Macht eine Fensterhöhe von 85 cm Sinn

Diskutiere Macht eine Fensterhöhe von 85 cm Sinn im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo, ich überlege derzeit, welche Fenster in das Fachwerkhaus reinkönnten, das ich betreue. Nachdem ich mir mal ein paar Standartmaße...
J

Jan10

Beiträge
140
Hallo,
ich überlege derzeit, welche Fenster in das Fachwerkhaus reinkönnten, das ich betreue. Nachdem ich mir mal ein paar Standartmaße angeschaut habe (u.a. bei pj-fenster.de) bin ich grade zum Haus und habe die Fensteröffnungen mal nachgemessen und war recht verwundert.
Ursprünglich waren die Fensterhöhen ca. 120 cm (Erdgeschoss) bzw. ca. 107 cm (erster Stock)
Der Architekt, der das Haus zur Ruine verwandelt hat, hatte die Ambition sämtliche Fensterhöhen zu ändern und hat sie auf 85 cm reduziert.

Macht das irgendeinen Sinn? Hier mal vor allem die Fenstermacher gefragt. Ist das irgendein Standartmaß? Hatte der Architekt bestimmte Fenster im Auge.

Oder ist das im Grunde genommen großer Schmu, weil dies KEIN Standartmaß ist und somit nur Sonderanfertigungen in Frage kommen???

Abgesehen davon finde ich auch 85 cm ziemlich klein.
100 cm wären vom Bauchgefühl her Mindest-Wohlfühlmaß (niedrige Decken).

Bei uns stellt sich dann die Frage - auch die anderen (noch vorhandenen) Fenster austauschen und das Maß verkleinern, oder die reduzierten Fenstermaße wieder zurückbauen und entweder auf das ursprüngliche Maß bringen, oder ein neues Wohlfühlmaß festlegen?!

Auf dem Bild seht ihr links die alten Fenster, der Rest ist Provisorium/Witterungsschutz.
 
bei

dem fensterbauer, wo ich meine Fenster herbeziehe hier in Sachsen, hat kein Standartmaß - da wird jedes Fenster auf den Millimeter angefertigt - mit den gewümschten Rahmenbreiten usw.!!!!
Ich würde mich nach dem Maßen der Gefache richten, das Wohngefühl ist doch sehr relativ.
Schau mal hier: http://www.panoramio.com/group/28221,
hier siehst Du genug Fensteröffnungen und wie bunt es da mal zugehen kann.
Ich nehme auch an, daß nicht in allen Feldern früher ein Fenster war, ein solches war eine ware Kapitalanlage.
Was der alte Architekt wollte - das mußt Du ihn schon selber fragen....
 
Vielleicht..

..spielt die Brüstungshöhe ja eine Rolle?
Wenn hinter der Haustür keine Stufe nach unten kommt, kann man aus dem linken Fenster ja bequem rauslaufen.

Gruß
 
die Brüstungshöhe ...

... ist ok. Das täuscht auf dem Bild.

Trotzdem bleibt die Frage: warum 85 cm????

90cm hätte ich noch verstanden. 100 cm auf jeden Fall - dafür finde ich überall Fenster, aber 85 cm????
Ich versteh den Sinn nicht!
Habe bisher auch noch kein einziges Fenster für das Maß gefunden.

Meine Vermutung ist eher, dass der Herr Architekt sich wie bei allem anderen überhaupt keine Gedanken dazu gemacht hat, sondern erstmal sich nur auf 85 cm festgelegt hat - weil die Brüstungsbalken so nett in dieser Höhe aussehen - und was Fenster angeht - Geld ja keine Rolle spielt. Ist ja nicht seines (als er damit abgehauen ist, dann schon).

ALSO, irgendein Hinweis warum 85 cm Sinn macht und nicht z.b. ein Standartmaß wie 90 cm??? Oder erst recht 100 cm?
 
Fenstermaß

Die Erbauer des Gebäudes hatten noch keine Normen, nur praktischen Sachverstand. Sonst wäre das Haus schon umgekippt!
Nach dem dadurch entstandenem Raster des Gebindewerkes wurden die Öffnungen für Türen und Fenster einzeln angefertigt.In diesem Fall ergibt sich fürs EG eben ein Mittel von 84 bis 88 cm. Alte Häuser kann man nicht/sollte man nicht mit 08/15 Fertigteilen verschlimmbessern. Wenn dort zweiflüglige aussen-schlächtige Sprossenfenster drin sind gewinnt das Haus !
 
Nochmal zur Klarstellung - dort wo die Fensteröffnungen nur noch eine Höhe von 85 cm haben, wurden die Brüstungsriegel erst vor 2 Jahren auf die entsprechende Höhe gesetzt - es sind nicht die historischen Positionen.

Die Erbauer kannten auch noch keine Fensterrahmen - (bzw. sahen keine vor - war nur ein Arbeiterhaus), Rahmen waren die Balken. In die wurde eine Nut geschnitten und darein kam ein Fenster passend.

