Frage zu Opferputz und Kalktünche /Sumpfkalk

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Claudia Junghans

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Hallo liebe Fachwerk-Kollegen/Innen !

Wir sind gerade heftigst dabei, unseren ca. 100 Jahre alten Schweinestall vor dem Verfall zu retten.
Das Dach ist völlig marode und muss neu gedeckt werden, der Dachstuhl ist zum Glück noch völlig intakt. Das "Untergeschoss" ist mit Ziegeln errichtet und der Boden besteht ebenfalls aus Ziegeln, die mit Gefälle zur Mistrinne verlegt wurden, handwerklich echt sehr schön gemacht. Durch die Schweinehaltung (ca. 50 Jahre) sind natürlich die üblichen Belastungen da, es bilden sich immer wieder salzige Ablagerungen auf den Wänden und der boden und der unterste Meter der Wand sind einfach feucht. Da der Stall von uns nur als Abstellraum für Fahrräder und Gartengeräte genutzt wird, sehe ich da auch überhaupt kein Problem. Aber wenn wir schon dabei sind, wollen wir den Stall doch wieder ein bißchen "schön" machen, ohne der Bausubstanz zu schaden. Jetzt haben wir beim ausräumen ein Fass Sumpfkalk entdeckt, den wir vor 8-10 Jahren angesetzt hatten. Das erscheint mir doch als das ideale Mittel, um den Stall einfach damit von innen zu tünchen, meines Wissens haben die das früher auch so gemacht, oder ?
Die Wände weisen im oberen Teil mehrere dünne Kalkschichten auf.
Da die Wand im unteren Teil jedoch einige größere Schäden aufweist, müsste hier erstmal neu verputzt werden.
Ich höre immer wieder vom "Opferputz", der die austretenden Salze aufnimmt und nach einigen Jahren erneuert werden muss.
Führt der denn auf Dauer tatsächlich zu einer Verminderung der Salzbelastung ?
Und kann mir jemand ein genaues Rezept dafür geben ?
(Hinweis: bei uns in der Region gibt es fast nur Kalkprodukte von Schäfer, vielleicht kennt jemand die genaue Bezeichnung für den benötigten Kalk)

Und nochmal zur Kalk-Tünche : welche Konstistenz soll das Zeug haben , benutzt man es pur oder mit Zusätzen ?
Stimmt es dass Kalktünche desinfizierende und pilzhemmende Wirkung hat ?

Ich hoffe auf viele Antworten :)
Claudia
 
Selbst gemischt ...

...geht zwar, aber es gibt die für mich bessere Möglichkeit, einen Sanierputz nach WTA zu nehmen. Fertige Mischung mit garantierter(?) Funktionalität.
Die SalzBELASTUNG wird nicht vermindert, es wird nichts abgesperrt. Der Bereich, in dem die Salze kristallisieren (in Luftnähe) wird nur von der Oberfläche der Ziegel/Steine zur Oberfläche des Putzes verlagert. Der Putz ist nun so beschaffen, dass er diese Volumenvergrößerung der Salzkristalle in sich aufnehmen kann und somit eine weitere Zerstörung der eigentlichen Wandsubstanz verhindert.
Irgendwann ist aber auch dieser Putz voller Salze und muss dann eben "geopfert" werden.
Das zweite, mindestens ebenso Wichtige, ist zu verhindern, dass weiterhin Feuchtigkeit IN die Wand kommt.

Schöne Grüße
Jan
 
Sanierputz ?

Der Begriff "Sanierputz" ist mir ehrlich gesagt etwas suspekt, denn wirklich SANIERT wird ja dadurch nichts.
Trotzdem Danke für Ihre Antwort, Jan !
Eine grundlegende "Trockenlegung" des Stallgebäudes ist schlicht unmöglich, das käme einem Abriss und Neubau gleich.
Der Stall ist von drei Seiten von Nachbargebäuden umzingelt, hier hat jeder früher an Nachbars Schuppenwand noch nen eigenen Schuppen drangeklebt.
An die Außenwände komme ich also gar nicht heran.
Da die Feuchtigkeit im Prinzip nur von unten aus dem Boden aufsteigen kann und ich weder von außen irgendwie aufgraben kann noch irgendwelche Horizontalsperren nachträglich einbringen kann, wird der Stall einfach feucht bleiben müssen.
Es ging mir mit meiner Frage darum, den Stall innen wieder in einen besseren Zustand zu versetzen, ohne der Substanz weiteren Schaden zuzufügen und das ganze möglichst mit althergebrachten Mitteln - und kostengünstig dazu ;-)
Daher bitte ich nochmal ganz konkret um Rezepte zum Selbermischen.
LG, Claudia
 
