Kerndämmung einer 2-schaligen Fassade

Diskutiere Kerndämmung einer 2-schaligen Fassade im Forum Fußboden, Wand & Decke im Bereich - Hallo, das 2-schalige Mauerwerk meines 40 Jahre alten Hauses soll nachträglich gedämmt werden. Innenmauer Gittersteine, Außenmauer fest gebrannte...
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Guido

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Hallo,
das 2-schalige Mauerwerk meines 40 Jahre alten Hauses soll nachträglich gedämmt werden. Innenmauer Gittersteine, Außenmauer fest gebrannte rote Ziegelsteine, Intakte Fugen und 8 cm Luftschicht. Gestern war eine Fachfirma bei mir und will mir ein Angebot über das Einblasen von Rockwool-Steinwolle machen. Bislang habe ich an 2 Ecken im Obergeschoss ganz leichte Schimmelflecken, ansonsten ist alles trocken. Ich habe aber Bedenken, dass die Steinwolle nass werden könnte (Schlagregen Westseite!) und ich demnächst ganz nasse Wände habe. Diese Bedenken wurden von der Fachfirma natürlich abgewiesen, "die Steinwolle nimmt keine Feuchtigkeit auf". Aber wo bleibt sie denn? ("Verdunstet wieder nach außen")
Je mehr ich (auch hier) lese, desto unsicherer werde ich. Eigentlich hatte ich mich mit der Steinwolle schon angefreundet. Welches Material ist denn richtig Perlite, Schaum oder Glaswolle? Hier im forum ist die Tendenz eher zu Perlite. Was ist denn an der Steinwolle-Kerndämmung nicht gut? Könnt ihr mich vielleicht neutral aufklären. Vielen Dank.

Guido
 
Einblasdämmstoff HK 35

Seit geraumer Zeit gibt es dieses Produkt auf dem Markt.

http://www.hk-35.de/eigenschaften.htm

Bin auch durch einen Fachmann darauf aufmerksam gemacht worden, der bereits seit mehr als 15 Jahren Einblasfachbetrieb für Isofloc ist.
Fa. L. Fröschke in Münchhausen bei Finsterwalde.

Grüße Udo Mühle
 
Hallo Herr Swittkows,

die grundsätzliche Frage haben Sie sich eigentlich schon selbst gestellt: Aber wo bleibt die Feuchtigkeit? "Verdunstet wieder nach außen? => wäre der richtige Weg, wenn jedoch alles verpappt ist und die Öffnungen verschlossen sind ..... ich melde mich dann bei der Sanierungsanfrage. Lesen Sie hierzu noch meinen Beitrag "Desaster as usual", hier geht es um eine ähnliche Problematik.

Gruß aus Wiesbaden,

Christoph Kornmayer
 
Vorsatzschalen aus Mauerwerk

Um die Palette möglicher Desaster noch etwas anzureichern:

Es häufen sich die Fälle, in denen 25 bis 40 Jahre alte Vorsatzschalen aus Mauerwerk sich ablösen. Das kann im Einzelnen sehr verchiedenartige Ursachen haben, wie zuwenig Anker, falsche Anker, zu dünne Anker, keine ordentliche Abfangung etc...). Entsteht dann Druck, werden die Reaktionen irgendwie in der Mauerwerksschale sichtbar.

Also: ich würde die Finger davon lassen.

Grüße
 
Herrn Kornmayer`s Warnhinweise kann ich voll unterstützen.

Das von Herrn Mühle empfohlene Material ist völlig wasserabweisend. D.H. anfallende Feuchte wird keineswegs kapillar weitergeleitet. Das Kondenswasser steht und sammelt sich im Sockelbereich.
 
Was passiert denn mit dem Wasser hinter der Schalung ?

Hallo,

vielen Dank für die gemachten Ratschläge und link-Hinweise. Ich habe bitte noch eine Frage, die ich mir als bauphysikaliser Laie immer noch stelle:
Das Isofloc-Material ist völlig wasserabweisend. Das heißt, dass anfallendes Wasser durch die Hohlräume zwischen den Kügelchen nach unten abfließt, richtig? Also praktisch wie heute auch an der Rückseite der Mauerschale.
Aber Steinwolle ist doch lt. Datenblatt der Fa. Rockwool diffusionsoffen und wasserabweisend. Heißt das nicht dasselbe? Wenn die Steinwolle das Wasser nicht aufsaugt muss es doch auch aufgrund der Schwerkraft nach unter fließen. Oder heißt das, dass nur die Steinwolle Wasser nicht aufnimmt, dieses aber in den Zwischenräumen der Steinwolle verbleibt und ggf. auch noch in Richtung Innenwand transportiert wird?

