Innendämmung und Wandheizung an Fachwerkhaus

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Herr Hanisch

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Liebe Mitglieder,
zum Thema Innendämmung eines Fachwerkhauses habe ich einige Fragen.
Vorab die Situation:
Es handelt sich um ein denkmalgeschütztes freistehendes Fachwerkhaus, alle Fassadenseiten in Fachwerk. Die Fenster sind einfachverglast, nach aussen öffnend und teilweise aus den 1880er Jahren. Das Fachwerk besteht aus Eichenfachwerk, die originalen Gefache sind mit Eichenstaken, Geflecht und Strohlehm ausgeführt. Fehlende Gefache wurden mit Dreikantleisten versehen und mit Leichtlehmsteinen verschlossen. Aussen wurde ein zweilagiger Kalkputz (Gräfix) aufgetragen, ein Feinputz soll in 2 Jahren folgen.
Auf den Innenflächen der Fassadenseiten zeigen sich zwei unterschiedliche Situationen:
Die originalen Fassadenseiten tragen einen etwa 5-7 cm starken Strohlehmputz, der bis auf einige Risse und Ausbrüche noch an den Fassadenseiten haftet. Auf diesen befinden sich ältere Tapeten und Kalkanstriche.
Die ausgemauerten Fassadenseiten, größtenteils im Erdgeschoss, zeigen die Innenkanten der Fachwerkbalken und die etwa 2-4 cm zurückspringenden Lehmsteine.

Unser Konzept wäre:
Den Strohlehmputz auf den originalen Fassadenseiten zu erhalten, Tapeten und Kalkfarbe zu entfernen, Risse und hohl liegende Bereiche bzw. Fehlstellen mit originalem Lehm zu verschließen.

Die Innenkanten der Fachwerkbalken mit einer Lehmschlämme versehen, Schilfrohrmatten auf die Balken aufbringen und die Fachwerkbalken in etwa bündig mit den Leichlehmsteinen zu verputzen.

Anschließend würden wir, nachdem keine Hohlräume mehr vorhanden sind, Holzfaserdämmplatten (60 mm) mit einen Lehmansetzmörtel auf diese beiden unterschiedlich vorbereteten Fassadenseiten aufbringen. Die Platten würden unterkantig auf dem Bruchsteinmauerwek aufliegen und vom Erdgeschoss zum Obergeschoss (Abschlussrähm) durchlaufen.
Hier würde dann eine Wandheizung aufgebracht werden,
Die Anschlüsse der Fensterkästen würden wir mit Hanf verschließen.

Gibt es hierzu Meinungen, Vorschläge und was ist noch zu beachten?
Liebe Grüße aus dem Bergischen Land
 
Liest sich ...

... prinzipiell stimmig. Sie sollten jedoch die Ebenheit der Flächen überprüfen, die Sie dämmen möchten, da die HoFaDäPlatten mit Nut+Feder sich nur sehr schlecht auf welligem Untegrund verlegen lassen. Wenn die Wände nicht lotrecht sind, muss ggf. auch erst ein paar cm Ausgleichslehmputz azfgebracht werden. Die Innendämmung muss natürlich auch im Deckenbereich durchlaufen.

Prinzipiell stellt sich bei allen Flächenheizungen im Altbauzusammenhang aber die Frage der Stimmigkeit. Eine Wandheizung ist eine Niedertemperaturheizung, die einen entsprechenden Wärmeerzeuger braucht und eine ausreichende Gebäudedämmung, um effektiv zu arbeiten, z.B. sollte mindestens der Dämmstandard eines KfW-100-Hauses mit etwa 70 kWh/m2a gegeben sein, von dem Sie mit 6cm Innendämmung noch weit entfernt sein dürften. Auch da müssen Sie ggf. schon mit 40°C Vorlauftemperatur arbeiten.

Entscheidend ist hier auch der Dämmwert der Außenwand. der Uw-Wert sollte hier für eine Wandheizung bei 0,35 W/m2K liegen. Auch den werden Sie nicht annähernd erreichen: ein großer Teil der Heizenergie wird nach außen abwandern.

Flächen- und Niedertemperaturheizungen sind eine komplexe Angelegenheit. Um sie zu dimensionieren, braucht man eine Heizlastberechnung für das gesamte Gebäude, eine raumweise Auslegung der Heizflächen und einen Wärmeerzeuger, der auf die Belange der Flächenheizung abgestimmt ist.

Wenn Sie hier nach Gefühl, Baumarkt oder nach verlockenden Niedrigpreisangeboten aus dem WWW verfahren ohne die notwendigen energetischen Dämmmaßnahmen und ohne Berechnungen eines versierten Fachbetriebs oder eines TGA-Büros investieren Sie mit großer Sicherheit in ein Heizungssystem, das Sie letztendlich ziemlich kalt lassen wird.

Abgesehen davon ist eine Flächenheizung keine preiswerte Angelegenheit. Sie fahren mit einem konventionellen System besser, in jeder Hinsicht.
 
