Strohhächsel im Lehmputz

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Michael Ippen

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Ich kenne Strohhächsel und/oder Pferdeäpfel im Lehm(unter)putz als "Armierung" gegen Rissbildung etc.

Nun höre ich, dass "man" das nicht mehr empfehle: Sei als Armierung schlicht nicht erforderlich und erhöhe nur das Risko der Schimmelbildung durch die im Stroh siedelnden Sporen.
Was meint/weiß die Fachwerk - Gemeinde ?

Gruß
Micha Ippen
 
Stroh im Lehm

Aus diesem Grunde sind alle Fachwerkhäuser, die mit Strohlehm verputzt
wurden, verschimmelt.
Ein dichter Schimmelpilzüberzug quillt aus allen Ritzen der Häuser, legt sich
über Türen und Fenster, kriecht unaufhaltsam über das Dach und wächst so Lange,
bis das Haus unter seiner Last zusammenbricht.
Ist das Haus erledigt, macht er sich flugs auf die Suche nach neuer Nahrung,
die er in zahlreichen Neubauten mit wunderbaren Raufasertapeten an ungedämmten
Wänden findet.
Aber im ernst, warum haben Fachwerkhäuser mit Strohlehm Jahrhunderte
überdauert?
Das Problehm der Schimmelbildung liegt woanders.
Sicher kann sich im Strohlehm auch Schimmel bilden, wenn er Unsachgemäß
verarbeitet wird, das heißt, wenn er zu lange, zu nass gelagert wird.
Ansonsten können Sie Strohlehm unbedenklich verarbeiten.


Gruß aus Dortmund

Harald Vidrik
 
Lehmingredienzien

Hallo
Also bei den "Fertigmischungen" von Lehmputzen (z.B. www.claytec.de) ist schon Stroh mit beigemischt - mal feiner - mal etwas gröber und länger! Der Pferdemist oder der Kuhdung wurde zur besseren Verarbeitbarkeit, zur Wasserfestigkeit oder / und zur "Desinfektion" beigemengt!
Geruchsmässig ist es nur im Nassen "bedenklich" oder spürbar (riechbar)!
Schlecht ist es nicht gerade sowas mit zu verwenden - aber heutzutage ist es eben nicht mehr "üblich" - weil igitigit!
Die Schimmelbildung ist eigentlich nur festzustellen, wenn der Lehm zu feucht eingebracht wird ( z.B. bei Auftrag mit Putzmaschinen - bei viel Wasser flutscht er besser die Schläuche entlang) ond oder zu schlecht trocknen kann!
So! Ich hoffe das hat geholfen!
Grüsse aus Nürnberg
Florian Kurz
 
"modern" oder traditionell

@ Hallo Harald,
danke für Deine humorvolle Einleitung. Ich hoffe, sie versteht jeder. Auch die Hartliner der Kunststoffbauweisen.

Bei den Zusätzen natürlicher Abfallprodukte kommt es freilich immer auf die Menge an. Es werden verschiedene Eigenschaften verbessert, die der Lehm aus der Grube oft nicht hat. Bei Fertiglehmen sind wie gesagt solche Anteile auch drin.
- Warum schimmeln Plasteteile oft schneller als Holz ?
Holz enthält natürliche Stoffe gegen Schädlingsbefall. Kunsstoffe dagegen nicht.
- Mit Lehm und Mistanteilen ist es ähnlich, sie werden als Naturprodukte in natürlichen Systemen selbst geschützt, bzw. haben schützende Eigenschaften.
Nur trocken müssen sie im verbauten Zustand bleiben.!
Es gehören eben ein bischen mehr Erfahrungen dazu, um Lehmbau gut voranzubringen.

Bauen Sie, herr Ippen, traditionell, dann haben Sie mehr und länger etwas davon. Ich fürchte, in 30 Jahren werden die meisten styropurgedämmten Fassaden alle wieder ausgewechselt.
 
Tradition siegt offenbar

Vielen Dank für die Hinweise auf meine Frage. Es ergibt sich eindeutig ein Sieg der "Traditionalisten". Nur meine Frage bleibt offen: Mehr Rissbildung im Lehmputz ohne Strohhächsel ?
 
Lehmputz mit oder ohne

Hallo
Also: In Fertigmischungen ist Strohhäcksel drinnen!
d.h. dass "man" es heutzutage noch macht!
Wenn Sie den Lehm selber mischen wollen können Sie das auch ohne Stroh machen!
Wenn die anderen Parameter: wie Tonmaterial und die verwendete Siebline der Zuschläge stimmt und die Verarbeitung in mehreren Schichten erfolgt etc. können Sie es ohne Stroh und ohne Risse hinbekommen!
mfG

FK
 
Hallo Michael Ippen,
ich bin kein Lehmbauer, aber seit Jahren für alte Häuser aktiv. Also - der Lehmputz reißt immer dann, wenn er zu fett ist, also wenn zu viele Tonanteile darin sind. Dadurch hat er eine höhere Eigenspannung und etwas Schwund beim Trocknen, was zu den besagten Rissen führt. Man kann jedoch nicht prinzipiell sagen: Ohne Strohanteile reißt der Lehm. Es gibt auch von Natur aus sehr magere Lehme, die man garnicht zum Bauen nutzen kann. Das hängt von der jeweiligen Grube ab.
Zu fette Anteile kann man mindern, indem man die entsprechenden Zusätze beimengt und alles gut mischt.
Das geht auch mit (scharfem) Sand, mit Tierhaaren, mit Sägemehl - oder eben mit Kuh- oder Pferdemist. Es richtet sich immer danach, was man mit dem Lehm konkret machen will.
Wie gesagt, bei den Eigenschaften kommt es immer sowohl auf die Anteile des Tons als auch auf die Menge der Zusätze an. Ein guter Lehmbauer spürt in der Hand, ob seine Mischung die richtige Konsistenz hat.
Am Besten, Sie besuchen mal ein Lehmbauseminar. das schult enorm.
Gutes Probieren wünscht
Dietmar
 
Risse hin, Risse her...

...ob mit oder ohne, es kommt auf das handwerkliche Geschick an.
Überarbeite ich zu frisch, dann kommen viele oberflächliche Haarrisse. Ist das Material zu dick aufgetragen, ebenfalls. Ist es zu fett, dann auch.
Also bin ich als Handwerker gefragt, es im richtigen Augenblick zu bearbeiten und auch im nachhinein, wenn auch bei mir die Haarrisse kommen, nochmals mit einem guten feinzelligen Schwammbrett zu überarbeiten.
Erhöht gleichzeitig noch die Oberflächenfestigkeit.

Grüße aus dem Osten Deutschland's,

von Udo und Jens.
 
Thema: Strohhächsel im Lehmputz
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