Fachwerk neu verfugen

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Mortimer

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Nun haben wir endlich unseren Hof. Das Haupthaus ist ein Fachwerkhaus Bj. 1873 mit 400qm Wohnfläche. Eichenfachwerk mit Ziegelausfachung. Munter habe ich angefangen, die Details offen zu legen und stoße natürlich auf üble Bausünden der vergangenen Jahrzehnte.
- Stellenweise Gipskarton mit Mineralwolle als Innendämmung
- Einige Räume Gipskarton mit Mineralwolle an der Zwischendecke
- Styroporplatten an Decken
- Zementputz auf Lehmputz
- Latexartige, rauhputzähnliche Beschichtung von Wänden
- Besandete Dachpappe lag seit 1927 (Zeitung lag dabei) als Trennschicht zwischen Bodendielen und sowas, wie Lineoleumbelag. Die Dielen stinken übelst nach Bitumen und müssen erneuert werden.
- Viele Ziegel-Ausfachungen sind deutlich (3-5cm) nach außen gewandert, mit Hohlraum zwischen Lehminnenputz und Ziegeln. Obendrein wurde komplett mit Zementmörtel verfugt.
- Fliesen auf Terrazzo

Die erste Wohneinheit ist jetzt weitgehend entkernt. Nun ergeben sich Fragen über Fragen.
Zuerst möchte ich die Ausfachungen wieder rein schieben und verfugen. Ein erstes Fach ist schon wieder da wo es hin gehört. Natürlich entsprechend wackelig. Die Fugen bestehen nur noch aus Resten von Sand. Das Fachwerk macht zum Glück -bis auf Wurmfraß im nicht mehr existierenden Splintholz- einen gesunden Eindruck. Statt die Fächer neu auszumauern, will ich nur (von Innen und außen) neu verfugen. Langfristig sollen dann auch alle übrigen Fugen von außen tief ausgefräßt und neu verfugt werden. Da, wo der Wurm das Splintholz geklaut hat, ergeben sich an der Innenseite recht tiefe, breite Fugen.
Jetzt habe ich lange in diversen Threads recherchiert, welches Material ich verwenden soll. Puristen sind für Lehm, andere empfehlen Trasskalkmörtel oder Luftkalkmörtel. Eine Mehrheit scheint Luftkalkmörtel vorzuziehen. Beim der Frage nach Fertigsorte oder Mischungsrezept scheiden sich dann anscheinend wieder die Geister. Eine Kiesgrube habe ich in der Nähe. Selbstmischen wäre deshalb genauso denkbar, wie Fertigmörtel.

Es muß doch eine Regel geben, welches Material hier die richtige Wahl ist. Was soll ich also nehmen? Wieviel Zeit muß ich für die Trocknung einplanen, bis ich die Innenwände wieder mit Lehmputz verputzen kann?

Es gibt natürlich noch weitere Fragen, die ich wegen der Übersichtlichkeit in getrennten Threads stellen werde.
 
fachwerk-I905_201671715314.jpgLuftkalkmörtel

Gerne kann ich Sie beraten.
Weitere Informationen finden Sie hier.

* Link gelöscht / Admin *
 
Dann mal los!

Ich habe gerade mal auf die verlinkte Seite geschaut. Der Winkelschleifer zum ausfräsen der Fugen schaut interessant aus. Ich hätte die horizontalen Fugen mit der Mauernutfräse frei gemacht. Vertikal dachte ich an ne kleine Scheibe. Welches Werkzeug befindet sich im Winkelschleifer? Mit welchem Mörtel wird anschließend verfugt?
 
Fugenentfernung

Bitte mal hier ansehen. Im Video wird gezeigt wie wir die Fugen entfernen oder Steine austauschen.https://youtu.be/kjYiNYOJeU4
 
gefache wieder Festfugen

ist Mist.
Gefache neu Wieder Reinmauern nach allen regeln der Kunst wäre da wohl angebracht.
wenn ich doch schon weiß das die Gefache nach dem zurückdrücken ordentlich wackelig sind hält das mit ner neuen Fuge bis zum nächsten Winter.

von erforderlicher Winddichtigkeit oder Stabilität zwecks weiterem aufbau , innen ganz zu schweigen.