Ohne eine...

sehr hochwertige und vor allem: konsequente Wärmedämmung des gesamten Gebäudes wird da noch nicht einmal ein Schuh draus.

Eine Flächenheizung funktioniert nicht durch Wunschdenken, sondern nur bei den richtigen und nachgewiesenen Randbedingungen. Sonst ist sie ein netter Effekt, aber nichts worauf man sich ausschließlich verlassen sollte.
 
Hallo Herr Pickartz,

was verstehen sie unter einer sehr hochwertigen Dämmung? (vor allem beim Fachwerk), gehört Holzweichfaser nicht dazu?
Und was ist der entsprechende Wärmeerzeuger für eine Niedertemperaturheizung?

Vielen Dank.
 
Wandheizung ...

@ Herrn Sontag:

mit hochwertig ist hier die Dämmstärke und der U-Wert der wärmeübertragenden Gebäudeflächen gemeint. Die HoFaPlatte ist natürlich ein hochwertiges und in diesem Zusammenhang sehr empfehlenswertes Dämmmaterial.

Eine Flächenheizung sollte auf einem Temperaturniveau von 35°C bis 40°C für den Vorlauf betrieben werden = als Niedertemperaturheizung. Passend dazu wäre eine Wärmepumpe, eventuell mit Solarthermie als Unterstützung, oder eine Brennwerttherme mit einer entsprechenden EInstellung und eventuell Nutzung des Rücklaufs aus normalen Konvektor-Heizkörpern für die Wandheizung.

Es macht keinen Sinn, mit einem Wärmeerzeuger auf hohem Temperaturniveau Heizwasser zu erzeugen und es dann wieder auf Niedertemperaturniveau herunterzumischen und nebenbei mit großen Pufferspeichern und entsprechender Regeltechnik arbeiten zu müssen, wenn der Wärmerezeuger nicht modulierend arbeiten kann.

Aber: ohne eine wirklich ausreichende Gebäudedämmung sind diese Flächenheizungen kein Konzept, auf das sich eine Gebäudeheizung ausschließlich aufbauen läßt. Und dafür sind sie vergleichsweise teuer, technisch anspruchsvoll, bringen viel Wasser in´s Haus und schränken die Raumnutzung ein. Sie machen Sinn in hochgedämmten Neubauten oder sanierten Altbauten, wenn ausreichend Flächen zur Verfügung stehen und das Gebäude von der Grundkonstruktion dazu genutzt werden kann.

Ohne den dokumentierten und raumweisen rechnerischen Nachweis (Heizlastberechnung) würde ich eine Wandheizung niemals als alleinigen Wärmeträger für ein (vermutlich) mittel bis schlecht gedämmtes Fachwerkhaus vorschlagen.
 
Fachwerk mit HWF Lehm Wandheizung stimmig

Hallo Herr Hanisch,

Ihren vorgeschlagenen Wandaufbau finde ich stimmig. Ich selbst bewohne ein Haus, bei dem es ähnlich umgesetzt wurde (nur Schilfrohr anstelle von HWF) Ich und meine Frau sind sehr zufrieden. Auch viele andere Forumsteilnehmer haben diesen Aufbau umgesetzt.

Eine raumweise Heizlastberechnung und eine detaillierte Planung der Wandheizung macht natürlich ebenfalls Sinn. (ich glaube die Firma WEM Wandheizung bietet das als Service sogar kostenfrei an)

Die kritischen Anmerkungen von Kollege Pickartz zur Wandheizung sind für mich nicht nachvollziehbar. Grundsätzlich sind doch niedrigere Vorlauftemperaturen immer besser. Spezielle Wärmeerzeuger benötigt man auch nicht; hierzu gibt es doch Mischer. Im Gegenteil; bei hohen Vorlauftemperaturen (z.B. 70 Grad) muss man aufpassen: Ungeeignet für Wärmepumpen, der Brennwert Effekt bei Gas Brennwert funktioniert dann auch nicht.
Die Vorteile der Wandheizung (keine Schimmelproblematik wegen warmer Wand; höhere Behaglichkeit) hat man bei Konventionellen Heizungen auch nicht.


Zurück zu Ihren Punkten:
Das Verschließen der Anschlüsse der Fensterkästen mit Hanf verstehe ich nicht. Die Anschlüsse sollten aber luftdicht ausgeführt werden um Konvektion zu vermeiden.


Grüße und viel Erfolg

Peter
 
Wärmedämmung

für dieses System ist doch optimal. Wenn ich die verschiedenen Schichten so zusammenrechne könnte ein U-wert von ca. 0,35 herauskommen. Dass dabei trotzdem ein Teil der Wandheizung nach außen heizt sollte eher ein Vorteil für das Fachwerk sein.

Das werde ich mir für mein Haus (Fachwerk 18. Jh.) auch ernsthaft überlegen
 
Thema: Innendämmung und Wandheizung an Fachwerkhaus

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