Dispersions - oder Lehmfarbe auf Lehmstreichputz

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Nepenthe

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Hallo.
Ich bin gerade dabei meine Eigentumswohnung zu renovieren.
Laut Verkäuferin haben wir in der Küche und im Wohnzimmer Lehmputz, nun bei genauerem Hinsehen ist mir aufgefallen das der Putz nur Hauchdünn ist. Von daher gehe ich davon aus das es doch "nur" Lehmstreichputz ist. Also mit dem Teppichmesser kann man ihn ganz leicht bis zur nackten Wand abschaben.

Wäre es nun "richtiger" dicker Lehmputz würde ich natürlich die Wände wieder mit Lehmfarbe streichen.
Aber nun stellt sich uns die Frage ob wir nicht doch auch diese Wände mit Dispersionsfarbe streichen KÖNNEN.
Ich denke bei so dünnem Lehmstreichputz wird sich nicht wirklich viel auf das Raumklima auswirken.

Wir würden da lieber Dispersionsfarbe nehmen weil : mehr Auswahl an Farben, bessere Abriebfestigkeit ( bei nassem Spritzer sieht man Wasserflecken)


Wenn uns da jemand helfen könnte wären wir sehr dankbar.
 
Re: Dispersions - oder Lehmfarbe auf Lehmstreichputz

".....nun stellt sich uns die Frage ob wir nicht doch auch diese Wände mit Dispersionsfarbe streichen KÖNNEN....."

Nein, Dispersionfarben entwickeln beim Trocknen große innere Spannungen, die Farbe blättert von Lehmputzen, -farben und -streichputzen wieder ab.
Entweder streicht ihr wieder Lehmfarbe oder ihr müsst sie von den Wänden waschen, bevor ihr Dispersionsfarben streicht.
Abgesehen davon ist es ein Trugschluß, wenn man meint, dass ein dünner Lehmanstrich das Raumklima nicht beeinflussen würde. Es kommt in erster Linie auf die Flächengröße an und nur "im Extremfall", d. h., wenn z. B. sehr viel Feuchtigkeit gepuffert werden soll, auf die Dicke der Beschichtung. Mit anderen Worten, auch eine "dünne" Lehmfarbe oder ein Streichputz macht sich schon bemerkbar.

"......Wir würden da lieber Dispersionsfarbe nehmen weil : mehr Auswahl an Farben, bessere Abriebfestigkeit ( bei nassem Spritzer sieht man Wasserflecken)...."
Zu "mehr Auswahl":
Lehmfarben gibt es in x-hundert verschiedenen Farbtönen:
Conluto hat "nur" 36 verschiedene Töne,
Claytec macht schon Werbung für 146,
"LESANDO bietet insgesamt 630 Standard-Farbtöne in Lehm" (Zitat von deren website)
und die kann man auch alle untereinander mischen......
Allerdings gibt es keine wirklich intensiv-knallbunte "Vollton"-Lehmfarben falls ihr solche bevorzugt.

Zu "bessere Abriebfestigkeit":
Zitat Claytec: "Abrieb 0,07 g (zul. 0,20 g)" d. h., die Farbe im trockenen Zustand, und (noch ein Zitat) "Nassabriebsklasse 5 gemäß DIN EN 13300". Das ist klar, es kann ja nur die "schlechteste Klasse sein, weil Lehmfarben eben wasserlöslich sind. Deshalb soll man ja auch Lehmputze und -farben nur außerhalb des Spritzwasserbereichs verwenden.

Zu "bei nassem Spritzer sieht man Wasserflecken": Die sieht man auf Dispersionsfarben auch.

Von daher, rein "technisch" gesehen gibt es m. E. keinen Grund Dispersionsfarben Lehmfarben vorzuziehen.
Der Rest ist Geschmacksache.

Gruß,
KH
 
Dispersions - oder Lehmfarbe auf Lehmstreichputz

Vielen Dank für die Antwort und die Erläuterungen.

Ja nun wenn es technisch nicht geht mit der Dispersionsfarbe ist es halt so. War uns ja von Anfang eigentlich klar das wir Lehmfarbe nehmen müssen/wollen als wir Lehmputz hörten und uns dann informierten ...
Die Farbauswahl ist ja auch nicht wirklich gering. Auro zb hat circa 750 verschiedene Farbtöne.

Nochmals danke für die ausführliche Antwort.
 
Tolle Antwort

wenn ich sowas lese, denke ich immer wie gut es doch ist, das es "Fachwerk.de" gibt!
Eine gut gestelltem präzise Frage und passend dazu eine Antwort vom Fachmann, die gleichzeitig erklärt und Möglichkeiten aufzeigt. TOLL!
 
