Fachwerkhaus, Innendämmung

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Hornburg 1609

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Liebe Fachwerkfreunde,

unser Fachwerkhaus von 1609 (Stadt Hornburg) soll im Rahmen einer energetischen Sanierung von innen mit Holzfaserplatten gedämmt werden und anschließend mit Lehmputz verputzt werden. Hierzu hatte ich auch bereits diverse Gespräche mit Lehmputzern und der Energieberaterin - im Ergebnis sind wir uns einig bzgl. 1 OG und 2 OG:

Auf die Fachwerkwände, die von innen mit Lehmputz verputzt sind (gefache älteren Datums, möglicherweise noch teilw. original), wird eine 40mm dicke Holzfaserplatte angebracht, darauf ein Lehmputz.

Bzgl. des EG bin ich in der Diskussion mit der Energieberaterin vs. Lehmputzern: Im hinteren Teil des Gebäudes sind wohl vor +/-30 Jahren die Wände durch Kalksteinwände ersetzt worden und von außen abgedeckt worden. Mein mit den Lehmputzern ausgearbeiteter Plan: Wände von innen vom Putz befreien/ auf die Kalksteinwand einen Luftkalkputz anbringen und darauf dann die Holzfaserplatte anbringen (hier 60mm), bzw. anschließend mit Lehm zu verputzen. Die Energieberaterin möchte unbedingt eine Luftschicht zwischen Kalksteinwand und Holzfaserplatte haben - Sie sieht ein Problem darin, dass Feuchtigkeit bis zum Mauerwerk vordringt.

Wie seht Ihr die Situation?
Danke!
 
Luftschicht zwischen Kalksteinwand und Holzfaserplatte

"....wird eine 40mm dicke Holzfaserplatte angebracht...."
Wieso nur eine 40 mm dicke Platte, warum keine 60mm?
Ist das Fachwerk so stark wetterbelastet, dass so viel nach aussen dringende Restwärme nötig ist?
Ansonsten wäre die Arbeit verschwendetes Geld, denn 60er Platten kosten nicht viel mehr als 40er, bringen aber einiges mehr an Dämmung, sprich Heizenergieeinsparung.

"Sie sieht ein Problem darin, dass Feuchtigkeit bis zum Mauerwerk vordringt."
So ein Quatsch. Frage mal die Energieberaterin wo die in dem Luftspalt/Hohlraum eingesperrte Feuchtigkeit hin soll, wenn nicht durchs Mauerwerk nach außen, oder durch die HWF-Platten wieder nach innen? Oder hat sie vielleicht auch eine Dampfsperre hinter den HWF-Platten vorgesehen?
Die Feuchtigkeit kommt ohne Dampfsperre so und so ans Mauerwerk, bzw. es kann sich auch an den kalten KS-Steinen Kondensat bilden, das raus muss. In so einem Hohlraum geht das dann nach innen halt nur dampf-/gasförmig durch die eingeschlossene Luft. Da der kapillare (flüssige) Feuchtetransport um ca. den Faktor 1000 höher als der gas-/dampfförmige, dauert es dem entsprechend lange bis die Feuchte raus ist. Klebt man die Platten hohlraumfrei an die Steine, kann die Feuchte über die gesamte Strecke kapillar weitergeleitet werden. Was viel schneller geht.
 
Welche Feuchtigkeit?

Hallo,

falls die Energieberaterin evt. aufsteigende Feuchte meint, weil die KS-Wand von unten nicht abgesperrt wurde mittels horiz. Feuchtesperre oder die Sperre mit einem leitfähigen Putz überputzt wurde, könnte dies tatsächlich ein Problem werden.
Die Lösung ist aber nicht einen Luftraum zwischen HWF und KS-Wand zu lassen, sondern den Feuchtetransport aus dem Erdreich bzw. von unten in die Wand zu unterbinden.
 
@rheinhessische lehmbau

...deine Meinung deckt sich mit den Lehmbauern hier vor Ort!!

1) 40 vs. 60 hast du natürlich recht, Aufwand überschaubar. Nach Berechnungen ist aber der Nutzen aber auch überschaubar - Material ist noch nicht bestellt..........

