Fachwerkhaus gekauft - Eine Geschichte und viele Fragen (Holzschutz, Feuchtigkeit, Dämmung)

Diskutiere Fachwerkhaus gekauft - Eine Geschichte und viele Fragen (Holzschutz, Feuchtigkeit, Dämmung) im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo liebe Community, meine Frau und ich haben nach mehrmaligen Besichtigungen im Oktober letzten Jahres ein altes Fachwerkhaus mit Baujahr 1869...
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P.D.

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Hallo liebe Community,

meine Frau und ich haben nach mehrmaligen Besichtigungen im Oktober letzten Jahres ein altes Fachwerkhaus mit Baujahr 1869 gekauft.

Nun stehen wir mitten in der Renovierung, allerdings stellen sich mir verschiedene Fragen, die ich mir alleine nicht beantworten kann.
Hier aber ertsmal ein paar allgemeine Infomationen zu dem Haus, die späte relevant sein können:

Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz
Das Haus hat zwei Kellerräume, die beide noch Naturboden (Erde) haben und zum größten Teil gemauert sind. Dazu später mehr.


Hintergund:

Vor dem Kauf hatten wir einen Holzwurmbefall im einem der Kellerbalken festgestellt.
Zur Beratung und weiteren Kontrolle hatten wir ein Ortsansässiges Holzbau Uunternehmen gebeten, bei einer Besichtigung die Substanz, soweit möglich, zu sichten und einen Kostenvoranschlag für die Behandlung/Austausch abzugeben.
Ergebnis: Holzwurm+Hausbock im Keller und im Dachboden, allerdings scheinbar kein aktiver Befall. Einen Kostenvoranschlag haben wir allerdings nie erhalten.

Danach haben wir uns entschieden, alle Balken im inneren freizulegen und von einem Schädlinsgbekämpfer behandeln zu lassen.
Frima kam, untersützte zwei vertikale Balken durch "gesundschneiden" (Teil des Holzes herausschneiden, anderen Balken einsetzen) und setzte einen horizontalen Balken ein, um einen durchgefaulten zu ersetzen. Der durchgefaulte Balken lag unter einem ehemaligen Bad, Hausschwam o.ä. wurde nicht festgestellt.
Aktiver Befall soll auch hier angeblich nicht vorhanden sein.

Allerdings hatte sich der Hausbock und Holzwurm in fast allen Balken ausgetobt, allerdings sind angeblich keine mehr so sehr beschädigt, dass sie ausgestauscht werden müssen.
Behandlung aller Balken mit Borsalz +Abschieben und andere Arbeiten sollte laut Voranschlag 6000€ kosten, nach zwei Tagen waren wir schon bei geplanten 12000€ Dies war der Zeitpunkt wo wir uns dann von dieser Firma getrennt haben.

Es scheint, dass hier vor allem Geld gemacht werden sollte,da auch die neuen Balken angebohrt und mit Injektionspackern versehen worden waren, ebenso wie von 4 Seiten zugängliche Balken. Zudem wurde beim Abschieben und freilegen der Balken teilweise die gesammte vorhandene Elektrik im Zimmer zerstört (Leitungen in der Dose so gekappt, dass man nicht einmal eine Listerklemme mehr ansetzen kann, ohen die Dose herauszunehmen + ganze Kabel einfach abgetrennt)

Zweite Firma wurde zum begutachten hinzugezogen. Diese wollte den Auftrag scheinbar erst gar nicht, da sich die Balken teilweise nur von 4 Metern Entfernung angesehen wurden. Aber - auch hier wurde auv Nachfrage vermutet, dass kein aktiver Befall vorhanden ist.

Ich möchte nun ungern noch eine dritte Firma mit ins Bot holen, da uns zum einen die Kosten und zum Anderen die Zeit langsam davonläuft. Da die Firmen alle nur mit Borsalz die Balken behandeln wollten, gedenke ich, die Borsaltzlösung einfach selbst aufzuspritzen/streichen.

