Energetische Sanierung Steinhaus

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Ferdinand

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Hallo,

bin seit kurzer Zeit Besitzer eines unverputzten Bruchsteinhauses (genauer gesagt eines Feldsteinhauses). Der Aufbau der Wand ist im Mittel ca. 60 cm dick und an der Aussenseite der Aussenwand mit Feldsteinen und Richtung Innenwand gehend vermehrt mit Tuffsteinen. Je höher die Fassade wird, desto mehr treten Tuffsteine auf (wahrscheinlich wegen des geringeren Gewichtes beim Bau). Die Innenseite der Aussenwand ist mit Zementputz verputzt. Ursprünglich entstand ca. 1820 der Keller. So um ca. 1853 (Datum des Dachstuhls) dürfte auf den Keller das restliche Haus aufgemauert worden sein. Das Wohnklima ist in der kalten Jahreszeit katastrophal (Innentemperatur 20°, Wandtemperatur 13°, enorme Energiekosten, U-Wert jenseits von 2,0) und das gilt es neben den statischen Themen (Zustand Holztramdecke?) zu beheben. Zur Verdeutlichung: Die Fenster (Neu mit Wärmeschutzverglasung in Holz-Alu Ausführung) haben einen weit besseren U-Wert als die Mauer.

Ich habe schon einiges gelesen wie das geschehen soll und bin von meiner ursprünglichsten Variante (WVDS mit Polystyrol-Hartschaumplatten EPS auf der Außenwand) aufgrund der einleuchtenden Argumente sehr schnell abgekommen. Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz. Persönlich hänge ich nicht so sehr an der Aussenfassade, wenn es auch von der Ferne sehr imposant und toskanisch aussieht. Bei näherer Betrachtung (2 m vor der Fassade) ist die Fassade dann nicht mehr so toll (viele Ausbesserungen durch Elektrokasten, Lüftungslöcher, etc. Die Fassade selbst bröckelt aber nicht! Weiters bestehen noch optische Bausünden durch den Anbau (Garage, Stallungen). Diese wurden in den 80-iger Jahren angebaut und sind normal verputzt (weiß mit grauen Faschen) und passen so gar nicht zur Fassade des Bruchsteinhauses. Mit einer Aussendämmung könnte man die Fassaden gleich aussehen lassen, wobei noch zu berücksichtigen ist, wie wir am Bruchsteinhaus das Niveau mit den Wänden hinbekommen, da diese ja „schief“ verlaufen (d.h. unter Dicker als oben) und bei einer Aussendämmung dies „kaschiert“ werden müsste. Weiters ist hinsichtlich der Innendämmung dass Problem, dass das Erdgeschoss bewohnt ist und in diesem Bereich es unmöglich ist (schön verputzte und verbaute Innenwände, sowie durchgehend bewohnt) eine Innendämmung aufzubringen. Das heißt, die Innendämmung könnte nur im Obergeschoss aufgebracht werden. Die Innenwände im Obergeschoss werden komplett neu gemacht (begradigt, etc.), sodass der Arbeitsaufwand sowieso anfallen wird. Das Dachgeschoss ist derzeit nicht bewohnbar wird noch ausgebaut und hier werden wir eine Zwischensparrendämmung (Isover) aufgebracht (also Standarddämmung) mit Fussbodenheizung. Keller (Gewölbe) wird nicht extra isoliert und mit Lehm verputzt; jedoch neuer Bodenaufbau im Keller mit Fussbodenheizung.

Ziel ist es hinsichtlich des Räumklimas (warme Wände) in Verbindung mit den laufenden Energiekosten ein Optimum zu erreichen, was meines Erachtens nur über eine ordentliche Dämmung zu bewerkstelligen ist. Von derzeit U > 2,0 W/m2K will ich unter 0,5 W/m2K – ideal 0,35 W/m2K - kommen (Niedrigenergiehausstandard werden wir nicht erreichen können). Natürlich zählt auch die Kosten-Nutzen-Analyse. Raumverlust durch Innendämmung sollte nicht das grosse Problem sein. Das Haus ist groß genug.

Zusammenfassend also meine konkreten Fragen:
-) Aussen- oder Innendämmung?
-) welche Varianten/Materialien (Korkdämmplatten, Holzweichfaserplatten, Wärmedämmplatten, Wärmedämmlehm, Schilfrohrplatten, Calzium-Silikatplatten, Lehmputz oder Kalkputz, etc.) von welchem Hersteller sind hier zielführend (U-Wert, Kosten/Nutzen) mit welchen Wandaufbau bzw. Dämmstärken. Bei der Innendämmung habe ich in Erfahrung gebracht, dass bereits geringe Dämmstärken beispielsweise zwischen 4 und 6 cm bereits 50 % Wärmeverlust reduzieren, sodass eine Dämmstärke mit 12 cm in Relation gesehen nur mehr weitere 15 % Wärmeverlustreduzierung bringt.
Problembereich der Innendämmung: Verlagerung des Taupunkts nach Innen in den Mauerbereich (Bruchsteinmauer hat durch Innendämmung entsprechend niedrigere Temperatur) und damit Feuchtebelastung und Frostschadenrisiko.
-) welche Heizung sollte verwendet werden (bei Innendämmung Wandheizung? bei Aussendämmung Fussbodenheizung? Sonderthema: Sockelleistenheizung – sehe ich eher skeptisch?).
-) ist eine Innendämmung sinnvoll, wenn nur das Obergeschoss gedämmt werden kann (Wärmebrücken zum Erdgeschoss?)
-) Innenputz – ist Kalkputz oder Lehmputz zu favorisieren? (auch wenn nur Aussendämmung durchgeführt wird)?
-) Putz bei Aussendämmung?
-) Hat schon wer Erfahrungen mit der der Fa. Haacke und deren Produkten gemacht. Die Firma rühmt sich schon 125 Jahre Erfahrung in der Dämmstoffherstellung zu haben und sie wirken zumindest auf der Homepage sehr kompetent.
-) Haben Sie Kontaktadressen von Mauerwerkssanierungsexperten bzw. Bauphysikbüro in der Nähe von Salzburg/Bayern.
-) Sollte die Empfehlung auf Innendämmung lauten, welche System im Hinblick auf die Fassadensanierung (Verschönerung der Aussenmauer z.B. durch Feldsteine einölen?) sind bekannt. Sandstrahlen finde ich nicht zielführend, da zwischen den Feldsteinen die Räume mit kleineren Steinen, Ziegelresten ausgezwickelt wurden.

