Lehmputz: Tonkristalle und Sande

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MarcNamara

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Nachdem es bei uns ans Verputzen geht und wir leider feststellen mussten, dass das Ziegelwerk von dem wir den Putz bestellen wollten zur Jahreswende die Produktion eingestellt hat, habe ich mich entschlossen den Lehmputz nun doch selbst herzustellen.

Vor gut einem Jahr hatte ich diese Idee schon einmal und habe damals an Testflächen rumexperimentiert.
Mit den Ergebnissen war ich eigentlich sehr zufrieden -
und die Rezepte habe ich auch noch.

Nun habe ich verschiedene Tonmehlsorten besorgt und
es geht wieder an die Experimente, wobei mich zwei
Fragen beschäftigen.

1.Tonmehl
bezüglich des Lehmeffektes gibt es ja einige Hinweise im Netz, die die Tonkristalle:Kaolin, Illit, Smektik und Chlorit betreffen und offensichtlich für die Wasserdampfbindung usw. zuständig sind.
Ich kenne zwar aus meinem Herumtesten die Kugelfall- und die Schüttelprobe usw. und natürlich das Anlegen von Testflächen und dann immer weitere Anpassen der Mischung bis zur Rissfreiheit, würde aber gerne mal mehr über die angesprochenen Tonkristalle erfahren und ob es wichtig ist, dass ich ein Tonmehl wähle - falls es möglich sein sollte - das kein Kaolin enthält, aber vor allem Smektik und Chlorit. Haben diese Tonkristalle ausser der Wasserdampfbindung noch einen anderen entscheidenen Vorteil? Und: Warum kein Kaolin?

2. mal eine Frage zum Sand.
Vor einem Jahr habe ich mit Marmormehl, Sandkastensand und Quartzsand herumgetestet,also abgemagert.
Der Sandkastensand ging damals einfach gar nicht.
Die besten Ergebnisse habe ich mit einer Mischung aus Quarzsand in sehr feiner Körnung, etwas Marmormehl und Cellulosefasern erzielt.
Nun beim erneuten Recherchieren habe ich hin und wieder etwas über Flusssand gelesen. Gibt es jemanden, der mir ein paar Tipps zu den verschiedenen Sanden geben kann? Ist es ratsam gerundete Sande und Bruchsande zu mischen?
Oder sollte man rundkörnige Sande ganz vermeiden?

Ich freue mich über jeden Tipp und werde die Ergebnisse mal bebildert einstellen.
 
@Heiko

Vielen Dank für die Links.

Für die Frage nach dem Sand war das wirklich sehr interessant. Wäre schön, wenn jemand noch etwas zu den Tonkristallen sagen könnte, denn das verwirrt mich, um
ehrlich zu sein.
 
Lehmputz

Ich glaube eine chemische Analyse der Tonmehle und die Auswahl des Tons nach dessen Zusammensetzung pervertiert dann doch langsam das Prinzip Lehmputz. Zur Erinnerung: Lehmputz wurde seit Jahrhunderten hergestellt, indem man den Lehm nahm, der rund um die Baustelle vorkam, vor allem auch um lange Transportwege und damit auch hohe Kosten zu vermeiden.

Den Sand nach Art, Zusammensetzung und Sieblinie zu wählen macht ja Sinn, damit keine Risse auftreten, aber dann den Lehm in getrockneter Form, nach Bestandteilen Fragmentiert durch das gesamte Bundesgebiet zu karren ist zum einen ökologisch absolut schwachsinnig, zum anderen macht es den an für sich günstigen Baustoff Lehm zu einem teuren elitären Baumaterial, aber der Trend geht anscheinend immer mehr dahin statt praxisgerecht zu Arbeiten eine Wissenschaft aus den kleinsten Dingen zu machen.
 
@Tobias Büttner

danke auch für deine Antwort.

Dann zu einigen Einwänden.
Ich werde keine Tonmehle quer durch die Republik karren.
Das Tonmehl, dass ich habe stammt quasi von "um die Ecke" -

Nur da würde ich es holen und zwar aufgrund, wie du schon erwähnst, der Kosten. Zu deinem persönlichen Prinzip Lehm, mag ich an dieser Stelle nicht viel ausführen, aber von Pervertierung zu sprechen, wenn Hersteller ihre Produkte untersuchen lassen und dann dabei wohl möglich etwas herausfinden, finde ich schon grenzwertig. Hätte die Ansicht: Das ist mal wieder bloss eine Masche nicht gereicht? Und nebenbei, all jene die auf fertige Putze zurückgreifen sind also auch alle Pervertierte, da diese Putze ja auch nicht selten Quer durch die Republik gekarrt werden?

Du schreibst das Herumkarren sei unökologisch und das Analysieren mache Lehm zu einem elitären teuren Baustoff.
Teuer ist de Zusammenstellung mit Tonmehl und Sanden gegenüber Baustellenlehm ganz sicher, aber ich hoffe, du kannst verstehen, dass ich nicht nur aktuell die Zeit nicht habe, vor allem aber nicht die Lust jetzt Baustellenlehm aufzuarbeiten und dessen Qualität für meine Zwecke zu bestimmen. Vielleicht bin ich auch pervertiert, aber preislich liege ich mit meiner Variante pervers weit unter jenen Edelputzen, die man mir ganz ohne Analyse gerne verkauft hätte.
Ein letztes vielleicht noch zur Ökologie. Ich bin kein Vertreter des Ökologismus. Denn um ehrlich zu sein, das artet für mich persönlich seit einigen Jahren zu sehr aus in ein konfessionelles Surrogat. Es gibt für alles Argumente, aber die ökologischen sind oft, wenngleich nicht immer, für mich die Gähnzwangoptimiertesten.

Ich würde mich neben Kommentaren über alle erdenklichen Pervertierungen trotzdem sehr freuen, wenn noch weitere Hinweise zum Lehm und Sand eingingen.
 
Thema: Lehmputz: Tonkristalle und Sande
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