Innendämmung vom Fachwerk, nur von außen?

Diskutiere Innendämmung vom Fachwerk, nur von außen? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo Ich wurde schon sehr nett beraten, aber leider müssen wir innen anfangen. Gibt es noch einen Vorschlag wie es von innen geht? Wir möchten...
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Andrea Twardon

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Hallo
Ich wurde schon sehr nett beraten, aber leider müssen wir innen anfangen. Gibt es noch einen Vorschlag wie es von innen geht? Wir möchten nicht noch ein Jahr warten!!
Fachwerkhaus hat Baujahr 1666 und steht unter Denkmalschutz.
Die Fassade um die es sich handelt ist sichtbar und die Balken sehen noch gut aus.
1.Mein Lebensgefährte sagt das Rigibsplatten doch auch Feuchtigkeit ab- und aufnimmt,
Warum also Holzfaserleichplatten oder Leichtlehmplatten?
Ich habe oft hier gelese das es Schäden gibt bei Gibsplatten, könnt ihr mir erklären ,Warum?
2. Müssen wir, wenn wir von innen anfangen wollen die Holzfaserleichtlehmplatten aufkleben mit Lehm etc. oder können wir sie an ein Holständerwerk befestigen. Und dann bei einer Sannierung der Fächer im Frühjahr hinter die neuen Lehmsteine die Löcher mit Lehmdämmung ausstopfen.
Das wäre unsere Idee dazu.Geht das?
3. Können wir ein neues Fachwerk ,dann für uns sichtbar auf die Wand von innen bauen. Gibt es dann Vorschläge dafür?
Ich freu mich schon auf eure antworten
Ati
 
Innendämmung

Gips und Fachwerkhaus ist keine gute Idee.
Gips nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie sehr schlecht wieder ab. Die Feuchtigkeit wird dann in Richtung Holz transportiert. Dieses führt in aller Regel zu Feuchtigkeitsschäden am Holz. Bei einer Innendämmung sollte man immer einen monolithischen Aufbau, d.H. ohne Luftraum haben. Die Holzfaserweichplatten werden vollflächig in Lehm gebettet.
Gruß aus Dortmund
Harald Vidrik
 
Innendämmung von FW

Hallo,
wie mein Vorredner schon sagte, wichtig ist ein geschlossenes Gefüge zu schaffen. Das ist durch nachträgliches stopfen irgendwelcher Löcher schwierig zu machen. Grundsätzlich würde ich die Gefache vorher sanieren und dann den Wandaufbau nach Innen fortsetzen. Auf keinen Fall in der Außenwand Hohlräume schaffen, da kann euer Haus leicht unbewohnbar werden.
Gruß Harry
 
Innendämmung von Fachwerk

Hallo Ati,
es gibt da noch ein ganz anderes Problem. Das hat was mit der Nutzung zu tun. Bei unserer heutigen Wohnraumnutzung reagiert die Fachwerkaußenwand mit innenliegender Dämmung ziemlich schlecht. Es wird in der Heizphase mehr Feuchtigkeit in der Wand auftreten, ob mit oder ohne Hohlräume, ist erst einmal egal.
Je nach Beschichtung außen kann dann das Wasser nicht mehr weg im Sommer. Es reichert sich z. B. im Holz an und führt dort zu Schäden. Wenn zudem sehr viel Wasser auftritt, dann wird die Wand kalt. Bei der kalten Wand entsteht wieder mehr Feuchtigkeit, sie wird feuchter und kälter.
Also Vorsicht mit einschaligen Systemen und Innendämmung. Dabei ist es unerheblich, ob Lehm oder Gipskaron und Mineralwolle verwendet wird.
Bei der Innendämmunf werden auch die typischen Schwachstellen nicht beseitigt, z. B. Wanddurchlässe und Wandanschlüsse. Z. B. Balken einer Holzdecke leiten längs der Faser deutlich mehr Feuchtigkeit als quer zur Faser, es kann also im Winter bei den Deckenbalken zu stärkeren Auffeuchtungen kommen.
Besser ist hier eine Dämmung mit einer innen vorgesetzten Schale. Dann kann zwischen beiden Schalen der Raum hinterlüftet werden. Diese Methode hat sich in der Praxis bewährt.
Gruß
Joachim Wießner
 
