Dämmen, ja oder nein - Ich bin etwas verwirrt

Diskutiere Dämmen, ja oder nein - Ich bin etwas verwirrt im Forum Fußboden, Wand & Decke im Bereich - wegen der unterschiedlichen Meinungen zum Thema Dämmen ja/nein. Ich glaube, ich habe dazu alle Artikel gelesen die hier bisher zum Thema...
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Ulrike Nolte

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I2152_200578232724.jpgwegen der unterschiedlichen Meinungen zum Thema Dämmen ja/nein. Ich glaube, ich habe dazu alle Artikel gelesen die hier bisher zum Thema geschrieben wurden. Das hat es nicht besser gemacht :-(

Unser frisch erworbenes Fachwerkhaus mit Lehmgefachen (ca. Bj. 1890-1900) wird seit über 2 Jahren nicht mehr beheizt und auch nicht mehr gelüftet.

Mir ist aufgefallen, dass es im Haus kühler ist als draußen und auch unterm ausgebauten Dach herrscht eine angenehme Temperatur. (Nicht so wie hier; mit einem Kaltdach und 20 cm starker Außendämmung ist es im OG sehr warm wenn die Sonne brennt). Es riecht auch nicht modrig, auch im Keller nicht. Das Haus hat nur einen Kellerraum (Erdkeller) im vorderen Bereich, sonst ist es nicht unterkellert.

Alle Wände sind offensichtlich Lehmverputzt, in einem Zimmer gibt es eine Wandverkleidung aus Holz, manche Wände sind mit einer Uralttapete verkleidet, die bombenfest sitzt. Die Böden sind ausnahmslos mit Dielenbrettern belegt, die noch wunderbar in Schuss sind. Außer im alten Klassenzimmer, dort sind die Dielen verschlissen, aber nicht sichtbar angefault.

Mir fiel auch auf, dass im nichtunterkellerten Bereich von außen schmale Lüftungskanäle zu sehen sind.

Die Böden in zwei Räume sind mit Stein belegt - Sollnhofener Platten und eine Art Klinker - die Steine sind rot und waren einmal glasiert. Es sind nirgendwo Feuchteschäden zu sehen.

Die Fenster werden repariert, wenn nötig nachgebaut und bekommen eine Wärmeschutzverglasung. Das Dach muss neu gedeckt werden und soll bei der Gelegenheit auch gleich gedämmt werden. Was mir sinnvoll erscheint. (Wir planen einen Ausbau der jetztigen Tenne). Die Böden brauche ich ja wohl nicht aufnehmen, oder?

An der Westseite hängen Schieferplatten, die werden abgenommen und die Wand dahinter wenn nötig saniert. Dann kommen die alten Platten wieder drauf. Was kaputt ist, wird ersetzt.

Ich weiß wirklich nicht, ob das Dämmen der Außenwände nun sinnvoll ist, oder nicht. Das scheint hier irgendwie auch eine Glaubensfrage zu sein.

Vielleicht gibt es ja jemanden hier, der aus seiner Bauherrenerfahrung etwas dazu sagen kann. Die Expertenmeinungen kenne ich ja ;-)

Danke und Grüße
Ulrike Nolte

PS: wir denken über einen Grundofen (schönste Wärme der Welt - kenne ich aus Erfahrung) und an einen Pelletofen mit Fussleistenheizung nach. Alternativ auch Wandheizung. Das kommt auch auf die Kosten an.
 
Herzkichen Glückwunsch!

An einem offenbar so schönem und gut erhaltenem Haus würde ich keinesfalls herumbasteln. Sie zerstören nur das komplexe gut funktionierende Gefüge und den guten historischen Originalzustand.
Ihre Ansätze zur Modernisierung (Heizung) sind auch sehr gut. Mehr würde ich nicht machen.

Wenn Sie die Fenster erneuern wollen, warum machen Sie keine Kastenfenster? Die sind technisch mindestens genau so gut wegen der Einfachverglasung originalgetreuer.

Die Lüftungsgitter im Fundament sind dafür da, den Luftraum zwischen den Balken unter dem Fussboden zu belüften und ggf. Feuchtikeit abzuführen. Wenn alles bislang gut funktioniert hat, würde ich auch daran nichts ändern.

