Was ist das für ein "Wurm"?

Diskutiere Was ist das für ein "Wurm"? im Forum Schädling im Haus im Bereich - Guten Morgen! Wir haben aus einem Rückbau Eichenbalken gekauft die zur sanierung unseres FW verwendet werden sollen. Die balken hatten schon bei...
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Michael F.

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balkenSchaedlingLoecher_I7507_2011522105827.JPGGuten Morgen!
Wir haben aus einem Rückbau Eichenbalken gekauft die zur sanierung unseres FW verwendet werden sollen.
Die balken hatten schon bei der abholung diverse Löcher, vorwiegend an den Kanten. Da auf dem Boden (Beton) wo die Balken gelagert wurden keinerlei Mehl zu finden war, bin ich davon ausgegangen, es handelt sich um einen "toten" Befall.

Die Balken lagen nun seit drei monaten in unsere ehem. Stall,
die kürzeren Abschnitte im entkernten Haus.
Nun haben wir begonnen, die Balken zu reinigen, Nägel zu entfernen und den Splint, so vorhanden, mit dem Schäleisen zu entfernen.
Dort finden wir nun viele der Tierchen auf dem beigefügten Bild.
Dazu nun ein paar Fragen, wäre super, wenn jemand weiterhelfen kann:

a) Was ist das für ein Schädling?
b) ist der Schädling in bereits vorhandene Löcher eingezogen oder ist das noch der alte Befall?
c) Schadenspotential?
d) Was tun? Mit Borsalz behandeln?

Vielen Dank und viele Grüße
Michael
 
Zusatzinfos:

Die Löcher im Holz sind unterschiedlich groß, siehe Bild.

Das Holz ist m.E. nur in den äußeren Bereichen befallen, stirnseitig keine Löcher. Statisch ist das Holz meiner Meinung nach vollkommen OK.

Die Larve hat schwarze kleine Pünktchen auf dem Rücken und eine gestreckte Länge (das macht sie nicht gern) von ca. 8-10mm.

Habe schonmal ein wenig gelesen:
Hausbock kommt wohl nicht in Frage, da der nur Nadelholz befällt.

Weitere Fotos kann ich gerne machen, wenn noch weitere Infos fehlen, werde ich versuchen die zu liefern!

Danke!
Viele Grüße
Michael
 
Grenzfall

Schadbild, Form der Larve und insbesondere die Größe der Larve deutet auf einen Befall durch den Bunten Nagekäfer, Xestobium rufovillosum hin. Die Larve läßt sich mit einer Lupe oder unter dem Auflichtmikroskop bestimmen, wenn aber in den Fraßgängen linsenförmige Kotpillen zu finden sind, ist mein Verdacht schon hinreichend bestätigt.

Der Bunte Nagekäfer befällt vorwiegend pilzgeschädigtes Holz, daher ist eine sorgfältige Untersuchung der Eichenbalken besonders wichtig.

Ist alles stichfest gilt es abzuwägen:
Die Larven werden weiter fressen und sich spätestens in einigen wenigen Jahren zum Käfer entwickeln. Ist das gesamte Splintholz abgebeilt und das Kernholz gesund sollte eine neuerliche Eiablage durch die Käfer nicht mehr zu einem Befall führen. Wohlgemerkt: "sollte". Frei bewittertes Fachwerk bietet zumindest ausreichend hohe Holzfeuchten für die Entwicklung der Larven. Das Abbeilen des Bestandsfachwerk ist möglicherweise gar nicht möglich. Wenn zudem dann pilzbefallenes Holz übersehen wurde (neu eingebaute Balken oder Bestandsbalken), ist ein Neubefall möglich.

Behandlung mit einem Holzschutzmittel ist nur sehr begrenzt möglich, da Eiche praktisch nichts davon aufnimmt (nur über die Fraßgänge). Das Beste wird es sein, weiter abzubeilen bzw. zu sägen, bis nur noch sehr wenige oder keine Fraßgänge mehr sichtbar sind. Diese Flächen könnten dann nochmal als "Angstmaßnahme" mit einem Holzschutzmittel mit schneller Wirksamkeit (Wirkstoff: Permethrin) mehrfach gestrichen werden. Damit erwischt man vielleicht noch einige Larven über die angebeilten Fraßgänge.

MfG
Boris Blenn
 
Bunter Nagekäfer

Hallo und Danke für die Antwort!

Eine Aufnahme unter dem Mikroskop werde ich morgen machen, nach evtl. vorhandenen Kotpillen suche ich gleich.
Pilzbefall konnte ich bisher keinen Feststellen, bin aber kein Fachmann. Da weise ich aber meinen Zimmermann nochmal drauf hin.

Es handelt sich um Balken, die zur Sanierung verwendet werden sollen, d.h. sind alle noch nicht eingebaut.
Die Balken sind durchweg stichfest. Nur einige wenige Abschnitte weisen grössere Schadstellen auf, die bauen wir aber ohnehin nicht ein.

