Dachbalken mit Holzschutzmittel injiziert - ist das nach 30 Jahren noch bedenklich?

Diskutiere Dachbalken mit Holzschutzmittel injiziert - ist das nach 30 Jahren noch bedenklich? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Moin moin, ein Zimmermann hat mich gerade darauf aufmerksam gemacht das sämtliche Dachbalken mit Holzschutzmittel injiziert wurden. Da wir gerade...
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Boris1

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injiziertHolzschutzmittelDachbalken_I5130_200999181733.JPGMoin moin,

ein Zimmermann hat mich gerade darauf aufmerksam gemacht das sämtliche Dachbalken mit Holzschutzmittel injiziert wurden. Da wir gerade über einen Ausbau da oben nachdenken, frag ich mich natürlich, ob das Zeug noch ausgast. Riechen tut man nix, alles ist auch bei geschlossenen Fenstern bestens belüftet - wenn wir gedämmt haben natürlich nicht mehr.

Wisst ihr, was da in den 70ern verwendet wurde und auf welche Wirkstoffe man ggfls untersuchen sollte?

Grüsse, Boris
 
Lindan, PCB,

sonst noch was?

na ja, die üblichen Verdächtigen.

Gruß...J.
 
Danke Jürgen,

bin grad am nachlesen...ist übrigens PCP (Pentachlorphenol). PCB sind die (hormonähnlichen) Weichmacher und eher in alter Elektronik zu finden.

Reicht das denn die hinter 15mm OSB verschwinden zu lassen?

Gruss, Boris
 
alte Chemie

Hallo Boris,
entscheidend ist in welcher Konzentration das Zeug noch vorhanden ist. Kritisch sind die Oberflächen der Hölzer und Mittel die sich im Staub, Sägemehl und Dreck abgesetzt haben.
Ich nehme in solchen Fällen , bei berechtigtem Verdacht Staubproben und/oder Hobelspäne von der Holzoberfläche und lasse sie in einem Labor auf Halogene austesten.
Das ist der einfache Teil. Der schwierige ist die Messwerte, so sie denn kritisch sind, richtig zu bewerten und mit Maßnahmen zu hinterlegen. Das wäre m. E. insgesamt schon ein Fall für den Profi, respektive Sachverständigen für Holzschutz. In den östlichen Bundesländer wurden die ganz bösen Sachen erst sehr viel später verboten, im Westen wurden Lindan, PCP, DDT schon so um 71 oder 72 herum verboten. Lass die Angelegenheit fachlich betreuen, nur hinter OSB verschwinden lassen, kann zwar auch eine Lösung sein, aber es wird eine Menge problematischer Anschlüsse ergeben.
Vielleicht ist ja alles gar nicht so schlimm, wie es sich zunächst anfühlt.
Wichtiges, augenscheinliches Merkmal ist übrigens eine kristallin, glitzrige Oberfläche des Holzes im Streiflicht der Taschenlampe.
Grüße aus Leipzig
Martin Malangeri
 
Hallo Martin,

woher nimmst du das mit der glitzrig kristallinen Oberfläche? Ich hab früher auch so Zeug verpinselt - das ist mir jedoch nicht in Erinnerung geblieben - hab' ich auch nicht vorgefunden. Die haben hier satt reingepumpt bis es überlief und dann die Löcher mit einem (mittlerweile) etwas bröseligem Zeug zugemacht. Ich vermute der Dachdecker hat denen das im Zuge der Neueindeckung Anfang '70 (?) aufgeschwatzt.

Hauptproblem ist wahrscheinlich der angereicherte, aufgewirbelte Staub beim Umbau. In den Ecken und Ritzen hilft dann Sicrall...
Mir ist nur noch nicht klar, ob das PCP nach und nach durch die OSB durchdiffundiert - weiss da wer genaueres?

Grüsse, Boris
 
Staub Meerschweinchen

Hallo

PCP und die darin oft enthaltenen Dioxine (weswegen PCP zusätzlich gefährlich ist) finden sich v.a. im Staub. Ich denke mal, das hinter Platten verschwinden zu lassen, ist aufwendig und kaum lohnend. Durchdiffundieren tun diese Stoffe durch eine 1 cm dicke Holzschicht o.ä. erst in vielen Jahren, aber luftdicht kriegt man das mit solchen Platten wahrscheinlich kaum.

