Bruchsteinmauer mit Trasszementmörtel verfugen?

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Sebastian H.

Guest
Hallo liebe Bewohner historischer Gebäude,
ich habe vor kurzem ein Haus im Schwarzwald ,Baujahr 1847, gekauft.
Das Haus besteht in den Aussenmauern aus Bruchstein (grösstenteils Granit)und innen aus Fachwerkständerwerk, welches meist ausgemauert wurde.
Meine Vorbesitzer haben schon vieles am Haus verändert und auch moderne Wärmedämmung aussen anbringen lassen.
Ich wollte nun beim Einzug einen Fliesenspiegel in der Küche anbringen und habe dabei festgestellt das der Putz nicht tragfähig ist. Kurzerhand habe ich ihn entfernt.
Dabei stellte ich fest das es ein sehr alter Kalk-Sand Putz war, der so bröselig ist das er entfernt werden muss.
So förderte ich auch die alte Bruchsteinmauer zutage dessen Mörtel auch nur noch aus losem Sand besteht.
Da der Mörtel der die Bruchsteine zusammenhalten soll auch nur noch lose ist denke ich das die Wand unbedingt saniert werden muss. Ich habe nun angefangen die Bruchsteinmauer komplett freizulegen und die alten Fugen auszukratzen.
Ausserdem habe ich schon einen ersten Teil mit Trasszementmörtel versuchsweise neu verfugt.
Dieser Mörtel wird recht schnell sehr sehr fest und hart.
Wenn es geht möchte ich später die schöne Bruchsteinmauer als Sichtmauerwerk stehen lassen und nicht wieder verputzen.
Könnt ihr mir sagen ob der Mörtel die richtige Wahl ist um das alte Mauerwerk zu stabilisieren?
Was habt ihr zum Restaurieren alter Mauerwerke verwendet?
Falls doch noch verputzt werden soll, Welche Putzarten sind gut geeignet für Granit/Bruchsteinmauern?
 
Verfugmörtel

Grundsätzlich eignen sich alle Mörtel der Gruppen I, II und III, als Kalk-, Kalkzement- und Zementmörtel. Für Sie als Laien lässt es sich am besten mit handelsüblichem Kalkmörtel arbeiten da er länger reversibel ist.
Sie können auch zu passenden Verfugmörteln vom Fachhändler greifen.
Das Material ist also nicht das Problem, wohl aber die Verfugtechnik. Die hängt vom konkreten Bild des Mauerwerkes ab.
 
Verfugtechnik

Meine Verfugtechnik sieht momentan so aus das ich immer einige Quadratmeter der Mauer freilege, dann die Fugen so tief es geht vom alten Mörtel freilege und dann mische ich einen Sack Mörtel an den ich erst in die Fugen werfe und dann mit der Mörtelkelle in die Löcher drücke. Mühsame Kleinarbeit eben.
Mein Mörtel muss ja auch sehr schnell verarbeitet werden.
 
Verfugen

Sehen Sie genau das meinte ich.
Kalkmörtel ist länger verarbeitbar.
Die Wand erst komplett vom Putz befreien.
Die Fugen nicht so tief wie möglich auskratzen, das 1,5- fache der Fugenbreite sollte nicht überschritten werden.
Die Verfugungsart sollte sich nach dem Fugenbild der Wand richten. Bei Ihnen könnten folgende Techniken je nach Wandbild in Frage kommen:
klassische Verfugtechnik vom Brett mit Fugenkelle
Schlämmverfugung
Schlämmputz
Pinselputz.

Ihre Angaben zum Mörtel machen mich stutzig.
Mit einem Sack Trockenmischung können Sie eine ganze Wand und mehr verfugen und schnell hart wird der auch nicht.
Das Verarbeitungsfenster liegt bei etwa einer Stunde.
Man rührt immer nur kleinere Mengen an die sich zeitlich gut verarbeiten lassen.
 
fachwerk-I20789_201712711130.jpgEin Sack für ganze Wand

Schwer zu glauben das ein Sack Mörtel für so eine Wand reichen
kann. Schicke mal ein Bild von der 150 Jahre alten Mauer.
 
