Fermacell + Lehm oder nur Lehm?

Diskutiere Fermacell + Lehm oder nur Lehm? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Liebe Gemeinde, erst einmal euch allen ein glückliches Jahr 2013! Nach langer Zeit der Entkernung, (Brauner Kellerschwamm & Co. waren fleißig)...
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Elke3

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Liebe Gemeinde,

erst einmal euch allen ein glückliches Jahr 2013!

Nach langer Zeit der Entkernung, (Brauner Kellerschwamm & Co. waren fleißig) geht es nun endlich an den Wiederaufbau.

Die Zimmerleute haben die rechte Haushälfte (die linke folgt, wenn ich eingezogen bin) denkmalgerecht imstand gesetzt und die Gefache mit Lehm ausgemauert.

Nun möchte ich auch innen mit Lehm verputzen (lassen). Dieser soll bis zu 5 cm dick sein.

Als dies der Statiker hörte, war er nicht gerade begeistert. Er schlug statt dessen vor, in die Gefache in ein Bett aus Lehmputz Fermacell-Platten zu legen und diese dann mit Lehm dünn zu überputzen.
Reiner Lehmputz sei zu schwer und würde außerdem nicht dämmen.

Ich selbst sehe das Ganze skeptisch. Schließlich wurde das Haus bereits ziemlich kaputtsaniert und ich möchte einfach sicherstellen, dass die Balken trocken bleiben. Zudem ist keiner der Räume größer als 19 qm und höher als 2,20 m. Der Abstand zu den Nachbarhäusern an drei Seiten beträgt ca. 10 cm, ca. 40 cm und ca. 60 cm.

Meine Frage daher an die Fachleute: Ist der vom Statiker vorgeschlagene Wandaufbau tatsächlich zu empfehlen?

Über Antworten würde ich mich freuen.

Elke
 
Innendämmung

Hallo Elke,
ich sehe statt Fermacell eine bessere Lösung mit einer ca. 60 mm starken Innendämmung mit Weichholzfaser, überputzt mit Lehm.

Viele Grüße
 
Danke für die schnelle Antwort,

den Vorschlag hatte auch mein Zimmermann gemacht.
Nun erscheinen mir 6 cm doch recht viel zu sein, hinzu kommen noch die sehr variablen Abstände zwischen Holz und Lehmsteinen, die reichen bis zu gut 3 cm. Wenn das alles noch irgendwie ausgeglichen werden muss, ist das Gewicht doch mindestens ebenso hoch wie beim reinen Lehmputz, oder nicht?

Viele Grüße

Elke
 
Fermacell + Lehm oder nur Lehm?

Hallo Elke,

wenn dein Haus unter Denkmalschutz steht, solltest du dich auf jeden Fall zuerst mit dem zuständigen Denkmalschützer unterhalten, bevor du innen weitere Schritte unternimmst!!!! ...schon wegen eventueller Subventionen....

Als Nächstes würde ich einen Gebäudeenergieberater mit dem nötigen Fachwisssen dazu holen, um über eine energetische Sanierung zu beraten und zu diskutieren, sprich über neue Fenster, Wärmedämmung, Heizsystem, usw..
Das größte Problem dabei ist, jemanden zu finden, der sich mit den baupysikalischen Besonderheiten alter Gebäude und deren unterschiedlicher Substanz, auskennt. Energieberater gibt es wie Sand am Meer. Fachlich wirklich kompetente nicht so arg viele. Frage da auch am Besten nach Referenzen. (oder hier... ;-) )
Wenn ich deinen Beitrag richtig interpretiere, machst du gerade eine Totalrenovierung/-restaurierung. Das wäre die beste Gelegenheit zumindest ein Gesamtkonzept zu erstellen, über Maßnahmen die du dann evtl. erst nach und nach umsetzt.
Auch für solche Sanierungsmaßnahmen gibt es staatl. Zuschüsse.

Zu der Aussage des Statikers nur so viel:
Fermacell hat ein Rohdichte von 1100 - 1200 kg/m³ (siehe fermacell.de),
Lehmputz hat eine Rohdichte von 1500 - 1600 kg/m³.
Herunter gebrochen auf deine 5 cm Putzstärke heißt das
- für den vom Statiker vorgeschlagenen Aufbau:
Bei einem Lehmbett von ca. 1 cm (= ca. 15,5 kg/m²), plus 3 cm Fermacell (= ca. 3 x 11,5 kg = 34,5 kg/m²), plus 1 cm Lehmputz (= nochmal ca. 15,5 kg/m²) ergibt das ein ungefähres Flächengewicht von ca. 65,5 kg/m²,
- bei 5 cm nur Lehmputz ergibt das ca. 77,5 kg/m²
Ich würde sagen, wenn deine Hütte trotz der Reparaturmaßnahmen der Zimmerleute immer noch so marode, entschuldige die graße Asudruckweise, sein sollte, daß sie diese 12 kg/m² Unterschied nicht mehr aushält, solltest du dir ernsthaft Gedanken machen, ob du später mal Regale an die Wände hängen willst und was in die Regale rein kommt......
.....oder den Statiker wechseln, und zwar hin zu einem der jetzt schon "Stopp, so gehts nicht" sagt.