@ Joachim Wießner

Wer hat Sie zum öffentlich bestellten Sachverständigen gemacht?
Bei einem monolithischen Wandaufbau und gleichen Kapilareigenschaften wird die Feuchtigkeit in Druckrichtung geleitet, in Ihrem Beispiel von innen nach außen.
Bei Lufträumen ist hier schluß mit lustig. Das anfallende Tauwasser sammelt sich dort und führt zu massiven Schäden.
Es ist mitnichten unerheblich welche Dämmaterialien genommen werden. Mineralwolle verliert durch Feuchtigkeit ihre Dämmwirkung. Gipskarton speichert die Feuchtigkeit und die Papierbeschichtung lädt zur Schimmelbildung ein.
Sollte sich meine persönlichen Erfahrungen bewahrheiten, dass die Bestellung zum öffentlichen und auch noch vereidigten Sachverständigen einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkommt?
Bitte belehren Sie mich eines Besseren.

@ Fachwerkcommunity

Wer kennt Fälle in denen sich die Methode von Herrn Wießner bei Fachwerkhäusern bewährt hat?
Wo sind die gegenteiligen Erfahrungen?
Fröhliches Diskutieren und
Gruß aus Dortmund
Harald Vidrik
 
@Harald Vidrik

Ich möchte dann doch höflichst bitten, eine andere Tonlage anzustimmen. Man kann ja in der Sache heftigst diskutieren, aber persönliche Angriffe sind nicht nur gegen die Forumsregeln, sie sind vor allem echte Spaßbremsen.

@ Fachwerkcommunity
Wo sind die gegenteiligen Erfahrungen?
 
2schalige Bauweise

@Harald Vidrik,
es ist nicht meine Art, etwas zu behaupten, was ich nicht belegen kann. Fragen Sie Herrn Preßler, den Sie kennen, mal nach der 2-schaligen Bauweise von alten Fachwerkhäusern. Die Telefonnummer finden Sie in Ihrem Profil.
Dann verraten Sie doch mal, welche Dämmung ein kapillar funktionsfähiger Lehm hat. Sonst werden hier Äpfel mit Birnen verglichen. Wenn der Lehm die gleiche Dämmwirkung hat wie der Aufbau mit Mineralwolle, dann entsteht auch Tauwasser in der äußeren Schicht der Wand, das im Winter nicht weg kann.
Gruß
Joachim Wießner
 
Leichtlehm-Vorsatzschalen haben sich bewährt

seit ca 25 Jahren betreue ich Fachwerksanierungsprojekte. Für die wärmedämmenden Außenwand-Vorsatzschalen haben meine Kunden homogene Konstruktionen aus Leichtlehm (überwiegend Hanf-Kork-Holzleichtlehm) verwendet.Sorgsam wurde an den Außenwänden auf hygroskopische (kapillar leitfähige) Baustoffwahl geachtet. Hierbei kamm Mineralwolle nie zur Anwendung! Ein wichtiges Anliegen war immer ein guter, konstruktiver Regenschutz an den Wetterseiten,wo unsere Vorfahren z.B.Schiefer,Holz oder andere Fassadenbekleidungen vornahmen. Ein 2-schaliger Wandaufbau mit Luftschicht kam dabei bis heute nie zur Anwendung.(wäre allein schon wegen erheblicher Minderung der Wohnraumflächen nicht zu empfehlen).
Jedenfalls hat sich an mehr als 500 von mir betreuten Fachwerkhäusern bis heute kein Bauschaden eingestellt. Ich hab bis heute von keinem der über 15000 LeserInnen meiner Fachbücher: NATURBAUSTOFF LEHM bzw. ALTBAUSANIERUNG mit NATURBAUSTOFFEN negative Erfahrungsberichte erhalten.
Hier beißt sich wohl die theoretisierende Fachwelt mit der Wirklichkeit?
 
