Haus zu warm - Klimaregulierung mit Lehm?

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Hirnwindung

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Liebe Experten,

meine Frau und ich haben 2007 ein Fertighaus in Holzrahmenbauweise gebaut. Das Haus entspricht dem KfW 60 Standard. Unser Problem ist nun, daß unser Haus schlichtweg zu warm ist. Im Schlafzimmer steigt die Temperatur über Nacht fast mit einer Regelmäßigkeit um 2-4 Grad - unabhängig von der Starttemperatur (ob nun 19 Grad oder 22 Grad) und Jahreszeit.
So hatten wir in diesem Sommer morgens teilweise Temperaturen von über 27 Grad und nein, wir wohnen nicht am Äquator. Gelüftet wird sehr intensiv. Da im Schlafzimmer keinerlei Leitungen verlaufen ist meine Vermutung, daß unsere Körperwärme für die Temperaturerhöhung sorgt. Mir scheint auch, daß unser Haus wirklich dicht ist. Wir könnten über Nacht das Fenster auflassen, aber durch Flug- und Straßenlärm ist das auch keine wirkliche Option.

Momentan sieht meine Außenwand (von außen nach innen) wie folgt aus:

- Atmungsfähiger organischer Oberputz
- Gewebearmierter Unterputz
- 100mm vollflächige Wärmedämmschicht; Styropor
- 12,5mm Gipsfaserplatte
- 160mm Holzrahmenfachwerk mit Mineralwolle
- Dampfdiffusionssperre
- 18mm Gipskartonplatte

Da ich so viel Gutes über Lehm als Baumaterial gehört habe, ist meine Idee nun, zumindestens im Schlafzimmer die verbauten Gibkartonwände abzureissen und stattdessen Lehmplatten anzubringen. Zwischen das Fachwerk könnte ich dann Grünlinge oder sonstige natürliche Baumaterialen einbringen. Durch die zusätzliche Masse verspreche ich mir ein besseres Regulieren der Temperatur. Weiterer Vorteil sollte ein besserer Schallschutz sein, der ist momentan gewöhnungsbedürftig.

Ist meine Theorie überhaupt realistisch? Und würde meine Verbesserungsidee eine Verbesserung bringen? Falls ja, benötige ich dann noch eine Dampfsperre? Der Lehm kann ja die Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben.
Was würde ich an geschicktesten für Materalien verwenden?

Vielen Dank und viele Grüße
Marc
 
Temperierung SZ

Hallo Marc,
befindet sich das Schlafzimmer im Ober- oder Erdgeschoss?
Wie groß ist es bzw. wieviel m³ umbauten Raum hat es?

Viele Grüße
 
Größe

Das Schlafzimmer befindet sich im ersten Obergeschoss und hat eine Größe von 16 qm. Das Haus an sich hat zweieinhalb Geschosse, d.h. obendrüber ist noch ein Studio mit Dachschrägen. Die Aussenwände sind jeweils 4 ma lang; in Ost- und Südrichtung, wobei an der Ostseite das Fenster ist.

Die Höhe ist 2,55m, so daß der umbaute Raum 40m³ beträgt. Das "Problem" mit der Wärme haben wir aber auch in den anderen Räumen, also auch im EG, nur stört es uns da nicht so sehr.

Positiver Nebeneffekt ist, daß wir relativ geringe Heizkosten haben. Die meisten Heizungen sind nahezu das gesamte Jahr aus - auch dieses Jahr im Winter mit Temperaturen von bis zu - 18 Grad.
 
Haus zu warm

Die angedachte Masse bringt Vorteile. Bei einem Fertighaus ist die Statik abzuklären.

Im Hochsommer 27 Grad ist aber nicht nur bei so einer Bauweise nachvollziehbar. Hier können wir von unseren südlicheren Nachbarn lernen. Wie wird dort traditionell gebaut, damit es kühl bleibt? -> Masse.

Leider ist eine Dampfsperre weiterhn nötig.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 
Temperierung SZ

Hallo Marc,
eine der Ursachen kann man in den (allgemein üblichen) sehr kleinen Schlafzimmern finden. Die ist nun nicht mehr zu ändern.
Ich lasse nachts einfach die Tür auf, aber diese Lösung ist nicht überall anwendbar.

Was die Masse betrifft:
Natürlich kann ich mit der thermischen Trägheit massiver Bauteile solche Temperaturschwankungen ausgleichen.
Wenn auch die Decke keine Masse hat (Holzbalkendecke nur mit Mineralwolle gefüllt), dann sind ein paar hundert Kilo Lehm einfach zu wenig.