Zum Dämmwert von Lehm versus Fermacell:
Lehmputz hat eine Wärmeleitfähigkeit von ca. 0,66 W/mK, Fermacell von 0,32 W/mK (siehe fermacell.de).
Als Vergleich: ein Ziegelstein- (Backstein-)wand hat ca. 0,5 - 1,4 W/mK (Zitat aus Wikipedia)
Will sagen, als Dämmmaterial taugt weder Lehm noch Fermacell-Platten.

Wie heißt es immer so schön? " Immer im System bleiben".
Wenn du Fachwerkwände mit Lehmfüllungen hast, bleibe am Besten bei Lehm. Und zwar ohne Fermacell-Platten dazwischen.
Dem Bild und deinen Angaben nach kommt als Wärmedämmung sowieso nur eine Innnendämmung in Frage. Von 3 Seiten zu gebaut, die Fassade sichtbares Fachwerk ( ich nehme an das soll auch sichtbar bleiben), da geht von außen nix.
Ich empfehle dir eine ( optimal berechnete!!!) Schicht aus Schilfrohr- oder Holzweichfaserplatten einzubauen, und diese mit Lehmputz zu verputzen. Dann hast du durchgängig durch den gesamten Wandaufbau die gleichen Materialien, mit den gleichen, bzw. gut harmonierenden Eigenschaften und bist so auf der sicheren Seite.
Schilfrohr ist etwas preisgünstiger, HWF-Platten haben einen etwas besseren Dämmwert, brauchen also nicht so dick zu sein.
Und wenn es dein Budget her gibt, denke auch über eine Wandflächenheizung nach.

Grüße aus Rheinhessen,
KHH
 
Mit diesen Aussagen lässt sich doch was anfangen,

herzlichen Dank dafür!

Gewicht ist demnach kein Argument gegen reinen Lehmputz, wohl aber die Dämmeigenschaften. Habe eigentlich gedacht, bei einer so kleinen (ca. 9 x 5 m) und eng umbauten Hütte sei eine Dämmung nicht wirklich relevant, höchstens zur Straße hin.

Werde die Vorschläge "Schilfrohr- oder Holzweichfaserplatten" an die entsprechenden Stellen weitergeben. Wenn beides i.O. ist, entscheidet wohl letztlich der Preis. :)

Ich wünsche noch einen schönen Sonntag!

Elke
 
Innendämmung

Hallo Elke,

auch ich würde vorschlagen, euer schönes Haus mit Schilfrohr und Lehm zu dämmen bzw. zu verputzen.
Vor allem Fachwerkhäuser von innen dämmen ist immer mit bauphysikalischen Problemen versehen und eigentlich nicht ganz in Griff zu bekommen meiner Meinung nach.
Wir haben folgendes bei unserem denkmalgeschützten Fachwerkhaus gemacht:
Fachwerk instand gesetzt, mit Lehmziegel ausgemauert, innen eine Lehmausgelichsschicht aufgebracht, Schilfrohrplatten 5cm in den noch nassen Lehm gepresst und mit Dämmstoffdübel befestigt.
Dann Wandheizung montiert und alles mit Lehm eingeputzt. Wir haben fast alles in Eigenleistung gemacht und ein hervorragendes Ergebnis erzielt. Die Wärme der Wandheizung ist übrigens durchaus mit der eines Ofens vergleichbar und sie hält die Wand trocken, falls doch hier und da ein Taupunkt entstehen sollte.


Liebe Grüße

Peter
 
Dämmung einer kleinen Hütte

Hallo Elke,

ich möchte nochmal zur Dämmung ein paar Denkanstöße geben.

Immer wieder höre ich ähnliche Aussagen wie deine: "Lohnt sich das überhaupt bei der geringen Fläche/Größe", oder, "- bei den dicken Wänden", meistens sind hier 50 -60 cm dicke Natur-/Bruchsteinwände gemeint.