Fragen:

In wie fern macht das bei bereits einmal befallenem, ca 130-140 Jahre altem Holz denn überhaupt noch Sinn? Über die Vorraussetzungen für Neubefall, Nährstoffgehalt alten Holzes, BBaulichen Holztschutz, Wirkungsweisen von Borsalz (bekämpfend und vorbeugend) habe ich mich zwar informiert, ein klares Statement konnte ich aber nicht finden.

In zwei Räumen schwingt der Boden beim darauf Laufen merkbar, die darunter liegenden Balken weisen nach ca 0,5-1cm Cellulose/Fraskanälen aber gesundes Holz aus (meine laienhafte Einschätzung). Dürfen diese Balken denn merklich schwingen, oder sollte das Holz eher starr sein?

Ich würde die Holzkonstruktionen gerne mit Rigips verkleiden, muss ich für das Holz eine Hinterlüftung lassen?

Der Keller zieht natärlich aus dem Boden Feuchtigkeit, die auch in die in der Kellerdecke liegenden Holzbalken zieht. Kann ich diese mit Feuchtraumplatten verkleiden, verputzen und so vor der Raumfeuchtigkeit schützen?

Wie sieht es generell mit der nachträglichen Isolation der Räume von INNEN her aus? Rollokäste liegen außen, Mauern sind entweder Fachwerk mit Lehmwickeln oder an der Straßenseite Mauerwerk. Würde gerne eine Untertapete oder eine Koterlattung mit Isolationsmaterial aufbringen, habe aber Angst, dass dies unter dem Rigips schwitzt und dann anfängt zu schimmeln.

Letzte Frage:
In einem Raum war unter den Holzdielen lediglich Kohleschüttung und Schlacke (Erde), da diesrr Raum nicht unterkellert war. Ich würde diesen nun gerne mit Betonestrich ausgießen, und nach unten hin mit einer Teich/Baufolie gegen Feuchtigkeit versiegeln. Ist dies so überhaupt möglich?

Ein langer Text, aber es sind doch viele Dinge mit denen ich mich vorher noch nie auseinandersetzen musste :)

Danke für das Lesen und ich freue mich auf eure Antworten!
 
Augenscheinlich haben sie den Fehler gemacht zuerst Firmen zu holen und dann die Ratschläge.
Ich empfehle ihnen unbedingt einen Sachverständigen für Holzschutz hinzuzuziehen.
Eines kann ich ihnen aber aus der Ferne sagen. Wenn sie die Balken ohne hin verkleiden wollen ist ein Schutz vor Insektenbefall, selbst wenn noch ein aktiver Befall vorliegt, überflüssig. Die flugfähigen Insekten können das Holz ja nicht mehr finden, also ihre Eier nicht mehr dort ablegen. (konstruktiver Holzschutz)
 
Hallo Herr Draude,da scheint doch einiges im Argen zu liegen, mal abgesehen vom Wurm- / Bockbefall. Die Balken sollte sich mal jemand ansehen, der Ihnen nicht gleich etwas verkaufen will.

- Rigipsbekleidungen und Feuchtraumplatten haben im Fachwerkbau nicht wirklich etwas verloren, der Umgang mit Materialien dieser Art verzeiht keine Fehler.
- Eine Dämmung von Innen muss durchgerechnet werden. Besonders wenn – wie in Ihrem Falle – die Wandmaterialien zu wechseln scheinen. Ihr Angst ist begründet.
- Ein "moderner" Bodenaufbau ist häufig möglich, aber immer abhängig von Randbedingungen wie dem Zustand, der Lage etc. des bestehenden Sockels und des angrenzenden Fachwerks.

Der Postleitzahl nach bin ich in Ihrer Nähe, als Region ist der Odenwald angegeben. Wo steht das Haus ? Gibt es weitere Bilder?

Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer
 
Hallo

Hallo, also ich bin kein Fachmann, nur Laie aber wir haben seit 6 Jahren selbst ein ca. 200 Jahre altes Fachwerkhaus und seit 2 Jahren noch ein zweites. Und auch wir haben gerade in der ersten Zeit immer mal wieder Überraschungen erlebt, die wir aber zumeist ganz gut in den Griff bekommen haben. Also zu 3 Deiner Fragen:
1."In wie fern macht das bei bereits einmal befallenem, ca 130-140 Jahre altem Holz denn überhaupt noch Sinn? Über die Vorraussetzungen für Neubefall, Nährstoffgehalt alten Holzes, BBaulichen Holztschutz, Wirkungsweisen von Borsalz (bekämpfend und vorbeugend) habe ich mich zwar informiert, ein klares Statement konnte ich aber nicht finden."
Also wir haben als erstes geschaut, ob der Befall noch aktiv ist, also noch regelmäßig Mehl rieselt oder so. Dann halt entweder ausgetauscht bzw. bei kleinen Stellen war der Einsatz von Heißluft meist ein Erfolg. Das mit dem Borsalz haben wir auch selbst prophylaktisch gemacht (nachdem uns von einem Zimmermann dazu geraten wurde. Ob es was gebracht hat? Ich weiß es nicht aber derzeit haben wir keinen Neubefall. Mit dem Neubefall alter Holzer haben wir die Erfahurng gemacht, dass das jederzeit möglich ist, vor allem wenn etwas Feuchtigkeit ins Spiel kommt. Balken, die schon etwas mehr angefressen waren, aber trotzdem noch eine ordentliche Substanz hatten, haben wir mit seitlich mit Brettern verstärkt. Wir hatten uns da auch von einem befreundeten Zimmermann beraten lassen und der hat sich das Ganze auch zum Schluß angesehen und für gut befunden. Manche Balken (ca. 3-4) haben wir allerdings auch ganz ausgewechselt.
2."In zwei Räumen schwingt der Boden beim darauf Laufen merkbar, die darunter liegenden Balken weisen nach ca 0,5-1cm Cellulose/Fraskanälen aber gesundes Holz aus (meine laienhafte Einschätzung). Dürfen diese Balken denn merklich schwingen, oder sollte das Holz eher starr sein?
Also bei uns schwingen auch manche Böden, trotz stabiler Balken. Bisher sind aber keine Risse an den Decken darunter entstanden und uns stört es nicht weiter. Vielleicht war das ja schon immer so....Vielleicht liegt es einfach nur am Balkenabstand?
3.) "In einem Raum war unter den Holzdielen lediglich Kohleschüttung und Schlacke (Erde), da diesr Raum nicht unterkellert war. Ich würde diesen nun gerne mit Betonestrich ausgießen, und nach unten hin mit einer Teich/Baufolie gegen Feuchtigkeit versiegeln. Ist dies so überhaupt möglich?"
Hatten wir auch in einem Erdgeschoßraum. Problem war, dass da schon manche Balken und Dielen völlig faulig waren. Wir haben die Dielen und Balken erstmal entfernt, das Ganze ca. 30 cm tief ausgeschachtet, dann Baufolie rein und Beton drauf und dann Dachpappe und dann wieder eine Unterkonstruktion (Kanthölzer bzw. Balken) und wieder Dielen drauf. Achso und noch bissl mit Syropor gedämmt. Wir sind super zufrieden (seit 6 Jahren) damit, keine Fußkälte, kein Gammel, keine Feuchtigkeit. Auch nicht an den Wänden, und da haben wir keine Horizontalsperre oder so. Maximal haben wir da mal eine kleine feuchte Stelle, wohl Witterungsabhängig, aber bei unserem Kalkputz und Kalkfarbe trocknet das nach kurzer Zeit immer wieder ab.
Also, wie gesagt, kein professioneller Rat aber bei uns hat es bisher so geklappt und manches mußten wir einfach improvisieren und mit manchem leben wir eben, denn als Großfamilie hat man nicht unbedingt ein "großes Konto" gerade bei 2 Häusern. Viel Erfolg noch.......!
 
Thema: Fachwerkhaus gekauft - Eine Geschichte und viele Fragen (Holzschutz, Feuchtigkeit, Dämmung)

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