Dispersions - oder Lehmfarbe auf Lehmstreichputz

Eine Frage hätte ich noch. Und zwar in der Küche "färbt" die Lehmfarbe nicht ab an der Hand, im Wohnzimmer jedoch an einer Wand. 3 Wände sind Gelb ( da färbt auch nichts ab) nur wenn man über die Rote wand mit der Hand geht ist die Hand richtig Rot. Im Keller haben wir die Volvox Eisenoxydrot Pigmente gefunden. Auch Bindemittel von Auro und den wahrscheinlich benutzten ovalen Quast.

Ich denke wenn man die Küche und die Gelben Wände ohne Grundieren mit Auro Lehmfarbe streicht sollte es funktionieren ( auch laut einem Auro Händler die auch Lehmputze machen) nur die Rote Wand die abfärbt wird sich wohl mit der neuen Farbe ( mittleres Braun wahrscheinlich) vermischen bzw der Farbton wird nicht wie gewünscht.

Grundieren sollte hier wohl helfen oder ? Ist wie gesagt (wahrscheinlich) Lehmstreichputz
 
Eisenoxydrot Pigmente

Hallo Daniel,

Eisenoxydrot Pigmente plus Bindemittel ist keine Lehmfarbe. Du könntest z. B. die gleichen Pigmente in Leinöl einrühren und hättest dann eine Ölfarbe.
Volvox, Lesando, Tierrfino und wahrscheinlich noch andere Hersteller verwenden zwar auch zum Teil Farbpigmente in ihren Lehmfarben, aber nicht nur. Bei denen sind immer farbige Tone die Hauptbestandteile.
Bei Claytec und Conluto sind die farbigen Lehmfarben, Streichputze und Dekorputz, bis auf die Blautöne, sogar ausschließlich aus farbigen Erden. Nur in den Blautönen sind Ultramarin-Pigmente "tonangebend".

Wenn auf der AURO-Dose noch ein Etikett lesbar ist, schau doch mal auf der website von AURO nach wozu das Bindemittel gedacht ist. Wenn die Pigmente sich so leicht von der Wand reiben lassen, vermute ich, dass der Maler, der die Wand gestrichen hat, etwas falsch gemacht hat. Entweder das falsche Bindemittel verwendet, oder zu viele Pigmente eingerührt, so dass diese deswegen nicht richtig gebunden sind, oder zu dick gestrichen, oder Pigmente und Bindemittel passen (chemisch) nicht zusammen, oder, oder, oder.

Der Unterschied zwischen Lehmfarbe und Lehmstreichputz ist der, das für Streichputz feiner Quarzsand, Marmormehl, o. ä., also einfach nur Körnung in die Lehmfarbe gemischt wird. Sonst nichts. Die restliche "Mixtur" ist die gleiche.
Vergleiche einfach die Datenblätter zu den jeweiligen Produkten auf den websites der Hersteller.
Die "Guten" veröffentlichen Volldeklarationen, da stehen alle Zutaten drin, die Anderen verraten nur das was unbedingt sein muss, oder veröffentlichen Marketingnamen mit denen keiner was anfangen kann.... das fiel mir gerade bei AURO auf (Zitat zu einem Bindemittel: REPLEBIN® ist eine geschützte Eigenentwicklung der AURO-Forschung).....

Zum Testen könntest du an einer versteckten Stelle (hinterm Schrank, o. ä.) auf die kreidende rote Wand einfach mit dem Bindemittel (erst mal nur verdünnt, damit es nicht glänzt) nochmal drüber streichen um zu sehen, ob die Pigmente dann besser gebunden werden, sprich das Kreiden aufhört.

Gruß,
KH
 
Lehmstreichputz

Danke nochmals für die ausführliche Antwort. Ich habe das Bindemittel jetzt pur an der roten Wand an einer Stelle aufgetragen. Aber sie färbt immernoch ab.

Also im Keller habe ich gefunden:
Volvox eisenoxydrot und mais gelb. Wobei maisgelb im Büro mit Wasser angemischt und vom Maler an die raufaser gestrichen wurde. Ich denke die gelben Wände im Wohnzimmer sind auch mit dem maisgelb bearbeitet worden.

Außerdem eine Dose die als Inhalt etwas aussieht wie Mehl. Ohne Beschriftung.

Auro wandlasur Bindemittel gibt es noch und gerade entdecke ich noch von leinos naturfarben eine Dose mit Lasur-Binder.

Auch von leinos Naturfarben 2 Dosen mit Erd-und mineralpigmenten. Und zwar ocker-rot und ocker-gelb

Verwendungszweck : zum einfärben von casein wandfarbe.

Die sind beide auch angebrochen und die volvox Pigmente verschlossen.
Ich vermute jetzt das die ganzen Wände mit caseinfarbe gestrichen wurden!?

Jetzt die große Frage. Kann man lehmfarbe auf caseinfarbe streichen? Was mach ich mit der kreidenden roten Wand?
 
Thema: Dispersions - oder Lehmfarbe auf Lehmstreichputz
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