Das Problem liegt darin differenziert zu betrachten

Guten Tag, man muss die vorgebrachten Wandaufbauten und Stellungnahmen differenzierter betrachten. Wenn von innen moderat gedämmt wird. Siehe z. B. WTA Empfehlungen, hat sich die Bauweise durchaus bewährt, ich persönlich halte inzwischen aber nichts davon z. B. Holzleichtlehm oder ähnliche Leichtlehme mit Holz und Stroh zu verwenden. Wenn dann bitte mur rein mineralisch. Zur Einbauzeit und Austrocknung habe ich schon mehrmals im Forum etwas geschrieben. Kapillare Leitfähigkeit zur Austrocknung an die Innenraumluft ist bei den eben genannten Bauweisen mit Sicherheit anzustreben, um die Feuchtebilanz zu verbessern. Als hinterlüftete Fassade ähnlich wie Mauervorsatzschalen, funktioniert ein Fachwerk auch, wenn einige Detailpunkte gelöst sind. Durch die alte Fachwerkwannd dringt Schlagregen, weiterhin kann an ihrer Hinterseite Tauwasser entstehen, soweit ist das von Hr. Vidrik gesagte richtig. Wenn die Detailpunkte wie Entwässerung am Wandfuß (unterhalb der Schelle), zu- und Abluftöffnungen funktionierend gelöst sind kann es gehen, weil die Feuchtigkeit an der Wandrückseite schnell abtrocknen und abfließen kann. Große Bauchschmerzen bei solchen Konstruktionen bereiten mir die einbindenden Deckenbalken. Ich habe schon Schäden untersucht, wo das Konzept der Mauwerksvorsatzschale unreflektiert auf den Sonderfall Fachwerk übernommen wurde. Das hat nicht funktioniert, Hr. Wiessner traue ich jedoch zu, Fassadendetails zu entwickeln, die nicht zu einer langfristigen Anfeuchtung führen, dann kann sein Konzept sehr wohl funktionieren. Das bedeutet aber wirklich sehr viel Detailplanung und Überlegung wie der optische Eindruck von Entwäserungs- Zuluft- und Abluft- öffnungen nicht beeinträchtigt wird und trotzdem Funktion gegeben ist. In meinen Augen wird sowieso die Schlagregengefährdung in der Praxis heruntergespielt, es müssten viel mehr Fassaden eine Wetterschutzbekleidung bekommen, als von Bewohnern, Handwerkern und Denkmalpflegern akzeptiert wird.
Und immer daran denken: Beim Fachwerk ist nichts von der Stange, jedes Haus ist etwas anders zu bewerten.
Mit freundlichen Grüßen Ulrich Arnold
 
Fachwerk 1666,unter Denkmalschutz?????und nochmal?????

Hallo Andrea Twardon,
der Denkmalpfleger muss gegen Bau- und Putznormen,die für Neubauten bestimmt sind,kämpfen.Dass ein historischer Putz aber nicht einfach ein Putzauftrag,sondern eine bestimmte Oberflächenstruktur und damit eine künstlerische Absicht zeigt,ist heute nur wenigen bekannt.
mit freundlichen Grüssen
Mladen Klepac
 
Zusatz- oder Randbemerkung

Auch von uns sollte noch etwas hinzugefügt sein.
Die Ausbildung der Innendämmschalen wird meistens nicht mit der umlaufenden Deckenkonstruktion betrachtet.
Soll heißen, daß fast immer die Dämmmaßnahmen auf den Fußbodenoberflächen beginnen. Die Deckenkonstruktionsbereiche werden fast immer ignoriert.
Und genau da liegen aber die größten Problematiken!
Bei der Auswahl der Innendämmsysteme sollte auf eine homogene Ausbildung strengstens geachtet werden und auch auf sogenannte sorptionsfähige Materialien. Winterliche Aufnahme von Feuchtigkeit sollte problemlos über die Sommermonate abzulüften sein.
Lehmbaustoffe und Holzweichfasermaterialien sind da eine gute Alternative.

Grüße Udo und Jens
 
Thema: Innendämmung vom Fachwerk, nur von außen?
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