2) Die Feuchtigkeit soll durch Schlitze in den Raum zurücktransportiert werden.
2b) Sie hat noch eine zweite Empfehlung gegeben, die traue ich mich schon fast nicht hier zu posten: Auf die KS Wand eine Dampfsperre und drauf dann Luftkalkputz/ Holzfaserplatte/ Lehmputz

Das scheinen die Standards in heutigen Bauingeneurstudium zu sein. Wo finde ich einen technisch wissenschaftlichen Artikel, mit dem ich Sie überzeugen kann??
 
@ Selle

...nein, es geht natürlich nicht um die aufsteigende Feuchtigkeit, sondern den Feuchtigkeitstransport durch die Wand..........
 
Homogenen Aufbau wählen ohne Luftschichten oder Schlitze

Lösung 2/2b ist ein Garant für Bauschäden. Über die Schlitze erfolgt kein Rücktransport sondern ein Feuchteeintrag , nämlich an der KS-Wand: Durch die Schlitze strömt warme Raumluft an die KS-Wand und kühlt sich ab. Mit zunehmender Abkühlung kann die Luft entsprechend weniger Feuchte halten und gibt diese an die kalte Wand als Kondensat ab. Aus Wasserdampf wird somit wieder flüssiges Wasser.

Dieses könnte natürlich nach innen durch die Schlitze zurückströmen, was aber vemutlich nicht so geplant ist:)
 
@ Selle

...tja, was soll ich dazu sagen. Eure Argumente decken sich mit denen der lokalen Lehmputzer........komme aber argumentativ nicht weiter...... Sie beruft sich auf irgendwelche DIN-Normen......

Hast du vielleicht irgendwo "wissenschaftlich"/ "technische" Artikel dazu im Netz gesehen? Ich muss Sie (die Energieberaterin) irgendwie überzeugen, schließlich hängt da auch eine Förderung dran......
 
Lüftungsschlitze

"2) Die Feuchtigkeit soll durch Schlitze in den Raum zurücktransportiert werden."
Somit ist die Dämmwirkung obsolet....
Wenn die Warmluft in den Spalt einströmt, dort abkühlt und durch irgendwelche Lüftungsschlitze wieder in den Raum zurück strömt, hast du genau damit Wärmeveluste die durch die Dämmung eigentlich vermieden werden sollen....zusätzlich zu der Problematik die D. Selle schon bezügl. Kondensatausfall schrieb......

"Auf die KS Wand eine Dampfsperre und drauf dann Luftkalkputz/ Holzfaserplatte/ Lehmputz..."
Was soll die Dampfsperre denn da bewirken?
Ich verstehe den Denkansatz der Energieberaterin nicht, nenne uns doch bitte auch mal ihre Argumente.

Ich habe schon zu viele, ich nenne es mal vorsichtig nicht gerade sehr kompetente Energieberater erlebt. Deine Beraterin scheint wohl dazu zugehören....???.... Ich kann dir nur empfehlen eher auf den Praktiker, den Lehmbaukollegen, zu hören. Seine Vorgehensweise ist gängige, tausendfach erfolgreich erprobte Praxis. Wenn er die Arbeit ausführt muss er dir gegenüber dafür auch direkt gewährleisten, ein Energieberater ist nur mittelbar haftbar.
 
WTA

Hallo,
wenn es sich um ein Denkmal handelt, was ich vermute sollte der Energieberater die Zusatzqualifikation "Energieberater im Denkmal" haben. Ansosnten sind Probleme mit der KFW sehr wahrscheinlich.
Der Energieberater sollte die Merkblätter der Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege (WTA) e.V. kennen.

https://www.wta-international.org/de/referate/fachwerk-und-holzkonstruktionen/

Hier
8-1 Bauphysik und Allgemeines
insbesondere
8-5 Innendämmung
8-10 Wärmeschutz bei Fachwerkgebäuden

Die WTA Merkblätter geben den aktuellen Stand der Technik/Wissensstand wieder.
Danach ist die Luftspaltversion als nicht fachgerecht zu bewerten.

Die Merkblätter sind käuflich zu erwerben , sollten dem Berater aber vorliegen .
 
@ D. Selle

In dem Fall geht es nicht um Fachwerk-, sondern um KS-Stein-Wände, an/in einem Fachwerkhaus.