Herzlichen Glückwunsch zu so einem schönen Haus.
 
altes Haus - was nun

Hallo
trotz der "Streitereien über Vor und Nachteile der Dämmerei" haben Sie doch gut beschrieben, wie es in Ihrem Haus "jetzt" aussieht!
z.B. ist es jetzt im Haus kühler, als draußen
alle Konstruktionen werdne als "intakt" beschrieben
Dann ist doch alles in Ordnung!
Wie mein "Vorschreiber" schon beschrieb würde ich auch nichts machen!
Die Überlegung mit einer neuen Heizung - Fußleisten, Wand oder Grundofen sind im bestehenden System gut und ohne größere Eingriffe realisierbar.
Nur weil es ein altes Haus ist, muß doch nicht auf "Teufel komm raus" saniert werden.
Würde das Haus mal von einem unabhängigen anschauen lassen um evtl versteckte Mängel erforschen zu können - aber sonst nach der Devise gehen:
"never touch a running system"

in diesem Sinne

Florian Kurz
 
I'll not touch a running system,

but I be verry unsure.

@Herrn Hülsemann
Das mit den Kastenfenstern kam mir als erstes in den Sinn. Aber unser Zimmermann, der uns bei der Besichtigung begleitete, meinte das ginge nicht wegen der Wandstärke. Aber vielleicht möchte er auch nur seine dänischen Fenster verkaufen? Wenn reparieren oder Kastenfenster nicht geht, dann Nachbau - also nix mit den Dänen (die ich als Menschen aber schon mag ;-)). Den richtigen Ansprechpartner habe ich ja hier schon gefunden, er wird sich die Tage bei mir melden.

Das mit der Heizung war von Anfang an klar. Am liebsten wäre es mir, wenn es nur ein Grundofen sein könnte. Aber das ist wohl aus diversen Gründen wenig sinnvoll.

Ich frage deshalb so viel und nervig, weil ich mir kein X vor ein U setzen lassen möchte. Als Laie ist man doch aufgeschmissen wenn man sich nicht schlau macht ...

@Herrn Kurz
Sie sind nicht ganz unschuldig an meiner Verunsicherung ;-)
Gerade der m.E. sehr gute Zustand des Hauses läßt mich viel nachdenken. Natürlich wird noch so das Eine oder Andere zu Tage treten, wenn wir denn erst mal richtig anfangen können. Trotzdem habe ich ein sehr gutes Bauchgefühl.

Aber wir werden noch mal einen Unabhängigen zu Rate ziehen.

Danke und Grüße
Ulrike Nolte
 
Entschuldigung für die Verunsicherungen …

… die ich hervorrufe bei Ihnen!
Ich habe mir erlaubt auf Ihrer "Haus - Homepage" zu stöbern!
Ist ja doch etwas größer, als das Bild hier im Forum vermuten läßt!

Das mit den Fenstern: da würde ich versuchen das "Alte" zu renovieren!
Mit Isofenstern würde ich vorsichtig sein (schon wieder verunsichert?)
und die Kastenfenster in Verbindung mit den "alten" auch noch nicht gleich verwerfen.
Bauchgefühl ist gut - kann aber auch täuschen!
Das mit den "Kachelöfen" und der Heizerei ist auch so ne Sache - das hängt dann wieder mit den Fenstern zusammen und mit den ganzen anderen Baustoffen in Ihrem Haus!

"less is more"

Bei den Balken und deren Schutz nicht auf "dicke" oder "dichte" Anstriche setzen! … fällt mir gerade ein da ich das Foto sehe!

"Das wird schon Werden" - Grüße aus Nürnberg

Florian Kurz
 
Entschuldigung angenommen

;-)

Es kommt nix rein, was nicht schon drin ist - das ist unsere Grundeinstellung.

Was man an einem alten Haus alles falsch machen kann, sehen wir hier in unserer jetzigen Bleibe. Der Feuchteschaden hier kommt eindeutig vom extremen Einpacken der Hülle und von dem vielen Bauschutt, der rings herum vergraben ist. Aber dass ein s.g. Experte nun dieses Haus anheben lassen will um den nichtunterkellerten Bereich nachträglich zu unterkellern, anstatt erst einmal nach der Ursache zu forschen und dabei auch noch meine Beobachtungen diesbezüglich vom Tisch wischt - das gibt schon sehr! zu denken.

Zurück zu unserem Haus:
Ich bin gespannt, was unser Unabhängiger sagen wird, den ich gerade angerufen habe. Danach will ich noch jemanden mitnehmen, der sich das Haus bezüglich der Möglichkeiten der Heizung anschauen soll. Less is! more, das stimmt schon. Nicht nur in diesem Bereich.