fachwerk-I3461_201712713253.JPGMauerwerk verfugen

Ich bin von normalem Sichtmauerwerk ausgegangen, Fugenbreite ca. 10 mm, Fugentiefe 5 - 15 mm.
Das sind aufeinandergeschichtete Lese- und Feldsteine, es entspricht noch nicht einmal der Kategorie Bruchsteinmauerwerk. Kaum parallele Lagerfugen, oft punktförmige Auflager, kaum ausreichendes Überbindmaß. Ich hoffe es gibt ab und an mal einen Durchbinder zur äußeren Mauerschale.
Für normales Verfugen ungeeignet. Hier muß zuerst ausgezwickt (mit Steinsplittern und kleineren Steinen größere Fehlstellen ausgemauert), dann die zu breiten und zu tiefen Fugen (besser Fehlstellen) mit steifem Mörtel M 5 bzw. MGII und einem Stopfholz aufgefüllt werden.
Danach mit Pinselputz PII egalisieren.
 
fachwerk-I3461_201712713152.JPGVerfugung

Das obere Foto zeigt ein verfugtes Bruchsteinmauerwerk. So sollte es aussehen. Bei Ihnen nicht machbar. Pinselputz ist einfach und auch für Laien zu handhaben. Sichtverfugung ist bei Ihnen ohnehin fraglich da eine Reihe von Sichtflächen bereits mit Mörtel verschmiert sind.
Machbar wäre bei Ihrer Wand noch ein Mittelding zwischen einer Verfugung und einem Pinselputz wie auf dem Foto unten. In der Ausführung anspruchsvoller, Temperatur und Eigenfeuchte sind zu beachten um den Mörtel von den Sichtflächen wieder runter zu kriegen.
 
eben sehr altes Mauerwerk

Das mit dem verschmierten Mörtel war der erste Versuch die Fugen neu zu verfüllen. Hoffe man kann ihn nochmal von den Steinen runterschleifen.
Da ich seit über 10 Jahren nicht mehr auf dem Bau tätig bin,
kann man den Fehler vielleicht verzeihen.
Am wichtigsten ist das die alte Mauer wieder Stabilität bekommt und nicht weiter Substanz verliert. Wenn dannach eine ansehnliche Wand aus Naturstein übrig bleibt ist es ein schöner tröstender Nebeneffekt.
Hoffe ich habe es wenigstens fachlich richtig angefangen.
 
fachwerk-I3461_201712719935.jpgVerfugung

Das Alter ist bei Mauerwerk nicht das Problem sondern die Qualität der Ausführung.
Den erhärteten Putz kriegen Sie am besten mit einem Breitmeißel und einem Hammer wieder ab.
Wie funktioniert es richtig:
Nach dem Auffüllen der Fugen Schlämmputz auftragen, nach dem Anziehen mit der Bürste verschlichten. Der dünne Putzüberzug auf den Steinen muß so schnell trocknen das der Zement nicht aus der Gelphase in die Erstarrungsphase kommt. Der trockene Mörtelüberzug lässt sich dann abbürsten.
Das auf dem Foto ist Bruchsteinmauerwerk aus Granit in qualitativ hochwertiger Ausführung. Die Verfugtechnik nennt sich Pietra Rasa mit Kellenstrich, damit werden die Fugen optisch gleichmäßiger und schmaler.
 
fachwerk-I3461_201712720053.jpgVerfugung

Bei Ihrem Feldsteinstapel in Lehmmörtel können Sie froh sein wenn Sie sowas hinkriegen:
 
Feldsteine

Diese Feldsteine im Stapel sind auch allesamt aus Granit die dem hiesigen Steinbruch entstammen. Allerdings wurden sie nicht gross behauen wie Ihre Steine. Die Erbauer waren vermutlich froh überhaupt bauen zu können.
Die Mauer die man sehen kann ist übrigens eine Giebelmauer die gute 60cm stark ist.
 
