Kann ich ein Gefach mit Ytong ausfachen? Und wie verbinde ich die Werkstoffe?

Diskutiere Kann ich ein Gefach mit Ytong ausfachen? Und wie verbinde ich die Werkstoffe? im Forum Lehm- & Holzbau im Bereich - Hallo liebe Fachleute! Ich plane ein Projekt, bei dem ein kleines Fachwerkhausskellett (ca. 2,00x3,00m) mit ytong ausgefacht werden soll. Kleiner...
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Luise

Guest
Hallo liebe Fachleute!
Ich plane ein Projekt, bei dem ein kleines Fachwerkhausskellett (ca. 2,00x3,00m) mit ytong ausgefacht werden soll. Kleiner Maßstab. Die Gefache sind nicht sehr groß, etwa 1,00x1,00m. Wie kann ich Ytong mit dem Gefach verbinden? Mit starkem Montagekleber? Hab Ihr da einen Tipp?
 
Ytong

wurde vor einigen Jahren noch als idealer Ausfachwerkstoff angepriesen. Mittlerweile nimmt die Fachwelt davon Abstand, weil er zu viel Wasser saugt und zu lange speichert, das führt u.U. zur Auffeuchtung der Balken und feuchte Balken werden von den geflügelten Schädlingen so geliebt. Wie wäre es mit Leichtlehmsteinen ? Wozu soll denn das Häuschen dienen? Man könnte auch ein Projekt draus machen und es dem örtlichen Lehmbauer für einen Ausfachworkshop mit Staken und Leichtlehm anbieten.
Jedenfalls, wenn schon Ytong, dann wie üblich in die Gefache auf die Balken Dreiecksleisten nageln und Luftkalkmörtel verwenden. Ich habe auch schon gehört, dass der Anschluss zwischen Ytongstein und Balken mit Lehmmörtel gemacht wurde, die Steine untereinander mit Kalkmörtel. Auf zementäre Mörtel würde ich verzichten.
 
Fachwerk

Auf keinen Fall !!! Nur mit Lehmbaustoffen arbeiten......
 
Fachwerk

Nein auf keinen Fall !!! Nur mit Lehmbaustoffen arbeiten z.b Lehmsteine. Vielleicht bekommen sie Hilfestellung von regionalen Lehmbauer/Naturbaustoffhandel.

VG Naturbau Selle
 
Ytong und Co

Fachwerk-Schäden.Was Sie unbedingt vermeiden sollten
Viele historische Fachwerkbauten die in der 60 und 70 Jahren modernisiert wurden,mussten schon nach wenigen Jahren erneut aufwendig saniert werden.Hier wirft sich die Frage auf,warum die Gebäude die zuvor Jahrhunderte überdauert haben teils schon nach wenigen Jahren massive Schäden aufwiesen.

Ein Grund dafür war der Einsatz moderner aber durchaus ungeeigneter Ausfachungsmaterialien sowie die Nichtbeachtung der Besonderheiten eines Fachwerkgebäudes.

Statt Lehm wurden zum Beispiel Porenbeton oder zu harte Ziegelsteine verwendet.
Statt weich gebrannter Vollziegel wurden hart gebrannte Kliker oder Kalksansteine verbaut.
Statt Kalkmörtel wurden starre Zementschwarten aufgebaut.

Traditionell ist besser

Das abweichen von traditionell bewährten Materialien hatte zur Folge , dass die Fachwerkkonsturktion als Ganzes nicht mehr in ihrer gewohnten Wiese funktionierte.


Was Sie unbedingt vermeiden sollten
Wie bei vielen anderen Gewerken gibt es auch bei der Herstellung der Ausfachungen eine Reihe von ganz typischen Fehlern, die man immer wieder beobachten kann. Solche Fehler führen in der Regel zu Fäulnisschäden.


Gitter- und Lochsteine
Ob es sich nun um Ziegel oder um Kalksandsteine handelt, beide Materialien sind sehr diffusionsdicht. Die senkrechten Löcher nehmen zudem ausfallende Taufeuchtigkeit oder von außen eindringende Nässe auf und geben sie nur verzögert oder gar nicht wieder ab.
Folge: Die Ausfachung kann nicht atmen, Feuchtigkeit sammelt sich an und führt zu Fäulnis an den Balkenflanken.

