Bodenaufbau über Kreuzgewölbe

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René Lang

Guest
Guten Tag
und gleich mal ein Dankeschön an alle, die hier Ihr Wissen, Erfahrung und vor allem Zeit investieren.
Vielleicht kann ich hier eine Einschätzung oder Tipp für einen Bodenaufbau auf einem Kreuzgewölbe
bekommen. Die vorhandenen Beiträge beziehen sich fast alle nur auf Tonnengewölbe.
Ein von mir als Küche/Essbereich genutzer Raum (ca. 4x8m) hat als Decke ein Kreuzgewölbe.
Dieses lagert ausschließlich auf zwei mittigen Säulen sowie 10 Auskragungen aus Natursteinen,
welche in die umgebenden Bruchsteinwände (50cm Stärke) eingefügt sind.
Der Bereich obendrüber wurde vom Vorbesitzer durch eine gemauerte Wand (24cm Ziegel und Hohlblock)
in zwei Bereiche abgetrennt. Der größere Bereich (ca. 4x5m) wird als Schlafzimmer benutzt und hat als Bodenaufbau
lediglich einen Betonestrich+Teppich. Den noch verbleibenden Raum möchte ich bewohnbar machen, wobei mir bis zum
Niveau des Schlafzimmerbodens ab der Gewölbekappe lediglich ca. 7cm zur Verfügung stehen. Als Boden schwebt mir
ein Estrich (ca. 5 cm) wie im Schlafzimmer sowie darauf ein Fertigparkett vor. Wärmedämmung ist nicht notwendig, ebenso
kann ich auf Trittschalldämmung verzichten.
Ich weiß nun nicht ob man bei diesem Kreuzgewölbe in punkto Auflastung (z.B. durch Betonestrich) etwas gewichtssparsamer
umgegangen werden muß als bei den hier anderweitig beschriebenen Verfahren bei Tonnengewölben da ja das ganze Gewölbe
zum Großteil auf den Auskragungen ruht, auch wenn im Nebenraum das alles schon vermutlich seit bestimmt 30 Jahren oder länger hält.
Evt. wäre vielleicht aus besagten Gewichtsgründen eine gebundene Schüttung (Liapor) plus OSB-Platten und darauf das Parkett ratsamer,
kostet natürlich auch mehr. Die Fläche ist bis auf einige ca. 10 cm tiefere Mulden in den Zwickelbereichen relativ eben.

Desweiteren mache ich mir Gedanken über diese Trennmauer, welche einfach über die Gewölbekappen drübergemauert wurde.
Bisher konnte ich von unten nichts entdecken, was auf eine Überlastung schließen läßt.
Ein Durchbruch zwecks Zimmertür würde zwar das Gewicht reduzieren aber könnte es sein das sich dadurch andere
statische Probleme ergeben ?
Im Voraus vielen Dank für Ratschläge.

MfG
René Lang
 
Kreuzgewölbe

Das kann man so, ohne genaue Kenntnis vor Ort, nicht pauschal beantworten wieviel das Gewölbe an Last noch aufnehmen kann. Grundsätzlich sind solche Gewölbe außerordentlich tragfähig, die Schwachpunkte sind immer die Widerlager, hier die Kragsteine und die Säulen, sowie Punkt- und Linienlasten für die das Gewölbe nicht ausgelegt wurde.
 
Bodenaufbau über Kreuzgewölbe

Das heißt was im Raumsegment nebendran seit 20 oder 30 Jahren ohne Schaden funktioniert muss hier nicht zwangsläufig auch gelten? Die Fläche ist ca. 12 qm. Zum Eigengewicht des Gewölbes kämen dann noch Verkehrslast+Estrich,also 3,5 bis 4 to, welches sich auf 5 Kragsteine und eine Betonsäule verteilt. Bei Leichtestrich entsprechend weniger.
 
Gewölbe

Das heißt das niemand der nicht da war wissen kann, wie sich dieses Gewölbe verhalten wird. Wenn das in einem Raum funktioniert heißt das noch lange nicht das es auch in dem anderen Raum funktioniert, es kommt auf den Zustand der Widerlager an.
 