Leichtbauhäuser, die hoch gedämmt sind aber über geringe Speichermassen verfügen, müssen ein dafür angepasstes Heizungs- und Lüftungssystem verfügen.
Für Ihren Haustyp wäre das eine Warmluftheizung mit Abluftwärmetauscher und Zwangslüftung, solche Systeme reagieren schnell und werden dynamisch geregelt.
In solche Systeme lassen sich auch Kühlungen integrieren.
Leider werden beim Bau moderner hochdämmender Leichtbauhäuser die dafür erforderlichen angepassten Heizungs- und Lüftungstechniken oft aus Kostengründen weggelassen.
Aber: Wer A sagt, muss auch B sagen.

In Ihrem Fall sehe ich (neben der Lösung mit der offenen Tür)nur die einer einfachen, sensorgesteuerten Lüftung.
Falls Sie einen Keller haben und einen der Räume entbehren können, gibt es noch die Möglichkeit des Einbaues einer low-tec- Klimatisierung/Lüftung nach dem kiss- Prinzip (keep it simpel, stupid).

Viele Grüße
 
Lüftung

Können Sie mir Links über eine entsprechende Klima- / Lüftungstechnik zukommen lassen? Ich würde mich gerne etwas genauer darüber informieren und vertrete auch den Ansatz, die Dinge möglichst einfach zu halten. Mir ist inzwischen schon bewußt, daß ich aus der Nummer nicht ganz kostengünstig herauskomme :-(.

Die Lösung mit der Masse erschien mir am pragmatischsten. Eine Installation einer Lüftungsanlage dürfte deutlich aufwändiger sein. Oder gibt es hierzu noch weitere Lösungsansätz
 
Lüftung

Am besten, Sie gehen zum nächsten Elektrofachbetrieb oder einem Handwerksbetrieb für Heizung/Lüftung/Sanitär.
Einen zeit- und temperaturgesteuerten Lüfter einzubauen kostet nicht die Welt.

Viele Grüße
 
Haus zu warm

Hallo,

der zeit- und temperaturgesteuerte Lüfter aus dem E-laden wird Ihnen aber wahrscheinlich die gesamte Energiebilanz vermasseln.
KISS-Prinzip find ich selber gut, paßt aber nicht zu Ihrer hochgedämmten Plus-Energie-Hütte.
Dazu gehören: helle Fassade, helles Dach, Bäume vorm Haus,
Sonnenschutz für die Fenster (machbar oder nicht ?)
Also geht doch am Einbau einer zentralen Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung kein Weg vorbei.
Sehen Sie zu Anregungen mal auf www.aereco.de !
Nach DIN 1946 T.6 (neu) ist bedarfsabhängige Lüftungsmöglichkeit auch Stand der Technik. Das ist neu, also kommt es auf den Übergabetermin an, ob Sie Ihrem Bauträger noch einen Zuschuß abschwätzen können .

Abluft heißt auch an Zuluft denken. Wo soll die her kommen ?
Ein Erdreich-Wärme (Kälte) kanal wäre da denkbar, wenn Platz ist.

Man hätte auch die innere Wandoberfläche mit Latentwärmespeichern versehen können, die bei 23 Grad reagieren (Phase change materials), kann man als untergehängte Decke auch nachträglich einbauen.

Jedenfalls ist die Planung eines Hauses, das über 27 Grad warm bleibt, unzureichend.
Grüße vom Niederrhein
 
Haus zu Warm

Vielen Dank erstmal für die Antworten. Was genau meint KISS?

Ich habe mit dem Bauträger (ist ein renomimierter Anbieter) bereits das Thema angesprochen. Er hat noch nie diese Probleme gehabt. Auch unsere Nachbarn, die in der anliegenden Doppelhaushälfte (exakt das selbe Haus, allerdings Nordseite; wir Südseite) haben nicht diese Probelme. Baum pflanzen geht leider nicht. Die Idee mit den Latentwärmespeichern finde ich - insbesondere für die Decke- auch sehr interessant. Wo kann man so etwas beziehen?

Auch das KOnzept von www.aereco.de scheint schlüssig. Hier frage ich mich nur, ob im Sommer tagsüber nicht die warme Luft ins Haus geleitet wird?

Masse zwischen das Fachwerk zu bringen wäre von der Statik kein Problem. Brauche ich dann aber noch eine Dampfsperre, wenn ich ausschließlich Lehm verwende? Oder muss die Feuchtigkeit ausschließlich nach außen abgegeben werden?
 
KISS

Rufen Sie mich am besten mal an, dann kann ich Ihnen das etwas genauer erklären.

Viele Grüße
 
Wandaufbau!"

So wie Sie Ihn beschrieben haben, frage ich mich erst einmal, was der "Atmungsfähiger organischer Oberputz" auf einer dichten Styroporfassade für einen Nutzen haben soll!
Ihre Wand ist leider zu leicht, fast Dampf dicht und somit haben Sie das erwähnte Barackenklima!
Ist zwar leider "Stand der heutigen Technik!!", aber es gänge auch anders.
Mit einer Massevorwand ist da sicherlich schon etwas zu verbessern.
Auch mit Lehmtrockenbauplatten und einem Lehmfeinputz darüber ist das einiges zu erreichen.
Trotzdem sollte die Statik Beachtung finden.