Ebendso eine Nut hat der Herr Architekt auch bei all seinen neuen Fensteröffnungen geschnitten.
Macht nur überhaupt keinen Sinn, weil Fenster heutzutage alle Rahmen hatten. Außer er wollte sich selber nach Mittelaltersitte welche basteln. Traue ich ihm zu.

Also ich gehe dann mal davon aus, dass es Schwachsinn war die Brüstungsbalken so zu versetzen, dass sich eine Fensterhöhe von 85 cm ergab.
 
Die neuen Fenster...

...sehen wirklich hinterletzt aus, verhunzen die Fassade. Ich würde rückbauen.

Im Fachwerkbau gibt es keine Fensternormen. Zudem: die eh schon nicht großen Fenster noch kleiner zu machen, macht die Zimmer völlig sinnfrei dunkler.

Grüße

Thomas
 
... uui

schön, aber die Fenster ein bissl klein. Aber ging hier natürlich nicht anders weil so "vorgegeben".

Das ärgerliche bei "unserem" Fachwerkhaus ist, dass der sog. Architekt so herumgefuscht hat (er hat alle Holzarbeiten privat selbergemacht - und wohl zum ersten Mal in seinem Leben nen Hammer in der Hand gehabt) dass man die Sache weder einfach so lassen, noch einfach wieder ändern kann.

-> siehe Bild

Und die Dame vom Denkmalamt stand daneben und hat das beobachtet, und der Hausbesitzerin nicht bescheid gegeben dass sie der Meinung ist, dass hier Murks gemacht wird. Dafür blockiert sie jetzt alles - wo kein Murks mehr gemacht wird. *ärger* - aber das nur nebenbei.

Gibts nicht nen Handwerker auf Wanderschaft, der mal Lust hat sich daran auszutoben?
 
Göttlich:

Das bisschen Handwerk macht der Architekt gleich 'mal mit.

Verbreitet, solche Selbstüberschätzung.

Grüße

Thomas
 
Schlimm ! - Diese ehemals so schöne Fassadenansicht wurde leider --

-- verstümmelt und ist zu einer Fratze degradiert worden.
-
Möchte einfach nur daraufhinweisen, daß zur Entstehungszeit
der meisten Fachwerkhäuser streng nach Elle oder Fuss
gerechnet wurde, - natürlich auch in Zoll.
-
Seinerzeit gab es noch keine einheitlichen " genormte " Masse und auch keine metrische oder zölligen Maßvorschriften.
-
Zumal sich durch die damalige Kleinstaaterei keine einheitlichen Maßangaben in Zoll oder Elle oder Fuß
durchsetzen liessen.
-
Der Englische Zoll misst ca 25,4 mm - der Französische 27,2 mm.
-
Dann die sächsische Elle - so 52,6 cm - die Hessische Elle -
die Bayrische Elle ???
-
-
Grundsätzlich wurden seinerzeit NIEMALS Fenster im liegenden Format eingebaut.
-
- Immer aufrecht stehend, wie der Mensch auch ! .

Drei Fuss breit und vier Fuss hoch - wenn wir die
Maßeinheit Fuss mit ca. 30 cm annehmen.
-
Dann klappt es auch mit dem " Goldenen Schnitt " , der seinen Ursprung in den Maßen eines Menschen hat !!
-
Beste Grüße, Andreas Milling.
-
Hier ein Foto von einem Fenster 2 x 3 Fuß groß ! -
das Verhältnis macht den Unterschied !
 
Butter bei die ...

Hallo Olaf,

mein Favourite ist da eher das Fachwerkhaus bei Witzhelden (Funny Heroes?):
http://www.baudenkmalpfleger.de/BAUDENKMALE/articles/fachwerkhaus_bei_witzhelden.html

AN ALLE ANDEREN:
vielleicht könnt ihr/wir mal Butter bei die Fische tun (wie man hier so sacht). Ich hänge nochmal die Maße der anderen Seite dran und ein VORHER-Bild.

Vielleicht könnt ihr ja mal ein paar Vorschläge machen, welche Maße und Änderungen ihr hier nun konkret machen würdet.

Was wäre von 100 cm angestrebter Einheits-Höhe x 100 cm Breite zu halten. Oder vielleicht 105 Höhe - nur dafür gibts keine Standartfenster. Aus Kostengründen müßten auch erstmal Plastikfenster rein. Das Baubudget hat der "Architekt" verprasst, bzw. mitgehen lassen.
 
Giebel nun

Und so sieht der Giebel aktuell aus (nur zur Info). Zum Glück ist hier in den Gefachen nicht rumgefuscht worden.

Im letzten Bild ist natürlich einmal (132 x 102) zuviel eingezeichnet.
 
Vor der Sanierung

Und hier das Haus Hier das Hau vor der "Sanierung".