Bodenaufbau über Kreuzgewölbe

Gut. Danke erstmal für Ihre Antwort. Können Sie mir jemanden
empfehlen im Raum Mainz bzw. Rheinhessen, der sich mit Kreuzgewölben auskennt.
Danke und viele Grüße.
René Lang
 
Kreuzgewölbe

Stellen Sie doch ein paar Fotos ein. Vielleicht schafft das etwas Klarheit.
 
I16005_201481717291.JPGBodenaufbau über Kreuzgewölbe

Hallo.
Ich habe mal versucht 5 Bilder in der Galerie einzustellen, weiß aber nicht ob das so geklappt hat. Die Betonsäulen haben damals gefehlt und viele Auflager waren durch Eisenträger ersetzt. Auf 2 Bildern ist der Bereich obendrüber zu sehen mit der Trennmauer zum Schlafzimmer sowie einem gemauerten Schornstein, welcher die mittlere Gewölbekappe durchstößt.
 
Kreuzgewölbe

Hallo Rene,
damit kann man schon etwas mehr anfangen. Die Gewölbespannweite ist gering, das Eigengewicht der viertelsteinigen Gewölbeschale mäßig. Tragend ist diese Gewölbe aber nicht, sie können keine Punkt- und Linienlasten aufnehmen. Säulen und Kragsteine sind groß genug dimensioniert, ich gehe davon aus das die Kragsteine tief genug in der Wand eingespannt sind. Im Idealfall sollten auf der anderen Seite der Wand sichtbar sein, also durchgehen.
Für den Aufbau des Fußbodens auf dem Gewölbe schlage ich Ihnen folgenden Aufbau vor:
Gründliches reinigen der Gewölberücken von allem losen Material,vor allem in den Zwickelbereichen,
den Rest mit einem Staubsauger absaugen,
vornässen,
schichtweise und gleichmäßig über die Fläche Einbau eines Zementmörtels 0-4 M15 bzw. MGIII, besser eines Estrichbetons 0-8 bis auf Höhe der Gewölbescheitel. Wichtig ist das sich der Mörtel bzw. Beton gut mit der Wand und den Gewölbesteinen verzahnen kann und die Oberfläche eben und waagerecht ist. Damit ist das Gewölbe selber tragfähig für Flächenlasten. Was ich nocht nicht weiß ist ob die Widerlager bzw. die Umfassungswände an den Endfeldern gegen Schub gesichert sind. An der Seite zum Schlafzimmer ist das kein Problem, da hebt sich der Gewölbeschub auf und die Trennwand sorgt durch Auflast für zusätzliche Reibung. An den anderen Wänden kann man bei Bedarf Zuganker verbauen die den zusätzlichen Gewölbeschub aufnehmen. Ob das erforderlich ist muß vor Ort geprüft werden.
Darauf kann wieder ein Fußboden aufgebaut werden. Ich empfehle dafür einen Trockenestrich auf gebundener Ausgleichsschüttung. Darauf kann der eigentliche Belag verlegt werden.
 
Bodenaufbau über Kreuzgewölbe

Hallo Herr Böttcher, danke für Ihre Einschätzung und Ihren Vorschlag. Das ist also in etwa der Aufbau wie Sie Ihn auch anderweitig in diesem Forum bei den Tonnengewölben vorgeschlagen haben und vermutlich auch bereits im Nachbarraum (Schlafzimmer) praktiziert wurde. Also die beiden Giebelwände werden meines Erachtens noch durch eine angebaute Trennwände sowie einen Halbkeller gegen Schub stabilisiert.(Tonnengewölbedecke des Halbkellers schließt sich rechtwinklich in etwa der Hälfte der oben auf dem Bild sichtbaren Bruchsteinmauer an) Die Längswände sind Außenwände und stehen sonst frei ohne irgendwelche Vertärkungen. Allerdings sorgen ja auch noch die Wände des oberen Geschosses für Gewicht. Und wird eigentlich der Gewölbeschub in diesen Fall nicht vollständig als verikale Kraft in die Säulen und Kragsteine abgeleitet ? Zu der oberen Trennwand zum Schlafzimmer habe ich noch eine Frage. Wenn ich dort einen Durchbruch zwecks Tür reinmache verliert diese evt. die Funktion der starren Scheibe und somit die Reibung zu den Außenwänden, wodurch wieder mehr Gewicht als Linienlast auf die Gewölbedecke wirkt ?
 