Hört sich aber eh so an als wäre da noch einiges zu tun..

an dieser Stelle Braucht es ne Bauplanung und Koordination.
das ist auch Hilfreich wenn man mit viel Eigenleistung arbeiten will.

gutes gelingen Flakes
 
fachwerk-I905_2016717115021.JPGBestandsaufnahme

Eine umfangreiche Bestandsaufnahme sollte an erster Stelle stehen. 2 dann ein Sanierungs Konzept 3 Die Ausführung

Alles andere ist eher Kontraproduktiv und führt zu keinen guten Ergebnis.

Bildbeispiel. Fachwerksanierung in Mariensee . Hier wurden fast alle Gefache ausgebaut und nach alter Handwerkunst wieder eingebaut und gefestigt. Im Anschluss wurdn alle Fugen mit Luftkalkmötel in 2 Arbeitsgängen Steinbündig geschlossen.
 
Neu Reinmauern habe ich auch schon erwogen.

Neu Reinmauern habe ich auch schon erwogen. Wird evtl. weniger Arbeit, als beidseitiges Verfugen.

Bleibt aber immer noch die entscheidende Frage. Welchen Mörtel sollte ich verwenden?
 
Luftkalkmörtel

Luftkalkmörtel 2 mm Körnung. Vor allem kein Zement.
 
Mörtelrezept

Über die Ausführungen in diesem Artikel habe ich mich schon einmal ausgelassen:
"Eigentlich wollte ich mich in diese Heimwerkerorgie nicht einschalten aber jetzt wird es doch zu abenteuerlich. Erst mal zu dem Artikel des Ziegelkontors:
"Gewaschener Grubenkies 0-4"
Das ist Quatsch. Kieskorn hat eine Größe von 2 bis 63 mm. Bei dem empfohlenen Zuschlag fehlt der gesamte Sandkornbereich, zum Verputzen und zum Verfugen nicht geeignet. Selbst beim Mauern dürfte es Schwierigkeiten damit geben.
Die Empfehlung bis 8 mm Größtkorn ist ebenfalls Quatsch, diese Korngröße wird in Mauermörteln als Stützkörnung oder im Oberputz für Kratzputz zugegeben.
Die Aussage das Weißkalkhydrat nicht so gefährlich sei wie Sumpfkalk (Spritzer in die Augen) ist ebenfalls Quatsch. Beides ist Kalkhydrat, beides stark basisch.
Als hydraulische Zusätze werden Ziegel-und Marmormehl empfohlen. Im Gegensatz zu Ziegelmehl enthält Marmormehl praktisch keine hydraulischen Bestandteile- also falsch. Das beide im Mörtel als "natürliche CO²- Lieferanten" dienen sollen ist nun völliger Blödsinn.
Nun zur Frage: Gehen Sie zum nächsten Baumarkt und kaufen Sie ein paar Tüten Putz- und Mauermörtel P I oder PII bzw. NM 2.
Selber mischen und Verarbeiten empfehle ich Ihnen als Laie nicht, es sei denn Sie wollen Ihre eigenen Erfahrungen nach der Versuch-Irrtum- Methode sammeln. Dann 3 Teile Sand 0-2 auf 1 Teil Weißkalkhydrat CL 90."

Das mit dem Mischen ist auch Quatsch.
Natürlich kann ich Mörtel selber in einem Freifallmischer mischen, da sollte man nur eine gewisse Reihenfolge beachten:
Zuerst Wasser (löst die restlichen Mörtelbestandteile im Mischer),
dann etwa zwei Drittel des Sandes, reinigt die Mischerwandungen weiter,
dann das Kalkhydrat (Vorsicht, das staubt) nach und nach zugeben,
dann den Rest des Sandes. Der Mischer heißt deshalb Freifallmischer weil das Mischgut beim Drehen der Trommel hochgenommen wird und dann wieder zurückfällt. Das sorgt für eine intensive Durchmischung, Kalk- und Sandklumpen werden aufgelöst.
Zum Schluß mit Wasser die gewünschte Konsistenz einstellen.
Das mit den 4,5 Minuten Mischzeit ist auch Quatsch, der Mörtel ist fertig gemischt wenn die Konsistenz fertig eingestellt ist.
Bloß kein trockenes Mischgut! Das gibt eine Riesensauerei denn der Kalk wird stauben.
 
