Kein Titel

Diskutiere Kein Titel im Forum Farben & Stuck im Bereich - Hallo! Ich werde mir nächste Woche ein altes Fachwerkhaus kaufen und habe dazu sehr viele Fragen. Die erst stelle ich hiermit: Da es sich aber...
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Sebastian Surke

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fachwerk-I23075_20182121114.JPGHallo!

Ich werde mir nächste Woche ein altes Fachwerkhaus kaufen und habe dazu sehr viele Fragen.

Die erst stelle ich hiermit:
Da es sich aber bei dem Haus nicht gerade um ein reiches Anwesen handelte und auch die Region eher als arm galt, freut und wundert es mich zugleich, dass in der (geteilten) Stube Stuckornamente vorhanden sind. Gibt es ein Merkmal, an dem auch ein Laie wie ich erkennen kann, ob es sich um Stuck aus der Erbauungszeit (ca 2. Hälfte 18. Jahrhundert) oder um deutlich jüngeren Stuck handelt und, wenn ja, woran kann ich das erkennen?

Besten Dank schon im Voraus!
S
 
Stuck

Ein anrührender Versuch, den unebenen Putz an der durchhängenden Holzbalkendecke mit etwas Stuck aufzuwerten. Das sollte wohl so aussehen wie in der Villa Großkotz. Auf jeden Fall sind das keine Fertigteile, es wurde von Hand geformt.
Die Trennwand dazwischen und das Holzdekor um den Unterzug runden das Bild noch ab.
 
Danke für den Hinweis!
"Von Hand geformt" ist ja schon mal was! Ich würde den Stuck gerne erhalten und evtl ergänzen, soweit sich unter der Raufasertapete an der Decke noch Stuckreste finden lassen. Das "Holzdekor" um den Unterzug und die Trennwand (insofern es die Statik erlaubt) würde ich aber gerne entfernen, vermutlich bindet sie eh nicht in die Außenwandkonstruktion ein.
Der Stuck sitzt mittig an der Decke, wenn man sich die Trennwand wegdenkt. Könnte es sein, dass dann links vom Stuck (1. Foto) auch ein Unterzug war, der entfernt wurde, was möglicherweise zur Folge hatte, dass die Decke so durchhängt?
 
Deckenstatik

Die Verlegerichtung, Einbindung und Durchbiegung der Deckenbalken überprüfen und feststellen ob Wände oder Stützen darüber stehen.
Dimension, lichten Abstand, Spannweite der Balken ermitteln und ggf Schädigungen.
Große Durchbiegungen haben Ursachen:
Schäden,Überbelastung durch Entfernung von Zwischenwänden oder nachträgliche Lasten durch schwere Fußbodenaufbauten oä.
Unterdimensionierung ist bei alten Gebäuden selten.

Verkleidungen können immer entfernt werden, was ohnehin notwendig ist, um die eigentlichen Träger zu begutachten.

Verkleidung/Putz der Trennwand partiell entfernen zur Feststellung der Konstruktion.
Wandfüllungen können bei Fachwerk in der Regel entfernt werden ohne die Standfestigkeit zu reduzieren.

Andreas Teich
 
fachwerk-I23075_20182215052.JPGVielen Dank für die Hinweise!
Über der Trennwand befindet sich im OG ebenfalls eine vermutlich ebenfalls nachträglich eingefügte Wand mit geringem Abstand zu Unterzügen auf beiden Seiten (Im Foto rechts hinter dem Schrank). Daher meine Vermutung, dass auch im EG ursprünglich zwei Unterzüge vorhanden waren. Werde ich ja dann an den Wänden erkennen können, wo der vermutete Unterzug auflag oder gar noch der Balkenkopf erhalten ist. Zur Erklärung ein Foto vom Raum im OG, unter dessen Boden sich kein Unterzug befindet. Die Durchbiegung der Decke ist zwischen OG und DG (Dachboden) vergleichbar. Ich vermute, dass sie daher rührt, dass der Dachboden überlastet wurde, da es in der Gegend üblich war, dort Getreide zu lagern, wobei durchaus eine große Belastung der Deckenbalken (vermutlich Eiche) entstanden sein kann. Der noch vorhandene Estrich im Dachboden, der am Rand zwischen den Sparren ansteigt, spricht auch hier für diese ehemalige Raumnutzung.
 