Handwerklicher Gruß,
Udo Mühle
 
tja

Man kann auch das gegenteilige Problem haben: Klima a la Ritterburg. Massive Massivwände und trotzdem alle Fenster nach Süden gehen wird es im Sommer nie über 20 Grad warm. Die Mauern haben wohl immer so um die 15 grad, auch im Juli!

Angenehm, im Hochsommer, im Winter heisst es halt heizen, Strahlngswärme und so....

Vorteil: Schwankungen des Wetters wirken sich nur langsam innen aus.
 
Die Ritterburg ist ein klassischer fall für die Innendämmung:
körpereigene Abstrahlung an die Wände wird unterbunden.

Grüße
 
Vielen Dank für die vielen Antworten erst einmal. So schlimm wie es bei manch einem angekommen ist, ist es nun auch nicht. Wir hatten diesen Sommer ein-, zweimal morgens die 27 Grad. Meistens haben wir uns im Bereich 20-25 Grad bewegt, was aber immer noch unangenehm warm ist.

Ich hätte kein Problem damit, die Decke und die Wände durch Lehmplatten zu ersetzen. Bräuchte ich dann noch eine Dampfsperre? Das erscheint mir im Augenblick die attraktivste Alternative.

Inzwischen habe ich mich auch informiert über die Latentwärmespeicherung. Da gibts ja bereits Lehmbauplatten mit eingearbeiteten Speichern. Hilft mir das aber wirklich? In der Beschreibung steht, daß hier die Wärme tagsüber aufgenommen und Nachts wieder abgegeben wird. Aber Nachts habe ich doch genau mein Hitzeproblem! Die morgendliche Lüftung dürfte wohl nicht ausreichen, um die Wärme wieder abzugeben und über den Sommer werde ich mich leider auch nicht retten können....
 
Wegen dem Styropor und der Steinwolle...

plädiere ich für eine feuchtevariable Dampfbremse, z.B. intello von proclima - unabhängig von dem, was an Plattenmaterial kommt.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 
Haus zu warm

Hallo,

ich weiß wirklich nicht, welches Problem die Intello hier lösen soll.
Das Kernproblem ist die nicht ausreichende Abfuhr der Wärmelasten. Also braucht es Lüftung.
Diese Lüftung muß verstärkt nachts erfolgen (nur an wenigen tagen des jahres ist nachts die Außentemperatur über 20 grad, nämlich in den sogenannten "Tropennächten").
Das wiederum kann man mit einer zentralen Lüftungsanlage regeln, die im Sommer nachts auch mal mehr als den angeblichen "Bedarf" abführen kann, oder mit intensiver nächtlicher fensterlüftung, wenn der Umgebungslärm es zuläßt.
Dann hilft Ihnen ergänzend auch der Latentwärmespeicher weiter. Genau dafür, die Entlastung der Klimaanlage, ist er ja erfunden worden.

Grüße
 
Wenn mit der Gipskartonplatte auch die Dampfsperre entfernt worden ist...

... dann bin ich der Meinung, dass es wieder eine braucht.

Das hat nichts mit der Kühlung zu tun. Einen Feuchteeintrag in die Dämmstoffe Steinwolle und Styropor würde ich aber vermeiden. Auf das ordentliche Verarbeiten von Plattenmaterial mit entsprechenden Leistungen würde ich mich da nicht verlassen wollen.

Grüße

Frank
 
moin, wenn das problem noch aktuell ist einfach mal anrufen. wir kühlen unser haus mit brunnenwasser seit 2 janren und haben entsprechende dauermessungen auch direkt am rohr gemacht. ich hatte 19°c kalte wände ohne verschattung im dachgeschoss bei 35°c draußen. ist das ein anfang?
mfg der lehmputzähr
Lehmdiscount-Handel mit Naturbaustoffen
Inh. M. Zähr
Am Spreeufer 19
02694 Guttau
e-mail: **********

Telefon: 035932-35514
Fax: 035932-35515

St.Nr. 204-291-00497
Volksbank Bautzen, BLZ 8559 0000, Konto 311416405.
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Kühlung mit Wasser

... es ist immer noch relevant. Inzwischen haben wir - bei den Außentemperaturen - auch im Schlafzimmer Temperaturen von etwa 20 Grad erreicht - es ist also über den Winter in Ordnung. Trotzdem bin ich immer an Ideen interessiert, da es mir schon wieder vor dem Sommer graut....

Verläuft denn in den Wänden eine Wandheizung, deren "Befüllung" im Sommer einfach umgeschaltet wird? Könnte auch für mich interessant sein, allerdings habe ich noch keinen Brunnen - den möchte ich aber auch noch bohren lassen.

Vielen Dank erstmal für die Anregung!
 
Thema: Haus zu warm - Klimaregulierung mit Lehm?

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