Schimmel mit und ohne Lehmputz / Qualität im Oeko-Bau

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Conny Imfeld

Guest
Liebe Forum-Leser und Fachleute

Gestern bin ich auf Ihr Portal gestossen und würde mich über Rat und Tips zu folgendem Sachverhalt freuen:

Wir haben kürzlich im mittleren Schleswig-Holstein eine alte Bauernkate gekauft, welche vor 1900 gebaut worden sei. Diese soll im Rahmen der wirtschaftlichen und baulichen Möglichkeiten möglichst mit Oeko-Baustoffen renoviert/saniert werden.

Durch einen sogenannten Oeko-Baufachmann haben wir im November zwei Innenwände beidseitig mit einem Lehmputz-Gemisch verputzen lassen. Er hat die Mischung vor Ort aus mitgebrachtem Lehm, Sand und Stroh selbst gemixt.

Die beiden Wände waren durch uns vor dem Auftragen des Lehmputzes von altem modrigem Putz beidseits befreit worden. Auf Empfehlung des Baufachmann haben wir die flächenweise von schwarzem Schimmel betroffenen Wände mit 100% Alkohol abgesprüht. Angeblich zerstöre das den Schimmelpilz.

Nach 3 Wochen wies der Lehmputz auf der gegenüberliegenden Seite in mehr oder weniger grossen Bereichen Schimmelbildung auf. Die rechtwinklig zur Aussenwand stehende Mauer wies entlang der Kante zum Fussboden starke Schimmelbildung auf. Es handelte sich um mehr oder weniger dicken, fadenartigen, weiss-grauen „Pelz“.

Dazu ergänzen muss ich noch folgendes. Die Wände waren zu Beginn der Renovationsarbeiten mehr oder weniger nass bis feucht und waren zum Zeitpunkt des Verputzens zwar nicht nass, aber mit Sicherheit auch nicht trocken. Die Wand, welche zu Renovationsbeginn deutliche Nässe aufwies, wurde durch den Baufachmann unterhöhlt und mit einer recht dicken stabilen „Folie“ unterlegt, um zu verhindern, dass in dem Bereich Feuchtigkeit ins Mauerwerk hochsteigt. Er meinte, dass müsse aufsteigende Feuchtigkeit sein, da es keine Hinweise gab, dass eine Wasserleitung undicht ist oder es von oben durch die Mauer kommt. Die rechtwinklig zur Aussenwand stehende Mauer wurde aus Kostengründen nicht „unterfüttert“. Der Baufachmann erachtete das auch nicht als wirklich notwendig.

Weiter negativ dazu beigetragen hat nasse Witterung und vermutlich unzureichende Belüftung, da der Baufachmann uns zuwenig im voraus auf die hohe Wichtigkeit von zügigem Austrocknen des Lehms hingewiesen hat. Wir waren uns zwar der biologischen Baumasse bewusst, nicht aber dem Umstand, dass (aus heutigem Bewusstseinsstand logischerweise) organisches Material eher verdirbt. Als Bio-Esser hätten wir es wissen müssen, aber eben.... – und zudem wälzten wir gerade auch noch andere Probleme.

Der Baufachmann riet uns dann, den Lehmputz in den betroffenen Bereichen wieder von der Wand zu holen. Folgende Erklärung gab er dazu ab: Bekanntlich sei ja das Mauerwerk noch feucht. Der Lehm hätte ja teilweise recht dick aufgetragen werden müssen (stellenweise bis 3,5 cm) um die Unebenheiten des Mauerwerks auszugleichen. Der Lehmputz müsse ja nun zum einen selbst austrocknen, was aufgrund der Dicke und der Witterung nicht gerade einfach ist. Zudem nehme der Lehm ja auch laufend noch die Feuchtigkeit des Mauerwerkes von Innen her auf. Und da die Räume notgedrungen parallel dazu auch noch bewohnt werden, gaben wir selbst auch Feuchtigkeit in den Raum ab. Damit wäre der Lehmputz wohl völlig überfordert gewesen. Und eben – da machte er uns dann darauf aufmerksam, wie empfindlich organisches Material an der Wand sich verhält. Na super......

