Fachwerk

Hallo, Ich bin kurz vor der Unterzeichnung eines Kaufvertrages für ein Fachwerkhaus, das ca. 300 Jahre alt ist. Es ist sehr renovierbedürftig. Das meiste, was mich beschäftigt, sind die Böden und Decken, die sehr schief sind. Ich stelle mir vor, diese komplett zu erneuern, allerdings weiß ich nicht wie am besten und natürlich kostengünstig. Ich habe auch den Tip erhalten, diese mit Bitumen (Teer) auszugleichen. Hat jemand Erfahrungen damit?
Eine andere Frage ist auch, ob ich die Decken höher hängen kann, wenn ja, wie? Muß man zusätzliche Pfeiler, Pfosten oder Balken einbauen? Das Haus ist ziemlich hoch gebaut; ohne Keller (nur ein mini-Keller ca. 8qm), 2-geschossig und ein hohes Dach.
Im Bezug auf Keller (mini) und Fundament würde mich interessieren, woraus das Fundament wohl gebaut wurde damals?
Ich denke diese Fragen reichen erst einmal, ich werde sicherlich wieder auf dieses tolle Forum zurückkommen. Danke im voraus.

Erfahrungen

Ich habe ebenfalls neulich ein gut 200jähriges Fachwerkhaus gekauft. Die Böden im Erdgeschoss und im 1. Stock sind ebenfalls schief und zwar weil eben die Balken nicht alle genau gleich hoch liegen. Im zweiten Stock wurde dies in der Vergangenheit korrigiert, indem auf die Holzbalken Latten aufgebracht (oben oder seitlich) und dann darauf ein Holzboden aufgenagelt wurde. Anschliessend wurden darauf mit Gipswänden und -decken vier Zimmer gebaut.
Kosten? Keine Ahnung. Vieles kann man selbst machen wenn man Zeit und etwas handwerkliches Geschick hat.
Zimmerdecken: Die habe ich bei mir soeben rausgerissen, da über der ersten Zimmerdecke eine zweite lag und darüber die dritte. Jede Generation hatte ihre Schicht aufgebracht (teilweise dazwischen mit Erde und Steinen aufgefüllt). Nun werde ich zwischen die Sichtholzbalken eine schallisolierende Gipsdecke ziehen.
Fundament: Ich vermute Bruchstein, bei sehr alten Häusern findet man teilweise auch Lehmziegel/-wickel. Bei alten Gebäuden ist der verwendete Mörtel oft bröckelig und mit Lehm durchsetzt.
Zusätzliche Pfeiler/Balken: aus statischen Gründen sicher nicht nötig.

Kunst am Bau ...

Als wir unseren Dachboden ausgebaut haben, hatten wir auf drei Meter einen Höhenunterschied von 37 cm. Da war ganz ordentlich! Wir haben eine zweite Balkenlage eingebracht, die auf das Gefälle angepasst wurde und somit das ganze in Waage gebracht hat. Ich habe das Gefühl, das wenn alles zusammenbrechen würde, diese Decke selbst einer A-Bombe wiedersteht ;-). Das mit der Bitume kenne ich von einem Nachbarn, aber nur vom hören/sagen. Diese "Teerschicht" versiegelt alles und ist - wenn überhaupt - nur für das Erdgeschoß geeignet. Ich muß gestehen, daß ich aber irgenwie ein Problem damit habe. Beim Fundament gebe ich Heinrich (oder Herrn Heinrich) recht, möchte jedoch ergänzen, das Basalt, Sandstein, ..., je nach Region zum Einsatz gekommen sein kann.

Nur Mut zu schiefen Ebenen!

Lieber Herr Gündüz,
auch unsere Böden sind schief. Man muss vielleicht abwägen zwischen 2 Fällen:
(1) Es ist so schief, dass ein Ausgleich nötig ist. Da würde ich (aus dem Bauch heraus) eine Holzkonstruktion einbauen.
(2) Man kann (und will) damit leben, denn das ist doch das Schöne und der Charakter eines alten Fachwerkhauses.
Auf uns trifft der zweite Fall zu - die Murmeln der Kinder findet man immer in der südwestlichen Ecke ihrer Zimmer wieder, das erleichtert das Aufräumen. Wir finden das gemütlich so. Aber es gab auch schon Diskussionen mit verschiedenen Handwerkern, die nur Waage und Lot zu denken gewohnt waren, sich aber dann doch überzeugen ließen...
Viele Grüße

Fachmann fragen

Wahrscheinlich können Sie das Haus relativ günstig kaufen.Ich rate ihnen aus meiner Erfahrung lassen Sie erst einen Fachmann (Zimmermeister oder Architekten )bei das Haus sehen.Bei so alten Häusern ist meist kein vernünftiges Fundament vorhanden,dadurch "setzt" sich das Fachwerk oft einseitig.Ich habe schon Decken gesehen die nur noch 2 cm auflagen,Deckenbaklen gebrochen oder notdürftig zusammengeflickt waren.Haben sie noch fragen rufen sie mich bitte an,ich werde dann eine zusammenfassung in das Forum stellen.