Einblasdämmung in altem Mauerwerk mit Luftschicht

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Olaf Krüger

Guest
Hallo Forum,
wir haben ein Einfamilienhaus Bj. 1936, bei dem wir über energetische Sanierungsmaßnahmen nachdenken. In der original Baubeschreibung steht: "Das Mauerwerk der Umfassungewände wird aus gut gebrannten Hintermauersteinen in Kalkmörtel ausgeführt. Im Erdgeschoss ... (wird das Mauerwerk)... 30 cm stark mit Luftschicht hergestellt."
Ist eine Einblasdämmung in so einem Fall sinnvoll? In alten Maurerbüchern habe ich gesehen, dass es eine Vielzahl von möglichen Verbänden gibt, die zur Anwendung gekommen sein können. Wie breit die "Luftschicht" tatsächlich ist, ist uns nicht bekannt. Bei einer 30er Wand kann das aber wohl nicht so viel sein. Kann ein Fachbetrieb (normalerweise) das Material so einblasen, das auch alle kleinen Zwischenräume, ausgefüllt sind? Oder schließen in so einem Fall Risiko oder Kosten die Maßnahme ohnehin aus? Welches Material käme für so eine Kerndämmung denn eigentlich in Frage?
Vielen Dank für die Antworten

O.Krüger
 
Natürlich ist es nötig

zuerst einmal zu klären, wie breit die Luftschicht tatsächlich ist. Als Dämmung käme Perlite in Frage oder aber neuerdings auch Schaumglas. Vorab sind aber viele Details zu klären, wie z.B. Dichtheit der beiden Schalen, Fenstereinbau, Wärmebrücken, ...
 
1936

Hallo Herr Krüger,

1936 gab es bei "Backsteinen" das sg. Reichsformat:
12,5/25/7,1 cm . Die Luftschicht wäre demnach 5cm dick.
Liapor zum Einblasen wäre auch noch eine Möglichkeit.

viele Grüße
 
Tuten & (ein)Blasen

Hallo Herr Krüger,

eine weitere, nicht außer Acht zu lassende Möglichkeit wäre - eben auf das Einblasen einer Dämmung zu verzichten. Die Luft ist manchmal besser als ihr Ruf.

Um die Schalen des Mauerwerks miteinander zu versteifen wurden in regelmäßigen Abständen die Wände dieser Zeit häufig mit Steinen o.ä. verbunden. Diese Punkte in der zweischaligen Wand sind selbstverständlich Kälte-/Wärmebrücken. Ebenso Mörtelreste etc.

Zur Zeit kann es bei Ihnen sein, dass es bei großen Temperaturschwankungen zu Kondensatausfall auf einer der Innenseiten der Schalen kommt. Dieses wird am Ende des Tages ausdiffundieren.
Wenn nun eine Dämmung eingeblasen wird kommt es mit großer Sicherheit im Bereich der Wandverbindungen zu Stauungen und Unregelmäßigkeiten, die jedoch nicht zu kontrollieren sind.

Nach dem Einblasen hat anstehendes Kondensat die Möglichkeit eben auch kapillar in die Dämmebene vorzudringen und hierin auszufallen. Vor allem Styroporkugeln aber auch Zelluloseverbindungen neigen dann auf Dauer schon mal zum Zusammensinken. Selbst wenn dieses nicht passieren sollte, hält die Innendämmung die Feuchtigkeit da sie "kapillarbetrachtet" am offensten strukturiert ist und erst nach Sättigung (in Abhängigkeit von Feuchte und Temperatur) das Wasser an: eben hauptsächlich die Innenwand (da am trockensten) abgeben wird.

Zusammengesunkene, feuchte Dämmung in der Wand ... Mahlzeit. Da wüsste ich noch nicht mal wie man das jemals wieder heraus bekommt.

Ach ja und auf alle Fälle, selbst wenn nichts gravierendes passiert: eine feuchte 5-cm-Dämmung dämmt halt eher nicht bis schlecht. Erfahrungsgemäß tritt der Schaden weit nach dem Ende der Gewährleistung auf.

Auch interessant ist die Kosten-Nutzen-Rechnung. Rechnen Sie mal Ihre Einsparung der Heizkosten auf 10 Jahre hoch und vergleichen diesen Wert mit dem Angebotspreis des Wändebefüllers. Bei etwa 5 cm Dämmschicht wird ohnehin nicht soviel eingespart und die Sanierung/Entsorgung sollte auch mit einem gewissen Betrag angesetzt werden.

