Durchlaufende Wandständer

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K

Karl-Ludwig Diehl

Guest
Der Fachwerkbau des alten Hamburg dürfte
weitgehend verschwunden sein.
Der frühe Fachwerkbau war geprägt von
starken Wandständern die durch zwei oder
drei Geschoße durchliefen und dann erst
von einem waagerechten Rahmenholz gefaßt
waren.
Beispiele dafür gab es
-Steinstraße 57/59 Ecke Springeltwiete
-Kattrepel 11
-Vorsetzen 1
-Kajen Ecke Deichstr.

Der Sinn dieser Konstruktion war es wohl, eine
große Halle im Erdgeschoß zur Verfügung zu
haben.
Im 15.Jh. soll diese Art zu bauen weitgehend
aufgegeben worden sein, und man legte das
Rahmenholz bereits über dem Erdgeschoß.
Diese Bauweise mit durchlaufenden Wandständern
hielt sich aber noch vereinzelt in den darauffolgenden
Zeiten.

Sind aus anderen Städten ähnliche Bauten
bekannt? Im vorliegenden Text werden sie als
typisch für die hamburgische Fachwerk-
bauweise bezeichnet. Das klingt nach Sonder-
weg.
K.L.Diehl
 
so weit mir bekannt...

war der Ständerbau generell die Vorstufe zum Geschoßbau, da die Stiele bei den allerersten Holzbauten eingegraben wurden und damit zumindestens bei Errichtung einen stabilen Halt hatten. Später wurde dann über den Umweg Stiele auf Findlinge als erste Punktfundamente zu stellen, die Schwelle entwickelt. Mit diesem Fortschritt ließ sich dann der mehrgeschossige Stiel nicht mehr gut richten, weil die Wände zu groß und labil wurden. Daraufhin wurde der Geschoßbau eingeführt und verschiedene Möglichekeiten der Diagonalaussteifung und -ablastung entwickelt (Streben, Kopfbänder, Füllbretter, u. ä.).
Mit der Einführung des Geschoßbau entwickelten sich dann die großen Fachwerkrichtungen niedersächsisch, alemannisch und fränkisch, die mittlerweile in ihrer Begrifflichkeit durch die Bezeichnungen Niederdeutsch, Mittel- und Oberdeutsch abgelöst wurden.
Der Übergangszeitraum vom Ständerbau zum Stockwerksbau ist sehr groß und geht meinen dürftigen Unterlagen zur Folge von 1300 bis 1600 ohne nähere Angabe zu regionalen Unterschieden. Gegeben hat es ihn aber in allen Regionen Deutschlands.
Mit freundlichen Grüßen aus Leipzig
Martin Malangeri
 
Eingegrabene Stiele als Vorläufer der durchlaufenden Wandständer alter Fachwerkhäuser in Hamburg?

Es klingt logisch, wenn man den Ständerbau als Vorstufe zum
Geschoßbau annimmt. Andererseits frage ich mich, ob nicht der Wunsch nach einer hohen Halle im alten Hamburg eher den Ausschlag gegeben hatte. Es könnte ja auch sein, daß der Geschoßbau den Hamburger Holzbauern zwar wohl bekannt war, aber nicht genutzt wurde, um eben diese hohe Halle herzustellen. Sie blieb auch bei den Bürgerhäusern bis gegen das Ende des 19.Jh. erhalten. Diese Bürgerhäuser verloren ihre alte Funktion als Gebäude, in denen der Händler sein Büro nach vorne, seine Wohnung im mittelbau und zum Fleet hin seinen Speicherbau hatte, und sie wurden durch das Kontorhaus abgelöst. Bei diesen alten Bürgerhäusern betrat man, wenn man die kurze Eingangstreppe erklommen hatte, eine Halle, von der eine Treppe abging. Entlang der Halle war oft eine offene Galerie des Geschosses darüber zu sehen. Die Raumwirkung der Halle war prächtig. Sie mußte viel hermachen.
K.L.Diehl
 
Statussymbol alter Hanseaten?

Die Blütezeit der alten Hansestädte würde ja prima in diesen Zeitraum passen. So eine große Halle hatte ja sicherlich damals wie heute einen durchaus repräsentativen Charakter.
Gleichzeitig liegt ja Hamburg im Verbreitungsgebiet der Niederdeutschen Fachwerkzone, die zieht sich nach Süden etwa bis Oberkante Ruhgebiet. Eine Grundform des Hausbaus ist ja hier das Hallenhaus in 1- oder 1,5-geschossiger Höhe. Würde man versuchen die Obergeschosse als Vollgeschosse auszubilden, käme man in die Richtung, die von Ihnen beschrieben wurde.
Aber das sind alles rein theoretische Überlegungen, ohne wirklich fundierten fachlichen Hintergrund.
Wahrscheinlich könnten hier die stadtgeschichtlichen Vereine in Hamburg eher weiterhelfen, so Leute haben meistens einen Hausforscher in ihren Reihen.
Grüße
Martin Malangeri
 
Ländliche Fachwerkhäuser der sächsischen Gegenden als Vorläufer der hamburgischen Stadthäuser?

