Allergie ist nicht alles...
Hallo Phillip,
im Internet gibt es nicht nur Sicherheitsdatenblätter.
Quelle: "Grundlagen der Human- und Ökotoxikologie" OFD Hannover, 1999
"Mineralölkohlenwasserstoffe werden vom lebenden Organismus leicht resorbiert und verteilen
sich vorwiegend im Fettgewebe. Trotz der weiten Verbreitung und Anwendung sind akute
Vergiftungen wegen der geringen Toxizität der MKW selten. Nach Exposition gegenüber
hohen Konzentrationen treten narkotische Effekte (alkoholähnliche Wirkungen) auf. Das über
die Atemwege aufgenommene Gemisch an MKW wird größtenteils unverändert über die
Lunge wieder abgeatmet. Chronische Vergiftungen, zum Beispiel durch Benzin, führen zu
Reizerscheinungen der Atemwege und der Lunge sowie zu uncharakteristischen psychatrischen
Erscheinungsbildern."
Die Isoparaffine sind typische Mineralölkohlenwasserstoffe und in der davorstehenden Tabelle (die über die Kopierfunktion nur entstellt ankommt, aber googeln kann ja jeder selber) als Stoffgrupe aufgeführt.
Das zitierte Sicherheitsdatenblatt hilft nicht weiter. Es betrifft ein ganz spezielles Produkt von "Nico" mit mehr oder weniger definierter Zusammensetzung. Die Isoparaffine sind aber eine Stoffgruppe, unterschieden durch ihre Kettenlänge.
Aber schaun wir trotzdem mal rein:
Ab dem MAK-Wert von 1200mg/m³ wird Atemschutz vorgeschrieben, bei längerer Belastung außerdem Spezialhandschuhe und Schutzbrille. Weißt Du vielleicht, wie Isoparaffin bei 1200mg/m³ riecht? Ganz bestimmt nicht, weil Du das Zeug kaum wahrnimmst, es riecht nicht signifikant. Ich kann eine übermäßige Belastung (im Gegensatz zu z.B. Zitrusterpenen) also nicht wahrnehmen und der Körper hat vielleicht gar keine Abwehrmechanismen für diese Stoffe, die in der Natur nicht vorkommen. Wozu soll ich mir das antuen?
(Hallo Jan, auch wenn Du das Ganze "natürliche Erdölbestandteile" nennst, was man auch über Benzin, Diesel, Benzol etc sagen könnte; was da vor -zig tausenden Jahren entstanden und seither tief unter der Erdoberfläche verborgen liegt, gehört keinesfalls zu des Menschen natürlicher Umgebung.)
Ich arbeite seit mehr als 20 Jahren mit Holz - ich habe angefangen, als Hylotox (ein Holzschutzmittel, das DDT und Lindan enthält und somit erbgutverändernd und krebserregend ist) eine Zulassung für Innenräume hatte und Kunstharze zur Festigung geschädigter Holzpartien in Benzol oder Styrol (schon wieder lauert der Krebs) gelöst wurden. In dieser Zeit habe ich mir eine gewisse Skepsis gegenüber "neuen und viel besseren Stoffen" angewöhnt, deren Schädlichkeit nur noch nicht erwiesen sein könnte.
Was nun die Alternative - Zitrusterpene - angeht, so ist das tatsächlich ein natürliches Lösungsmittel. Die allergene Belastung dieser Stoffe beruht zu einem Teil auf Schädlingsbekämpfungsmitteln, die die Zitrusfrüchte beim Wachstumsprozess mitbekommen haben. Von "Naturhaus" weiß ich, daß sie aus Vertragsanbau das Orangenschalenöl ungespritzter Orangen erhalten und dieses 5-fach destillieren. Als "Abfallprodukt" dieser Destillation werden auch Aromastoffe abgetrennt, die in der Getränkeherstellung (die beliebten Orangenlimonaden) verwendet werden. Damit ist nicht gänzlich ausgeschlossen, daß ein Verarbeiter dieser Produkte darauf allergisch sein könnte - aber das Risiko scheint mir doch sehr überschaubar. Allergien gibt es auch auf Haselnüsse, Weizen, Milch und sogar Rotwein! Sicherlich ist eine allergene Belastung unangenehm (ich selbst muß Terpentin meiden), ich bekomme das aber eher heraus, als ggf. bei einer schleichenden Vergiftung, und ich lasse dann die Finger davon oder sehe mich vor.
Ach ja, eins noch: Das Orangenschalenöl ist im Verhältnis zu Isoparaffinen das bessere (im Sinne von besser lösende) Lösungsmittel. Das Hartöl HS von Naturhaus hat 4% Orangenterpene, bei Triptrap lauern 30-40% Isoparaffine. Sicherlich wird das bei den anderen Ölen mit Isoparaffinen ähnlich aussehen. Diese brauchen zusätzlich häufig Lösungsvermittler (so bei Triptrap gelesen).
Grüße
Thomas W. Böhme