Gruß aus Wiesbaden,

Christoph Kornmayer
 
Ein wenig kann man die Argumente

von Herrn Kornmayer nachvollziehen, aber nicht alle. Es ist natürlich wichtig einen für die Wand geeigneten Dämmstoff einzubauen, und das ist natürlich nicht die Zellulose. Perlite funktioniert gut, dass konnte ich schon in alten Häusern überprüfen. Schaumglas kann ich mir hier als Material gut vorstellen. Kapillar leitfähig sind diese Materialien nicht, im Gegenteil, sie nehmen keine oder nur geringe Mengen Feuchtigkeit auf. Kondensat entsteht so oder so hinter der äußeren Mauerschale. Es muss gewährleistet werden, dass das Kondensat nach unten ablaufen kann ohne Schaden anzurichten.
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solche Konstruktionen mit einem als Kerndämmung zugelassenen Dämmmaterial brauchen hinsichtlich der Feuchteproblematik nach DIN 4108 nicht untersucht zu werden. Man geht also davon ausgehen, dass sie ohne weitere Überprüfung funktionieren.
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Ob sich eine solche Dämmung rentiert hängt zu einem nicht geringen Maße von den sonstigen Gegebenheiten ab. Ist das Gebäude ansonsten dämmtechnisch in einem annehmbaren Zustand und gibt es eine zeitgemäße Gebäudetechnik, dauert es entsprechend länger, bis sich eine solche Investition lohnt. In einem Gebäude nach altem Standard dauert es keine 10 Jahre bis das Geld wieder reingeholt ist. Ich bin aber der Meinung, dass hier viel längere Amortisationszeiten angesetzt werden können, die in etwa der jeweiligen Nutzungsdauer entsprechen. Der Umwelt hilfts in jedem Fall.
 
@Herr Kornmayer

Luft ist besser als ihr Ruf
Um das mal zu quantifizieren: der U-Wert bei 30er Mauerwerk mit 5cm Luftschicht= 1,25, mit 5 cm WLG-035-Dämmung 0,48, immerhin mehr als doppelt so gut. Das ist doch was.

Wärmebrücken: eine Kerndämmung erhöht erst mal an allen Stellen die Innenwandtemperatur. Die Kondensation fände an der Innenseite der Außenwand statt, dort wo keine Wärmebrücke sich befindet.

Kondensationsrisiko:
Bei einer Ziegelinnenschale ist von einer verputzten Innenwand auszugehen, Undichtigkeiten wären das größte Riskiko, was man ausschließen (ggf. durch Nacharbeiten) sollte. Dies mal vorausgesetzt wäre rein rechnerisch der Kondensatausfall in einer 90-Tage-Kälteperiode minimal, die Trocknungszeiten kurz.

Und noch mal zur Rentabilität: natürlich soll am Ende auch was bei rauskommen. Aber wenn man eine 10-Jahre-Rentabilität ansetzt, hat es selbst bei den heutigen Energiepreisen eine Dämmmaßnahme der Außenwände schwer, das muss klar gesagt werden.

Es wird aber auch von der Anti-Dämmfraktion immer gerne so gerechnet. Warum aber ausgerechnet 10 Jahre? Die Häuser stehen meist noch ein wenig länger und die Sanierer leben hoffentlich auch nach 10 Jahren noch. Und eine höhere Behaglichkeit Winters wie Sommers bedeutet ja auch mehr Wohnkomfort.
 
"Wenn mein einziges Werkzeug ein Hammer ist, sieht jedes Problem wie ein Nagel aus."

so Abraham Maslow.



Verehrter Herr Göb,

die Dämmung eines Hauses ist eigentlich nur ein Ansatzpunkt um den man sich kümmern sollte. Alleine im Dämmen ist nicht das Heil der Energieeinsparung und des gesunden Wohnens zu suchen.