Der Lehmputz bildete zudem in der Trocknungsphase immer wieder Risse. Auf seine Empfehlung rieben wir mit einem feuchten Schwamm vorsichtig darüber, um die Risse zu schliessen. Er erklärte uns dann auch, dass die Rissbildung aufgrund der Dicke des Putzes und der ungünstigen Austrocknungssituation normal sei – aber die Qualität weiter nicht beeinträchtige.

Wir glaubten ihm, da wir ihn bis zu dem Zeitpunkt für den Experten hielten.

Bis heute wundern wir uns allerdings darüber, dass der Putz oft „rieselt“ wenn wir ihn berühren. Unangenehm überall die Krümmel liegen zu haben. Hört erst auf, wenn er mit Farbe gestrichen ist.

Frustriert holten wir also an den betroffenen Flächen den Lehm wieder von der Wand. Es stank deutlich nach Schimmel und wir hatten massive allergische Reaktionen. Der Baufachmann weiss übrigens, dass wir Allergiker sind.

Seitdem sind die Wände an den Stellen nach wie vor ohne Verputz. Sie sollen nun die Chance haben, weiter auszutrocknen und den neuen Lehmputz wollen wir in der wärmeren Jahreszeit auftragen. Wir haben bewusster gelüftet. Allerdings ist es draussen meistens auch nass. Interessanterweise haben wir inzwischen aber sogar Wände gestrichen und die Farbe trocknete ohne sichtbare Probleme ab.

Wir dachten das Problem sei so gelöst und lebten mit dem optischen Misstand. Bis wir zusehens wieder Allergieschübe bekamen und der Raum nach der Rückkehr von ein paar Stunden Abwesenheit wieder verdächtig roch. Vorige Tage entdeckten wir, dass sich an beiden Wänden wiederum weisser, fadenartiger Schimmel bildet. In optisch unabhängig voneinander liegenden Flächen. Im Bereich der Mauer zur Aussenwand wiederum am Rand zum Fussboden als dicker, weisser, stinkender Pelz. Erst mal habe ich die Flächen wiederum mit Alkohol abgesprüht. Stellenweise ist der Schimmel dadurch in sich zusammengefallen und kaum noch sichtbar, an anderen Stellen stehen die Fäden als sei nichts geschehen.

Den Baufachmann konnte ich bisher nicht erreichen – doch vielleicht muss das auch so sein. Denn genau dieser Umstand trieb mich ins Internet und so fand ich dieses Forum. Und nun schreibe ich diese Zeilen und hoffe auf entscheidende Hinweise und Bestätigung etlicher Verdachtsmomente.

Ich habe in dem Forum etwas rumgestöbert und Hinweise gefunden, dass Stroh eine problematische Beimischung sein kann (bei bio-bewusstem Nachdenken auch klar).

Die Kante zum Fussboden ist eine Problemstelle. Wir haben inzwischen einen Holzfussboden (OSB-Platten) verlegt und darunter eine Folie gelegt um das Aufsteigen von Feuchtigkeit aus dem Betonsockel zu verhindern. Im Spalt zur Mauer (ca. 1 cm) liegt nicht nur das Folienende sondern auch etlicher runtergerieselter Lehmputz. Und da hängt der Schimmel drauf und drinn. Ich kann aber nun nicht einfach eben mal die davor liegende OSB-Platte wegnehmen. Die hängen ja mit Nut/Feder alle ineinander und möbiliert ist auch schon. Mit dem Staubsauger kann ich leider nicht alles rausholen.

An der Wand hängen teilweise auch noch Lehmputzreste. Hätten wir jeden Krümmel von der Wand fegen müssen ? Kann es tatsächlich sein, dass der aufgetragene Lehmputz dermassen kontaminiert war, dass selbst die Restkrümmel auf dem Mauerwerk unter dem Einfluss noch vorhandener Feuchtigkeit vor sich hinrotten ?

Womit werden wir der Situation Meister und wie sollen wir vorgehen ?