Ich frage die Leute dann als erstes, wie lange sie denn in dem Haus wohnen wollen.
Meistens natürlich am Liebsten den Rest ihres Lebens. Also noch 40, 50, 60 Jahre (hoffentlich länger).
So gesehen ist die Frage nach dem "sich lohnen", selbst wenn man es nur aus rein finanzieller Sicht betrachtet, eigentlich schon beantwortet.
Denn es ist eine Investition die man i. d. R. nur einmal im Leben tätigt, aber dann ein Leben lang Heizenergie und -kosten spart.
Es ist genau wie mit langfristigen Geldanlagen, die kurzfristige Rendite ist nicht hoch, dafür aber lange, in dem Fall seeeehr lange, sicher. Zumal bei in Zukunft garantiert weiter steigenenden Energiepreisen.
Die Diskussion um Ökologie/Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Feinstaubbelastung, Ressourcensparen, usw. will ich hier mal ganz außen vor lassen. Obwohl diese Punkte für mich persönlich mindestens genauso wichtig sind wie die Wirtschaftlichkeit, eher in Summe wichtiger.

Es gibt eine Studie der Energieagentur NRW die besagt:"....Schon mit einer Dämmdicke von 6 cm kann der Wärmeverlust um mehr als 50% reduziert werden - auch dann wenn die Wärmebrückeneffekte durch fehlende Dämmung bei den Decken- und Wandanschlüssen mit berücksichtigt werden......"
Deswegen habe ich in meinem ersten Beitrag schon empfohlen eine eventuelle Dämmung genau berechnen -, also maßschneidern zu lassen.
Natürlich kann man erfahrungsgemäß in den meisten Fällen pauschal 6cm Dämmung empfehlen und einbauen. Dann kann man aber nur sicher sein nix kaputt gemacht zu haben.
Ob es optimal ist (im Sinne von Preis-Leistungsverhältnis) sei dahin gestellt.
Meine Erfahrung ist, daß es sich bisher immer gelohnt hat die Kosten für eine Berechnung dran zu hängen.
Wie bereits gesagt, es gibt ja dann, und nur dann, auch Kohle vom Papa Staat dazu.
Zur direkten Heizenergieeinsparung durch die Dämmung an sich kommt noch ein weiterer Effekt dazu.
Jeder kennt dieses Gefühl der Kälte im Rücken/Nacken wenn man im Winter direkt vor einer kalten Wand sitzt. ( vor einem alten Fenster isses noch viel schlimmer)
Diese Strahlungskälte gibt es bei gedämmten Wänden nicht mehr.
Allein durch diesen Effekt kann man die Raumtemperatur an sich niedriger halten, man fühlt sich aber trotzdem noch wohl, spart aber damit weitere Heizenergie und -kosten.
Eine Faustregel sagt, pro 1 Grad niedrigere Raumtemperatur spart man ca. 5 -6 % Heizenergie.

Dein Argument oder Gedankenansatz "eng umbaut" ist im Grunde genommen falsch.
Selbst die 10 cm Abstand zum Nachbarn bringen nix oder nicht viel, wenn der Hohlraum/Spalt ( bei uns in Rheinhessen heißt das "Reul" oder "Reil")nicht winddicht ist.
Denn das Luftpolster in dem Spalt wird permanent von der Kaltluft durchspült. Einen Dämmeffekt des Luftpolsters entsteht nur wenn das ganze absolut dicht ist.
Selbst wenn der Spalt vorn und hinten zu gemauert ist, spätestens am Dach ist er undicht und durch die Konvektion strömt die (durch die Wärmeabstrahlung der Wände) aufgewärmte Luft nach außen weg und Kaltluft kommt wieder rein.
Von daher solltest du alle Außenwände dämmen. Plus Obergeschoßdecke, oder Dach!!!

Eines noch, um es eventuell vorweg zu nehmen. Dicke Natursteinwände (wie evtl. bei dir im EG) sind auch kein Argument gegen eine Dämmung.
Die Dicke einer schlecht dämmenden Wand beeinflußt in erster Linie die Phasenverschiebung, d. h., wie lang es dauert bis die Kälte rein kommt, nur in geringem Maße die Dämmwirkung an sich. Erst recht wenn die Wand auch noch feucht ist. Dafür brauchts aber umso mehr Heizenergie um den Raum dann warm zu bekommen, weil die Wände seeehr lange kalt abstrahlen. (Drum isses im heißen Sommer in solchen Räumen auch immer "so schön kühl")

Grüße aus Rheinhessen,
KHH
 
Thema: Fermacell + Lehm oder nur Lehm?

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