Vibrierende Decke im Altbau von 1930 - Stabil?

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Torsten

Guest
Hallo,

seit zwei Monaten wohnen wir im 2.OG eines Altbaus von ca. 1930. Dies ist zwar kein Fachwerkhaus, aber es ist doch zu erheblichen Teilen aus Holz gebaut, vor allem die Decken. Sehr schnell haben wir bemerkt, dass bei den regelmäßigen Vorbeifahrten der Busse der Boden ganz ordentlich vibriert. Ähnlich wirkt sich des Gehen über den Fußboden im Esszimmer aus. Im teilausgebauten Dachboden, der zur Wohnung gehört, bemerkt man beides noch deutlicher. Meine Frage:

Sind solche Vibrationen bereits ein Zeichen von Instabilität? Hat das etwas mit der Deckenbelastbarkeit zu tun? Immerhin haben wir sowohl in der Wohnung (ca. 75 m²)als auch auf dem Dach (gleiche Grundfläche)einiges an Bücherregalen stehen und werden in Kürze eine Party mit immerhin 40 Leuten feiern. Das mag nun ein wenig ängstlich klingen, aber wenn man das Wohngefühl in einem Altbau bisher nicht kannte, wird man unsicher...

Vielen Dank für jede Antwort!

Gruß

Torsten
 
Vibrierende Decke im Altbau

Hallo Torsten,
Holzbalkendecken haben nun mal die Eigenschaft, zu schwingen, wenn sie wechselnden Belastungen ausgesetzt werden. Um diese Schwingungen zu begrenzen, wurden solche Decken beschwert, in die Balkenfelder wurde Material wie Sand oder Lehm eingebracht.
In einem Raum mit wenig Verkehrslast (Möbel) kann eine Decke schon spürbar schwingen. Als unbedenklich galten und gelten Durchbiegungen von Holzbalkendecken bis 3% der Spannweite (l- dreihundertstel).
Zum Zeitpunkt der Errichtung eures Hauses galt die DIN 104, Ausgabe 1920. Die verschiedenen Bauweisen für Holzbalkendecken in Kleinhäusern waren für eine Belastung von 2 KN/m²(entspricht etwa 200 kg), Decken zu Bodenräumen mit etwa 1,5 KN/m² ausgelegt. Falls nicht später etwas verändert wurde und keine statischen Mängel vorliegen, sollten Decken im Wohnbereich mit normalen Belastungen fertig werden. Die 40 Leute Deiner Party können sich also bis auf 20 m² zusammenrotten.
Die Schwingungen durch LKW- Verkehr werden durch eine mehr oder weniger starre Kopplung der Strassendecke mit der Hauswand übertragen. Die Strassendecke biegt sich wie die Wohnungsdecke bei Belastung durch und überträgt am Rand über den Gehwegbelag und darunter über das Erdreich Kräfte auf die Kellerwand, die dann die Außenwand zum Schwingen bringen. Falls die Schwingungen nicht zu groß sind, werden die Kräfte durch die elastische Verformung des Mauerwerks und der Decken in Arbeit umgesetzt und schaden dem Bauwerk nicht. Ansonsten würden Risse am Bauwerk im Bereich des Kellermauerwerkes und der Außenwand auftreten. Auch plastische Verformungen des Mauerwerkes ohne Rissbildung sind in engen Grenzen möglich, stellen aber noch keine Gefahr dar.

Viele Grüße
Georg Böttcher
 
Danke für die räzise Antwort!

Hallo Georg,

vielen Dank für diese präzise und vertsändliche Antwort. Jetzt bin ich nicht nur beruhigt, sondern habe auch noch etwas gelernt. Was will man mehr?

Viele Grüße und schönes Wochenende

Torsten
 
Thema: Vibrierende Decke im Altbau von 1930 - Stabil?
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