Feuchte Wände- ehemaliger Kriechkeller
Hallo Ingo,
anscheinend hast Du Dir schon mehrfachen Rat eingeholt.
Irgendeine Firma zu fragen, die Abdichtungen anbietet, kann natürlich nur zu dem genannten Ergebnis führen.
Dann hat Dir ein "Ing. für modernes Wohnen?" den Rat gegeben die Verfüllung herauszuholen und neues Material einzubauen?
Nun gut, fangen wir mit dem Kernproblem an:
Ihr vermutet schon lange, das die Wände dort feucht sind.
Warum sind sie feucht? Diese Frage nach der Ursache gilt es zuerst zu klären. Und die kann ich nicht so einfach beantworten, ich bin kein Hellseher.
Für feuchte Wände kann es eine ganze Reihe von Ursachen geben.
Kommen wir zum ehemaligen Kriechkeller: Wenn Dein Nachbar bei Regen Wasser im Keller hat, wird das Wasser auch in Deinen verfüllten Keller laufen. Verhindern kannst Du das nur, wenn Du wasserdichtes Material wie Beton einfüllst, aber Deine Wände werden trotzdem unten nass. Verdichtungsfähiges, nicht bindiges Material wie Kies oder das Zeug, was jetzt schon drin ist, wird sich mit Wasser sättigen. Je feinkörniger, je höher steigt das Wasser kapillar über dem freien Wasserstand. Bei Kies, Sand, Bauschutt o.ä. sind das max. nur einige 10 cm. Solange Dein Nachbar abpumpt, ist das kein Problem, da damit der freie Wasserstand auch in Deinem Keller gering bzw. gegen 0 gehalten wird. Also lass das Zeug drin, wenn es sich nicht gesetzt hat und tragfähig ist. Die Art des Verfüllmaterials hat mit den feuchten Wänden nichts zu tun.
Ob mit oder ohne Kriechkeller werden deine Grundmauern immer mit Wasser in Berührung kommen. Ob und wie weit sie oberhalb im Wohnbereich nass werden, hängt von der Art der waagerechten Abdichtung und dem Wassereintrag ab. Unterhalb sollte dich das nicht weiter stören.
Es ist also zuerst zu klären, ob Deine Grundmauern eine waagerechte Abdichtung haben. Wenn keine vorhanden, ist zu entscheiden, ob denn eine solche Abdichtung erforderlich ist. Wenn ja, kann man entscheiden, wie die aussehen soll. 1895 waren übrigens bei Ziegelmauerwerk waagerechte Abdichtungen schon üblich.
Dann sollte geprüft werden, ob es noch weitere Ursachen für die Feuchtigkeit gibt. In Frage kommen Kondenswasser (kleiner Raum, nicht geheizt, nicht genutzt...) aber auch Spritzwasser am Traufbereich usw.
Die Abklärung der weiteren Feuchteursachen bildet dann die Grundlage für die Auswahl von Maßnahmen zur Beseitigung des Feuchteeintrages.
DANN, und erst DANN, stellt sich die Frage nach der Wahl von Verfahren, Material und den Ausführenden, also auch die Frage nach einer Dränanlage (die ich für überflüssig halte).
Um das zu klären, empfehle ich Dir einen guten Planer oder Bauing mit Erfahrung in der Sanierung zu fragen. Der kostet zwar etwas Geld, aber vermutlich ist das immer noch billiger als irgend einen Bauwerkstrockenleger aus der Zeitungswerbung.
Viele Grüße
Georg Böttcher