Melhop schrieb 1908:
"Von ... ländlichen Fachwerkhäusern der sächsischen Gegenden ist das mittelalterliche Stadthaus in Norddeutschland und also auch in Hamburg eine direkte Ableitung. Nur steht das Stadthaus nicht mehr isoliert und durch weiten Raum vom Nachbarhaus getrennt, wie das des Bauern, sondern Wand an Wand oder doch nur durch schmale Traufgäßchen geschieden reihen sich die Wohnungen der Bürger längs enger Straßen aneinander in den durch Festungsmauern eingeschnürten Wohnplätzen. So entstand das Handwerker- und Kaufmannshaus..." (W.Melhop: Alt=Hamburgische Bauweise. Hamburg, 1908)
Das wirft natürlich Fragen auf, wie sich das sächsische Bauernhaus zum Hamburgischen Stadthaus entwickelt haben und daraus ein Stadthaus mit durchlaufenden Wandständern mit hoher Halle im Erdgeschoß geworden sein soll?
K.L.Diehl
 
mmhmm...

Das sächsische (oder niedersächsische) Fachwerk ist ja in seiner Begrifflichkeit mit dem niederdeutschen FW gleichzusetzen.
Beim Hallenhaus gibt es in der Mitte eine langgezogene Deele oder Tenne (bis unter das Dach gehender Hallenraum) der an den Traufseiten durch Abseiten begrenzt wird, also eine dreischiffige Anlage.
Die Abseiten sind durch Deckenbalken in der Höhe begrenzt.
Diese Deckenbalken schaffen eine horizontale Verbindung zwischen den Mittelpfettenstielen und den Außenwandstielen. Sie sind häufig angeblattet oder mit durchstoßenden Zapfen ausgeführt.
Führe ich die beiden Stielebenen jetzt höher aus, entsteht eine zweite nutzbare Etage.
Die Hallenhäuser stehen meist mit dem Giebel zur Straße oder zum Dorfplatz und werden somit über ein Tor erschloßen, welches sofort in die Deele führt, urprünglich um mit dem Fuhrwerk direkt in das Haus zu kommen, die Tiere hatten ihre Stallungen in den seitlichen Abseiten. Das hintere Drittel hatte eine quer zur Deele gelagerte Wohndiele oder Flett, zum hinteren Giebel lagen die Wohnräume.
Führe ich jetzt, wie geschrieben, alle Außenwände einfach höher aus und belasse die ursprüngliche Deckenhöhe für das EG, kann ich die von Ihnen angeführte Beschreibung der frühen Hamburger Kontorhäuser mit Galerie problemlos entwickeln.
Aber wie schon ebenfalls geschrieben, das sind eigene rein theoretische Überlegungen, ohne fundierten Hintergrund oder mögliche Quellen. (Macht aber Spass ein wenig rumzuspinnen *grins*)
Grüße
Martin Malangeri
 
Ja, läßt sich problemlos ableiten, aber...

In der Tat, die Ableitung ergibt sich sehr einfach. Aber war sie so? Es dürfte schwierig sein, die Übergangslösungen nachzuweisen. Für Hamburg selbst ist das wohl ganz unmöglich. Vielleicht aber für andere norddeutsche Städte?
Es gab anfangs wohl noch Traufgäßchen neben diesen Fachwerkhäusern, aber der Zwischenraum ist bei der Enge im umwallten Stadtraum wohl bald auch ausgenutzt worden. Man kann lesen, daß die Hauseigentümer ihre Kutsche durch das Portal des Hauses in die Halle verbracht haben, weil es anderweitig keinen Platz dafür gab. Nun war da meist eine kleine Treppe vor dem Portal. Später hat man die Straßen oftmals verfüllt, sodaß ebenerdig ins Haus gelangt werden konnte. Der Grund für diese Auffüllungen ist mir nicht genau bekannt. Vielleicht sollten sie in den tieferen Siedlungslagen der Stadt Hamburg vor Überschwemmungen schützen. Sturmfluten in Kombination mit Hochwasser der Elbe haben hier oft große Probleme bereitet.
K.L.Diehl
 
Wahrscheinlich komplizierter und einfacher zugleich

Ich glaube man muss recht frueh die Funktion des Hauses und die Zeitstufe betrachten. In der Stadt gab es sicherlich seit fruehester Zeit Handwerkerhaeuser, Ackerbuergerhaeuser, Kaufmannshaeser und entsprechende Zwischenstufen und Uebergangsloesungen.