Danke im voraus für die zahlreichen und hilfreichen Informationen.

fs
 
Tuffstein ist die natürliche Variante des Gasbetons und ein tolles Baumaterial. Er hat für Hausmauern ausreichende Druckfestigkeit und ein sehr gutes Wärmedämmvermögen. Diese Eigenschaft und weniger das Gewicht sind der Grund, dass man ihn im Wohnbereich und nicht in den Kellermauern verbaut hat.
Ihrer Beschreibung nach möchte dieses Haus einen Dämm-Aussenputz auf Mineralbasis.
Den Keller würde ich nicht heizen und die Wände nicht dämmen. Ziemlich sicher hat es aufsteigende Feuchtigkeit in den Wänden. Wenn man die Wände diffusionsdicht dämmt, wird die Feuchtigkeit weiter aufsteigen und im darüberliegenden Bereich Schäden verursachen.
Wenn Sie im Innenbereich dämmen, bekommen Sie ein wesentlich unausgeglicheneres Wohnklima, als wenn Sie die grosse Mauermasse in den geheizten Bereich mit einbeziehen.
Ob alte Bruchsteinwände gerade, senkrecht und in sich eben sein müssen oder nicht, ist nur eine ästhetische Frage.
Als Heizung käme etwas in Frage, was Strahlungswärme abgibt (Grundöfen, Wandheizungen); wird behaglicher als grossflächige Fussbodenheizungen.
Aber ich würde zuerst Ihren hier eingestellten Text mal verschiedenen an solchen Vorhaben interessierten Architekten zustellen. Erst wenn das Gesamtkonzept steht, sind die Spezialbüros dran (Heizungsplaner?), welche eine Ausführungsplanung machen, und erst dann kommen die Anbieter von Produkten und die Handwerker.
 
Weniger ist mehr

Hallo Ferdinand,
das Haus hat in diesem Zustand viele Jahre gut überstanden, erhalten Sie viel davon und ändern so wenig wie möglich.
Keine Dämmung, weder außen und keinesfalls innen! Bei Innendämmung bleiben die Mauern feucht und kühl, bei Außendämmung nicht viel besser. Bester und billiger ist eine richtig dimensionierte Heizleiste. Diese bring 100% Strahlungswärme die einem selbst und dem Haus guttut. Da sie die Wände trocken hält verbessert sich dadurch auch der K-Wert, wenn gedämmt wird, wird auch die Speicherwirkung gedämmt --> also unnötig und die Gefahr des Bauschadens entfällt. Es tummeln sich jedoch inzwischen einige Nachahmer auf dem Markt, deren Wirkung mehr den konventionellen Heizkörpern zugeordnet werden können und wenig mit reiner Strahlungswärme zu tun haben. Heizleisten lassen sich einfach und ohne großen Eingriff in die Bausubstanz einbauen. Wand- und Fußbodenheizungen sind sich in ihrer Wirkung ähnlich. Sie sind träge, verteilen die Wärme nicht optimal, eine Gutteil ihrer Wärmeabgabe kommt nicht dem Raum zugute, lassen teilweise die Wände kalt wo sich dann durch Feuchtigkeit wiederum ein Nährboden für Schimmel bildet.
Lehmputz hat u. a. den Vorteil viel Feuchtigkeit schnell aufzunehmen und einigermaßen schnell wieder abzugeben. Er haftet nur mechanisch, dadurch ist er kratz- und stoßanfälliger jedoch auch einfacher zu reparieren. Bei dauerhafter Feuchtigkeitsbelastung ist Kalkputz die ideale Wahl. Dieser ist außerdem durch seinen pH-Wert schimmelresistent. Wenn auf einer Wand die mit Kalk verputzt wurde Schimmel entsteht, dann nur wenn Staub und Feuchtigkeit in entsprechender Menge und Zeit vorhanden sind.
Da dichte Fenster eingebaut wurden muß regelmäßig gelüftet werden, da sich sonst die warme, feucht Luft an den kalten Stellen (Außenwandecken, Schränken, Küchenkästen, ...) absetzt wo eine Wand- oder Fußbodenheizung eben keine Wärme verteilt.
P. S. weitere Info hier, irgendwo im www oder direkt bei mir
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Schönen Gruß aus Bayern
Bernhard Fürstberger
 
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