Guido
 
Steinwolle kann Kondenswasser nicht kapillar weiterleiten. Das heißt:

Wassertropfen setzen sich an der Steinwolle fest, die Wolle wird schwerer,sackt zusammen. Das Ergebnis: ideales Raumklima für Schimmelpilze wird geschaffen, hohe Heizkosten durch große Kältebrücken,Hohlräumparadies für Mäuse &Co. sowie Feuchteschäden an der Bausubstanz.Der Begriff Diffusionsoffen ist ein reiner Werbespruch,der hier nichts bedeutet. Zellulosedämmwolle (Isofloc)kann Feuchte aufnehmen und (in geringem Maße) weiterleiten.
 
Feuchte Dämmung dämmt nicht

Hallo Herr Swittkows,

es entsteht in der Wand natürlich kein Sturzbach der nach unten fließt, sondern eben ein Niederschlagswasser, das an verschiedenen Punkten ausfallen kann. Eben auch in der Dämmlage. Die diffusionsoffenen Dämmstoffe geben dies auch wieder ab, wenn denn die Möglichkeit des Abtransportes gegeben ist. Die Steinwolle selbst besteht aus Spat, Dolomit, Basalt, MineralÖl usw. und kann natürliche keine Feuchtigkeit aufnehmen, diese aber in den Zwischenräumen halten - je nach Umgebung.

Wenn der Abtransport der ausgefallenen Feuchte nicht geregelt ist wird eben dies ein Fall für die "Ausgleichsfeuchte"
=> z. B. feuchte Dämmung im Fußbereich gibt die stehend Feuchte an die trockenere Innenwand ab. Super.

Gruß aus Wiesbaden,

Christoph Kornmayer


P.S.: Hin und wieder stecke ich mal ein Feuchtemessgerät in eine alte Mineralwolllage und hege den leichten Verdacht, dass ohne geregelte Luftzu- und abfuhr das System Mineralwolle nicht das hält was es verspricht. Feuchte Dämmung dämmt nicht.
 
Gelten die Aussagen für alle Einblasmaterialien?

Hallo,

wenn ich das richtig verstehe, können alle Materialien die man in die Hohlschicht einblasen kann Feuchtigkeit halten? Oder gibt es ein Material, welches das nicht macht?

Der Verblender hat nirgendwo Lüftungsgitter. Wie sieht es denn aus, wenn man im Bereich der Fenster und im Sockelbereich nachträglich Lüftungsgitter einbohrt?

Guido
 
Kerndämmung einer 2. Schale

Dann würde ich schon einmal vorbeugend einen Seitenkanalverdichter mit Prozeßlufttrockner kaufen, denn irgendwie muß man die eingedrungene Feuchtigkeit ja ausblasen, von selber macht sie das nicht.
Also: ich glaub nicht an das Funktionieren einer nachträglich eingebrachten Kerndämmung, schon gar nicht mit Dämmstoffen, die Wasser an sich binden können oder gar quellen. Nicht umsonst wird für Kerndämmungen eine bauaufsichtliche Zulassung genau hierfür gefordert.
 
Kerndämmung

Lieber Guido,
um Dir das Problem mit der Kerndämmung etwas näher zu erläutern, fasse ich noch mal zusammen:
Die äußere Wandschale Deiner Mauer ist nicht wasserdicht. Keine Mauerschale mit 11.5 cm Dicke ist das, besonders Sichtmauerwerk aus Klinkern nicht. Schlagregen dringt durch die Fugen in den Hohlraum. Entweder akkumuliert sich die Feuchte an sorptionsfähiger Dämmung oder sie läuft an nicht sorptionsfähiger Dämmung nach unten, zum Mauerfuß. Dort wird meistens die Innenwand nass, denn außen ist der dichtere Sockelbereich.
Deshalb werden Kerndämmungen heute nur noch mit Luftspalt gebaut, das eindringende Wasser läuft an der Innenseite der Außenschale nach unten und kann über Öffnungen aus dem Mauerwerk laufen. Die Dämmung bbleibt so trocken. Eine spezielle Abdichtung sorgt dafür, das kein Wasser an den Innenfuß der Mauer gelangt.
Dein Mauerwerk ist weder mit einer Dichtung am Fuß oder an den Laibungsbereichen noch mit Entwässerungsöffnungen versehen.
Entweder hast Du FEUCHTE, UNWIRKSAME oder VERKLUMPTE, ZUSAMMENGESACKTE Dämmung sowie eine nasse Innenwand im Erdgeschoß, wenn Deine Fassade mit Schlagregen belastet ist.
Eine Belüftung funktioniert nicht.
Wenn Sie funktionieren würde, setzt Du damit im Winter die Dämmwirkung gleich Null.

