Holzfeuchte bei Fachwerksanierung größer 40% ?

Diskutiere Holzfeuchte bei Fachwerksanierung größer 40% ? im Forum Lehm- & Holzbau im Bereich - Hallo zusammen, bei unserem Haus werden die folgenden Bereiche des Fachwerkes erneuert: Schwelle, ca. die ersten 1,5m Stiele, Streben und Riegel...
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Michael Fiedler

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Hallo zusammen,
bei unserem Haus werden die folgenden Bereiche des Fachwerkes erneuert:
Schwelle, ca. die ersten 1,5m Stiele, Streben und Riegel sowie die Rähmbalken im Obergeschoss.

Es stellt sich mir die Frage, welche Holzfeuchte das zu liefernde Eichenholz aufweisen sollte/muß bzw. welche Probleme auftreten können, wenn das Holz zu feucht ist.

Das Eichenholz (ca. 18x16 cm) sollte ja in etwa eine Holzfeuchte von 20% aufweisen. Ich meine aber mal gelesen zu haben, dass früher durchaus wesentlich feuchteres Holz verbaut wurde. Bekommen wir bei zB. 40% Holzfeuchte Probleme, oder könnten man das tolerieren? Schwindet das Holz dann zu stark?

Wir werden die Aussenwände mit einner Innedämmung versehen: Holzweichfaser im Lehmbett, Lehmputz mit Wandheizung.
Ist damit zu rechnen, das durch das stärkere Schwinden des "nassen" Holzes sich zwischen Fachwerk und Holzweichfaser ein Hohlraum bilden wird?

Gibt es eigentlich Vorschriften wie feucht das Holz maximal sein darf und wenn ja wo finde ich diese?

Vielen Dank schon einmal für eure Anworten.

Gruß

Michael
 
Rüpkes Kommentar

Kurzes Zitat von unserem Kollegen H.J. Rüpke:

".... Holz ist grundsätzlich mit der Feuchte einzubauen, die sich im Gebrauchszustand im Mittel einstellt (s.u.). "Ist die Holzfeuchte beim Einbau höher als die in Abschnitt 4.2.1 angegebenen Werte, so darf dieses Holz nur für Bauwerke verwendet werden, bei denen es nachtrocknen kann und deren Bauteile gegenüber den hierbei auftretenden Schwindverformungen nicht empfindlich sind." (DIN 1052-1, Abschn. 4.2.2) ....."


".... Allgemein konkret faßt es die VOB (Verdingungsordnung für Bauleistungen) im Teil C (Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV), unter Zimmer- und Holzbauarbeiten (DIN 18334). Es wird dort zum einen ausdrücklich auf den Vorrang des vorbeugenden baulichen Holzschutzes nach DIN 68 800-2 hingewiesen, sondern zum anderen dort steht in Bezug auf den Holzschutz seit dem 01. Februar 2001 eine Angabe zur Einbaufeuchte von Holz: Unter Punkt 3.3.1 ist dort festgelegt, dass Bauschnittholz, soweit nichts anderes festgelegt ist, höchstens mit einer Holzfeuchte von 20% eingebaut werden darf, außer es wird in Konstruktionen eingesetzt, in denen es ungehindert nachtrocknen kann und deren Bauteile nicht empfindlich gegenüber den hierbei auftretendnen Verformungen sind. Nur in diesem Fall darf es auch in halbtrockenem Zustand (>20% bis maximal 30% Holzfeuchte; bei Querschnitten mit mehr als 200 qcm höchstens 35%) eingebaut werden....."


Gruß

L. Parisek
 
Beim Stegbau sind die 40% von Vorteil,

aber doch nicht bei einer Reperatur bzw. Austausch im Bestand:-o
Hölzer jeglicher Art sollten immer mit der Gleichgewichtsfeuchte der vorhandenen Hölzer eingebaut werden!

Wenn möglich, immer Holz in Zweitverwendung in Betracht ziehen!

Zu hohe Holzfeuchte führt immer zu Mängeln und Schäden!