Gibt es aus dem Kreise dieser Community Fachleute im Raum Schleswig-Holstein oder wie finden wir solche ?

Wir beginnen am Know-How unserer Bauexperten zu zweifeln, obwohl er angeblich sehr viele Jahre seines Lebens alten Häuser widmet und erst mal einen guten Eindruck hinterliess.

Tja. Und dann nicht zuletzt. Woran erkennt der Laie den guten Fachmann für alte Häuser. Wie über viele Jahre bitter als Nahrungsmittelallergiker im Naturkostbereich erfahren, ist Bio noch lange nicht Bio. Und wonach orientiert sich der geneigte Laie nun also im Oeko-Baubereich ?

Fragen über Fragen und das ist auch nicht schlimm. Nichts im Leben ist spannender als zu hinterfragen. Fragen führen durchs Chaos zu Klarheit, was immer gut ist.

Blöd ist nur, wenn man offenbar erst die falschen Leute fragt. Gut, wenn man den Mut hat, dann weiterzusuchen.

Bin gespannt auf die Reaktionen.
 
Lehmfachleute

Hallo Conny, das hört sich ja wirklich gruselig an. Ihr braucht auf alle Fälle wirklich fachkundige Hilfe, die auch mit gutem Gewissen weiter empfohlen werden kann. Wendet Euch an Renata Wendt (04153/55348), Cheffin der Lauenburgischen Lehmwerkstätten in Lütau. Die wird Euch bestimmt helfen können. Es hört sich aber auch so an, als wenn Ihr noch bautechnischen Rat braucht. Da scheint doch einiges noch im Unreinen zu sein. Ich denke da z. B. an die Folie, die wahrscheinlich die Feuchtigkeit doch nur Richtung Mauer umleitet. Trotzdem Kopf hoch und viele Grüße! Annette
 
Hilfestellung

Vielleicht können wir helfen oder Hilfen organisieren.
Es ist eigentlich Schade für die Lehmbaubranche, was Sie für eine Odyssee erleben.
Fachbetriebe finden Sie hier eigentlich einige. Sprechen Sie diese doch direkt an. Doch bei Ihnen wäre in dieser Situation ein der Materie entsprechender Sachverständige erst einmal denkbar, um eine Basis zu schaffen, woran gewisse Ausführungsmängel definiert werden können.

MfG Udo Mühle
 
Sehr geehrte Frau Imfeld,

können Sie auch Fotos einstellen? Das würde die ganze Sache noch etwas verdeutlichen.
Die Desinfektion eines Schimmelbefalls ist natürlich nur begrenzt möglich (weniger für Putzflächen geeignet), Schadensursachen sollten abgestellt werden, weitere Maßnahmen sind ggf. erforderlich, insbesondere wenn Sie zu allergischen Reaktion neigen.
Ergänzend zur Desinfektion folgender Beitrag aus einschlägiger Fachliteratur:

14.2 Desinfektionsmittel

14.2.1 Praxisbewährte Mittel
Bei der Anwendung aller Mittel sind die entsprechenden Angaben der jeweiligen Sicherheitsdatenblätter zu berücksichtigen. Diese können beim Hersteller/Lieferanten angefordert oder im Internet, z. B. aus der GISBAU-Datenbank, heruntergeladen werden. Resultierend aus den Sicherheitsdatenblättern sind Betriebsanweisungen zu erstellen und die erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen einzuhalten.
Wenn die Mittel, wie im professionellen Bereich, versprüht werden, entstehen durch Aerosolbildung (feine Schwebetröpfchen) immer weit höhere Gefahren, als wenn sie gestrichen werden.
Schimmelpilzwidrige oder -abtötende Wirkstoffe haben im Allgemeinen nur eine begrenzte zeitliche Wirksamkeit. Wenn längere Zeiträume zwischen der ersten Desinfektion und der endgültigen Sanierung (z. B. Beseitigung der Feuchtequelle) liegen, sollte die Desinfektion nach ca. 4 bis 6 Wochen wiederholt werden. Die Intervalle hängen u.a. vom eingesetzten Mittel, Ausmaß der Feuchte und von der Stärke des Befalls ab.
Bei Behandlung von lackierten Flächen, Hölzern usw. ist die Materialverträglichkeit vorher zu prüfen, da bei einigen Mitteln Farbveränderungen, Fleckenbildungen, Ausblühungen oder andere Effekte auftreten können.