Und ja, das Haus ist viel größer als es auf den Bildern ausschaut. Und werden wird es auch. Mein Bauchgefühl hat mich im bisherigen Leben nur äußerst selten im Stich gelassen. Deshalb bin ich aber noch lange nicht blauäugig, im Gegenteil. Das mag auch am Alter liegen ... :)

Danke und Grüße
Ulrike Nolte

PS: das Haus steht unter Denkmalschutz, als Einzeldenkmal.
 
Expertenmeinung - Bauherrenmeinung

Nun haben sich ja doch wieder die Experten zu Wort gemeldet - dann tue ich das doch auch ganz frech. Aber ich möchte Ihnen nicht meine Meinung aufdrängen, sondern Sie an den Erfahrungen meiner Bauherren teilhaben lassen.
"Wir haben noch nie in einem Altbau mit so einem tollen Raumklima gewohnt" (Bewohner eines Hauses von 1870, dass auf Niedrigenergiehausniveau gedämmt wurde. Die Bewohner haben 25 Jahre Altbauerfahrung).
"Alle unsere Besucher bewundern das tolle Raumklima. Viele sagen, dass sie das nie geglaubt hätten, dass Dämmung soviel bringt."
"Mein Energieverbrauch ist nach der Sanierung um 20% zurückgegangen. Alle meine Nachbarn mussten wegen der Gaspreiserhöhung kräftig nachzahlen, ich habe Geld zurückbekommen" (Eigentümer eines Hauses von 1890, bei dem nur die Außenwände gedämmt wurden).
"Vorher hatte ich immer kalte Wände und konnte es im Winter nur mit dickem Pullover aushalten. Jetzt heize ich weniger und es ist trotzdem viel angenehmer." (Besitzerin eines Hauses von 1926 nach einer energetischen Vollsanierung).

Das sind die Rückmeldungen, die ich von Bauherren bekomme. Nicht bei einem Haus, bei dem ich die energetische Sanierung geplant habe ist der Energieverbrauch gleichgeblieben, sondern immer drastisch gesunken - manchmal mehr als berechnet, manchmal auch weniger. Das Nutzerverhalten spielt eben auch eine Rolle
 
Hm, ja

Herr Stasch,

das glaube ich Ihnen gerne - nur - wie lange ist das alles her und wie hat es das Hausgefüge insgesamt vertragen?

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Wir wollen das Haus erhalten, auch für die Nachwelt, nicht nur für uns. Und uns ist klar, dass wir Kompromisse eingehen müssen. Sonst hätten wir ja gleich neu bauen können. Obwohl, da wird ja noch mehr Mist gemacht ...

Na, und dass sich die Experten auf mein Posting einschießen werden - wer hätte das gedacht ;-)
Zum Glück kann ich von mir behaupten, dass am Ende mein Verstand siegen wird. Bis dahin sammle ich alle Informationen wie ein Schwamm auf. Auch wenn ich dann tagelang verwirrt bin.

Danke und Grüße
Ulrike Nolte

PS: ich weiß dass ich ein schwerer Brocken bin ...
 
Schwerer Brocken?

Aber Frau Nolte, ich empfinde Sie hier nun wirklich nicht als schweren Brocken. Ihre Fragen und Sorgen kann ich gut verstehen.

Zu Ihren Bedenken: ich gebe es zu, meine persönliche Langzeiterfahrung in Sachen Altbaudämmung beträgt gerade einmal 10 Jahre.

Aber es gibt KollegInnen, die auch schon 20 und mehr Jahre Erfahrung haben. Von denen schaut man sich eben einiges ab.
 
Kastenfenster

Na, das ist ja mal auch bei sehr verschiedener Meinung ein sehr freundliches Miteinander!

nochmal zu den Fenstern:
was soll wegen der Wandstärke nicht gehen? Der ideale Zwischenraum bei Kastenfenstern beträgt doch nur 8 - 12cm
Ich hab noch nicht ganz verstanden - sind denn jetzt Kastenfenster drin?
Wenn die Fenster gut sind, würde ich sie ggf. nur reparieren bzw. neu steichen (Anstrichsystem ein weiteres Thema). Aus einem Einfachfenster kann man (meistens) auch einfach ein Kastenfenster machen, indem man den "Kasten" mit neuen Blend-und Flügelrahmen innen davorsetzt. Aber das werden die Fensterbauer sicher besser und genauer wissen.

Sieht jedenfalls hundert mal besser aus und ist bauphysikalisch auch besser.

Gutes Gelingen wünscht
 
Etwas anderes

als ein freundliches Miteinander würde ich auch nicht mögen :)

Es sind keine! Kastenfenster drin, nur einfach verglaste Sprossenfenster. Allerdings habe ich nicht versucht, sie zu öffnen. Nur ein kleines Schiebefenster im ausgebauten Dachboden versuchte mein Mann zu öffnen - es klemmte stark. Aber das sollte das kleinste Problem sein.