fachwerk-I23075_20182215318.jpgSollte die Trennwand im OG älter sein als die im EG, könnte sie dann die Belastung des Dachbodens an die Decke zwischen EG und OG weitergegeben haben? Hier der Boden des Dachbodens mit (beschädigtem) Estrich.
 
fachwerk-I23075_2018221579.jpgVielleicht sollte ich dazu noch erwähnen, dass der Anbau am Haus vermutlich die Backstube des Dorfes war (C1 und C2, wohl kurz nach der Errichtung an das Haus angebaut) und daher mehr Mehl bzw. Getreide im Haus gelagert worden sein dürfte, als üblicherweise. Durch die Backstube als Zusatzeinkommen könnte auch die Stuckdecke finanziell möglich bzw. als Statussymbol nötig geworden sein.

Hier die Grundriss-Skizze, in der ich EG und OG eingezeichnet habe, da sich die Innenwände bzw. Unterzüge nur teilweise unterscheiden.

Die Deckenbalken laufen quer zum First, die Balkenauflager haben also ungefähr einen Abstand von 6,35m, wenn man die Trennwand rausnähme. Gibt es Erfahrungen, ob dann ein zweiter Unterzug nötig ist?
Abstände und Maße der Balken kann ich nur schätzen im Vergleich zu denen, die man im Boden des Dachbodens unter dem Estrich erkennen kann.

Kann es sein, dass Eichenbalken als Deckenbalken sich bei Belastung stärker und eher biegen als Nadelholz? Eiche hat ja - glaube ich - kürzere Fasern...
oder liege ich da ganz falsch?

Mit besten Grüßen!
Sebastian
 
Stuck

Stuck auf jeden Fall erhalten. Könnte sich um Lehm Stuck handeln. Vielleicht erstmal schauen wie die Decke und der Stuck unter der Tapete und anderen späteren Schichten aussieht. Dann kann man auch eventuelle Risse und Beschädigungen in der Decke erkennen und weiter Schlussfolgerungen ziehen. Vielleicht ist der Stuck schon auf die gekrümmte Decke gezogen wurden.
 
erste Freilegungen

habe heute begonnen die etwa 20 Farbschichten auf dem Stuck zu entfernen, um die originale Form und Materialität des Stucks zu erkennen. Es scheint sich tatsächlich um Lehmstuck zu handeln, der allerdings viel Ruß abbekommen hat. Oder weiß jemand, was die Schwarzfärbung sonst verursacht haben könnte? Schimmel ist es nicht.
 
fachwerk-I23075_2018215215545.JPGerste Freilegungen

habe heute begonnen die etwa 20 Farbschichten auf dem Stuck zu entfernen, um die originale Form und Materialität des Stucks zu erkennen. Es scheint sich tatsächlich um Lehmstuck zu handeln, der allerdings viel Ruß abbekommen hat. Oder weiß jemand, was die Schwarzfärbung sonst verursacht haben könnte? Schimmel ist es nicht.
 
fachwerk-I23075_2018215215757.JPGWeiß jemand, wie man die verrauchte Oberfläche der Decke bzw des Stucks behandeln kann, damit der Rauch nicht mehr durchfärbt, oder ist damit nach ca. 250 Jahren nicht mehr zu rechnen?
Ich hatte an eine dünne Lehmschwämme gedacht, die dann gekalkt wird.
 
fachwerk-I23152_2018215232411.jpgLehmstuck

Na da haben sie einen Schatz im Haus. Vorsichtig sein beim Freilegen, meistens wurde bei Lehmstuck die letzte Schicht mit dünnem Kalkmörtel überzogen um die Oberfläche zu härten. Diese möglichst nicht abnehmen. erstmal testen ob es sich wirklich um Ruß handelt oder um normale Verschmutzungen. Kann durch aufstreichen einer Kalkmilch getestet werden. An einer Stelle probieren und beobachten ob etwas durchschlägt. Aber bitte nochmal genau beobachten ob über dem Lehm nicht doch eine Schicht Kalkmörtel liegt. Wenn es sich um durchschlagende Verschmutzungen handelt gibt es möglichkeiten diese mit den ersten Kalkanstrichen zu isolieren.
 