14.2.1.1 Alkohole/Spiritus
Hochprozentiger Alkohol (z. B. 70 %iger Ethanol- oder Isopropylalkohol), ggf Zugabe von 3 % Salicylsäure, ist eines der bewährten und seit langem eingesetzten Desinfektionsmittel. Der Einsatz ist jedoch nur bei kleineren Befallsflächen zu empfehlen, da sonst entsprechende Schutzmaßnahmen zur Vermeidung von Explosionsgefahr (Ex-Ausrüstung der Elektroinstallationen oder während der Arbeiten Strom am Hauptschalter abschalten) getroffen werden müssen.
Spiritus ist vergällter Ethanol und preislich günstiger als die reinen Alkohole, da durch die Vergällung keine Branntweinsteuer anfällt. Die Vergällung erfolgt mit Aceton, Methanol, Butanon, Methylethylketon, Bittersalz usw. (1 /,Wasser auf 1/, Spiritus ergibt ca. 70 %igen Ethanol).
Die Vorteile von Alkohol und Spiritus sind ihre gute Wirksamkeit, große Bandbreite, Eindringtiefe, schnelle Flüchtigkeit nach der Anwendung und gute Verfügbarkeit. Reiner Alkohol ist in jeder Apotheke sofort, in Abmischung mit Salicylsäure maximal innerhalb eines Tages verfügbar. Spiritus erhält man in jedem Drogeriemarkt und Baumarkt.
Der Nachteil dieser Mittel besteht vor allem in der hohen Explosionsgefahr, speziell beim Sprühen durch das entstehende Aerosolgemisch, die bestimmte Arbeitsschutzmaßnahmen unabdingbar macht, wie Atemschutz, Augenschutz, das Unterbinden offener Flammen, Rauchverbot, kein Einschalten Funken bildender Maschinen, von Mobiltelefonen und Lichtschaltern im zu sanierenden Raum, gute Belüftung usw. Unfälle wie beim Grillen mit flüssigen Kohleanzündern können auch hier zu schweren Verbrennungen führen, wenn z. B. die Sprühflasche Feuer fängt. Im Privatbereich sollte Alkohol deshalb möglichst nur mit dem Pinsel aufgetragen oder es sollten die vorgenannten Schutzmaßnahmen beachtet werden. Alkohol und Spiritus bieten außerdem keinen Präventivschutz gegen Wiederanwachsen.