Befällt der Bunte Nagekäfer nur den Splintbereich oder auch das Kernholz?
Werde in den nächsten Tagen auf jeden Fall nochmal mit meinem Zimmermann Rücksprache halten, mein Plan wäre nun so:
Mit dem Balkenhobel die Balken soweit zurückhobeln, bis keine/nur wenige Frasspuren vorhanden sind.
Dann im freien behandeln mit (Empfehlungen?), warten, einbauen.

Ist der Befall schon jetzt eine Gefahr für den Rest der Gebäude oder breiten sich die Larven nicht ohne weiteres aus??

Vielen Dank für alle Hinweise!

Gruß
Michael
 
Linsenförmige Kotpillen

Hier das Material aus den Frasgängen bei 40-facher Vergrößerung. Der Durchmesser ist ca 0,5-0,7mm.

Denke, das kann man als "linsenförmige Kotpillen" bezeichnen?

Bilder der Larve selbst kommen noch.
Habe gestern Abend an einer Kante einen 3x3cm größen Stab aus einem Balken getrennt. Bild kommt gleich.
 
VergroesserungMikroskopaufnahmenMikroskop_I7507_2011523125044.jpgMikroskopaufnahmen Larve

Hier die Mikroskop Aufnahmen der Larve bei 30- und 60-facher Vergrösserung.
 
BorsalzBefallUebergang_I7507_201152313156.JPGDie Frasgänge

Hier der herausgetrennte Stab. Der Stab ist 3x3cm und wurde an der Kante eines Balken herausgetrennt.
Ich meine, die Fräsgänge würden am Übergang zwischen Splint- und Kernholz aufhören, der Befall sich also auf das Splintholz beschränken.

Wie ist das Schdenspotential dieses Schädlings einzustufen?
Ist der Befall schon jetzt eine Gefahr für den Rest der Gebäude oder breiten sich die Larven nicht ohne weiteres aus?

Ist Permethrin hier der einzige Wirkstoff der zu wählen ist oder ist z.B. Borsalz eine alternative? Nachdem was ich bisher gelesen habe ist Borsalz wohl für den Menschen der unbedenklichere Stoff.

Danke im voraus für weitere Hinweise!

Grüße
Michael
 
DAS nenn ich mal Fotos!

Ich bin beeindruckt. Jetzt fehlte nur noch, dass sie mit einer Stacking-Software mehrere Fotos mit verschiedenen Schärfeebenen zusammengerechnet hätten...

Da der Hinterleibsring mit Dörnchen besetzt ist, handelt es sich offenbar tatsächlich um den Bunten Nagekäfer. Die Kotpillen passen auch dazu.

Obwohl ich Borsalze als vorbeugendes Mittel bevorzuge, wird es hier keinen Erfolg zeigen. Mit Permethrin als schnell wirkendes Kontakt-(und Fraß-)gift bestünde wenigstens die Chance, das die Larven alte Gänge mit getränktem Fraßmehl kreuzen oder durchqueren und mit dem Mittel in Berührung kommen. Am besten wird es aber sein, alle Bereiche mit Fraßgängen abzubeilen. Dann können Sie sich chem. Holzschutzmittel sparen.

Mikrowelle oder Heißluft ist tatsächlich am elegantesten, weil 100% wirkungsvoll aber auch entsprechend teurer. Hohlen Sie sich dazu auf jeden Fall mind. ein Angebot ein.

Zu Ihren weiteren Fragen:
Die Bestandsbalken sind nur dann in Gefahr, wenn das neue Holz entweder direkten Kontakt mit dem befallenen Holz hat (Larvenfraß) oder die Bestandsbalken durch Pilze vorgeschädigt sind und die Käferweibchen Eier daran ablegen (Ausflugzeit besteht bis etwa Juli).

Befallen wird bevorzugt Splintholz, aber auch Kernholz wird bei entsprechender Vorschädigung durch Pilze befallen.

Gruß
Boris Blenn
 
Mit den Bildern...

..klappt es ganz gut, bei der Fachwerksanierung übe ich noch :)
Wie ist Permethrin denn gesundheitlich zu beurteilen? Streiche ich mir da "die reinste Giftbrühe" auf das Holz oder ist das Mittel vertretbar?
Ich gehe mal davon aus, dass die Bestandsbalken bisher nicht diesbezgl. behandelt wurden.
Klar, einige sind nicht mehr OK und werden ausgetauscht, aber für das alter des Hauses ist es ganz OK.
Betroffen/gefährdet ist doch, wenn ich es richtig verstehe, nur die sichtbare ("anfliegbare") Holzoberfläche, richtig?

D.h. wenn ich jetzt bei einem Holz nicht alle Larven erwische, dieses aber nachher rechts u. links vom Gefach (Vollziegel), innen vom Innenputz und außen von einer HWF-Platte+Unterdeckbahn+Schalung "eingeschlossen" ist, hat der Käfer keine Möglichkeit auszufliegen/neue eier zu legen.
So müsste also spätestens nach der max. Lebensdauer der jetzt aktiven Larven "Schluss" sein oder??