8-12 cm kommt hin (geschätzt, ich hatte mal wieder keinen Maßstab zur Hand). Mir schwant allmählich warum unser Zimmermann meinte, das ginge nicht. Ist doch immer das Gleiche ;-)

Herr Milling wird sich des Problems (hoffentlich) annehmen. Ich denke, dass ich da in guten Händen bin.

@Herrn Stasch
den schweren Brocken sagt man mir schon lange nach. Meine Hartnäckigkeit wurde von so manchem Chef/MitarbeiterIn manchmal sehr verflucht. Aber am Ende kommt es auf das Ergebnis an. Und das soll ein Gutes werden.

Für das Unkonventionelle bin ich übrigens eher zu haben, als für Reglementierungen. U.A. deshalb bin ich jetzt nur noch Hausfrau ;-)

Danke und Grüße
Ulrike Nolte
 
Sinn und Unsinn von Wärmedämmungen

Der Vorsatz Heizkosten zu sparen, ist ebenso verständlich wie lobenswert. Um die eigene Geldbörse und unser aller Natur zu schonen bedarf es allerdings mehr als nur eines mehr oder minder voluminösen Dämmstoffs. Vielmehr sollte zunächst eine exakte Analyse erfolgen, die u.a. zeigt, ob im jeweiligen Fall eine solche Maßnahme überhaupt zu einer Reduzierung der Kosten beitragen würde.
Der vermeintliche Erfolg von Wärmedämmungen an alten Gebäuden beruht in den meisten Fällen auf einer Fehleinschätzung oder halb- bzw. unwahren Verkaufsargumenten zweifelhafter Vertreter.
Erwartet bzw. versprochen wird eine deutliche Verbesserung der Wärmedämmung (sowie erheblichen Energie- und damit Kosteneinsparungen) mit Hilfe von Wärmeschutzverkleidung (meist mit expandierten Hartschaumplatten) - auch WDVS genannt.

Früher wurden alte Gebäude mit Vollsteinen, Ziegel- oder Natursteinmauerwerk errichtet. Die Wärmedämmung solcher Wände ist eher dürftig, insbesondere dann, wenn diese Baustoffe feucht werden, weil beispielsweise der Außenputz und der Anstrich durch Fehler ( und/oder Verlust der was-serabweisenden Wirkung durch Verwitterung) eine relativ hohe Wasseraufnahme aufweist.
In der Regel wird die Wärmeleitfähigkeit an alten bestehenden Fassaden, meistens aus Vollziegel, im feuchten Zustand ermittelt und anschließend fälschlicherweise mit der eines - mit einer Wärmedämmung - versehenen Mauerwerks verglichen. Daraus ergibt sich dann ein sehr „schlechter“ Wert.

Wie aus der Tabelle ersichtlich, nimmt die Wärmedämmung mit zunehmender Feuchte sehr schnell ab. Bei einer Feuchtezunahme von nur 3% ist die Dämmung schon um 50% vermindert! Dabei ist einerlei, ob die Wand durch Tauwasserausfall oder wegen einer fehlerhaften Stelle in der Fassadenfläche feucht wird.
Tabelle: Veränderung der Wärmeleitfähigkeit von Ziegelmauerwerk in Abhängigkeit vom Feuchtegehalt(leider nicht hier, sondern nur auf meiner Homepage siehe: www.denkmal-pflege.de)
Natürlich ergeben sich Probleme, wenn Wandflächen im feuchten Zustand gemessen werden und man diese Ergebnisse mit denen vergleicht, nachdem eine Wärmedämmung aufgebracht ist. Es ergeben sich logischerweise wesentliche Unterschiede zur ehemals feuchten Wand. Meist werden je-doch solche Werte als “Beweis“ für die Verbesserung durch die Wärmedämmung herangezogen, was absolut falsch ist.
Wäre eine wasserabweisende Imprägnierung oder ein ebensolcher Anstrich aufgebracht worden und hätte das Mauerwerk durch diesen Umstand austrocknen können, so wären annähernd ähnliche Werte erzielt worden. Da diese Vergleichswerte eines neuen wasserabweisenden Anstrichsystems und der alten Wand (mit Feuchtaufnahme) den meisten nicht bekannt sind, werden die einseitig er-mittelten Werte von der Industrie und „geschäftstüchtigen“ Vertretern fälschlicherweise als Belege für die Wirksamkeit der teuren Wärmedämmung benutzt.
Wenn die Feuchtigkeit nach einer Wasseraufnahme der Wand anschließend nach und nach wieder verdunstet, entsteht bekannterweise Verdunstungskälte. Dies wird mit verstärktem Heizen und somit erhöhten Heizkosten wieder ausgeglichen. Vergessen wird oft, dass ein Mauerwerk mit Ziegeln von mehr als 50 cm Stärke nicht mehr oder nur unwesentlich in seinem Dämmwert verändert werden kann.