14.2.1.2 Wasserstoffperoxidlösungen
Ein weiteres häufig angewendetes und wirksames Desinfektionsmittel ist eine 5- bis 1 0 %ige Wasserstoffperoxidlösung, die eine abtötende Wirkung auf die Schimmelpilze und Bakterien und gleichzeitig eine bleichende Wirkung hat.
Die Vorteile der Wasserstoffperoxidlösung sind ihre gute Wirksamkeit, hohe Bandbreite und schnelle Flüchtigkeit nach der Anwendung (Wasserstoffperoxid zersetzt sich in Sauerstoff und Wasser: H,0, - H20 + 0). Wasserstoffperoxidlösung ist in jeder Apotheke sofort oder kurzfristig verfügbar.
Ein Nachteil dieses Mittels ist die Gesundheitsgefährdung bei der Anwendung, besonders beim Sprühen, durch das entstehende Aerosolgemisch. Beim Auftrag von Kleinmengen mit einem Pinsel besteht keine Gefahr. Bei Hautkontakt findet eine Schädigung des Fettfilms der Haut statt, wodurch sich diese weiß verfärbt, was sich allerdings nach einigen Tagen ohne bleibende Schäden wieder normalisiert. Sehr problematisch sind, besonders bei der Anwendung über Kopf, mögliche irreversible Augenschäden, wenn das Aerosol in die Augen gerät und Netzhautschädigungen verursacht. Atemschutz, Augenschutz, Handschuhe und gute Belüftung der Räume sind hier die wichtigsten zu nennenden Schutzmaßnahmen.
Durch Wasserstoffperoxidlösungen können an Metallen (z. B. Bewehrungseisen) Korrosionsschäden verursacht werden. Dies kann bei zu geringer Betonüberdeckung oder größeren Lunkerstellen (Hohlräumen durch schlechte Verdichtung des Betons) zutreffen.
Als professionelles Produkt ist u. a. SANOSIL Schimmelstopp@ erhältlich. Die Lösung enthält zusätzlich noch Silberionen, wodurch ein Präventivschutz über einen gewissen Zeitraum gegeben ist. Das Mittel ist gesundheitlich unbedenklich (Einsatz in Lebensmittelbetrieben usw.). Außerdem liegen entsprechende Prüfzeugnisse zur Wirksamkeit und weltweite Zulassungen vor, was bei kritischen Kunden oft von Vorteil ist. Das Mittel ist direkt und präventiv wirksam gegen Schimmelpilze, Bakterien, Viren usw.
In Ausnahmefällen, wie z. B. bei frisch lackierten weißen Fenstern, können durch die Silberionen Verfärbungen oder Fleckenbildungen auftreten. Vor der Anwendung auf lackierten, lasierten, mit Wachsen und Ölen behandelten Oberflächen ist die Materialverträglichkeit zu prüfen oder die Oberflächen müssen bei der Anwendung mit Folien abgedeckt werden.
Das Produkt wird nicht über den Fachhandel oder Baumärkte, sondern nur über Direktvertrieb angeboten und muss bestellt werden, wobei mit Lieferzeiten von 1 bis 3 Tagen zu rechnen ist.

14.2.1.3 Peroxicarbonsäuren
Eine andere Art mikrobieller Desinfektionsmittel stellen Mittel mit Fruchtsäuren dar. Fruchtsäuren haben neben ihrer antimikrobiellen Wirkung noch eine Reihe anderer erwünschter Effekte in Lebensmitteln, weshalb sie auch diesen zugesetzt werden. Die Fruchtsäuren sind meist Hydroxycarbonsäuren oder Dicarbonsäuren.
Ein Desinfektionsmittel mit Fruchtsäuren ist der JATI-Schimmelpilzentferner. Die laut Anbieter patentierte Wirkstoffformel basiert auf Peroxicarbonsäuren, gebildet aus Aktivsauerstoff und Fruchtsäuren, die auch in der Lebensmittelindustrie als Konservierungsmittel zum Einsatz kommen. Schimmelpilze und Bakterien werden desinfiziert. Das Mittel ist haut- und atemverträglich und enthält weder Chlor noch Hypochlorit, Alkohole, Aldehyde oder quaternäre Ammoniumverbindungen. Einer der besonderen Vorteile ist die stark verzögerte Neubildung von mikrobiellem Befall über längere Zeiträume, wodurch ein sehr guter Präventivschutz erfolgt.
JATI-Schimmelpilzentferner wird für Sanierer ebenfalls nur über Direktvertrieb angeboten. Die Lieferzeiten liegen zwischen 1 und 3 Tagen.

14.2.1.4 Laugen

Laugen sind als Desinfektionsmittel u.a. deshalb gut geeignet, weil die meisten Schimmelpilze und Bakterien nur bis zu pH-Werten von 10 existieren können. Alle nachfolgenden genannten Mittel weisen pH-Werte über 10 auf.
Bei mehreren Anwendungen verschiedener Laugen ist aufgefallne, daß sie Geruch weit stärker beseitigen als Alkohol oder Wasserstoffperoxidlösungen.
Problematisch ist, daß es bei Wiederauffeuchtungen in behandelten Bereichen zu Salzausblühungen bauschädigender Salze kommen kann. Bei intensiver Anwendung von Sodalösung, Pottasche usw. kann es auch zu hygroskopischer Wasseraufnahme der behandelten Flächen kommen, wobei Wasser aus der Raumluft aufgenommen wird.
Bei üblichen Anwendungsmengen zwischen 0,2 und 0,4 l/qm werden bei 10%igen Lösungen 20 bis 40 g Salz bildende Bestandteile aufgebracht.
Wenn zu einer starken Lauge eine Säure (Essig, Zitronensäure) hinzugegeben wird , kann es zu einer heftigen Reaktion und zu großer Hitzeentwicklung kommen! Ausserdem wird die Lauge gepuffert und die Wirkung geht verloren.