Nachtrag

Geehrte Frau Junghans,
es mag wohl sein, dass ihnen der Begriff Sanierputz suspekt vorkommt, allerdings ist es ein Begriff, der in der Fachwelt sowie in Fachpublikationen, die sich mit Sanierung etc. auseinandersetzen, durchaus gebräuchlich.
Die WTA ist die "Wissenschaftlich technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege", in der Wissen aus Forschung, Lehre und Praxis miteinander verbunden wird. Meines Erachtens keineswegs ein suspektes Milieu.
Wenn Sie etwas billiges wollen, dann geht´s nicht mit dem Sanierputz.
Aber damit geht es richtig.

Grüße
Jan
 
DAS

rezept zum kalken gibt es sicher nicht - das hängt halt stark vom untergrund ab.
ich habe gerade meinen keller hinter mir und habe mit einer sahnigen, bis leicht cremigen konsistenz gestrichen. zu dick darf die anstrichstärke nicht werden, sonst bröselt es runter.
bißchen leinöl (gibts mittlerweile in fast jedem supermarkt) dazu - fertig.
mindestens zwei anstriche (der erste zeigt die typischen risse, die beim zweiten dann verschwinden). erstansstrich über nacht stehen lassen. experimentieren sie, kostet ja fast nix. endgültige festigkeit wird erst nach einiger zeit erreicht. vermutlich könnte man das auch rollen, ich habs mit dem flächenstreicher gemacht, weil mir die pinselspuren gefallen.
auf sanier- oder opferputze würde ich in einem schuppen verzichten, kalkschlämme sieht auch gut auf naggschem mauerwerk aus und verfestigt zudem die bröselnden fugen. (gröbsten sand etwas abkehren). natürlich hält auch die schlämme dann nicht ewig, ist aber ja fix mal neugemacht.
 
Aber Hallo!

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Ich höre immer wieder vom "Opferputz", der die austretenden Salze aufnimmt und nach einigen Jahren erneuert werden muss.
Führt der denn auf Dauer tatsächlich zu einer Verminderung der Salzbelastung ?

Viel "Pisse" - viel Salz!
Und das Salz muss raus - und das macht ein Opferputz! Da kann man auch einen Lehmputz selbermixen - kann evtl billiger sein - allerdings "saugt" der nicht so gut wie ein Luftkalkmörtel, und man muss evtl mehrmals auftragen.
Alten Putz (ob Lehm oder Kalk) kann man evtl. im Garten als Dünger verwenden!

Hier gibts einen ähnlichen Thread: Forumeintrag-Eintrag +forum 53755+

Der LuftKalkputz darf keinen Zement oder Zaubermittel drinnen haben!
Auch nicht ?5%!

Ob der Schäfer-Putz gut ist, weiß ich nicht - es gibt keine Volldeklaration von denen (konnte sie nicht finden) macht mich skeptisch!
schauen Sie bei solubel.de mal rein!

Gutes gelingen

FK
 
Grins...viel Pisse - viel Salz :)

Ich weiß zwar nicht, wieviel die Wutzen da so täglich von sich gegeben haben, aber es reicht, um immer wieder kleine "Schneeflöckchen" auf den Wänden zu produzieren.

Herr Kurz, ich meinte keinen fertigen Schäferputz, sondern eben den Weißkalkhydrat Cl-90 von Schäfer, ich finde es einfach gut, die örtliche Industrie zu unterstützen.
Mir fehlt aber einfach das genaue Mischungsverhältnis zum Anrühren....kann das nicht mal bitte jemand verraten ? ;-)

Wie lange kann denn der Opferputz so in etwa draufbleiben ? 1 Jahr, 5 Jahre ? Was gibt's denn da für Erfahrungen ?

@ Bettina Ingenkamp : ich habs gestern einfach mal ausprobiert an einer Wand mit der Kalktünche...puuh, was ne Kleckerei. Zuerst dachte ich, es deckt gar nicht, aber heute sieht das schon anders aus.

Heute nachmittag muss ich mich aber erstmal mit der Entrümpelung des Schweinestalldachbodens befassen....da hab ich ja sowas von Lust drauf.....
 