Laborbedingungen können verfälschen!
Besonders problematisch ist es auch, wenn die gegebenen Werte von ungedämmten feuchten Altbauten nur mit aus unter Laborbedingungen gewonnenen Werten verglichen werden. Diese Werte werden bei plus 20°C Raum- und minus 15°C Außentemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 80 % ermittelt.
Logischerweise wird hierbei an der Rauminnenseite der Taupunkt nicht erreicht, somit fällt kein Tauwasser an und die Wände bleiben „trocken“.
In der Praxis schaut dies jedoch ganz anders aus.
1. Hier muss mit beträchtlichen Veränderungen im Bezug auf die relative Luftfeuchtigkeit gerechnet werden!
2. Es kommt durch die Nutzung im Wohnbereich zu erheblichen Schwankungen des Feuchtegehaltes (Duschen, Kochen, Lüften etc.).
3. Zu nah an den Wänden stehende Möbel verhindern, dass die Raumwärme auf die Außenwände einwirken kann. Hierbei entsteht, dann oft Tauwasser und durchfeuchtet die Wände zusätzlich. Dies insbesondere hinter Schlafzimmerschränken oder unter Betten mit geschlossenem Bettkasten, ebenso bei Einbaumöbeln im Küchenbereich.
Ob hier nur Laborwerte helfen ist fraglich. Es muss mehr auf das Bauwerk (Objektspezifisch) eingegangen werden.

Tauwasserausfall begünstigt Schimmelpilzbefall
Wenn Sporen, Pollen oder sonstiges organisches Material(Hausstaub) lange genug feucht bleiben, etwa über 80% und ein guter Nährboden (Tapeten und Kleister) vorhanden ist, entsteht sehr schnell Schimmel. Schimmelpilzbildung und die daraus resultierenden toxischen Stoffe in der Raumluft machen sich durch modrigen Geruch bemerkbar und führen zu verstärkten Lüften. Leider werden sehr oft zum falschen Zeitpunkt die Fenster geöffnet, insbesondere dann, wenn auch außen eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit gegeben ist. Auf diese Weise wird mit der „frischen Luft“ leider auch die Schimmelpilzbegünstigende Feuchtigkeit mit ins Haus geweht...
Oft wird eine Wärmedämmung auch deswegen aufgebracht, weil ein Teil der Fassadenflächen ohnehin reparaturbedürftig ist, weil Anstrichsysteme wie Dispersionsfarben auf Kalk zu Abblätterungen oder zu Rissen geführt haben und es durch die Feuchtaufnahme zu weiteren Schädigungen mitunter auch des Verputzes kam. Statt nun diese relativ leichten Schäden zu beheben – dies wäre möglich durch Putzausbesserungen und das Auftragen eines wasserabweisenden Anstrichs - wird gleich alles kostspielig erneuert und aufgedoppelt. Die Ausführung der eigentlich notwenigen Reparatur hingegen würde nur einen Bruchteil der Kosten verursachen.

Jeder „beheizte“ Raum verliert Wärme!
Der wohl größte Irrtum liegt in dem Wort Wärme“dämmung“, denn es suggeriert, dass die Wärme nicht verloren geht. Wie viel, das bestimmt die „Wärmeleitzahl“ der Hüllflächen. Auch jeder „unbeheizte“ Baustoff nimmt die Temperatur seiner Umgebung an, wie schnell, das bestimmt seine „Temperaturleitzahl“.
Wenn z.b. in einem Keller die Räume nicht beheizt werden, d.h. keine Heizung gebraucht wird, untergeordnet und somit kalt bleiben sollen, braucht es auch eine Dämmung. Ob deswegen gleich die gesamte Außenfläche gedämmt werden muss ist fraglich. Meist reicht es aus, wenn die Dämmung an der Kellerdecke angebracht wird.
Durch Wärmedämmplatten kommt es nur zu einer Verzögerung der Temperaturdurchgänge. Wenn z.b. im Erdreich eine noch so dicke Wärmedämmung aufgebracht wird, dann wird diese genauso kalt wie ansonsten der ungeschützte Baustoff oder das umgebende Erdreich.