Platten mit Klebemörtel
Großformatige Bauplatten aus verschiedenen Baustoffen in Gefach-Dicke sind als Ausfachungen ungeeignet, weil sie sich dem elastischen Gefüge der Fachwerkkonstruktion nicht anpassen. Sie werden meist mit einem Klebemörtel versetzt und verhalten sich wie eine Scheibe.
Folge: Bewegungen im Fachwerk werden zu Rissen in diesen >Scheiben< führen. Feuchtigkeit dringt ein; die Balken werden faulen (schlechtes Kapillarverhalten!).

Harte Klinker
Solche Steine sind diffusionsdicht und kapillar unwirksam. Taufeuchtigkeit von innen kommt durch diese Ausfachung nicht hindurch. Diese negative Wirkung wird noch verstärkt durch die Verwendung von Zementmörtel.
Folge: Die Ausfachung kann nicht atmen. Feuchtigkeit sammelt sich auf der Rückseite und führt zu Fäulnis an den Balkenrückseiten.

Zementhaltige Ausfüllungen
Diese wirken ebenfalls als feste, starre >Scheibe< mit den bereits beschriebenen Folgen. Darüber hinaus werden solche Ausfachungen aufgrund des Bindemittels Zement diffusionsdicht und kapillar unwirksam sein.
Folge: Die Ausfachung kann nicht atmen. Feuchtigkeit sammelt sich auf der Innenseite und führt zu Fäulnis an den Balkenrückseiten und Balkenflanken.

Weitere ungeeignete Materialien sind Bauschaum, Silikon, Acryl oder sonstige absperrende Materialien der Neuzeit.
 
Jetzt danke ich Ihnen alllen aber sehr!!!! Thema: Mit Ytong ausfachen

Vielen Dank für die klugen Hinweise. Das ist wirklich toll wie viel Mühe und Zeit Sie sich für die Belange anderer nehmen.
Bei dem Häuschen handelt es sich um ein Meisterstück, das ich als Grundlage für ein Kinderprojekt auf der Landesgartenschau in Baden-Württemberg nutzen möchte. Wir haben vier Tage Zeit, um einige Gefache auszufachen. Das Projekt sollte ein halbes Jahr halten. Im Oktober wird dann alles wieder abgebaut. Ytong ist für Kinderhände leicht zu bearbeiten, dachte ich. Wenn ich Lehmziegel nehme, ist doch die Bearbeitung sicher viel schwieriger, oder?
 
Nö, was ist an Lehmziegeln schwierig und Lehm ist doch ideal für Kinderhände.
Gruß Jan
 
Ausfachung

Wenn es für Kinder gedacht ist halte ich Gasbeton für wenig geeignet,
da die Steine mit Sägen zugeschnitten werden müssen, was Verletzungsrisiken erhöht.
Lehmsteine sind viel angenehmer zu bearbeiten.
Oder nur Schilfplatten in die Füllungen einsetzen und mit Lehmmörtel verputzen lassen.
Vielleicht auch unterschiedliche Möglichkeiten anwenden?
Lehmsteine selber herstellen lassen
Holzstaken verputzen lassen etc?
Lehm macht zwar schmutzig, ist aber gut für Kinder zu verarbeiten.

Andreas Teich
 
I113_2008102232153.jpgNehmen Sie Lehm

Nichts macht den Kindern mehr Spaß und ist gleichzeitig so lehrreich in Bezug auf Baukultur und Baustoffe.
 
Schön, ein Kinderprojekt,

neben allem Vorgesagtem ist Lehm, wenns wieder abgebaut werden soll, auch viel besser zu entsorgen als Ytong und Lehm gäbe es vielleicht auch als Spende von einer Lehmgrube in der Nähe.
 
Danke Danke Danke!

Liebe Fachwerk.de-Freunde!
Vielen Dank für die tollen Tipps und Hinweise. Wie gern würde auch ich Euch mal helfen. Aber wie Ihr seht, bin ich alles andere als eine Fachfrau. Ich geh das Thema jetzt mal an und vielleicht ergibt sich die ein oder andere weitere Frage. Einen schönen Tag Ihr Fachwerkler!!!!
Luise
 
Nun kommen doch noch Fragen auf...