Vielen Dank für die hilfreichen Anmerkungen!
Ist Ihr Demonstrationsobjekt nicht aus dem Herrenhof in Erlensee bei Hanau?
Da gabs doch auch einen Brandschaden und infolge dessen Rußablagerungen...

Ich vermute stark, dass die oberste Schicht aus einer sehr dünnen, recht sandigen Kalkschicht besteht, die auch tatsächlich sehr fest ist. Durch den Schmutz / Ruß lässt sich die Farbe recht gut lösen.
Ich werde mir dann wohl einen Fachmann für den Stuck holen, damit ich nichts kaputt mache. Einzelne Stellen sind etwas locker, vor allem direkt unter den Deckenbalken, dort sind auch Risse.
Außerdem soll der entfernte Unterzug (dort wo auf dem Foto das Schilf zu sehen ist) wieder rekonstruiert werden. Der Befund lässt vermuten, dass es zum Unterzug hin auch eine kleine Voute aus Lehmstuck gab, die würde ich dann auch gerne rekonstruieren.
 
fachwerk-I23152_2018216112114.jpgLehmstuck

Stimmt, ist in Hanau, dort waren die Decken so stark beschädigt das wir den kompletten Stuck abnehmen mussten, eine neue Decke wurde eingezogen und der orginale Stuck angesetzt und ergänzt. Bei Ruß auf Lehmstuck sollte man auf künstliche Isolierhilfen verzichten da diese den Lehm zerstören würden.
Bei den erhaltenen 2 Kreiszügen handelt es sich sicher nur um einen Teil der ursprünglichen Raumgestaltung. Wenn sich Risse und ablösende Teile zeigen, erstmal die Decke statisch sichern damit es nicht zu weiteren Schäden kommt.
Bild stammt von einem aktuellen Projekt, dabei handelt sich ebenfalls um Lehmstuck auf Fachwerk. Hier musste der Stuck erst gesichert werden damit die Decke statisch gesichert werden konnte.
 
Ich bin sehr gespannt, ob sich noch Reste der Voute unter der Verschalung des erhaltenen Unterzugs erkennen lassen. Unter der Tapete im rechten Raum zeichnen sie sich deutlich an den Außenwänden ab. Einen dritten Kreiszug meine ich in Resten auch noch auf der gleichen Achse wie die beiden erhaltenen erkennen zu können.
Vielen Dank für die Infos! Haben Sie die Restaurierungen in Erlensee auch durchgeführt? Mein Haus steht etwa 20km entfernt vom dortigen Herrenhof.
 
fachwerk-I23152_2018216121952.jpgLehmstuck

Wir haben, ich denke 2008/ 2009, den Stuck saniert und rekonstruiert im Herrenhaus. Das Ihr Haus nur 20 km davon entfernt steht ist natürlich sehr interessant. Habe mir nochmal Bilder angeschaut und ähnliche ansetzte gefunden, Kreiszüge, Unterzug,... stelle mal Bilder ein. Sollten Sie sich vielleicht mal vor Ort anschauen.
 
fachwerk-I23152_2018216122221.jpgLehmstuck

Erlensee Lehmstuck
 
fachwerk-I124_2018216144640.jpgSorra ber

"Ein anrührender Versuch, den unebenen Putz an der durchhängenden Holzbalkendecke mit etwas Stuck aufzuwerten."
Die Antwort finde ich unschön!

Ich habe was ähnlich bei mir von 1679. Die Raumnutzung wurde geändert ein Wand wurde eingezogen bzw.. umgesetzt.

Ich stelle mal ein Foto von meine Stucksanierung ein. Hier habe ich die Farbschichten entfernt.

Grüße aus Koblenz
Gerd
 
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