Wie und womit dämme ich ein Fachwerkhaus von Innen?

Diskutiere Wie und womit dämme ich ein Fachwerkhaus von Innen? im Forum Fachwerkkonstruktion im Bereich - Ich möchte ein ca.20cm starkes Fachwerk von innen dämmen. Baujahr ca. 1770. Die Gefache sind mit Ziegelsteinen ausgemauert und von innen mit...
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Frank Angermann

Guest
Ich möchte ein ca.20cm starkes Fachwerk von innen dämmen.
Baujahr ca. 1770.
Die Gefache sind mit Ziegelsteinen ausgemauert und von innen
mit Lehm/Stroh verputz.
Kann ich mit einer Luftschicht zwischen Aussenwand und neuer
Isolierung (Glasswolle)arbeiten? Dessweiteren Dampfsperrfolie
und Riegipsplatte.Wie verhält sich der Taupunkt?
Oder wie sollte ich vorgehen?
Ich möchte alles in Eigenleistung erbringen.
 
Entschuldigung, aber dieses Thema wurde hier im forum

bereits "tausendmal" durchgekaut. Bitte lesen Sie mal im Forum diesbezügliche Berichte durh.
Danke
 
verdammte Dämmung

Hallo Frank

Hier noch schnell einige allgemeine Hinweise zur Innendämmung von Fachwerken. Der Text ist dem WTA Merkblatt 8-5-00/D des Referates 8 im WTA entnommen:

"....Wird eine Innendämmung aufgebracht, ist stets der gesamte Wandaufbau zu betrachten. Hierbei ist eine besondere Bewertung hinsichtlich des wärme- und feuchtetechnischen Verhaltens erforderlich.
Die zusätzliche innere Wärmedämmung sollte den Wert von (delta)R1 = 0.8 m2K/W nicht überschreiten. Die Eignung anderer Konstruktionen ist gesondert nachzuweisen. Bei fachwerksichtigen Außenwänden ist eine möglichst winddichte Innenabdeckung einzubringen. Diese kann mit verschiedenen Materialien hergestellt werden und bedarf besonderer Sorgfalt in der Ausführung.
Bei der Verwendung von Innendämmsystemen ist darauf zu achten, dass keine Hohlkonstruktionen entstehen, da in der Praxis eine luftdichte Ausführung nur erschwert (luftdichte Elektro- und Sanitärinstallationen, luftdichte Wand-, Decken- und Bodenanschlüsse, etc.) herzustellen ist. In diesen Fällen besteht eine erhöhte Gefahr der Kondensation im Bauteilinneren durch Konvektion. Eine spezielle Schwierigkeit des Fachwerkbaus ist häufig ein unebener Untergrund, z.B. bei unterschiedlichen Holzdicken bzw. einem Versatz zwischen Holz- und Ausfachungsoberfläche. In diesen Fällen sind spezielle Maßnahmen bzw. Verfahren anzuwenden, um Hohlräume zu vermeiden.

Eine feuchtetechnische Berechnung hinsichtlich des Tauwasser-Ausfalls im Inneren von Bauteilen ist zumindest nach DIN 4108 (WT < 0,5 kg/m2) oder anderen geeigneten Berechnungsverfahren durchzuführen, wenn nicht durch wissenschaftlich abgesicherte Versuche oder bewährte Bauteile die Zulässigkeit sichergestellt ist.
Gemäß WTA-Merkblatt 8-1-96-D ist innenseitig keine dauerhaft wirksame Dampfsperre anzuordnen, um den kapillaren Feuchteausgleich nach innen zu erhalten. Das gilt ebenso für diffusionstechnisch zu dichte Dämmstoffe. Nur in Ausnahmefällen kann eine dampfsperrende Schicht entgegen dieser Vorgabe angeordnet werden. Ein rechnerischer Nachweis des wärme- und feuchtetechnischen Verhaltens ist grundsätzlich erforderlich.

Bei allen Innendämmsystemen ist ein auf die spezielle örtliche Situation abgestimmter Systemaufbau wichtig. So ist z.B. zu beachten, dass bei der wetterbeanspruchten Fassade die Innendämmung nicht zu stark ausgeführt werden darf, um die Austrocknung des Gesamtbauteils nicht zu behindern. Eine Abwägung zwischen Wärme- und Feuchteschutz sowie eventuell weiterer Anforderungen ist unerlässlich. Bei der Verwendung von Putzträgern ist darauf zu achten, dass diese in der tragfähigen Ausfachung zu verankern sind. Bei Verankerungen im Holz ist mit Rissbildungen zu rechnen.
Es ist auch zu beachten, dass keine Unterbrechungen der Dämmungen z.B. durch Installationen entstehen. Die Funktionsfähigkeit der Innendämmung wird sonst beeinträchtigt.
In Zweifelsfällen ist ein Fachplaner (Bauphysiker) hinzu zuziehen.