Also:
Nachträgliche Innendämmung ist eine heikle Sache.
Warum?
Sie funktioniert nur gut, wenn kein Schlagregen von außen in die Dämmung gelangt; eine einfache Verklinkerung mit 0,5 Stein reicht nicht aus.
Zur Sicherheit vor eventuell doch eindringendem Wasser sollten nur zugelassene Einblasdämmungen, die sich nicht setzen und wasserresistent sind, verwendet werden und es ist für eine Wasserabführung zu sorgen.
Beim Einbau sind Fehler wie zu lockere Schichtung, Hohlstellen usw. die zu nachträglichen Sackungen führen können, nie ganz auszuschließen.
Wer so was als Ausführender anfässt, muß entweder sehr gut oder sehr kaltschnäuzig sein.

Viele Grüße
 
Wo sind denn die Befürworter der nachträglichen Kerndämmung?

Lieber Gerd,

vielen Dank für Deine Zusammenfassung. Sie, genau wie die vorherigen Beiträge, haben mir den Sachverhalt wirklich näher gebracht. (vielen Dank auch dafür!)

Ich stell mir aber nun die Frage, wo denn die Befürworter der nachträglichen Kerndämmung sind. Bisher habe ich ja nur "negative" Dinge über die nachträgliche Kerndämmung gehört. Es gibt so viele Firmen, die Kerndämmungen anbieten, viele links sind auf dieser Seite geschaltet. Wartezeiten von 4-6 Wochen bei Handwerkern sind z.Zt. normal. Warum kommt denn aus diesen Reihen niemand mit einem Lösungsvorschlag?

Sorry, ich möchte keineswegs das bisher geschriebene in Zweifel ziehen. Ich würde aber gerne auch einmal die andere Seite zu Wort kommen lassen. Danke für das Verständnis.

Viele Grüße
Guido
 
Empfehlung der DENA

Hallo,

als Neubesitzer eines alten Klinkerhauses musste ich mich mit dieser Problematik auch schon auseinandersetzen.
Nach vielen Recherchen und auch auf Grund der Berechnungen eines Energieberaters habe ich mich von der Idee einer Dämmung meiner Aussenwände erstmal verabschiedet. Intakte Bausubstanz ohne Feuchteschäden ist mir wichtiger, als vermeintliche Einspareffekte. Denn wie oben schon gesagt: Einen feuchte Dämmung dämmt nicht!
Aber schau Dir doch mal die Broschüre über Wärmedämmung der DENA an, da wird ausdrücklich von einer Kerndämmung bei Klinkerfassaden abgeraten:
http://www.energieverbraucher.de/files.php?dl_mg_id=89&file=dl_mg_1057155029.pdf

Beste Grüsse und Mut zur "richtigen" Entscheidung
Kalle.
 
Hallo Herr Swittkows,

da ist es halt wie im richtigen Leben. Auf die Befürworter jenes Dämmverfahrens muss man wohl 4-6 Wochen warten. :))

Verzeihung, auch wenn das Haus "erst" 40 Jahre alt ist => Finger weg davon!

Gruß aus Wiesbaden,

Christoph Kornmayer
 
Und was ist mit SLS 20?

Ich habe eine etwas andere Situation, aber nicht unähnlich:
100 Jahre altes Haus, Außenschale: Im Boden mit Bitumen und Styrodur versiegelt, oberirdisch verputzt und mit (undurchlässiger?) Fassadenfarbe gestrichen, 24 cm Vollziegel, 7 cm Luft, Innenschale 24 cm Vollziegel, difussionsoffen verpuztz und gestrichen. Gemauertes Ringfundament, Lehmboden.
Ich frage mich nur mehrerlei:
1) Woher sollte Kondenswasser kommen, wenn es keine zirkulierende Luft gibt?
2) Geht Schlagregen durch eine versiegelte Putzschicht und ein 24er Mauerwerk?
3) Wandert etwaige Feuchte nicht in die Innenmauer und verdunstet oder versickert im Fundament?
4) Kennt irgendjemand der hier im Forum warnt einen einzigen Fall wo es zu Bauschäden gekommen ist (ich finde im Internet ausschließlich nur Hypothesen)?
5) Kennt irgendjemand der hier im Forum warnt einen einzigen Fall wo es wegen durchfeuchteter Kerndämmung zum Verlust der Dämmwirkung gekommen ist (ich finde im Internet auch hier ausschließlich nur Hypothesen)?
6) Was ist von dieser Studie zu halten: http://www.impulsprogramm.de/downloads/Downloadbereich/kerndaemmung.pdf
7) Ist das hydrophobe SLS20 gefärdet Feuchtigkeit zu speichern und so zur Wärmebrücke zu werden?

Danke für Antworten!

