Dichtkunst
Hallo Roman,wenn das Funktionieren einer Konstruktion ausschließlich vom Funktionieren einer millimeterdünnen Dampfbremse abhängt, sollte man noch einmal über die Konstruktion nachdenken, ob man ausschließlich auf diese Membran dauerhaft vertrauen will, bzw. was im Falle des Versagens durch Materialermüdung oder falsche Montage mit dem Bauteil geschehen wird.
Was geschieht wenn die Folie im Laufe der Zeit versprödet und durchlässig wird? Wieder alles ausbauen? Wie kann man diesen Zeitpunkt der Materialschwächung überhaupt feststellen? Viele Folien die mir begegnet sind, können nach 10, 15 Jahren einfach mit dem Zeigefinger durchstoßen werden oder sind – weil Spannungen aufgetreten sind – einfach gerissen, porös.
Wenn bei der Ausführung an einer Stelle geschludert wurde, wird Feuchtigkeit massiv nur an dieser Stelle in die Konstruktion eindringen (Konvektion) und einen größeren Schaden verursachen, als würde diese sich verteilen.
Ich würde versuchen einen herkömmlichen, nach oben an Diffusionsoffenheit zunehmenden Aufbau zu wählen. Gipskartonplatten neigen bei Holzbalkendecken irgendwann zum Reißen, das ist der Hauptgrund warum ich so etwas ungerne verbaue. Hinzu kommt, das die später gespachtelten, geschliffenen und meist nur gestrichenen Oberflächen, kurzfristig nahezu keine Feuchtigkeit puffern können (z.B. Bad, Küche). Da neige ich eher zu verputzten Trägerplatten wie beispielsweise Heraklith mit Putzauftrag, denn da ist eine kurzfristige Feuchtigkeitsaufnahme und ein Ablüften möglich, ohne dass Kondensat ausfällt oder nennenswert in die Deckenkonstruktion eindringen kann.
Das funktioniert bei mir seit Jahren: Putz => Sauerkrautplatte => Luftraum => Bretterlage auf Nagelleisten => alter Lehmverstrich => Schüttung => Hinterlüftung => Rauspund => unbeheizter Dachraum
Zu einem weiteren Schwachpunkt können sich die Einbauleuchten entwickeln, wenn diese nicht sorgfältig eingebaut werden. Gerade in Bad und Küche kann hier Feuchtigkeit durch nicht wirklich dichten Einbau in den Hohlraum eindringen. Abhilfe kann hier auf zwei Wegen geschaffen werden: Entweder die Leuchte wird in eine dafür vorgesehene dichte Dose gesetzt oder es werden spritzwassergeschützte Leuchten verbaut, die einen dichten Anschluss zwischen Deckenoberfläche und Lampengehäuse herstellen. Auch das funktioniert bei mir seit Jahren - mit Einbauleuchte über dem Duschbereich. Ein kürzliches Öffnen der darüber liegenden Deckenkonstruktion im ungenutzten Dachbereich zeigte eine messbar trockene Konstruktion.
Der Gau wäre eine sich durchbiegende Folie, die gelegentlich feucht wird und dank der Einbauleuchten punktuell immer wieder an den gleichen Bereichen erwärmt, bei Halogensystemen eher erhitzt würde. Gottvertrauen. Was war früher zwischen den Balken und weshalb wurde das entfernt?
Als Dämmung kann die Zellulose taugen, ich arbeite lieber mit Hanfschäben, Lehm-Hobelspänen, etc. Wenn ein Zwischenraum zwischen Rauspund und Dämmlage verbleibt muss dieser hinterlüftet bleiben.
Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer