sie unschlagbar, günstig, einfach, langlebig!

FK
 
Thema: Fragen zur Altbau Sanierung

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