Ziegelmehl vs Perlit
Hallo Herr Schillberg,
warum Perlite? Nun, ich denke für Isolierzwecke ist es doch mit auschlaggebend, welche Dämmeigenschaften ein Material besitzt. Perlit hat eine sehr große und pröse Oberfläche und enthält auf's Volumen gesehen viele Luftkammern. Im Gegensatz zu Holz. Deshalb hat Perlit, anders als Holz, auch andere Dämmeigenschaften. Das wird vermutlich auch der Grund warum in zunehmend mehr Isolier- und Sanierputzen Perlit zum Einsatz kommt.
Anorganisch hat bei mir mehrer Gründe. Einmal ist da das Brandverhalten. In meinem Haus ist extrem viel mit Perlit/Kalk gedämmt. Wände, Zwischendecken, Dach. Perlit ist nicht brennbar im Gegensatz zu allen natürlichen Faserstoffen. Gut, wenn diese dann mit Borsalzen behandelt sind gelten sie als schwer entflammbar. Aber weder will ich mehr brennbares als notwendig, noch große Mengen von Borsalz oder sonstiger Bindemittel. Denn ich bin auch kein Freund von den Klebstoffen in z.B. Weichholzmatten. Aber auch das ist wieder ein Punkt wo sich die Geister scheiden.
Für mich zählen folgende Fakten. Perlit ist preisgünstig, chemisch relativ unbelastet (allerdings ist das auch stark davon abhängig über welchen Weg extrudiert wird). Es neigt - insbesondere im Verbund mit Kalk - auch unter feuchtesten Bedingungen nicht zur Schimmelbildung. Mäuse mögen es wegen des Kalkzuschlags nicht. Es lässt sich prima vom Selbstbauer in Säcken transportieren, einblasen, als Perlit/Kalk-Mischung einfüllen... das waren die Argumente die bei mir dem Perlit den Vorzug vor allen anderen Dämmaterialien gegeben haben.
Ich habe ein sehr großes, altes Haus umgebaut (400m2 Wohnfläche), alter Keller, ohne Gründung, feuchte Wände. Und bei der Fläche wirkt sich jeder cent mehr oder weniger schon signifikant aus.
Der Keller ist mit reinem Kalkputz + 20 Volumenprozent perlit geputzt. Ist jetzt seit drei Jahren an der Wand. Kein Schimmel, keine Abplatzungen, keine Hohlstellen, keine Risse und vor allen Dingen kein muffiger Keller mehr.
Der Dachstuhl ist als Zwischensparrendämmung ebenfalls mit Perlite-Kalk ausgeführt. Ohne Plastik. Keine Dampfsperre, keine Dampfbremse. Im Winter ists unterm Dach warm im Sommer kalt. Auch da keine Feuchtigkeitsprobleme, kein Tauwasseranfall.
Keine Ahnung ob Sie das interessiert. Aber ich dachte ein paar Erfahrungsberichte könnten wohl nicht schaden.
Beim Lehm bin ich mir jetzt eben unsicher. Da fehlt es mir an Erfahrung.
Bezüglich Schamotte und Ziegelmehl. Also im Grunde ist doch der Unterschied zwischen Schamotte und Ziegelmehl nicht so groß. Das eine ist gebrannter und gemahlener Ton, das andere ist gebranter und gemahlener Lehm. Würde als sagen, dass der Hautunterschied die "Fettigkeit" der Mischung ist. Mit anderen Worten. Bei Zuschlag von Schamottepulver zu Lehm müsste etwas mehr abgemagert werden und beim mischen länger sumpfen lassen, damit das Schamottepulver mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Und die Wand sollte wohl stärker vorgenässt werden.
Herr Comprix schwört bei Wandheizungen auf Schamotte.
Nun, es wird wohl nichts bleiben, als wieder mal auf eigene Faust zu experimentieren.
Was mir grade noch einfällt und eigentlich auch gegen Ihre Argumente spricht ist der klassische Kachelofenbau. Dort wird doch auch mit Schamottesteinen und Lehmmörtel gemauert, mit einer Technik die auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat.
Aber dennoch freue ich mich immer über ihre Anregungen. Vielen Dank.
@Frau Labbow
Bezüglich des Ziegelmehls. Sollte einfach zu bekommen sein. Einfach mal bei
www.wlw.de ziegelmehl eingeben. Dort gibt es den Tennisplatzbau als Kunden. Ich hab mich vor längerer Zeit mal dafür interessiert. Kosten pro Tonne liegen so zwischen 200€ und 300€. Aber was das ganze meist wesentich teurer macht ist der transport.
Das mit Ihren Ziegeln ist wohl nicht wirklich realisierbar. Da sie bei "Selbstmahlung" wohl allenfalls groben Ziegelsplitt bekommen und dabei ein bischen Mehl abfällt.
Mit dem Ziegelsplitt könnten Sie aber Kalk-Ziegel-Estrich machen. Soweit ich weiss, hat man auf diese Weise früher auch Estrich gemacht. Soll im Vergleich zu Zement-Estrich, weicher, elastischer, wärmer vor allen Dingen aber umweltfreundilcher und unbedenklicher sein.
Viele Grüße
Hans