Liebe Fachwerk-Freunde!
Nun war ich fleißig und habe nach Lehmziegeln etc. recherchiert. Ich würde Leichtlehmsteine favorisieren. Nur frage ich mich:
1. Das Ausfachen mit Steinen mittels Dreikantleisten und dem Aussägen passender Kerben - könne ich darauf verzichten? Das Projekt ist ja eher kurzlebig.
2. Wenn nein, welche Säge nehme ich da?
3. Kann ich Leichtlehmsteine auch mit einem Hammer kleiner schlagen? Oder brauch ich da auch eine Säge?
Ich grüße Sie alle herlich!
 
Lehmprojekt

für Kinder ist bestimmt n riesenspass:)

Ich weiss allerdings nicht so recht Ob Mauern da so das Richtige ist.
wesentlich "mitmachaktiver" wäre ja Weidengeflecht mit Strohlehmbewurf ,beidseitig. Mit Strohlehm selber vorbereiten in einer Grossen wanne,,, Barfuss Stroh und Lehm vermischen ist doch Grossartig so als kleiner Mensch glaub ich.
und Man hat auch beim Rückbau nicht so arg viele Kosten Produziert.

für wen das nix is anbei noch ne empfehlung.
es gibt eine Lehmsteinmanufaktur im Osnabrücker Land,die stellen ,Handgepatzte Lehmsteine im Format NF her, mit und ohne Nut .
allerdings sind die genuteten steine keine Leichtlehmsteine.

die Risikovariante und definitiv nicht in Kinderhände abzugeben oder vor Kindraugen durchzuführen wäre die .

Steine zu 5 stück aufeinander legen und mit einem Kleinen Winkelschleifer und einem Passenden Blatt eine Nut hereinflexen.
das sind halt arbeiten die dann doch eher in Versierte Hände gehört und Vorbereitet werden müsste,,

wieviele Genutete Steine man benötigt kann man sich vorher in etwa ausrechnen.

aber meine Empfehlung wäre Stakengeflecht und Strohlehmbewurf...

gutes gelingen greets Flakes
 
Lieber Flakes, meinst Du, ich brauch die Nuten wirklich? Hält das nicht auch so? Muss nur ein paar Monate stehen...
Den Lehmbewurf mach ich auch....
Wenn nicht: ist der Stein so hart? Könnte man die Nut auch raspeln?
LG Luise
 
Fachwerk

ohne Nut im Stein und Ohne Dreiecksleiste kann unter Ungünstigen Trocknungsbedingungen dazu führen das ihnen nach dem Trocknen die Gefache herauskippen ..
und das ist dann nicht so witzig... bzw soetwas würde ich sogar Fahrlässig nennen.
und es ist ja überhaupt kein aufwand die Dreiecksleisten anzubringen.
bzw die Steine zu Nuten,
mit einer Raspel können sie hier nicht viel ausrichten wir reden ja von so geschätzten 200 gekerbten steinen..
da schwindet selbt dem Langzeitmotiviertem Kind mal schnell die Lust.
und da Leichtlehmsteine meistens Stranggepresst sind würden beim versuch die Kerben zu machen auch so einige zerbrechen.
mit Strohlehmbewurf meinte ich nicht etwa den anschliesenden Verputz sondern ausschliesslich für den Bewurf auf die Weidenruten.

greets Flakes
 
Fachwerkmodell

Es beginnt schon damit das Sie bei Ihrem Modell auf die Proportionen achten sollten. Die Gefache sollten nicht mehr wie 60 cm breit und hoch sein, auch die Profile sollten der Dimension (ca. 80/80) angepasst werden.
Die passenden Strohlehmsteine können die Kinder selber herstellen, ein paar Formen sind schnell gebaut. Noch besser geht das mit Auszäunen.
Das Dach sollte vor dem Ausfachen fertig sein und funktionieren.
 
Ok, vielen vielen Dank!!!!

Vielen lieben Dank für diese Aufklärung.
Liebe Grüße
Luise
 
Lehmsteine

Je nachdem wieviel Zeit du hast könnt ihr die Steine auch gut selber herstellen-
am besten mit Zugabe von kleingehächseltem Stroh oder sonstigen Fasern.