Man sollte genau rechnen, wann und wo eine Dämmung sich lohnt!
Bei Umbauten und Instandsetzungen ist ferner zu berücksichtigen, dass noch erhebliche Nebenkosten entstehen können. Durch das Auftragen einer Wärmedämmung muss zumeist auch noch das Dach bzw. Dachüberstand verlängert werden. Auskragende Betonplatten, z.b. Balkone, Vordächer, müssen konsequenterweise rundum ebenfalls gedämmt werden. Das heißt: Fliesenbelag mit Estrich abstemmen und gedämmt neu aufbauen. Wird dies unterlassen, so wirken diese Betonplatten wie Kühlkörper. Außerdem ist eine weitere Kostensteigerung zu erwarten, weil die Rollläden, die Fens-terbänke, die Laibungen, die Hauseingänge etc. verändert werden müssen. All dies führt zu weiteren Kosten.
Und in diesem konkreten Fall - was würde aus dem Denkmal?

Auch die Optik will berücksichtigt sein.
Schauen nicht die mit Dämmung versehenen Fassaden alle gleich aus? Es sind doch die Unebenheiten einer verputzen Fassade, der individuelle Charakter jedes Hauses, das unterschiedliche Handwerk oft viel attraktiver – und kostengünstiger - und umweltfreundlicher?!
Geradezu scheußlich schaut es aus, wenn sich bei verschiedenen Wärmedämmsystemen die Dübel ebenso wie die Plattenstöße abzeichnen.

Wie gut dämmt eine feuchte Dämmung?
Wenn sich Plattenstöße abzeichnen oder starkes Algenwachstum sichtbar wird, ist fast immer davon auszugehen, dass Tauwasser hinter der Oberfläche anfällt. Somit ist auch der Hinweis gegeben, dass große Teile der Dämmung und der Fassade feucht sind. Außerdem werden zwischenzeitlich sehr viele Flächen von Spechten gelöchert und in diese dringt Wasser ein.
Es steht fest, dass auch nur durch eine geringe Feuchtaufnahme eine erhebliche Reduzierung der Wärmedämmwirkung gegeben ist.
5% Feuchte in der Dämmung reduzieren den Dämmwert schon um die Hälfte!
Sehr viele Objekte sind, wenn die Dämmung erst geschädigt ist und Wasser aufgenommen wird, eher wie ein Kühlschrank zu bewerten. Jeder Liter Wasser, der durch undichte Stellen hinter das Dämmsystem eindringt, verschlechtert das Wohnklima und verändert die Dämmwirkung dramatisch.
Es gibt leider schon zu viele, dieser geschädigten Häuser und dies in einer doch relativ kurzen Zeit.
Beispielhaft: Messe München: Fünf Jahre nach der Eröffnung ist die Westfassade komplett erneuert.
Um jedoch die in der EnEV gesteckten Ziele erreichen zu können, müssen wir noch sehr viel mehr auch auf fehlerfreie Verarbeitung achten.

Umweltschutz?
Vielen Handwerkern und Planern sind - wie natürlich auch anderen aus allen Berufszweigen - höhere Umsatzzahlen und eigener Profit wichtiger als der Schutz der Umwelt. Eine Reparatur an einer schadhaften Fassade setzt voraus, dass man mit Sach- und Fachkenntnis sowie handwerklichem Ge-schick Beschädigungen beseitigt, die Putzflächen wieder angleicht oder auch bei einigen Bereichen den Anstrich ausbessert. Während hierbei also Fachwissen, Sauberkeit und handwerkliches Können erforderlich sind, reichen bei dem Anbringen von Wärmedämmassnahmen nicht selten einfachste Handgriffe aus.
Derlei Arbeiten werden häufig von sogenannten „fliegenden Kolonnen“ (Subunternehmerleistung) angeboten, und es ist kaum zu erwarten, dass hier Qualitätsarbeit durchgeführt wird.
Eine fachgerechte Verarbeitung eines Dämmsystems beschränkt sich nicht darauf, nur ein paar Platten an die Wand zu kleben und mit Strukturputz alle Schlampereien abzudecken – eine fachgerechte Abdeckung des WDVS erfordert sorgfältigste Detailarbeit an allen An- und Abschlüssen, um ein Eindringen von Niederschlagswasser zu verhindern. Wird bei diesen Details, die man der fertiggestellten Fassade zudem kaum ansieht, geschlampt, kann dies schnell zum Totalschaden führen – ein Nicht-Fehlertolerantes System wie ein WDVS verzeiht keine Schlampereien.