Hier wat zum einlesen und beurteilen:

http://www.holzfragen.de/seiten/feuchte.html

http://www.infoholz.de/html/f_page.phtml?p1=1140812990a172750750&p3=1794


Viel Erfolg bei der richtigen Auswahl
 
holzfeuchte

Vielen Dank Herr Parisek,
vielen Dank Herr Eckardt,

das hilft mir schon mal wesentlich weiter.

Gibt es eigentlich eine einfache Rechnung um über das Schwinden des Holzes abhängig von der Feuchtigkeit einen Aussage treffen zu können.

Bei eine Feuchte von 18-20% rechnet man glaube ich etwa mit einem Schwinden von 6% des Holzquerschnitts, oder? Wie sieht es da bei höherer Holzfeuchte aus?

Gruß

Michael
 
Hallo Michael

Bei einem eichernen Kantholz von 100 cm Länge ist bei einer Trocknung von 25% Holzfeuchte auf eine im Fachwerk angenommene Feuchte von 15% ((+/-3)nach meiner Rechnung mit einer Schwindung in Faserrichtung von ca. - 0,3 cm zu rechnen. Eiche besitzt eine max. Fasersättigungspunkt von ca. 23 -25 M%

Gruß

L. Parisek
 
Schwindungen

Huch jetzt kann ich schon wieder nichts mehr ergänzen!

Also:
Deine angenommene Holzfeuchte von 40% gibt es in Eiche also nicht.
Der Querschnitt verringert sich wie folgt.
Radial kann das Eichenholz bei einer Trocknung vom Fasersättigungspunkt von ~25 Masseprozent auf eine Ausgleichsfeuchte von ~15 Masseprozent um ca. 2,2% schwinden, in tangentialer Richtung wären es allerdings ca. 3,5%

Lutz

PS: Beachte bitte beim Einbau auch die rechtsstehende Zeichnung. Der konstruktive Holzschutz hilft hier gegen Wasseransammlungen und Eindringen über Rissbildungen.
 
Holzfeuchte 40%

Hallo Lutz,
vielen Dank.

Was meinst du mit "Deine angenommene Holzfeuchte von 40% gibt es in Eiche also nicht." ?

Ich kann im Holzhandel bzw. Sägewerk doch Eichenholz bekommen welches eine Holzfeuchte von über 40% hat, also quasi frisch geschlagen und zugeschnitten wurde.

Michael
 
Lieber Michael

Holz kann natürlich zum Zwecke des Wassertransportes auch sehr große Mengen Wasser beinhalten und daher auch durchaus mehr 40% Masseprozent Feuchte enthalten. Nach der Fällung wird jedoch dieses freie ungebundene Wasser relativ rasch abgegeben.
Es bleibt dann vorerst das gebundene Wasser das nur sehr schwer entweicht und hier spricht man dann vom Fasersättigungspunkt und der liegt bei Eiche bei ca. 22 bis 25 Masseprozent.

In diesem Zustand besteht das Holz in der Regel aus:
29 - 65 Masseprozent aus Zellulose
20 - 40 Masseprozent aus Hemizellulose
13 - 38 Masseprozent aus Lignin
22 - 35 Masseprozent Wasser bei Fasersättigung

Erst nach unterschreiten des Fasersättigungspunktes beginnt aber auch die eigentliche Schwindung. Was über dem Fasersättigungspunkt liegt ist für die Berechnung der Schwindung zu vernachlässigen.

Gru
 
Die aufgerundeten Prozente des Schwindens

Fakt ist, das frische Holz(Grüngewicht)bis zu 60% Wasser enthalten kann!
Der Austrocknungsprozess setzt sich beim gefällten Holz so lange fort, bis ein Ausgleich zwischen der Holzfeuchtigkeit und der Luftfeuchtigkeit stattgefunden hat. Hierbei beträgt der Wassergehalt noch etwa 15 bis 20%. Durch künstliche Trocknung kann der Wert auf 4 – 8% herabgesetzt werden. Bei weiterer Verminderung würde aber das Holz eine Vielzahl von den technischen Eigenschaften aufgeben.