Kalkmilch
Die auch in der Desinfektionsliste des Robert Koch Instituts genannte Kalkmilch (in Wasser aufgeschwämmter gelöschter Kalk) oder Kalkhydratsuspension enthält Calciumhydroxid in unterschiedlichen Massenanteilen und ist auch zur Desinfektion im Baubereich geeignet. Der pH-Wert beträgt 12,6.
Achtung: Kalkmilch ist eine starke Lauge und kann bei längerem Kontakt Hautschäden und bereits bei kurzem Kontakt ernsthafte Augenschäden verursachen. Die Angaben des Sicherheitsdatenblattes oder der Betriebsanweisung sind in jedem Fall zu beachten, da bereits geringfügige Spritzer besonders in den Augen schwere Schäden verursachen können.
Eigene Anwendungen bei der Sanierung von Fußböden unter Dielenoberböden und nach Entfernung stark befallener schwimmender Estrichkonstruktionen erbrachten sehr gute Ergebnisse, wohl auch deshalb, da dort vorher Sporen und Keime durch den Kalkanstrich gebunden wurden.

Natronlauge (NaOH)
Natronlauge ist die Bezeichnung für eine wässrige, stark alkalische Lösung von Natriumhydroxid (NaOH). Sie ist geeignet zur Desinfektion von Schimmelpilzen, Bakterien (außer Mycobakterien) und Viren. Die Lösung ist 3 bis 5%ig, ihre Mindesteinwirkungszeit beträgt 2 Stunden. Natronlauge ist auch bei niedriger Temperatur (um den Gefrierpunkt) gut wirksam.
Natronlauge wird als Natrium causticum (Ätznatron) oder konzentrierte 32%ige Lauge in den Handel gebracht und muß entsprechend den Herstellerangaben angemischt oder verdünnt werden.
Konzentrierte Natronlauge hat einen pH-Wert von 14. Es ist darauf zu achten, daß der pH-Wert nicht unter 12 absinkt.
Achtung: Konzentrierte Natronlaugen wirken auf der Haut stark ätzend und selbst stark verdünnte Natronlauge kann die Hornhaut der Augen so schädigen, daß es zur Erblindung kommt.
Sodalösung, 5%ige
Reines, wasserfreies Soda ist ein weißes Pulver, das Haut und Schleimhäute reizt, und besteht chemisch aus Natriumcarbonat. Bei Kontakt mit sulfathaltigen Baustoffen (z.B. gipshaltigen Putz) erfolgt eine Umwandlung zu Natriumsulfat, das als besonders bauschädigendes Salz gilt. Soda ist stark hygroskopisch und nimmt Kristallwasser aus der Luft auf. Der pH-Wert von Soda liegt bei 11.5.
Achtung: Soda neigt zur Staubentwicklung! Der Staub darf nicht eingeatmet werden. Die Arbeiten sollten nur mit Gummihandschuhen und Schutzbrille ausgeführt werden.

Pottasche
Kaliumcarbonat wirkt stark hygroskopisch, d.h. es zieht die Luftfeuchte an. In Wasser löst es sich sehr gut und bildet eine starke Lauge. Der pH-Wert liegt bei ca. 12.



Mit freundlichen Grüßen

Bernd Kibies
 
Hallo Conny,

dazu kann ich nicht viel sagen... unser Lehm wurde auch mit 3,5 cm Dicke gut und zügig trocken und es hat NIE irgendwas gerieselt. Auch mit Zuschlag von Stroh... Wir haben Bigbags von Claytec gekauft und verarbeitet - vielleicht lags bei Euch am Material, wer weiß, wo das herkam...