Und viele Grüße

Frank
 
Wir müssen unterscheiden

Wir müssen unterscheiden zwischen zweischaligem Mauerwerk das idR verputzt ist und einen Hohlraum aufweist - und zwischen Vorsatzschalen aus Klinkermauerwerk die hinterlüftete Hohlräume haben.
Beim ersten, dem zweischaligen Mauerwerk besteht - immer unter der Vorraussetzzung dass der Außenputz intakt ist - überhaupt keine Gefahr bei einer Ordentlich eingeblasenen Dämmung wenn man das das richtige Material nimmt.
Klinkermauerwerk ist Sichtmauerwerk und die Fugen sind nicht Schlagregendicht. Deshalb ist es auch hinterlüftet. Es gibt Experten die diese Hinterlüftung, schließen weil die Dämmung soll ja nicht durchströmt werden soll, und den Hohlraum dann ausblasen.
Dieser Hohlraum ist dazu da um die Feuchtigkeit weg zu bekommen die durch die Fugen zieht - er darf nicht verschlossen geschweige denn verfüllt werden. (Denkt nur an die damals nur verzinkten Mauerwerksanker die dann in einer permafeuchten Umgebung langsam durchrosten und dann die ganze Fassade... nein ich wills nicht zu Ende denken)
Ganz anders der Hohlraum beim Zweischaligen Mauerwerk - der war schon immer wegen der Dämmwirkung da. Wenn man den verfüllt nimmt diese Dämmwirkung zu.
Grüße aus dem Lippischen
 
Ich denke das bei der Anwendung entsprechender Dämmmaterialien, geimeint ist hier HK35,SLS20 etc.,keine Dämmwolle!, die vorgenannten Einwände bei Einblassdämmungen überzeichnet sind.
Die Schlagregenbeanspruchung führt zunächst zur Sättigung der Schale(was bei 20-40l/m² erstmal erreicht werden will). Danach erst kommt es zur Wasserbelastung der Dämmung.

Bei Verwendung von adequatem Dämmmaterial(Hydrophob) und fachgerechtem Einbau wirkt sich die Belastung der Innenschale durch Kondensation der nassen Außenschale genau so groß oder klein aus wie ohne Dämmung.
Also weder vor noch nachteilig!
Was jedoch nachteilig wirkt ist die Behinderung der Diffusion der Außenschale infolge Beschichtung(dazu zähle ich auch Hydrophobierende Lösungen) bei gleichzeitigem schadhaftem Fugenbild.

Mein Fazit, Feuchteschäden an einer Fassade haben zumeist andere Hintergründe und bestanden bereits vor dem Einbau einer Einblassdämmung.

Ich lass mich jedoch gern eines Besseren belehren.
Nur dazu bitte Fachlektüre und veröffentlichte Untersuchungsbericht angeben und nicht bloße Vorurteile aufzählen die bei irgendeinem Objekt das Ihr schon mal gesehen oder von dem Ihr schon mal gehört habt so bestätigt wurde.

gruß jens
 
Zahlen zur Kerndämmung

Ich kaufe gerade ein Haus aus den fünzigern. Die Aussenwand besteht aus zwei 11,5 cm Ziegelschalen und 5 cm Luftspalt.
Nach der Lektüre der Beiträge um Kondensation, Taupunkt etc. habe ich ein Taschenrechner zur Hand genommen und durchgerechnet verschieden Varianten der nachträglichen Wärmedämmung.
Zuerst der IST-Zustand k=1,20 W/m²*K, die Kondensation beginnt bei -12°
Mit 5 cm Kerndämmung statt Luftspalt k=,62 W/m²*K

Nur mit Aussendämmung 10 cm Styropor k=0,33 W/m²*K

Mit Aussenwärmedämmung und Perlit im Luftspalt k=0,26 W/m²*K

Meine Schlussfolgerungen:
-durch die Kerndämmung erreiche ich den erforderlichen k-Wert nicht, gleichzeitig aber schon bei relativ hohen Außentemperaturen beginnt die Wasserkondensation in der Außenschale.
-durch die Außendämmung verbessere ich den k-Wert radikal, die Kondensation ist völlig ausgeschlossen.
-bei Dämmung von Außen und im Luftspalt erreicht man keine wesentliche Verbesserung des k-Wertes.

Ich werde auf Kerndämmung verzichten, und nur von Außen dämmen. Das Haus hat zwei Vollgeschosse und ein Ausgebautes Dach. Denke ich richtig, oder ist noch was zu beachten
 
Macht eine Kerndämmung Sinn...

...wenn bereits Außen mit Styrodur gedämmt wurde? Ich stelle fest, dass der Luftzwischenraum in der doppelschaligen Wand ca. 8 Grad bei -7 Grad Außentemperatur beträgt. Für meine Begriffe würde es Sinn machen, aber wäre der Aufwand zu rechtfertigen?

Vielen Dank für eure Antworten

M. Graeser
 
Thema: Kerndämmung einer 2-schaligen Fassade
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