Leider bleibt in der Diskussion beim „für oder wider“ der Wärmedämmung vieles uner-wähnt.
Die kostenfreien Energiegewinne durch Sonne und die relativ hohen Tagestemperatur könnten z.b. durch die Farb, -und Oberflächengestaltung noch erheblichen Einfluss bekommen.
Ebenso kann durch Änderung der Fassadengestaltung oder auch durch Hinterlüftung noch ein bedeutender Beitrag zur Energieeinsparung beitragen. Hier sollte weiter geforscht werden.

Welcher Vertreter bewertet den solaren Energiegewinn?
Außerdem muss bei der Berechnung, ob sich ein Dämmsystem rentiert, auch noch der Abbruch bzw. die Entsorgung mitberücksichtigt werden. Irgendwann muss ja dieser ganze Müll abgebaut, getrennt und entsorgt werden. Auch diese Werte fließen bei den Beurteilungen der meisten Vertreter von Dämmsystemen nicht mit ein. Ich habe jedenfalls von solchen Überlegungen noch nichts vernommen.
Die staatliche Förderung trägt leider ebenfalls (manchmal) viel zur Verbreitung der unsinnigen Maßnahmen bei.
Förderungen
Man kann sich nur wundern, wenn die Förderprogramme bei den Dämmungen erst dann greifen, wenn dies unsinnige Dämmstoffdicken (manchmal > 8cm z.t. schon bis 20cm) erforderlich macht. Dies sind leider keine Einzelfälle, sondern traurige Wahrheit. Die Kriterien, ab wann es welchen Zuschuss gibt, sollten zu unser aller Wohl noch einmal gründlichst und unter Konsultierung erfahrener Spezialisten neu durchdacht werden.
Und sprechen Sie mal mit dem ausführenden Betrieb, ob er Ihnen eine Bankbürgschaft ausstellt, wenn sich die Maßnahmen nicht in 10 bis 20 Jahren amortisieren.
 
Puh

Herr Bromm,

das ist ja eine lange Antwort. Die muss erst mal verdaut werden. ;-)

Ich habe nun schon wieder viel zu lesen.

So viel habe ich begriffen: Bild dir deine Meinung selbst und lasse dich nicht von falschen Versprechungen irreleiten.

Na dann - werde ich mal meinen gesunden Menschenverstand einsetzen ...

Danke und Grüße

Ulrike Nolte
 
Dämmung und Sanierung von Fachwerkhäusern

Hallo Fachwerkgemeinde,
die Antworten zu dem Beitrag habe ich mit großenm Interesse gelesen. Besonders von Isar. Allem habe ich nur noch wenig beizufügen.
1. Überlegt was bringt eine Wärmedmmung finanziell. (Kosten der Erstellung gegenüber den Einsparungen. Man hat schnell 50.000€ ausgegeben wie lange dauert es bis man sie wieder eingespart hat)
2. Wir haben vor unsere Fenster eine kleine Gasscheibe innen aufgesetzt. Diese ist mit einer Dichtung verstehen und kann zu Reinigungszwecken abgenommen werden.

Gruß Frank
 
Rechnen

zu Wärmedämmverbundsystemen (WDVS): Wenn Sie eine intakte Fassade haben mit gut funktionierenden Fenstern und Wärmeschutzverglaszung rechnet sich ein WDVS nie (das heißt 80 bis 120 Jahre), vor allem wenn, wie herr Bromm beschreibt, Dachüberstände an Ortgang und Traufe geändert werden müssen. Ist die Fassade samt Dach und Fenstern sanierungsbedürftig sieht es schon anders aus (30 bis 50 Jahre).
Ich finde auch wie Herr Bromm, dass man sich über eine irgendwann anstehende Entsorgung schon jetzt Gedanken machen sollte, und keine Verbundstoffe (aus Stein + Styropor) herstellt, die später nur unter größtem Aufwand weiterverwertet werden können.

Eine kostengünstige und absolut wirtschaftliche Dämmweise stellt die Hohlschichtdämmung mit rein mineralischen Dämmstoffen dar. Die Amortisationszeiten betragen zwischen 9 und 12 Jahren.
 
Eben

die Erstellungskosten gegenüber der Amortisation - das beschäftigt mich doch sehr.

[gesunden Menschenverstand on]

Diese ganzen Vorschriften haben für mich in der Zwischenzeit nur noch einen Sinn: den armen Bauherren das Geld aus der Tasche zu ziehen. Geholfen haben mir div. Beiträge, die das zu bedenken gaben.