Grundsätzlich ist anzumerken, dass bei der Fachwerkinstandsetzung Systeme eingesetzt wurden und werden, die entgegen den Vorschriften des öffentlichen Bauordnungsrechts keine bauaufsichtliche Zulassung bzw. kein bauaufsichtliches Prüfzeugnis haben. Diese Bauprodukte und Bauarten haben sich jedoch durchaus in der Anwendung bewährt. Unabhängig von Vorgaben des Denkmalschutzes muss bei der Auswahl dieser Wärmedämmsysteme eine 'Zustimmung im Einzelfall' eingeholt werden und/oder die Abweichung von der Bauordnung (auch unter dem Aspekt der Gewährleistung) in Abstimmung mit den zuständigen Baubehörden geklärt werden...."


Ich denke damit sind einige deiner Fragen im Grundsätzlichen beantwortet. Vielleicht schaust du dir, wie schon von Klaus Schillberg angemerkt, auch einmal die vielen bereits vorhanden Beiträge zu diesen Thema an


Gruß

Lutz Parisek
 
Innendämmung an unserem Fachwerkhaus

Hallo Herr Angermann,

wir haben unser Fachwerkhaus mit 10cm Innendämmung renoviert. Dazu habe ich als Vorlage das System von Knauf W623 verwendet:
http://www.knauf.de/bilder/katalog/33769/Doku_010/W62.pdf
Diese Vorwandschale ist in unserem Fachwerkhaus 6cm dick.
Anschließend wurde eine Dampfbremsfolie von Isover KM aufgebracht. Darüber kam eine Querlattung mit ca 4cm und anschließend die Gibsplatten. Den Bereich zwischen Fachwerk und Dampfbremsfolie habe ich mit Mineralwolle gedämmt und zwischen Folie und Gibsplatten mit Flachs. Der Flachs sollte einen Teil der Raumfeuchte aufnehmen. Die ganze Konstruktion habe ich bzgl. Taupunkt von einem Fachmann berechnen lassen und er hat sein o.k. gegeben.
Falls Sie weitere Infos oder Bilder möchten schreiben Sie mir eine Mail.

Grüße aus Hessen

Tobias Bucher
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Auch wenn das tausendmal besprochen wurde

Es gibt im obigen Fall doch eine Anmerkung zu machen. Ich bin in Bezug auf Innendämmung kein Bedenkenträger. Aber die obige Ausfachung mit Ziegeln ist wärmetechnisch gesehen hoch unterschiedlich (bei Neuausfachungen arbeitet man heute besser mit Leichtlehm). Mit Glaswolle zu arbeiten sollte gerade hier bedacht werden. Wenn hier Dampfbremsen nicht akkurat ausgeführt sind, ist Sperrwirkung und Winddichtigkeit perdu und Feuchte vorprogrammiert, und das mag das Holz gar nicht.

Für den engagierten Selbstbauer eignen sich auch die hier oft angesprochenen Systeme Schilfrohr evtl. auch Holzfaserplatten. Auch empfehlenswert in Hinblick auf das Innenklima und den immer wichtig werdenden sommerlichen Hitzeschutz.
Die Verschiebung des Taupunktes ist im Grunde zweitrangig. Viel wichtiger ist, wie die Feuchteregulation im Taupunktbereich entspannt wird, das geht nur mit saugenden Materialien (WTA spricht hier von "kappilarem Feuchteausgleich").
 
Innendämmung an unserem Fachwerkhaus

Das ist im Prinzip richtig.
Deshalb setzen wir ja auch eine Dampfbremse ein und keine Dampfsperre. Wie auch immer mit der Folie bleibt die Feuchtigkeit im Raum und kann nicht in die Dämmung eindringen. Natürlich ist es doch wohl selbstverständlich, dass man eine Dampfbremse akkurat montiert und mit einem BlowerDoorTest überprüft. Sonst ist das Geld und die Montagezeit für die Katz.
Wichtig ist noch und das habe ich vergessen, wir haben auch eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung im Haus. Das bringt nicht nur bessere Luft ins Haus sondern führt auch viel Feuchtigkeit ab. Habe es am selbst erlebt, denn nach dem Duschen ist das Dachfenster ohne Lüftung leicht beschlagen und mit laufender Lüftungsanlage nicht.

Gruß T. Bucher
 
auch das mit der Feuchteregulierung...

...wurde schon "tausendmal" besprochen.
Ich würde wirklich mal das Forum durchsuchen, dann stösst man sicherlich darauf, dass Feuchteregulierung auch mit einem Lehminnenputz sehr gut funktioniert, dass Lehm holzkonservierend ist und der Mineralwoll-Dampfbrems-Aufbau mehr schadet als nutzt.

Gruss und viel Erfolg beim suchen....

