„Weisskalkhydrat ist ja nur wieder erhitzter und in Pulverform erhältlicher abgelöschter Kalk.“
Das stimmt nicht.
Gelöschter Kalk ist Kalkhydrat, Ca(Oh)2, auch Kalziumhydroxit genannt. Dem geht natürlich der Brennvorgang voraus. In diesem Falle wird fast reiner Kalkstein (CaCO3) , welcher auch den Namen Weisskalk trägt, verwendet, daher also: Weisskalkhydrat. (Die schon erwähnte Bezeichnung CL 90 beschreibt gelöschten Weisskalk mit max. 10 % anderen Stoffen)
Gelöscht wird der gebrannte Kalk (CaO, auch Kalziumoxid) durch die Zugabe von Wasser. Bei der industriellen Herstellung geschieht dies über das so genannte Trockenlöschverfahren Dabei wird dem Kalk nur soviel Wasser zugesetzt, dass er zu einem Pulver zerfällt. So entsteht dieses Produkt.
In traditionellen Schachtöfen gebrannter Kalk wird vorzugsweise durch das technisch einfachere Nasslöschverfahren weiterbehandelt, bei dem der so genannte Sumpfkalk entsteht
Daher ist die Aussage „Ich halte Weisskalkhydrat zum Streichen von Wänden (im Wohnbereich) als ungeeignet“ wirklich unsinnig, denn bei beiden Produkten (dem gelöschten Kalk als Sackware, oder dem Sumpfkalk) handelt es sich unzweifelhaft um Weisskalkhydrat, dem schon erwähnten Kalziumhydroxit
Der traditionelle Löschvorgang ist wohl eher diffizil und benötigt einiges an Know-How, Aus Erfahrung ist bekannt, dass sich die Qualität des Kalkes mit zunehmender Einsumpfdauer verbessert. Während des Verfahrens nicht ausgesiebte Verunreinigungen können sich im Laufe der Zeit am Boden absetzen, ungelöschte Kalkteilchen löschen noch nach und insgesamt wird der Kalk feinteiliger. Außerdem wird hier zumeist noch hochwertigerer (bis zu 99% reiner) Weisskalk verwendet.
Das ist wohl der Grund, warum er für Maler und Stuckateure das hochwertigere Produkt darstellt, und so wird auch der m.E. utopisch hohe hohe Preis gerechtfertigt.
Allerdings, hier Irrtum vorbehalten, wenn ich den trockengelöschten Kalk „nachsumpfe“ also in Wasser einweiche, setzen ähnliche Effekte ein, wie das Nachlöschen, zumindest aber eine zunehmende Feinteilung. Ferner wird die Carbonisierung, also die Aufnahme von Luftkohlensäure unterbunden. Insgesamt also eher Vorgänge, welche die Lagerfähigkeit erhöhen und das Produkt und verbessern.
Im Grunde ist zu allererst immer darauf zu achten, dass das Ausgangsprodukt möglichst hochwertig ist, also einen möglichst hohen Anteil an reinem Kalkstein hat. Das wäre das aus industrieller Produktion stammende schon erwähnte CL 90.
Über die Bereitstellung der Primärenergie könnte man sich ja auch beim Hersteller erkundigen?
Das war zwar jetzt kein reiner Beitrag zur Ausgangsfrage, aber vielleicht ein wenig ein Beitrag zur Klärung manch durcheinander geratener Begriffe.