Liapor
Ich kenne Liapor seit Jahren in meiner Arbeit als Planer, Gutachter und Bauüberwacher.
Es ist ein in der Paxis bewährtes Material, das weder Wasser hygroskopisch bindet noch wie ein Schwamm speichert. Die Oberfläche ist natürlich nicht gasdicht; eine begrenzte Wasseraufnahme in gasförmiger Form und in geringen Mengen ist sicher möglich. Was heißt das: Die Luft im Liapor nimmt mit der Zeit die Umgebungsfeuchte der Luft an, es bildet quasi eine Gleichgewichtsfeuchte; andere Baustoffe wie Holz, Kalk und Lehm tun dies auch. Da dies zeitverzögert erfolgt, wirkt diese Eigenschaft feuchteregulierend. Eine Wasseraufnahme in nennenswerten Mengen kann ich mir nur unter hydrostatischem Druck vorstellen, also wenn die Liaporkügelchen unter Wasser gedrückt werden bzw. im freien Wasser verbaut sind und dort längere Zeit verbleiben.
Der Grund der Diskussion war ja m.E. die Frage, ob Liapor durch den darunter liegenden Boden Bodenfeuchte aufnimmt und kapillar transportiert.
Dazu folgendes:
Liapor wird bei Schüttung in einer Körnung im Haufwerk eingebaut. Zwischen den einzelnen Körnern befindet sich Luft; um die Körner bildet sich auf der Oberfläche ein molekularer Wasserfilm aus der Feuchte der wasserdampfgesättigten Luft (3- Phasensystem)ähnlich wie bei Kies. Der Unterschied ist nur, das in den Liaporkugeln Luft eingeschlossen ist, im Kies nicht. Durch die Korngröße, die geringen Kontaktflächen der Körner untereinander und die großen Zwischenräume im Haufwerk ist die kapillare Steighöhe praktisch Null, es gibt nur die Gleichgewichtsfeuchte. Kondenswasser tropft ab, nur die einige Moleküle starke Wasserhülle um die Körner verbleibt (sog. Erdfeuchte). Der Unterschied bei Schüttungen aus Kies als Einkorn oder Liapor liegt nur in der geringeren Wärmeleitfähigkeit und der geringeren Masse von Liapor, es dämmt halt besser.
Korkgranulat, Weichfaserplatten usw. mit Kontakt zum Boden zu verbauen, ist m.E. ungünstiger, da die Körnungen kleiner sind und die größere Oberfläche mehr Feuchtigkeit als Molekularfilm binden kann (deshalb ist es trotzdem trocken!) Ich habe in der Lehre gelernt, das "trocken" die Abwesenheit von Wasser in tropfbar- flüssiger Form sei und "staubtrocken" einen so geringen Wassergehalt des Materials bedingt, das keine Staubteilchen durch Kohäsion mit Wasser gebunden werden können. Wird die Oberfläche einer Schüttung, egal aus welchem Material, mit trockener und wärmerer Luft belüftet, trocknet diese Oberfläche ab, der Molekularfilm verdunstet, die Oberfläche wird "staubtrocken". Das ist zwar nicht wissenschaftlich, veranschaulicht aber das Problem.
Zuletzt noch meine Meinung zum Ausgangspunkt der Diskussion:
Mag sein ich bin altmodisch, aber ich würde nie auf die Idee kommen, Holz oder Naturbaustoffe wie auch immer auf den nackten Boden zu packen, sondern zwischen dem (erdfeuchten) Boden und dem Bauteil eine Abdichtung legen. Darauf lege ich eine Dämmung und darauf die Nutzschicht, wie auch immer die aussehen mag. So muß ich nicht die Oberfläche des Bauteils, das auf der Erde liegt, durch Heizen und Lüften trocken halten.Auf die Dämmung kann ich zur Not verzichten, nicht aber auf die Abdichtung.
Abschließen sei mir gestattet, Herrn Florian Kurz und seinem großen Meister Herrn Fischer einmal ins wohngesunde massivwärmende strahlungsgeheizte Paradies zu k...en:
Ich würde gern einmal einen Ofen sehen, der nur Strahlungswärme abgibt und einen Raum ohne die "ungesunde" Konvektion heizt... Das muß man einem Ofen erst einmal beibringen! Diese renitenten Dinger halten sich nicht an die reine Lehre, sie erwärmen nicht nur die Luft durch Konvektion sondern leiten auch Wärme über ihre Kontaktflächen zu anderen Baustoffen ab! Ich bin jedenfalls froh über meine auch durch Konvektion funktionierende Heizung, so muß ich nicht in meiner Miefglocke sitzen.
Fazit: Es gibt keine "bösen" oder "guten" Baustoffe und Bauteile, es gibt allenfalls falsche oder richtige Anwendungen!
Viele Grüße
Georg Böttcher