Im Giebel (der nun offen steht) habe ich angedacht 4 Fenster unterzubringen. Grund ist der romantische Ausblick auf "Den Stift" den man bei den bisherigen beiden Fenstern kaum sehen kann. Anschliessend soll auch der restl. Giebel (Wetterseite) verbrettert werden.
 
nochmal

kein Einheitsmaß für alle Fenster - nur nach vorhandenen Balken und -wie Andreas M. schreibt - anderes Seitenverhältnis. Das kann bedeuten 2-4-6-10 einzelne Fensterbestellungen ......
Heutzutage kein Problem. Ansonst bist Du nicht besser als Dein Vorgänger !
 
zurück

Zurückgebaut werden muss. Auch weil die "neuen" Verbindungen übelst sind und teils Regen IN die Verbindungen bringen der nun nicht mehr abfliessen kann (konstruktionsbedint).
Die "alten" Balken sind nun teilweise nicht mehr da, die alten Verbindungsstellen auch nicht mehr. Also kein einfacher Rückbau in den Vorzustand möglich. Woran orientiere ich mich dann?
Ich nutzte absichtlich die Formulierung "angestrebte" Einheitshöhe. Natürlich richte ich mich da an vorhandenem aus. Aber ein paar cm kann man immer ausgleichen, z.B. durch eingeschobene Bretter unter oder oberhalb, so dass man es nicht sieht - weil entweder durch Rahmen, "Regenfalz" etc. oder einfach durch gleichen Farbanstrich verdeckt. Und wenn sowieso an manchen Stellen die Verbindungen neu gemacht werden müssen ...
 
dann

konzentriere dich aufs Fachwerk und die damit verbundenen Probleme, die Fenstermaße stellen nicht das Problem dar - die gibt es auf den Millimeter - nur die Proportionen beachten (Seitliche Wandfelder platzieren).
 
Fachwwerksanierung

Auch wenn jetzt ein Aufschrei wegen Erhalt des kulturellen Erbes u.s.w. losgeht:
Als Planer und Baubetreuer würde ich dem Auftraggeber davon abraten dieses Gebäude zu sanieren.
Ich stehe nämlich auch dafür in der Pflicht und Haftung, Auftraggeber vor vermeidbaren finanziellen Verlusten zu schützen.
Letztlich wird der Aufwand nie dem zu erwartenden Gebrauchs- und Verkehrswert entsprechen.
Damit meine ich auch die sichtbare Gesamtsituation (Lage, Größe, verkehrstechnische Erschließung, Zustand insgesamt).

Man muß sich auch mal von was trennen können.
Das gehört dazu.
Anders gesagt: Der Eigentümer sollte seinem schlechten Geld nicht noch gutes hinterherwerfen.

Viele Grüße
 
Wenn ..

... die Besitzerin es in diesem Zustand erworben hätte würde ich evtl. zustimmen. Allerdings wurde für den Kauf und die bisherige "Sanierung" die gesammte Altersversorgung der selbstständigen Mutter aufgewendet. D.h., wird jetzt aufgehört bleibt nur eine Ruine und ein Berg von Schulden.

Aus ökonomischer Sicht lohnt eine Investition solange der Grenzertrag größer 0 ist. D.h. wenn ich für jeden Euro, den ich jetzt reinstecke zukünftig mind. etwas mehr als einen Euro bekomme.
Wieviel mag man aktuell für das Gebäude bekommen? Wohl irgendwas zwischen 10 und 30 Tausend. Weitaus weniger als den Grundstückswert. Die ertragsreichste Investition wäre aktuell wohl ein Streichholz.
Wenn man das Haus - selbst mit marginalem Anspruch an Wohnkomfort - wieder bewohnbar machen kann, dürfte sich die Investition lohnen weil Verkaufswert mehr als zusätzlich eingesetztes Kapital (die "gesunkenen" Kosten einmal herausgenommen). Und sollte man es dann auch noch vermieten können, dann erst recht. Vor allem lassen sich dann auch die bisher eingesetzten Kosten Einkommenssteuermässig absetzten. Hier lassen sich immerhin 75.000 nachweisen, was in etwa 37.000 Steuererstattung entspricht (ja nach Steuersatz).

Denkmalromantisch lohnt sich eine Investition solange der Grenzertrag nicht unter Null geht, also solange ich für jeden eingesetzten Euro zukünftig noch mind. einen Euro Gewinn zu erwarten habe.

Recht gebe ich Herrn Böttcher insoweit als dass man hier streng kalkulieren muss, welche Ausgabe notwendig, welche sinnvoll und welche "nett" wäre - und sich zunächst auf die Notwendigen konzentriert. Darum wirds zunächst, auch wenns im Herzen weh tut, erstmal nur Plastikfenster ohne Sprossen geben. Einbau und Auswahl aber stets mit dem Hintergedanken einen späteren Austausch mit Holzfenstern leicht möglich zu machen.

Auch wenns natürlich am einfachsten wäre jetzt einfach alle hinzuschmeissen, wäre das ökonomisch eine Katastrophe für die Besitzerin. Darum MUSS weitergemacht werden, selbst wenn eigentlich kein Geld da ist.
Natürlich eine riesige Herausforderung. Aber was soll man machen?!

Alternative wäre natürlich - das nächste Fachwerk.de Treffen steigt am Haus, geht 1-2 Wochen und jeder zeigt am lebendigen Beispiel seine Fähigkeiten. Wie wärs? ;-)
 
Thema: Macht eine Fensterhöhe von 85 cm Sinn
Zurück
Oben