Das Ergebnis meiner Überlegungen nach Verarbeitung der Infos:
Wir werden das äußerst Notwendige machen, gerade im Hinblick auf den Ausbau der alten Tenne und dem Abdichten des Daches im jetzt schon ausgebauten Bereich. Das soll es dann gewesen sein.

Für die Fenster verlasse ich mich auf die Aussage des Fachmanns. Wenn Kastenfenster möglich sind, werden die genommen. Und die alten Augen werden aufgearbeitet. Ich schätze mal, der Denkmalschutz wird über diese Lösung nicht unglücklich sein.

Die Innenseiten an den Außenwände werden jedenfalls nicht explizit gedämmt. Da kommt wieder ein schöner Lehmputz drauf und wenn es den Wänden insgesamt nicht schadet, auch eine hinterlüftete Holzverkleidung bis auf Höhe der Fensterbretter (wie im ehemaligen Klassenzimmer auch - das muss sowieso erhalten werden). In Bad und Küche wird nicht vollflächig verfliest. Und Tapeten kommen auch keine auf die Wände.

Das mit der Heizung bleibt wie schon angedacht: Grundofen und Pelletofen mit WW-Speicher und Fußleistenheizung.

Ganz herzlichlichen Dank für die sachlichen Beiträge. So macht diskutieren Freude :)

Es grüßt
Ulrike Nolte
 
Liest sich doch sehr gut. Tja das mit dem gesunden Menschenverstand ist halt so eine Sache.

Aber ich hoffe nicht, dass jemand aus meinen Beiträgen entnimmt eine Wärmedämmung ist immer schlecht.
Nein wo angebracht, sollte schon darüber nachgedacht - besser gerechnet werden ob sich der Aufwand lohnt.
.
Nur mit der Hinterlüftung habe ich etwas Probleme. Denn wenn eine Öffnung verbleibt ist die Gefahr, dass sich dahinter Schimmel bildet, insbesondere in der Zeit wo noch keine Heizung (über die Temperierleiste) in Betrieb ist.
Ich denke fast "dicht" wäre besser. Wo kein Staub hinkommt ist diese Gefahr kleiner!
 
I1631_2005210134233.jpg… Menschenverstand mit "System" …

Hallo
Ich bin ein kleiner Systematiker!
Meines Erachtens sollte oder muß man ein Bauwerk als Ganzes sehen!
Nicht die Einzelteile ergeben ein Ganzes - sondern das reibungslose ineinandergreifen der unterschiedlichen Teile bringen das Bauwerk voran und zur nachhaltigen Güte!
Fenster, Heizung, Wände, Türen, Dach und und und müssen aufeinander abgestimmt sein!
… und ein schöner Ofen … :)
Mein Motto:
Anamnese - Diagnose - Therapie
oder
Nachschauen(lassen) - beurteilen (lassen) - machen (lassen)!
und die Komplexität nicht aus den Augen verlieren!

alles Gute

"Sonnenstrahl"

und Florian Kurz
 
Danke für den Sonnenstrahl

hier "brennt" sie schon wieder in Natura

@Herrn Bromm
von schlecht habe ich nix gesagt - so verstehe ich Ihre Beiträge ganz gewiss nicht.

Ich habe jetzt alle wichtigen Informationen und Argumente zusammen, die ich nächste Woche vermutlich brauchen werde - wenn wir die Besprechung mit dem Architekten und dem Zimmermann haben werden.

Da wir diesen Kollegen von Ihnen, Herr Kurz, nicht selbst ausgesucht haben, ... Ich gebs ja zu, wir sind gebrannte Kinder - beide. Wir hatten schon so manche Diskussion um Unsinniges mit Vertretern dieses Berufstandes. Die letzte liegt erst ein paar Wochen zurück.

In diesem Sinne nochmals herzlichen Dank für die konstruktive Beiträge. Ich bin sicher, wir werden das Kind schon schaukeln. Verbraucher sind gar nicht soooo blöd ;-)

Einen wunderschönen Sommertag wünscht
Ulrike Nolte
 
I893_200494231054.jpgLehm hält ein Haus kühl im Sommer und im Winter warm

das kenne ich auch, vom Dämmen halte ich auch nicht soviel, Mal sehen, was die Zukunft bringt, die Tips ändern sich ja mit den Großanbietern der Dämmstoffe. Jeder ist besser als der andere. Wenn Dämmwolle naß geworden ist, wird sie kaum wieder trocken, wie auch, oft ist sie ja so gut eingepackt.

Alles gute
Beatrice
 
Thema: Dämmen, ja oder nein - Ich bin etwas verwirrt

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