Mörtelrezept

erscheint mir zu "Fett"
das heißt zuwenig Sand.
1 RT Sumpfkalk oder Weisskalkhydrat auf 3,5 - 4 teile Sand wäre da eher mein Favorit.
ich würde Sieblinie 0-4 mm nehmen und beim Fugen dann etwas Feineren Sand mit gleichem Mischungsverhältnis.
generell gilt der Mörtel soll weicher sein als der Stein.
es gibt aber auch Prima Fertigprodukte bei Otterbein oder Marbos,wo man sich diesbezüglich auch Rat einolen kann.

Beim Steine wieder einmauern Dreiecksleisten nicht vergessen.

und wenn man so´n Gefach schonmal auf hat kann man die Balkenflanken gleich Ölen und das Holz begutachten und Verarzten das hat auch Vorteile ..
dann Weiß man das Hält erstmal wieder ne Weile...

gutes Gelingen Flakes
 
Mörtelrezept

Handmischen ist mehr eine Gefühlssache. 3 : 1 ist nur eine ungefähre Vorgabe. Wie genau hängt von der Siebline und der Kornform des Zuschlages ab, das muß man im Gefühl haben wenn der Mörtel aus dem Mischer kommt oder angeworfen wird.
Vollfugig mauern und die Fugen abbügeln, das erspart das nachträgliche Verfugen. Die Randfugen zum Holz mit der Kelle etwas ausschneiden, später nach dem Erhärten mit werkgemischtem Mörtel nachverfugen.Dafür immer kleine Mengen anmischen und verarbeiten.
 
Ursache ?

Ich würde als erstes ergründen warum sind die Gefache rausgewandert?
 
Ich sehe schon klarer.

Danke erstmal für die vielen Tipps und Hinweise.

Ich hab mich inzwischen entschlossen neu aufzumauern. Ich werde auch mehr Fächer aufnehmen, als bisher gedacht. Jedes Fach, das nicht wirklich sauber steht, wird angefasst. Ich will nicht riskieren, dass in daraus resultierenden Hohlräumen zwischen Putz, Ziegel und Balken Kondensfeuchte entsteht oder ich in ein paar Jahren von vorne anfangen muss.

Auch für den Mörtel sehe ich schon klarer. Bin schon mächtig erstaunt, dass sogar größere Firmen zweifelhafte Anleitungen verbreiten. Ich werde morgen mal zum Kieswerk fahren und die Baustoffhändler der Region abklappern.

Bisher waren keine Dreiecks- bzw. Trapezleisten verbaut. Hab mich mal eingelesen und werde das bei den Fächern, die ich neu mache, nachholen. Gutes, abgelagertes Eichenholz ist reichlich vorhanden.

Wegen der Ursachen habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.
Bei dem einzelnen Fach das ich mir jetzt erstmal vorgenommen habe, war das Splintholz der Balken auf der Innenseite dem Holzwurm zum Opfer gefallen. Die Balken sind zwar nicht geschwächt aber das hat natürlich Halt genommen. Eine weitere Ursache sehe ich in den Bausünden der Vergangenheit. Von innen versiegelte, teilweise konventionell gedämmte Aussenwände, mit Zementmörtel ausgebesserte Fugen etc.
Lediglich ein Fach macht mir da echte Sorgen. Da hat sich ein Balken wie ein Korkenzieher verdreht. Das werde ich aber erst nächstes Jahr angehen können und auf jeden Fall 'nem Profi überlassen.
 
Thema: Fachwerk neu verfugen

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