fachwerk-I3461_201712875524.jpgVerfugung

Mag sein das ein Teil aus dem Steinbruch stammt, aber ein großer Teil der Steine auf dem ersten Foto hat rundliche, abgeschliffene Kanten und so sehen keine gebrochenen Steine aus. Bruchsteine aus Granit müssten so aussehen wie auf dem Foto mit der Pietra Rasa Verfugung. In Ihrer Wand befinden sich polygonale, rundliche Steine mit glatter Oberfläche die entweder im Steinbruch als Abfall liegenblieben oder, was ich als wahrscheinlicher empfinde, auf den Äckern aufgelesen wurden.
Für mich sehen die Steine aus wie Sediment, z.B. Kalksteine.
Mag auch sein das die äußere Wandschale aus besser bearbeiteten Bruchsteinen erstellt wurde, diese innere Wandschale jedenfalls nicht. Warum schreibe ich immer was von Schalen?
Weil solche Wände immer zweischalig gebaut wurden. Man drehte beim Mauern an der Schnur die Steine so das eine glatte Fläche die Außenseite bildete. Die Steine waren mal breiter, mal schmaler und ragten deshalb in verschiedener Tiefe nach hinten in die Wand. Auf der Innenseite machte man das ebenso, nur das bei Ihnen kaum ebene Flächen an den polygonalen, rundlichen, unbearbeiteten Steinen vorhanden sind. Der Raum zwischen den beiden Schalen wurde mit Steinabschlägen, nicht verwendbaren Steinen, Lehmmörtel, Bauschutt usw. aufgefüllt. Wenn Sie einen Stein aus Ihrer Wand brechen (was kein Problem sein sollte) dann finden Sie so eine regellose Anhäufung von Lehm, Hohlräumen und Steinsplittern.
Um das klarzustellen: Ich schreibe das nicht um Ihre Wand schlechtzumachen (eine miesere Qualität für Mauerwerk gibt es objektiv nicht)sondern um Ihnen verständlich zu machen das Sie hier keine ästhetische Perle der Handwerkskunst vor sich haben sondern die Spuren armer Leute die sich mit ihren zur Verfügung stehenden Mitteln ein Haus in weitgehender Eigenleistung und Nachbarschaftshilfe errichtet haben. So etwas nicht zu verstecken sondern zu zeigen und damit zu erhalten ist ein lobenswerter Ansatz. Dazu reicht aber eine kleinere Fläche freizulegen und z.B. in einem Rahmen mit Verglasung zur Ansicht zu stellen. Der Rest der Wand war nicht umsonst verputzt, das hatte auch etwas mit der statischen Funktion einer Wand zu tun denn der Putz stabilisiert sie.
Ich habe Ihnen mehrere Möglichkeiten aufgezeigt wie man eine solche Wand weitgehend steinsichtig behandeln kann obwohl meine Wahl Putz wäre.
Warum das werden Sie beim weiteren Putz abschlagen selber merken, nämlich dann wenn die Steine die Tendenz haben zu wackeln oder samt dem Putz abzufallen.
 
Bruchsteinwand

@Sebastian :
Ganz ehrlich - das wird so nichts , zumindest nichts Gutes !
Warum nicht die Wand wieder verputzen , Material nach Wahl oder Rat der Kalkputzexperten hier
und anstelle der vollen Sichtbarkeit der Bruchsteinwand im oberen Wandbereich ein "Fenster" anlegen ,das dann sorgsam ausgefugt einen Blick in die Materie des Hauses erlaubt ?
Kleinen Rahmen drum ,Kunstwerk fertig !
besten Gruß
 
I186_2126_2004819135219.jpgSo ist das hier eben...

...dass Viele vieles wissen und stets auf ihres verweisen.
Kaum aber einmal etwas Neutralität walten lassen und versuchen, dem Fragesteller entsprechende einfache und gut funktionierende Lösungen anzubieten.
Vieles wird hier "wissenschaftlich" verunsichert, obwohl manchmal Nachhaltigkeit, langjährige Facherfahrung und Einfachheit, die Schlüssel zum Erfolg ist.
Klar, es wird stets mehrere Wegen gen Rom geben, aber man muss sie ganz einfach auch zulassen.

@ Brüggemann + Kube......

...genau meine Meinung!!
 
Feldsteine

Wenn man sich die Steine genau betrachtet sieht man das die Sichtseiten schon meist eine gerade Kante aufweisen.
Die runden Steine waren beim Einbau vor 150 Jahren nicht rund.
Die sind durch das auf Ihnen lastende Eigengewicht der Mauer spröde geworden und die Ecken sind ausgebrochen.
So schön wie Ihre Wände kann diese natürlich niemals werden.
Sie war beim Bau vermutlich auch nicht als Sichtmauer gedacht gewesen.
Da wir hier in einer Mittelgebirgsregion auf 700m sind wird hier auch kein Ackerbau betrieben.
Nach der Fugensanierung werde ich möglicherweise den unteren Teil der Wand wieder verputzen lassen.
 
fachwerk-I3461_2017128142224.JPGBruchsteinmauerwerk

"...durch das auf Ihnen lastende Eigengewicht der Mauer spröde geworden und die Ecken sind ausgebrochen."

Quatsch.
 
Herr Böttcher,

tragen Sie es mit Fassung und bedenken dabei, dass Ignoranz glücklicherweise nicht ansteckend ist.
 
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