I1631_200553163232.jpgSchneeflöckchen - Kalkröckchen

Hallo
heimische Industrie fördern ist im Prinzip gut
aber ...
Luftkalk ist dem Hydrat vorzuziehen!
Aber es soll ja wieder runter ...?
Wie lange das geht kann man nicht pauschalisieren - mal länger mal kürzer - hängt halt von der "Aufnahmefähigkeit" des Putzes ab und von der Quantität der Salze im Mauerwerk!

Kalktünche nicht dick machen - lieber 6 mal dünn drauf als zu dick - reisst gerne!


FK
 
...das verstehe ich jetzt nicht

War gerade auf der HP von Solubel und habe da auch ein Rezept für Luftkalkmörtel gefunden .
Und auf der Zutatenliste heißt es da unter anderem:
(....)
4 Raumteile Sumpfkalk oder 5 Raumteile Weißkalkhydrat
(....)
Das ganze aber unter der Überschrift LUFTkalkmörtel.

Wenn Luftkalk etwas anderes ist als Kalkhydrat, wieso ist das dann hier als Zutat aufgeführt ?

Verwirrte Grüße,
Claudia
 
Weißkalkhydrat ist Luftkalk,

und cl90 heisst min. 90% Reinheit, gibt auch cl80, also genau das Richtige zum Selbstmischen.
 
Begriffsdefinition:

Luftkalk ist ein Kalk der nur durch Carbonatisation, also durch Aufnahme von Kohlendioxid aus der ´Luft´ aushärtet, dies trifft sowohl auf Kalkhydrat sowie auch auf Sumpfkalk zu.

So ganz genau kann eigentlich keiner begründen, warum Kalkhydrat besser als Sumpfkalk ist (es gibt schon einige Diskussionen darum hier im Forum). In der Regel heißt es, daß man für Kalkputze und einfache Kalktünchen eher Kalkhydrat nimmt, für Kalkanstriche und Feinputze oder Spachtel eher Sumpfkalk, weil bei diesem die Qualität besser ist.
Ihr Sumpfkalk ist daher wahrscheinlich fast zu schade für den Stall.
Die desinfizierende und pilzhemmende Wirkung liegt am hohen PH-Wert des Kalks (stark alkalisch, daher Vorsicht daß nichts ins Auge gelangt).
 
@ claudia

wenn's so kleckert, isses zu dünn.
bei dickerer konsistenz steigt zwar die rißgefahr - aber wenn interessiert es im schuppen. dafür muss man nicht im unkreis von 100 qm alles abdecken :)))
auch sollte nicht bei großer hitze mit geringer luftfeuchte und direkter sonneneinstrahlung gestrichen werden - es brennt sonst auf.
anfänglich kanns auch noch recht dolle kreiden - läßt mit dauer der karbonatisierung nach
 
Nicht verzagen, Opa fragen...

Hallo Claudia,
in meinem ehemaligen Schweinestall wohnen jetzt auch die Fahrräder und noch ein bischen Gerümpel. Eine Wand hatte einen starken Bartwuchs, die anderen 3 waren weniger belastet. Habe Opa's (96) Rat befolgt, alles sauber abgebürstet und frisch getüncht. Die Kalkbrühe (Wasser und gelöschter Kalk) hat die Konsistenz von Milch (keine entrahmte Milch..). Es sieht ersmal aus als ob es nicht deckt, aber das trügt. Da ich sowieso den Hühnerstall und Entenstall jeden Frühling neu kalke, hatte ich dies 2 Jahre hintereinender im Fahrradstall mitgemacht. Der Bart ist weg!
Schutzbrille und Handschuhe sind sehr zu empfehlen.

Schöne Grüsse vom Bauernhof,
Diana
 
Billiger Putz

Hallo !

"Nimm Weißkalkhydrat und Sand (2mm Körnung) im Verhältnis 1:4. Das gibt einen prima Kalkputz, kostet fast nichts, wenn man es selber macht und ist damit deutlich billiger als ein Sanierputz, der auch nach kurz oder lang wieder von der Wand fällt." Sagte mir ein alter Pützer.
Immer den Aufwand bedenken, es soll ja nur ein Abstellraum und kein Wohnzimmer werden. Wenn´s dann noch schön weiß werden soll, den frischen Putz nach ein paar Tagen mit Kalktünche aus Weißkalkhydrat dünn streichen.

Viele Grüße,
Karsten
 
4: 1 ? oder 1 : 4 ?

Karsten : tatsächlich 4 Teile Kalk und 1 Teil Sand ?
ich vermute doch eher andersrum, oder ?

Gruß, Claudia
 
Thema: Frage zu Opferputz und Kalktünche /Sumpfkalk
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