Einfach ein paar Holzkästen bauen (oder in etwa passende Kuchenformen nehmen), die Lehmmassse hineindrücken und dann auskippen und auf die lange Schmalseite zum Trocknen stellen.

Evt kannst du dabei schon vorsichtig mit einer dreieckigen Leiste eine kleine Nut in die Seiten drücken.

Die können anschließend einige Tage regengeschützt in dem Häuschen trocknen.

Eine Lage kann auch schon eingebaut werden und im eingebauten Zustand trocknen.

Seitlicher Halt ist primär dann notwendig,
wenn die Gefache anschließend verputzt werden sollen-
sonst könnte es bei zu starkem Druck passieren, dass die komplett herausfallen.

Außerdem ists pädagogisch sinnvoll, wenn die Kinder (und die Erwachsenen) sehen wie es richtig gemacht wird-
sonst prägt sich womöglich ein- Gefache ohne Leisten einbauen ist korrekt.

Zusätzlich zu Lehmsteinen auch Geflechtausfachungen herzustellen hat den Vorteil, verschiedene Möglichkeiten darstellen zu können, mehr Leute zu beschäftigen und Lehmstein-Trockenzeiten zu überbrücken.

Andreas Teich
 
Hi Luise

Ich finde die Idee statt Klinkern ein Geflecht zu nehmen wirklich für eure Zwecke sehr gut. Das ist tatsächlich mit Kindern und recht ungefährlichen Werkzeugen umzusetzen.
Ich habe den letzten und vorletzten Sommer selbst mit beiden Armen im Lehmstrohputz verbracht...eine durchaus befreiende Erfahrung, den Lehm an die Wand zu werfen.... ;)
Da das Objekt ja wieder zurückgebaut werden soll, muss es ja auch nicht für die Ewigkeit gebaut werden.
Wenn es ganz einfach sein soll: Es gibs Weidenzaunelemente die man durchaus als Unterlage für den Lehmbewurf zweckentfremden kann. Rundum mit einer Leiste gegen das Herausfallen sichern und dann mit Strohlehmmischung bewerfen.
Ich hatte das Glück noch altes Lehm/Strohgemisch aus dem Rückbau eines Deckenbereiches und einer Wand wiederverwenden zu können. Die langen Halme des 200 Jahre alten Materials sind nicht mit den heutigen Zusätzen zu vergleichen. Es geht aber auch sehr gut mit gehäckseltem Stroh und einfachem Lehmputz.
Vielleicht dann noch einige Gefache als Muster mit der Lehmsteinen füllen. Ich habe die nicht mit der Säge sondern dem Maurerhammer bearbeitet.....nicht gerade was für 5 jährige, aber mein halbwüchsiger Sohn hat das durchaus auch schon gemacht.... Dreiecksleisten sind zwar das Optimum....aber in Fugenhähe eingeschlagene lange Nägel halten durchaus auch einen Sommer lang....
Wenn damit dann nicht gerade die Gefache in luftiger Höhe gefüllt werden, ist auch die Unfallgefahr minimiert.
Ist zwar eindeutig NICHT professionell, aber sonst wirds wirklich aufwändig und langwierig.

Mein Tipp noch,
hol dir Leute vom Fach vor Ort mit ins Boot. Die haben das nötige Werkzeug und das Knoff hoff......
Frag mal bei der IGB, Interessengemeinschaft Bauernhaus, nach - die sind meist gut vernetzt.
Es wäre ja auch noch eine Option, ein Lehmbauwochende auf deiner Baustelle stattfinden zu lassen. Wird hier im Berliner Raum durchaus angeboten.
LG
anna
 
fachwerk-I3461_2016313181250.jpgAusmauerung

Wenn das Modell nur ein paar Monate stehen soll kann man auch Steine im passenden Format VORHER! aus Ytong aussägen und den Kindern zum Mauern geben. Aber das ist nicht gerade billig und wenn das in der Öffentlichkeit passiert auch nicht besonders lehrreich.
Die Trockenlehmsteine kann man auch selber herstellen, das kostet fast nichts und geht schnell.
 
Thema: Kann ich ein Gefach mit Ytong ausfachen? Und wie verbinde ich die Werkstoffe?
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