Wenn das so ist, würde ich das Holz abbeilen/Hobeln und nur später sichtbare aussenflächen mit einem Permethrinhaltigen Mittel behandeln.

---------------------

Soweit mal dazu. Es gibt aber noch ein Probelm:
Im Dachstuhl des Hauses von 1964 gibt/gab es wohl den Hausbock. Nun gibt es in kürze einen neuen Dachstuhl, da sich der alte nicht wirtschaftlich auf Vordermann bringen lässt.
Mein Zimmermann schlägt nun vor, den neuen Dachstuhl nur in den Kontaktbereichen mit dem Bestandsholz (neue Fusspfette auf Deckenbalken, Gaubenwände auf Deckenbalken etc) vorbeugend mit Borsalz zu behandlen. Eine Imprägnierung der Hölzer ist seiner Meinung nach nicht nötig.
Dachaufbau von i. nach a.:
Ziegel
Lattung
Unterdeckplatten
Sparren
Zwischensparrendämmung
Dampfbremse
Gika

Ist das OK so oder nur unzureichend?
Der Ansatzt ist hier wohl auch, das die Balken nachher nicht angeflogen werden können.

Vielen Dank wiedermal für die guten Hilfestellungen!

Grüße
Michael
 
Neue Option...

Kommt Zeit kommt Rat. Es hat sich folgende Möglichkeit ergeben:
Die Balken, da alle noch nicht eingebaut, könnte ich bei einem lokalen Sägewerk in die Trockenkammer packen.
Temperatur wäre 60°C, mindestens über Nacht, wahrscheinlich länger, richtet sich wohl nach dem Rest was noch reinkommt.

Der Preis ist gut. Nachdem was ich gelesen habe, sollte wohl alles was in den Balken "lebt" bei 60°C Kerntemperatur für >=60min tot sein.
Danach würde ich vorbeugend mit Borsalz streichen
(vergl. Zit. Herr Blenn "...Obwohl ich Borsalze als vorbeugendes Mittel bevorzuge..").
Das ganze scheint mir vom Aufwand / Ergebniss her ein vernünftiger Ansatz.
Was meinen die Fachleute dazu?

[Wenn noch jemand eine Meinung/einen Rat bezgl meiner zweiten Frage im letzten Beitrag (Dachstuhl) hat, wäre wirklich super!]

Viele Grüße
Michael
 
In Kürze...

@Permethrin: hier im Forum finden Sie alles darüber, insbesondere in den stets sehr guten Beiträgen von Lutz Parisek und Ulrich Arnold.

@Neubefall: natürlich können nur von den Käfern zugängliche Flächen zur Eiablage genutzt werden, allerdings ist zu berücksichtigen, dass die Larven sich im Fachwerkgefüge unter den genannten Voraussetzungen ausbreiten können. Mitunter müssen die Käfer zur Kopulation auch nicht ausfliegen, da größere Hohlräume im Holz (verfaulter Kern, Zapfenlöcher) ausreichen können (die Wahrscheinlichkeit ist bei geringer Population allerdings gering).

@Trockenkammer: bei nur oberflächlichem Befall wird dies wohl ausreichen. Im Kern wird sich über Nacht aber keine ausreichend hohe Letaltemperatur einstellen. Sollte es aber Befall im Kern geben, sollten diese Balken aber nicht mehr verwendet werden. Stellen Sie sich auf Rissbildung bei der Trocknung ein, insbesondere an einstielig eingeschnittenen Balken mit Markröhre.

@Borsalz: benötigen Sie nicht, da vorbeugender chem. Holzschutz für Eiche nicht notwendig ist.

@Hausbock Dachstuhl: Ist der Befall erloschen, benötigen Sie an Bauteilen der Gefährdungs-/Gebrauchsklasse 0 keinen chem. Holzschutz. Ihre Sparren sind bei dem beschriebenen Aufbau beispielsweise GK0.

Jetzt muss ich aber wieder an die Arbeit...
Gruß und viel Erfolg bei Ihren Maßnahmen
Boris Blenn
 
Super

Vielen Dank für die Unterstützung! Hut ab, tolle Hilfe!

Die Balken sind seit heute Morgen für min. 3 Tage in der Kammer. Das sollte wohl reichen, um auch im Kern die nötige Temp. zu erreichen.
Sowohl Zimmermann als auch der Sägewerker haben keine Bedenken bzgl. neuer Rissen.

Im Dachstuhl wird der Kontaktbereich zwischen neuem und altem Holz mit Boracol oder Remmers Adolit Holzbau B behandelt werde. Vorbeugend, um zu verhindern, dass evtl. vorhandene Larven in die neue Konstr. übergehen.

Viele Grüße
Michael
 
Sanft gegart

Die Hölzer waren nun 7 Tage bei 70°C in der Trockenkammer.
Es ist kein Verzug festzustellen, Nennenswerte Rissbildung ebenfalls nicht.

Die Larven sollten nun wohl alle gar sein, am Mittwoch kommen die Zimmerleute und die FW-sanierung beginnt.

Gruß
Michael
 
Thema: Was ist das für ein "Wurm"?

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