Weltbilder ändern sich und es wäre einmal an der Zeit die alten Anschauungen, in denen einfach zwischen Schwarz und Weiß unterschieden wurde über Bord zu werfen. Da gibt es schon noch etwas dazwischen.
Ich glaube nicht dass es Absicht ist, doch empfinde ich es schon als eine gewisse Impertinenz, wenn ich einfach in die Schublade einer "Anti-Dämmfraktion" geschoben werde, die in dem von Ihnen bevorzugten Weltbild wohl noch vorkommt. Da bitte ich doch etwas um Mäßigung in Einschätzung und Wortwahl.
Mein Haus ist genauso gedämmt wie viele andere auch - nur halt mit vernünftigen Mitteln und vor allem zum Objekt passend. Ich baue Häuser mit und ohne Dämmung und auch mit und ohne Lehm. Das ist mehr Vernunft denn Emotion gefragt. Es geht hier natürlich neben den Präferenzen des Bauherren darum, ob eine Maßnahme sinnvoll ist und vor allem ob diese Maßnahme zum Objekt passt. Einfach Online ein Produkt oder ein "UmJedenPreisDämmen" zu empfehlen ohne irgendeinen Randparameter abgeklopft zu haben halte ich für nicht richtig und dies würde meine Vorstellung von Seriosität nicht unterstreichen.

Es geht mir hier überhaupt nicht um die Verteufelung "der Dämmung" an sich oder irgendeines Dämmsystemes, sondern ich halte es für durchaus gerechtfertigt Fragestellern auch aufzuzeigen, dass so eine Sache gründlich in die Hosen gehen kann wenn man sich irgendeinem Feld-Wald-Wiesen-Sanierer anvertraut, der natürlich sein Material/Arbeitsleistung verkaufen will. Ich sehe dieses Forum eher aus der Sicht des Bauherren/Fragestellers, denn aus der Sicht eines Verkäufers.

Das es aus Ihrem Profil leider nicht ganz klar hervorgeht, würde mich schon mal interessieren ob Sie als Planer, ausführender Handwerker oder Bauherr argumentieren.

Gruß aus Wiesbaden,

Christoph Kornmayer
Dämmliebhaber


P.S.: Zur Aufklärung: Die immer wieder genannten 10 Jahre gründen übrigens nicht auf der üblichen Halbwertzeit des Styropors sondern stammen aus der kaufmännischen Investitionsrechnung, in Anlehnung an die Endwertmethode. Nach etwa 10 Jahren sollte eine Investition einfach "im Geld" sein. Wenn meine Investition 10 Jahre angelegt mehr Geld einspielt als meine Dämmmaßnahme sollte ich da mal genauer drüber nachdenken (lassen). Wenn dies nämlich der Fall wäre legte ich wohl - rein kaufmännisch - das Geld beiseite und denke in Zehn Jahren noch mal darüber nach.

Wenn die Dämmmaßnahme aus geliehenem Geld finanziert wird muss das natürlich in die Rechnung mit eingehen. Diese 5% Kapitalkosten werden bei der Berechnung gerne vergessen.
 
Das hatte ich nicht beabsichtigt

Herr Kornmayer!

Ich rechne Sie auch weiterhin zum Kreis derjenigen die mit Verstand und ohne Dogmen mit dem Thema umgehen.

Im Übrigen mag ich selbst keine Schubladen, bin aber hoffentlich mit Argumenten auf das von Ihnen geschriebene eingegangen.

Nochmal zu Amortisation, das "Gegenstück" in der Finanzbuchhaltung ist ja die Abschreibung: Investitionen in Anlagentechnik werden mit 10-15 Jahren Abschreibung gerechnet. Häuser wesentlich länger.

Tatsache ist aber, dass "die Anti-Dämmer" gerne mit 10 Jahren rechnen, um Dämmmaßnahmen u.a. auch damit ad absurdum zu führen. Darauf bezog sich meine Äußerung.

Meiner Meinung nach wird aber oft ein anderer ganz entscheidender Fehler bei der Rentabilität gemacht: es wird von einer reinen Bedarfsrechnung ausgegangen ohne den tatsächlichen Verbrauch zu berücksichtigen. Bei einem sparsam beheizten EFH rechnet sich dann wirklich nichts mehr.
 
Naja...

...ich habe Markus' Beitrag auch nicht so verstanden. Und mit den "Standard-10-Jahren" tu' ich mich auch etwas schwer. Darüberhinaus sind Amortisationsrechnungen generell (ob in der Industrie oder bei einer Investition in eine Dämmung bei einem Eigenheim) die mit Abstand am annahmebelastetsten Rechnungen, die ich kenne. Als Ingenieur, der unscharfe Parameter nicht mag, hat man seine Probleme damit. Da ist mir manche Bauchentscheidung lieber.
Zum Thema "Die Luft ist manchmal besser als ihr Ruf", für stehende Luft mag das ja zutreffen, wenn das Ganze Lüftungöffnungen oben und unten hat, ist das schon arg geschmälert.
Und die Anker zwischen Innen- und Außenschale haben ja mit der Einblasdämmung die bestmögliche Einbindung einer Wärmebrücke, besser als jeder Dämmkeil.

