Die Vorläufer des Fachwerkbau
Die Vorläufer unserer heutigen Fachwerkbauten waren einfache Hütten und Pfostenbauten.
Beim Pfostenbau wurden die senkrechten Holzstützen des Hauses in den Erdboden eingegraben.
Starke Dachlasten oder gar belastbare Dachböden konnten diese Pfosten nicht tragen.
Zwar wurden im Küstengebiet zur Eisenzeit bei größeren Pfostenbauten schon die notwendigen
Versteifungen entwickelt, aber das Ganze blieb in seiner Statik doch etwas „wackelig“.
Die Nachteile des Pfostenbaus mit der schnellen Fäulnisbildung an den im Erdreich
eingegrabenen Pfosten führen zur Entwicklung des Ständerbaus. Die Pfosten werden
nicht mehr in das Erdreich eingegraben, sondern auf Steine oder andere Unterlagen gesetzt.
Das führt dazu, dass die Wände nun stärker gesichert werden müssen, um sie vor dem
Umkippen zu bewahren.
Der Beginn des Fachwerkbau
An dieser Stelle beginnt eigentlich die Geschichte des Fachwerkbaues. Denn jetzt werden mehrfach gesicherte Konstruktionen nötig. Innerhalb der Wandbereiche werden Hölzer schräg gestellt (Streben) und Riegel eingefügt. Allein mit diesen zwei Konstruktionselementen können die seitlich einwirkenden Kräfte abgefangen werden und die Wand statisch gesichert. Lange Zeit bleibt die Sicherung der Ständer zum Erdboden hin noch ein Problem. Erst im
15. Jahrhundert wird es allgemein üblich, die Ständer auf durchgehende Schwellen zu
setzen und diese durch ein Fundament gegen Feuchtigkeit zu schützen. Mit dieser
Konstruktion war die Entwicklung des Fachwerks weitgehend abgeschlossen. Änderungen sind
nun eher in den gestalterischen und dekorativen Elementen zu finden. Zwischen 1450 und
1550, in der Ablösezeit der Gotik hin zur Renaissance, erfolgt noch einmal eine
Weiterentwicklung und Ausgestaltung der konstruktiven Möglichkeiten des Fachwerkbaus.
Neben seiner technischen Vollendung erlebte das Fachwerk vom 16. bis ins 17. Jahrhundert
in der Schnitzkunst der Hausgiebel seine höchste Blüte. Im Gegensatz zu Süddeutschland,
wo die einzelnen Wandgefache mit künstlerisch gestalteten Querstreben ausgefüllt sind,
hat das norddeutsche Fachwerk auch bei reichen Giebelschnitzereien den strengen Charakter
des rein konstruktiven Balkenwerkes weitgehend bewahrt. Hinzu kommt der Einfluß der
Renaissance auf die Gestaltung der Schmuckelemente an den Fachwerkfassaden. Die erhaltenen
stellen noch heute gleichsam ein Lesebuch dar für den tiefgreifenden Bewusstseinswandel,
der sich in dieser Zeit vollzieht. Ein schönes Beispiel ist das Eickesche Haus in Einbeck.
Geschichtlicher Verlauf
Im Laufe der Geschichte hat es mehrere Beispiele für die unterschiedliche Wertschätzung
der Fachwerkbauweise gegeben. So galten die Fachwerkhäuser im 18. und 19. Jahrhundert als
besonders brandgefährdet. In Einbeck – wie auch in anderen Städten –wurde deshalb die
Verputzung der Fachwerkfassaden angeordnet. Verheerende Stadtbrände lieferten dafür
ausreichende Gründe. Ein weiteres Argument war der bäuerliche Charakter, den damals
viele als ärmlich empfanden. Diese „Geringschätzung“ des Fachwerks blieb bis in das
20. Jahrhundert bestehen. Heute sind Fachwerkhäuser wieder "modern". Die historischen
Fachwerkhäuser werden erhalten und auch der Fachwerkneubau erlebt eine Renaissance.