fachwerk-I3461_201481917558.JPGGewölbeschub

Nein, selbst in einem idealen Tonnengewölbe (Halbkreis) bei dem die Kämpfersteine eine waagerechte Lagerfuge haben entsteht immer etwas waagerechter Schub da sich die Stützlinie innerhalb des Bogens je nach Materialeigenschaften und Belastung ausbildet. Bei einem Kreuzgewölbe ist das noch schwerer einzuschätzen. Deshalb ist immer mit Gewölbeschub zu rechnen. Da Ihr Gewölbe relativ leicht ist spielt hier die Verkehrslast eine größere Rolle als bei schweren, massiven weil dickeren Gewölbekappen.
Die Auflast in den Zwickelbereichen stabilisiert das Gewölbe, die Queraussteifungen der Wände sichern gegen Gewölbeschub.
 
Bodenaufbau über Kreuzgewölbe

Hallo Herr Böttcher.
Das mit dem Gewölbeschub und der Stabilisierung durch Auflast im Zwickelbereich habe ich soweit verstanden. Womit ich mir noch unsicher bin ist diese Trennwand, welche wie Sie sagten durch Reibung an den Außenwänden nicht ihre volle Last auf die Gewölbekappen abgibt. Ein Türdurchbruch mindert zwar etwas die Last hat aber auch zur Folge das die Reibung gemindert wird. Es bleibt immer noch ca. 2,5 m Streckenlast der 24er Wand auf das Gewölbe.

Gruß
René Lang
 
fachwerk-I16005_2014826101256.JPGBodenaufbau über Kreuzgewölbe

Hallo Herr Böttcher.
Das Gewölbe im Erdgeschoss besteht aus zwei größeren Bögen an den Giebelseiten (Spannweite ca. 3,2 m) und einem kleineren mittigen Bogen zwischen den beiden Säulen (Spannweite ca. 1,6 m). Die obendrauf sitzende Trennwand befindet sich zwischen der Gewölbekappe des kleineren Bogens und der ersten Säule und teilt den Raum in zwei Abschnitte von ca. 5 und 3 m Länge(siehe Bild). Die im Vordergrund sichtbare Holzbalkenkonstruktion ist irgendein Überbleibsel und wird später entfernt, hat mit dem Gewölbe nichts zu tun.
 
Gewölbe

Wenn die Trennwand nicht direkt auf einer Gewölbekappe steht sondern auf einem Gurtbogen dann ist das tolerabel. Die Gesamte Last geht ohnehin nicht ein, auch in Wänden bilden sich Stützgewölbe aus.
 
Bodenaufbau über Kreuzgewölbe

Hallo Herr Böttcher.
Vielen Dank für Ihre Einschätzung. Noch eine Frage zu den Zwickelbereichen. Diese sind bis ca. 10cm unter Niveau Gewölbescheitel mit Ziegel und Kalkmörtel vermauert. Allerdings scheinen sich überall Hohlräume zu befinden die mit uraltem feinem Staub befüllt sind sodaß ich mich frage ob hier überhaupt eine flächige Auflage besteht welche den Druck gleichmäßig verteilt. Je mehr ich hier versuche sauberzumachen desto mehr löst sich das alles in Wohlgefallen auf. Soll ich da einfach die Estrichverfüllung drübergeben oder die Lagen abbauen und neu aufmauern. Auch sind einige Lagerfugen der Ziegel im Scheitelbereich teilweise mit Dreck anstatt mit Mörtel gefüllt. Sollte man diese evt. bis zum Mörtel auskratzen und neu verfugen?
 
Gewölbe

Alles Lose muß raus!
Die Zwickel können sowohl neu ausgemauert oder mit dem Beton aufgefüllt werden.
Zweck des Beton- bzw. Mörteleinbaues ist es eine möglichst gute Verzahnung mit dem Gewölberücken zu erzielen. Deshalb alles Lose aus den Fugen damit diese Fugen ausfüllt werden.
 
Bodenaufbau über Kreuzgewölbe

Hallo Herr Böttcher.
Ich denke mit diesen Informationen komme ich jetzt weiter.
Haben Sie vielen Dank.
MfG
René Lang
 
Thema: Bodenaufbau über Kreuzgewölbe
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