Gruß Patrick.

P.S.: Mit dem Wort "auch" im Satz "Es wird aber auch von der Anti-Dämmfraktion immer gerne so gerechnet" hat Markus dich übrigens ausgeklammert...
 
Interessante Diskussion

Ich freue mich sehr, dass sich so eine aufschlussreiche Diskussion entspinnt.
Der Gesamtstandard des Hauses ist nicht gerade berauschend. Einige Fenster sind alt (Doppel-Kasten-Fenster), manche neu, einige gut, andere mittelmäßig. Das Dach wurde mal gedämmt, aber dafür ist bei der Heizung bald eine Erneuerung fällig. Die Außenwände sind nur eine "Baustelle" von mehreren. Die Fassade ist in den 60er oder 70er Jahren mit Platten verkleidet worden, die schaurig aussehen und von denen ich lieber gar nicht genau wissen will, woraus sie sind (ist noch mal ein ganz anderes Thema). Wenn man dann die notwendigen oder erwünschten Maßnahmen zusammen betrachtet, ergibt sich mit der Rentabilität ja vermutlich ein ganz neues Bild. Jedenfalls muss das dann "mit spitzem Bleistift" kalkuliert werden.
Wenn sich aber für die Außenwände durch Einblasdämmung die U-Werte etwa halbieren laßen, scheint mir das schon eine Attraktive Lösung zu sein.
Unter den "Fassadenplatten" verbirgt sich eine durchaus charmante Klinker- und Putzfassade, die man in der Nachbarschaft noch mehrfach sehen kann. Deswegen wollen wir, wenn wir die Fassade mal angehen, nicht durch eine vorgesetzte Dämmschale vom Regen in die Traufe kommen.

Beste Grüße aus Berlin

O. Krüger
 
Für mich hört sich das alles so an,

als wäre eine Energieberatung sinnvoll, die alle geplanten möglichen und unmöglichen Varianten gegenüberstellen und bewerten kann. So vermeidet man, dass an der ein oder anderen Stelle vielleicht viel Geld ausgegeben wird, dass an der anderen Stelle, wo es vielleicht sinnvoller wäre zu investieren, fehlt.
Dann kommt die Frage hinzu, warum wurde die Bekleidung von außen angebracht. Dies hat häufig auch den Grund gehabt, dass es Feuchteprobleme durch von außen eindringendes Wasser gab, was auf diese Art und Weise vermieden werden sollte. So könnte es natürlich sinnvoll sein wieder an eine neue Außenbekleidung zu denken, auch wenn sich vielleicht an einem anderen Haus, dass genauso gebaut ist, solche Probleme nicht zeigen.
 
Zweischalige Außenwände

Um Baumaterial einzusparen, wurden in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die Außenwände vieler Ein- und Zweifamilienhäuser in zweischaliger Bauweise mit Luftspalt ausgeführt, auch als Hohlmauerwerk bekannt. Die Dämmeigenschaften dieser Außenwände entsprechen in etwa der Vollmauerwerkbauweise, aber auch nur dann, wenn ruhende Lutschicht im Luftspalt vorausgesetzt werden kann. Dies ist aber leider, wie meine umfangreichen praktischen Erfahrungen zeigen, nicht der Fall. Messungen mit dem Blower-Door System unter Einbeziehung von Nebelgas beweisen dies ganz deutlich. Im nunmehr über 70-80 Jahre alten Mauerwerk verursachen Fugen, Risse, Undichtigkeiten in der Mauerkrone und Mauerdurchbrüche einen ständigen Luftaustausch zwischen Luftspalt, Außenluft und Innenluft. Holzbalkendecken bilden hier einen besonderen Schwerpunkt, beim Blower-Door-Test schwebt der Teppich und es zieht aus den Fußbodenleisten. Wir haben also im Mauerwerk eine mehr oder weniger stark bewegte Luftschicht. Messungen mit dem Anemometer in unterschiedlichen Häusern ergaben Luftgeschwindigkeiten zwischen 3 cm/s und 120 cm /s! Man kann also bei einer solchen Konstruktion in keiner Weise U-Werte von 1,3 oder so ansetzen. Jeder kann das selbst nachrechnen, bei bewegter Luftschicht ergeben sich U-Werte zwischen 1,7 und 2,2, also richtig schlecht! Abhilfe schafft hier die Kerndämmung. Dabei wird der Luftspalt mit einem geeigneten Dämmmaterial (z. B. Perlite)ausgeblasen. Dies beseitigt komplett den beschriebenen Luftaustausch und die eingeblasene ca. 7 cm dicke Dämmschicht verbessert die Dämmwirkung der Außenwand um den Faktor 3-4. Die Kosten einer Kerndämmung für ein mittleres Einfamilienhaus, der Einblasvorgang dauert etwa 4-6 Stunden, sind mit ca. 3500,- € vergleichsweise niedrig. Eine Außendämmung ohne Kerndämmung kann nicht empfohlen werden, wenn ruhende Luftschicht im Hohlraum nicht sichergestellt ist. Deshalb zuerst Kerndämmung, und dann bei Bedarf Außendämmung. Kerndämmungen sind bei vorhandener Außendämmung auch nachträglich noch möglich.
 