Ich wünsche Euch auf jeden Fall aaaaaaaaalles Gute, dass alles gut wird und bitte nicht den Kopf innen Sand stecken! Schön, dass Ihr uns gefunden habt ;o). Jetzt gehts bergauf. Der Udo Mühle ist sicher der richtige Ansprechpartner für Euch - der kennt sich aus, das weiß ich!

Toi toi toi!

Annette
 
Liebe Conny,

schade, daß Du erst durch so böse Schäden das Fachwerk-Forum gefunden hast, wir sind auch in guten Zeiten ein beachtenswertes Team.

Offenbar war die Zeit für die Lehmarbeiten falsch gewählt, und der "Fachmann" eigentlich ein Flachmann.

Von den sehr detaillierten Hinweisen von Bernd Kibies würde ich Kalkmilch bevorzugen. Weiterhin solltet Ihr Raumtrockner aufstellen - ohne Feuchtigkeit kein Schimmel.

Kopf hoch

Thomas
 
Der Vollständigkeit halber noch etwas zum Eindringverhalten von Desinfektionsmitteln. Ich möchte unbedingt noch einmal darauf hinweisen, daß die von mir beschriebenen Desinfektionsmittel nicht unbedingt bei Ihnen zum Erfolg führen können, da sie weniger für Putzflächen geeignet sind.
Eine genaue Vorgehensweise, wie auch immer, sollte daher erst nach örtlicher Begutachtung erfolgen.


14.3 Eindringverhalten von Desinfektionsmitteln

Bei der Anwendung verschiedener Desinfektionsmittel ist es in mehreren Fällen nicht zu der gewünschten bzw. zu erwartenden Abtötung von Schimmelpilzen gekommen, obwohl die Mittel in den empfohlenen Mengen aufgebracht wurden. Dies traf besonders bei dichten Myzelien und bei rissigen Materialien, wie Holzbalken, zu.

Als Ursache für den mangelnden Erfolg der Desinfektion wurde ein nicht ausreichendes Eindringverhalten der Desinfektionsmittel vermutet, da besonders in den tieferen Schichten, wie z.B. in Holzrissen, der Befall fast gar nicht abgetötet war.

Vor diesem Hintergrund wurden die nachfolgend dargestellten und erläuterten eigenen Tests zum Eindringverhalten gängiger Desinfektionsmittel bei Vorliegen von gut bzw. stark ausgebildetem Myzel durchgeführt.

Dafür wurden auf DG18-Agarschalen entsprechende Schimmelpilzkulturen angezüchtet, bis diese ein weitgehend dichtes Myzel und einen gut ausgebildeten Schimmelpilzbefall aufwiesen.

Danach wurden die Desinfektionsmittel Alkohol, Wasserstoffperoxid und eine Lauge als größere Tropfen jeweils in 2 unterschiedlichen Myzelbereichen aufgebracht und die Reaktionen beobachtet und dokumentiert.

Wie aus Abb. 14.9 ersichtlich, bilden das Wasserstoffperoxid und die Lauge auf dem Myzel einen Tropfen, der aufgrund der Oberflächenspannung nicht auf das Myzel eindringt und je nach Myzelbeschaffenheit auch über Stunden darauf liegen bleibt.

Der Kontaktwinkel bei dem Laugentropfen betrug ca. 90°, bei dem Wasserstoffperoxidtropfen ca. 130°. Dies bedeutet, daß das Wasserstoffperoxid und die Lauge das Myzel nicht durchdringen und nur auf der Oberfläche wirken, wodurch der darunter liegende Bereich nicht abgetötet und zersetzt wird.

In Abhängigkeit von der Pilz- bzw. Myzelbeschaffenheit erfolgt teilweise nach längerer Einwirkzeit (>30 Min.) bei der Lauge eine Verfärbung des Tropfens und eine Anlösung des Myzels, aber nie die direkte und durchgängige Zersetzung wie bei dem Alkohol. Der Alkohol dringt in das Myzel ein und zersetzt es - das Myzel wird angelöst und fällt in sich zusammen.