Marc
 
Feuchteregulierung

Der Lehmputz reguliert nur in sofern, dass er für Feuchtigkeitsspitzen einen "Pufferspeicher" darstellt. Bei kleinen Wohnungsvolumina, Luftdichtigkeit und entsprechender Feuchte"produktion" durch die Bewohner ist der irdendwann auch "voll" und Lehm ist nicht schimmelfest. Auch hier ist ein Weglüften der Feuchte unabdingbar.
Insofern halte ich die KWL-Anlage von Tobias für eine sehr gute Alternative zur Fensterlüftung.
 
"jetzt geht mir die Luft aus",kann es kaum glauben daß hier schon

historische Fachwerkhäuser im Fachwerk-Forum luftdicht verpackt werden nach dem Motto: der Lehm wird schon die Feuchteprobleme wg. "Mineralwoll-Dampfbrems-Sperre-Barackenklima" lösen! Das kann ja wohl nicht wahr sein!
Ach so ,da war ja noch eine "Zwangslüftungsanlage", Ja dann möchte ich mich mal zur Bettruhe begeben und melde mich morgen nochmals zurück.
Gute Nacht!
 
Was nicht sein darf was nicht sein kann, was nicht wer weiss was denn

Hallo Herr Schillberg, ich hab Sie ehrlich gesagt nicht verstanden.
Wer dämmt, sollte luftdicht bauen, wer von innen dämmt besonders. Und wer luftdicht baut, muss besonders auf Lüftung achten.
Da ist es völlig Wurst, ob sie die Luftdichtigkeit mit Lehminnenputz erreichen oder nicht, oder ob über Fenster oder KWL, die auch einen Ausschalter besitzt.
Wo ist das Problem?
 
@Herr Göb, da wo Sie hinwollen,waren wir schon mal!

Täglich bin ich bei Fachwerksanierungen mit typischen Bauschäden, verursacht durch Außenwand-Innendämmungen mit entprechenden Dampfbremsen/Sperren konfrontiert.
Es ist doch allseits bekannt,daß eine mehrschichtige Fachwerkaußenwand ein inhomogenes Gefüge darstellt und die feuchteeinträgliche Schwachstelle Gefachfüllungsübergang zum Holzwerk ist doch auch bekannt. Außderdem kann ich aus zahlreichen Kundengesprächen weitergeben,daß die meisten Fachwerkhauskäufer das angenehme Raumklima durch Lehm und andere kapillaraktive Naturbaustoffe sehr hoch bewerten.
Deshalb habe ich seit Jahrzehnten Außenwand-Sanierungs-Systeme auf Basis von Strahlungsheizsystemen und div. modernen Leichtlehmbaustoffen, homogen, ohne Luftschichten erfolgreich angewendet.
Bei aller DIN-ENEV und sonstiger Bauphysik- Rechnerei (Ihr Wissen in Allen Ehren) werde ich mich hüten, meinen Kunden zukünftig Wärmedämmstoffe auf der Außenwand-Innenseite zu empfehlen, die eine Dampfbremspappe oder Dampfsperre benötigen.
 
Wo will ich denn hin , Herr Schillberg?

Ich habe hier niemals einen Wandaufbau mit Dampfsperre/-bremse befürwortet, ich befürchte, Sie haben von mir oben gesagtes nicht gelesen.
Ich trete immer für kapillaraktive diffusionsoffene Konstruktionen ein. Ich habe auch gar nichts gegen Lehm.
Aber wenn Sie den mehrschichtigen Wandaufbau kritisieren: was erzählen sie denn denen hier, die erfolgreich eine Schilfrohrdämmung oder sonstige Innendämmungen im Einsatz haben - haben die alle was falsch gemacht?

Wogegen ich wirklich etwas habe, wenn hier Behauptungen (z.B. Energiesparversprechen) aufgestellt werden ohne das jemals eine fundierte Begründung nachgeliefert wird, oder bestimmte Lösungen als alleinseeligmachend hingestellt werden.
 
Innenwanddämmung

Hallo an alle,
vielen dank für die Informationen, aber bitte nicht streiten.
Wenn ich das alles richtig verstanden habe sollte man von innen nur mit Naturmaterialien arbeiten,z.B. Lehm, um keine Schäden durch Nässe zu bekommen.Wie ist denn mit Zelluloseplatten, hat damit jemand Erfahrung?
Könnte man die mit Gibsplatten erkleiden ohne Dampfbremse?
 
Hallo Herr Angermann

Hier streitet doch wohl keiner ;)...
Ich hatte hier mal einiges aus meiner Erfahrung heraus zur Innendämmung zusammengetragen, hier , ohne Anspruch Vollständigkeit!

Außerdem gibts hier etwas sehr ausführlich incl. Zellulose was zum Einlesen. Das mit dem Porenbeton würde ich allerdings nicht mitunterschreiben.

Den Hinweis, bei einer Fachwerksinnendämmung nicht die Grenzen des technisch Machbaren zu gehen, halte ich für wichtig. Das heißt aber nicht, gar nichts tun zu dürfen.
 
Thema: Wie und womit dämme ich ein Fachwerkhaus von Innen?
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