Desaster as usual

Hallo Herr Schöne,

das zweischalige Mauerwerk ist besser als sein Ruf. Zunächst einmal wurde nicht zweischalig gebaut um Baumaterial einzusparen, sondern um Feuchte- und Temperaturschwankungen besser in den Griff zu bekommen. Die Innenschalen sind (im Gegensatz zu heute) in den meisten Fällen nicht tragend. Systemerläuternd:

Auch früher war Energie schon teuer und die Ottonormal- und Geschosswohnungsbauten darf man sich nicht so wunderbar geheizt wie heute vorstellen. Geheizt wurde in der Küche, samstags im Bad und sonntags in der Guten Stube. Ansonsten kann man sich das ganze als eine im Winter ziemlich kühle Angelegenheit vorstellen.
In diesem Milieu hat von außen an das Mauerwerk ansetzende Feuchte ein weitaus leichteres Spiel als bei heutigen Innenraumtemperaturen. Man kann das vergleichsweise in länger leerstehenden Gebäuden richtig fühlen. Dem Muff folgt der Feuchteschaden.

Logische Schlussfolgerung => Zweischalig bauen! Gute Idee. Uralt und schon bei den Chinesen bekannt: Tragende Außenwand mit Feuchteeintrag (Regen) in die Luftschicht. Trockene Innenschale (11,5 cm Ziegel oder 5 cm Bims) die - da vollkommen trocken - Nutzungsfeuchte aus dem Innenraum ebenso in die Luftschicht abgeben kann. Dann muss also nur noch irgendwie die Feuchtigkeit aus der Luftschicht raus? => Unten Löcher, Oben Löcher: Luft geht unten rein, erwärmt sich an der Innenwand, nimmt Feuchte auf und steigt auf.
Nach diesem Funktionsprinzip wird noch Heute halb Norddeutschland bebaut, jedoch mit einer zusätzlichen Dämmebene: an der Innenwand liegend, doch noch immer mit Luftschicht zum Abtransport der Feuchte.

Ob sich ein altes zweischaliges Ziegelmauerwerk überhaupt für eine Kerndämmung eignet kann überhaupt nicht pauschal beantwortet werden, da gibt es zuviele Variablen: Größe der Luftschicht, gibt es Feuchteeintrag in die Wand, wenn ja, ist dieser gleichmäßig (Wetterseite, Bäder), gibt es im Verband eine Schicht aus Verblendern, wohin diffundiert die Feuchte aus dem Innenraum, usw ....

Rein rechnerisch wird sich das Einblasen hinsichtlich des Dämmwertes positiv darstellen, doch handelt es sich hier um eine Modellrechnung unter Laborbedingungen bei der ein Feuchteeintrag weder mit kalkuliert, noch eine Aussage über den Abtransport der Feuchte getroffen wird. Wenn nun nach ein paar Jahren (5 - 7 cm Dämmung sind nun halt mal nicht wirklich viel) der Entschluss gefasst wird eine Außendämmung aufzubringen ... Desaster. Aber dann sind ja alle zuvor Beteiligten bereits aus der Gewährleistung - mit Ausnahme des Architekten, der den Gutachter dann so tolerant erlebt wie einen Kampfhund auf dem Spielplatz.

Gruß aus Wiesbaden,

Christoph Kornmayer
 
Thema: Einblasdämmung in altem Mauerwerk mit Luftschicht

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