Der Test zeigt deutlich, daß das Wasserstoffperoxid und die Lauge bei einer Oberflächenbenetzung nicht die erforderliche Wirkung, besonders hinsichtlich der Eindringtiefe, bei dichten Myzelien haben. Eine teilweise Verbesserung kann erreicht werden, wenn die Mittel mit einem starken Sprühstrahl aufgebracht werden, wodurch das Myzel mechanisch aufgerissen wird und sich die Eindringmöglichkeit in tiefere Myzelschichten erhöht. Da dies aber in der Regel nur punktuell erfolgt, verbleiben in den meisten Fällen Myzelbestandteile und eingelagerte Sporen, die nicht abgetötet werden.

70%iger Alkohol hingegen dringt direkt nach dem Aufbringen in das Myzel ein und löst dieses weitgehend auf, wodurch auch die tieferen Schichten mit dem Desinfektionsmittel in Kontakt kommen und abgetötet werden können.

Bei einem zweiten Test wurden den auch nach ca. einer Stunde noch auf dem Myzel aufliegenden Wasserstoffperoxid- und Laugentropfen Alkoholtropfen zugesetzt, wobei sich starke Reaktionen mit Bildung von Gasbläschen innerhalb der Tropfen, starke Verwirbelungen und Schaumbildung zeigten.

Ein optimales Ergebnis wurde erzielt, wenn zuerst Alkohol und danach Wasserstoffperoxid aufgebracht wurde.

2 Wochen nach der Desinfektion zeigte sich bei den durch Alkohol desinfizierten Agarschalen deutlicher neuer Bewuchs, bei den durch Alkohol und Wasserstoffperoxidlösung mit Silberionen bzw. durch Alkohol und Lauge desinfizierten Agarschalen nur minimaler oder kein neuer Bewuchs. Dies weist darauf hin, daß durch die Kombinationswirkung der Mittel eine bessere Desinfektion erreicht wird als bei der Anwendung von Alkohol als alleinigem Desinfektionsmittel. Derartige Synergiewirkungen sind auch aus der Medizin bekannt und werden dort häufig genutzt.



Mit freundlichen Grüßen

Bernd Kibies
 
Hygrometer

Ich empfehle übrigens noch die Anschaffung eines Hygrometers, evtl. mit Taupunktsanzeige (kostet bei Conrad.de etwa 25 €). Hilft sehr dabei, das "rauslüften" von Feuchtigkeit zu optimieren. Denn: auch wenn es draussen sehr feucht ist, meistens liegt der Taupunkt mehr als 10 Grad niedriger, und dann kann man mit lüften doch viel erreichen.

Viel Erfolg, und mein Mitleid
stt
 
Schimmel bekämpfen

Moin,moin aus Lauenburg,
vielleicht können wir helfen!
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Wolfgang Zontek
 
Vorsicht

es gibt kein Wundermittel gegen Schimmelbefall. Es müssen zunächst die Ursachen ermittelt und beseitigt werden!
.....dann klappt das auch mit der Nachbarin ;-))
Gruß aus Dortmund
Harald Vidrik
 
Baubiologie

Hallo Conny Imfeld

Mir erscheint es wichtig noch etwas Grundsätzliches einzuwerfen:

Ohne Feuchte wird nie Schimmel entstehen!

Daher ist die erste und wichtigste Maßnahme bei der Schimmelpilzbekämpfung, die Ursache der Feuchte zu finden und dauerhaft zu beseitigen. Alle anderen Maßnahmen wie Entfernen, Desinfizieren, Vorbeugen etc. sind dieser Prämisse nachgeordnet.
Der Befall scheint jedoch so schwer zu sein, das ein vorübergehender Auszug zu erwägen ist und die weiteren Maßnahmen äußerst gründlich erfolgen sollten. Regressansprüche gegenüber diesen "Baufachmann" würde ich schnellstens mit Hilfe eines Juristen prüfen.

Gruß

Lutz Parisek
 
Thema: Schimmel mit und ohne Lehmputz / Qualität im Oeko-Bau

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