Unabhängig davon gilt meines Wissens für Zuschüsse das GEG, nicht die WTA-Merkblätter. In dem werden aber "nur" einzuhaltende Dämmwerte für Außenwände vorgegeben. Wie die erreicht werden ist nicht vorgegeben.
 
@ Zur Aufklärung:

1) Ja es handelt sich um ein Denkmal, allderings nur die Aussenhülle. Im innenbereich sind wir komplett frei (bis auf den Dachboden mit Originaldachstuhl und Originaldielung).

2) Die Wand um die es sich handelt, ist die rückseitige Wand zum Hof. Hier wurde wohl das Fachwerk vor rd. 30 Jahren im EG gegen eine KS-Steinwand ersetzt und "verkleidet". 1 OG und 2 OG sind wieder Fachwerk.


Erst einmal grundsätzlich: Vielen Dank für den intensiven und fachkundigen Austausch.....
 
RH Lehmbau

Das ist klar, die WTA-Merkblätter haben nichts mit dem GEG bzw. der EneV zu tun. Sie geben jedoch den aktuellen Stand der Technik bezüglich Erhaltung von Fachwerkhäusern wieder.
Energieberatung im Denkmal kann auch ohne die kfw erfolgen. Sollen jedoch Fördermittel bei der KFW abgerufen werden sollte der Energieberater die Zusatzquali Energieeffizienz im Denkmal haben.
Ob KFW im Spiel ist, ergibt sich nicht aus der Fragestellung. Generell ist aber die Zusatzqualifikation sinnvoll, da übrige Energieberater meist nicht über mehr als dem Standardwissen was IHK und HWK vermitteln, verfügen und selbst das ist nicht unbedingt immer im Zusammenhang gegeben.
Die Fragestellung bezieht sich auf eine KS-Wand in einem Haus von 1609 (so vermute ich) . Irgenwo endet diese uind grenzt diese Wand an Fachwerk. Reine Steinhäuser sind in der Innenstadt von Hornburg selten.
 
Re: @ Zur Aufklärung:

Definiere genauer "verkleidet" und aus dem ersten Beitrag "von außen abgedeckt".
Ist die Wand von außen "hermetisch abgedichtet", so dass kein Feuchtigkeitsaustausch mit der Außenluft stattfinden kann?
Ich verstehe immer noch nicht die Probleme, die die Energieberaterin sieht.
 
@ Zur Aufklärung:

Das gesamte Gebäude ist als Fachwerk ausgeführt mit einem Steinsockel im vorderen Bereich. Im Hinteren Bereich zum Hof hin, ist die Fachwerkmauer im EG gegen eine KS-Steinmauer ausgetauscht. Diese Steinmauer ist anschließend von innen verputzt, bzw. von aussen "verkleidet" worden. Aufbau der Verkleidung: Jetzt bitte festhalten: OSB-Platte, vollflächig auf die KS-Steinmauer verklebt, auf der OSB-Platte dann eine "Klinker-Nachbildung" aus Teer aufgeklebt.....
 
Jetzt bitte festhalten....

Hab' ich zum Glück.... ;-)
Das ist ja wirklich eine seeehr merkwürdige Konstruktion. Das könnte auch erklären, warum die Energieberaterin Bauchschmerzen hat......
Gegenfrage: Wirst du die angeklebten OSB-Platten und Teerpappen-Klinkerimitate dauerhaft lassen?
Wenn nicht, dann sage es der Beraterin, dann kann sie eher auf den Vorschlag vom Kollegen Lehmbauer eingehen. Ich vermute jetzt nach dieser Info, dass sie Bedenken hat, dass die KS-Wand von innen auffeuchtet, weil die Feuchtigkeit nicht nach außen weg kann.
 
@ Fassade

....natürlich kommt die "Verkleidung" noch ab, ist aber auch schon kommuniziert.....
 
Re: @ Fassade

Na also, dann wird die KS-Wand auch nicht "absaufen". Vor allem wenn du sie anschließend diffussionsoffen verputzt/verkleidest......Frozelmodus ein: z. B. mit einer hinterlüfteten OSB-Teerpappe-Klinker-Verkleidung.... ;-).....Frozelmodus aus.
Dann gibt es m. E. wirklich keine Argumente mehr für die "hinterlüftete" Innendämmung.
 
Thema: Fachwerkhaus, Innendämmung
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