Holz hat die Angewohnheit zu schwinden und zu quellen, und das in drei Richtungen.
Da die Faserzellen die größte Festigkeit in der Richtung ihrer Längsachsen besitzen, ist der Schwund in dieser Längsrichtung so gering, dass er bei der Verarbeitung des Holzes unberücksichtigt bleiben kann. Er beträgt etwa 0,1%. Weit größer ist er in Richtung der Markstrahlen, etwa bei 5%. Am stärksten jedoch macht er sich in Richtung der Jahresringe bemerkbar, nämlich bis zu 10%. Die Größe des Schwundmaßes hängt immer von der Größe und Zahl der Zellen, von der Lage des Halbholzes bzw. des Brettes innerhalb des Stammes und von der Holzart ab. Splintholz schwindet mehr als Kernholz und Zopfholz mehr als Stammholz. Die Verschiedenheit des Schwundmaßes in Richtung der Markstrahlen und in Richtung der Jahresringe hat folgenden Grund: Da die Quergelagerten Markstrahlenzellen in ihrer Längsachse(vom Mark zur Rinde) die größte Festigkeit besitzen, findet hier nur ein verhältnismäßig geringes Zusammentrocknen statt. Wenn dieses Schwundmaß jedoch weit größer ist als in der Richtung der Holzfasern, so ist das naturgemäß durch die weit geringere Anzahl und somit auch durch die geringerer Widerstandskraft der Markstrahlenzellen begründet. Da der Zusammenhang zwischen den Markstrahlen und den Faserzellen nur gering ist, kann das Schwinden in Richtung der Jahresringe ungehindert vor sich gehen. Hierauf ist bei allen Holzverbindungen Rücksicht zu nehmen. Die Größe des Schwundmaßes hängt auch von der Lage des Halbholzes/Brettes innerhalb des Baumes ab. Das Schwundmaß ist auch bei den einzelnen Holzarten ganz verschieden.
Geringe Neigung zum Schwinden zeigt z.B. Ahorn und Eiche; ziemlich starke z.B. Birke und Pappel; sehr starke z.B. Rotbuche und Linde.
Laut meiner Tabelle liegt das Schwundmaß für Eiche bei Mittelholz um 2,65% und bei Seitenholz 4,13%.

Das frisch geschlagene Eichenholz aus dem Sägewerk sollte noch ne Weile in Ruhe abgelagert werden, bevor es verbaut wird.

Gruß

Michael
 
hallo lutz,

ok ist mir klar.

wenn ich nun mein Feuchtemeßgeräte in die frische Schnittkante eines Balken drücke (bei der Witterung zur Zeit), was sagt mir dann eine Anzeige von 45% ?

Zumindest, dass ich einen solchen Balken nicht einbauen sollte ... oder doch, wenn die Feuchtigkeit bis 25% ohnehin recht schnell austrocknet und das Holz erst dann eigentlich schwindet?

Michael
 
Hallo Michal

Dein Messgerät sagt dir (vorrausgesetzt es ist eine geeichte gute Qualität)das sich im Holz 45% Prozent Anteil an Wasser bezogen auf das reine Trockengewicht des Holzes befinden.

Zu beachten ist auch der Unterschied den Michael angesprochen hat:
Kernholz (Mittelholz) schwindet weniger und hat auch ein wesentlich geringeres Wasserspeicherungspotential. Anderseits sollte Eichensplintholz generell nicht verwendet werden.
Für die Schwindung ist es also vollkommen unerheblich ob du es mit 45 M% einbaust oder mit 25M%, die Schwindung beginnt erst mit unterschreiten des Fasersättigungspunktes.

Gruß
L. Parisek
 
Hallo zusammen,

vielen Dank für die ausführlichen Antworten.

Ist schön auf diese Art immer ein Stückchen weiterzukommen.

Gruß

Michael
 
Thema: Holzfeuchte bei Fachwerksanierung größer 40% ?
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