Kalkfarben streichen will gelernt sein
Ich versuche mal die Problematik zu umreißen und hoffe es wird nicht zu wissenschaftlich. Vorneweg möchte ich hervorheben, das selbst die "Öko-Hersteller" allen Anstand verloren haben und sie nicht mehr oder weniger die gleichen Konsistenz verkaufen wie jeder Dispersionsfarbenherteller (oder sie kennen selbst nicht mehr die Unterschiede). Der gebrannte Kalk braucht sehr lange bis er wirklich abgelöscht ist. Auch die Bemerkung auf den Kalksäcken 80% abgelöscht ist eine pure Behauptung Ich führe einem Sack von ca. 45 Liter mehr als 30 Liter Wasser zu, die er innerhalb von wenigen Tagen fast völlig aufnimmt. In der Literatur kann man erfahren, das Kalk bis 30 Jahren und länger gesumpft wurde. Alles das haben wir wissenschaftlich vom Tisch gewischt.
Nun aber zum Eigentlichen und das schließt sich an meine Vorbemekungen nahtlos an. Das starke Saugen des Untergrundes hat verschiedene Ursachen. 1. Steine und Fugen und auch die Steine an sich haben ein unterschiedliches Saugverhalten. Ich möchte mich Herrn Böttcher anschließen, keine Grundierung, kein Fixativ und son Zauber verwenden, weil er den natürlichen Feuchtigkeitstransport beieinträchtigt. Wenn sie weiterlesen, werden sie auch verstehen, warum das wichtig ist. Ich behaupte 2. die Putzer haben Sackware verwendet, d.h. rein in Mischer oder Putzmaschine und ran an die Wand. Das hat den Vorteil, das man das Nachsteifen des Kalkes, also die zusätzliche Feuchtigkeitsaufnahme aus dem Anmachwasser nutzen kann, um große Flächen fertig zu bekommen. Das trägt aber den ökologischen Wahnsinn in sich, das wir das Bindemittel nicht ausnutzen, es ohne vernünftige Sieblinie verarbeiten und so große Mengen an Kalk im wahrsten Sinn des Wortes verschleudern. Genauso wie der Kalk lange braucht, um sich im Wasser zu lösen, genauso lange braucht er auch, um wie es hier schon fachmännisch beschrieben wird „durch zu karbonatisieren“, denn er braucht irrtümlicher Weise nicht das Wasser zum Erhärten, sondern das in ihm gelöste Kohlendioxid. Mir ist gerade nicht geläufig, wie groß bzw. klein die Sättigungsmenge von Kohlendioxid im Wasser ist. Sie ist unter natürlichen Umständen jedenfalls sehr gering. Kurioser Weise je wärmer es ist um, so weniger Kohlendioxid befindet sich im Wasser, wie wir an jeder Selterswasserflaschen sehen können. Dies ist für mich ein neuer Aspekt, nicht im Sommer zu putzen. Er ist zwar oberflächlich ausgehärtet und hat eine Kristallstruktur gebliedet, aber in ihr ist noch ein grßer Bestandteil nicht abgebundenen Kalkes, der mit erneuter Feuchtigkeitsaufnahme weiter abbindet. Jedenfalls kann man davon ausgehen, das der Abbindeprozeß sich über hunderte von Jahren hinstrecken kann. Ich habe einer alten Bruchsteinmauer eines Gebäudes aus dem 18. Jahrhundert eine Kalkprobe entnommen, Wasser zugesetzt und siehe da, der Kalk härtete immer noch aus. Nun dürfte das Problem des starken Saugens geklärt sein.
Kalkfarbe auftragen unterscheidet sich grundlegend von anderen Anstrichen. Ich versuche es kurz zu erklären. Es liegt wieder an den Eigenschaften, die der Kalk hat, die ich schon beschrieben habe. Diese industrielle Pampe hat nur von den Grundbestandteilen was mit Kalkfarbe zu tun. Anstatt Leinöl wird oft Zelluloseleim verwendet, gut. Auf alle Fälle ist sie viel zu dick. Zuerst eine Kalkmilch, ich würde eher von Kalkwasser reden wollen, ist genau richtig. Bei sehr trockenen Wänden würde ich die Wand vornässen, bei großen Flächen abschnittsweise. Eigentlich können sie mit mehreren Anstrichen mit Kalkmilch sogar einen besseren Effekt erreichen, weil sie den Kalk gleichmäßiger auf die Fläche auftragen. Bei mehreren Anstrichen würde ich frisch-in-frisch (freskal) die Anstriche auftragen, weil sie sich dadurch besser mit einander verbinden. Ich weiß, wenn man dann streicht, hat man immer die Angst, das es nicht deckt, aber vertrauen sie einfach dem Kalk.
Zum Streichen selbst. Viele möchten ihn am Liebsten noch rollen. Wenn der Kalk reißt oder abblättert war die Farbe einfach zu dick. Kalk schwindet, wenn das Wasser in den Untergrund einzieht oder verdunstet. Nehmen Sie eine mittlere Malerbürste und tauchen sie nur maximal einen Zentimeter ein und verteilen sie auf einer kleinen Fläche über kreuz die Farbe auf der Wand. Zum Schluß ziehen sie im Wechsel senkrecht und waagerecht die Fläche nach und verringern immer mehr den Druck, damit sie die Riefen egalisieren. Sorgen sie dafür für ausreichend Licht und lassen sie sich von der Arbeit nicht ablenken. Wenn sie eine beanspruchte Fläche haben, noch einen kleinen Tipp zum Schluß. Streichen Sie als letzten Anstrich punischen Wachs. Sie haben den Vorteil, sie können später Flecken abwaschen und brauchen nicht den ganzen Raum neu zu streichen. Kalkfarbe macht nur Sinn, wenn sie nicht zu dick ist. Machen sie den Test und spritzen einfach mit der Bürste Wasser an die Wand, wenn die Stelle transparent wird, also der Untergrund durchscheint und das Wasser einzieht und nicht runter läuft, dann ist ihr Anstrich gut. Mit Kasein verschließen sie gegebenen Fall die Oberfläche. Wenn Sie Kasein verwenden möchten, unbedingt vor her probieren und das Eiweiß sehr gering dosieren.
Viel Spaß beim Üben. Es ist noch kein Meister oben geblieben!