Ich würde, falls Sie grosse Bedenken haben, empfehlen, mal den Haustaub messen lassen. Das ist am billigsten.

1 ppm PCP: kein Problem.
10 ppm: findet an oft
100 ppm: Alarm

Bei Lindan ist's ähnlich, aber das ist flüchtiger und deswegen vielleicht schon weg. Ansonsten: auch auf b-HCH untersuchen, das ist ein schädlicher Metabolit.

Kommt auch auf die Probenahme an (die obigen Werte beziehen sich auf die Messung von Staubsaugerbeutelinhalten im Wohnraum).

So ne Messung ist nicht sehr aufwendig (aber auch nicht sehr genau !) und sollte so um die 100 € kosten.


Es gibt da auch noch den "Meerschweinchentest", den ich aber aus Tierschutzgründen auf gar keinen Fall weiterempfehlen kann. Diese putzigen, lieben, anhänglichen, nichtstinkenden und begabten Haustiere (singen können die, wow!) sind - leider - viel empfindlicher als wir Menschen. Überleben die das in dem Haus, dann ist die Gefahr wohl gering.

Meerschweinchen kostet so um die 15 € im Zooladen, ist auch einfach zu halten (frisst Gras), sollte aber auf keinen Fall zu Tierversuchen eingesetzt werden, damit wir uns da verstanden haben, gell? Aber vielleicht hat man ja Kinder, die lieben so ein Tier (und wir lieben unsere Kinder).

Mehr schreib ich jezt besser nicht

stt
 
@S. Trapp:

Hallo,

und erstmal danke für die Info's. Mein erstes Meerschweinchen war ein gerettetes Laborviech von Schering.....ich werde in diesem Leben jetzt nicht den umgekehrten Weg beschreiten..:)
Im Zuge der Dachdämmung bekleiden wir die Balken von innen sowieso mit OSB, dazwischen kommt Isofloc und oben drauf Weichfaserplatte. Ich wollte jetzt nicht zu einem dampfdichten Aufbau wechseln, sondern wissen, ob wir den Dachboden auch als Schlafraum nutzen können - sonst bleibts halt Abstellkammer mit Matratzenecke für gelegentlichen Besuch und wir können uns den aufwändigeren Ausbau sparen.

Wäre eine Analyse eines Holzspans nicht präziser? Durch die Ritzen im Dach kommt schließlich auch eine Menge Dreck von außen reingeflogen - verfälscht das nicht die Werte?

Wird der Staub nur durch direkten Kontakt kontaminiert (das wär ja dann erledigt) oder (auch) durch Aufnahme der Stoffe durch die Raumluft?

Gruss, Boris
 
Nachtrag

Klar, Holzspananalyse ist auch gut. Dann kennen Sie aber die Belastung des Holzes, und nicht die der Wohnräume. Die Frage ist ja, wieviel der Balken nach den Jahren noch abgibt.

Und Kontamination erfolgt durch die Raumluft. Diese "sehr lipophilen" Stoffe binden aber viel stärker an Staub und sind dort einfacher zu messen.

Eine weitere Möglichkeit ist die Messung mit Hilfe eines Passivsamplers (dann wird ein Probenahmegerät eine Woche aufgestellt).

Das ist am Genauesten.

Oder man extrahiert eine gewisse Menge Luft ...

Bei Bedarf eben mal ein Labor kontaktieren.

Gruss
stt
 
@ Martin

Uff, det hamwanich! Also höchstwahrscheinlich "nur" Lindan und PCP. Trotzdem vielen Dank für den link, gesehen hab ich das auch schonmal....

@stt: Danke für die Erläuterung, jetzt hab ich mal nen Überblick.

Grüße, Boris
 
Thema: Dachbalken mit Holzschutzmittel injiziert - ist das nach 30 Jahren noch bedenklich?
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