Ein Typ des Ackerbuergerhauses im Norden wird am Anfang sicherlich einem Zweistaender-Hallenhaus geaehnelt haben. In der staedtischen Enge hat sich dann das Vierstaenderhaus in einigen Regionen durchgesetzt. Ein anderer Typ mag sich aus Ernhaushaus aehnlichen Ahnen entwickelt haben (wobei Norddeutsches Hallenhaus und Ernhaus vielleicht erst in der Eisenzeit aus demselben Grundtyp entstanden sind). Der Vorteil des Ernhauses lag sicherlich in der guten Erschliessung des rueckwaertigem Grundstuekteils, durch den durchgehenden Flur, der anfangs auch noch die Feuerstelle beherbergte. Man sollte beachten das die Firstrichtung vielerorts parallel zum Ern gedreht wurde und die Haeuser so Giebelstaendig wurden. Vielleicht hat sich angelehnt an der Anordnung der Hallenhaeuser in manchen Doerfern hieraus die Mittelflurvariante entwickelt. Gerade im Barock werden solche symetrischen Grundrisse sicherlich einen Aufschwung erlebt haben. Obwohl konstruktiv unter einem Dach hat es wohl auch die Variante der Ueberdachten Durchfahrt oder angebautem Schuppen gegeben, die im Grundriss etwa aus einem Haus und einem daneben liegendem Wirtschaftsteil bestand.

Das Kaufmannshaus hat sich wohl aus den Saalgeschosshaeusern entwickelt, wobei im Mittelalter die Wohnfunktionen eine nach heutigen Massstaeben sehr untergeordnete Rolle spielten. Ausgrabungen in Braunschweig und Minden geben gut Auskunft ueber diese fruehe staedtische Hausform des Nordens. (Staenderbauten mit Ankerbalken) In Luebeck, Lueneburg und Visby laesst sich heute schoen verfolgen wie sich das Kaufmannshaus weiterentwickelt hat. Die alte Hamburger Form mit Hausbaum, strassenseitigem Saalgeschossbau anschliessenden Wohnbereichen und Fleetseitigem Speicher hat sicherlich grosse Verwandtschaft mit anderen Hansischen Haustypen. Der ausgesprochene Wohncharakter an der Strassenfront mit Eingangshalle und Saal im Obergeschoss hat sich sicherlich kaum vor dem Barock durchgesetzt.

Die Handwerkerhaeuser haben sich vielleicht als Zwischentyp entwickelt mit Werkstatt, Verkaufsbereich und vielleicht einem kleinbaeuerlichen Bereich.

T.Woelk
 
Zwei Grundrisse / Vorschlag fuer eine Datenbank

Hier zwei Grundriss-skizzen.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/a/a4/HAUSFH01.gif
Nach dem alten Pfarrhaus von Grube in Ostholstein. Ein Fleetdielenhaus mit Kammerfach aus dem 16.Jh.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/f/f6/HAUSSH01.gif
Ein Haus am Markt von Moelln in Schleswig-Holstein.

Bei beiden Skizzen soll ein Meter etwa vier Pixeln entsprechen.
Vielleicht koennten Andere weitere Grundrisse nach diesem Schema liefern, so das sich eine kleine Sammlung bildet und eine Typisierung und Zuordung zu Grundrisstypen leichter moeglich wird.
 
Hamburger Stadthäuser und ihre Entwicklung

Danke für die Antwort,
ich habe alles genau durchgelesen, finde aber noch
wenig Verwertbares. Daß sich im Barock auch das Wohnen
zur Straßenseite herausbildete, wird wohl so sein.

Das Ernhaus, da weiß ich nicht, ob sich das auf Hamburger Fachwerkbauten ausgewirkt hat.
Wie sich der Übergang von einem Norddeutschen Hallenhaus zu einem Stadthaus entwickelt hat, bleibt mir nach wie vor unklar.

Die Idee für ein Archiv ist zwar gut, aber in der vorliegenden Form wenig brauchbar. Es müssen alle zum jeweiligen Grundriß zugehörige Daten des Raumaufbaus auch da sein. Ausserdem muss sich der Vergleich wesentlich einfacher ansehen lassen. So winzige Grundrisse sind nicht verwertbar.

Ganz wichtig sind Literaturangaben, woraus Wissen geschöpft
wird, sonst läßt sich der Hinweis nicht nachprüfen.
Karl-Ludwig Diehl
 
Keine Verwandtschaft ersten Grades!

Zunaechst eine kleine Korrektur. Der Fleetdielen Grundriss ist von einem Haus aus Klein Wesenberg, dem Pfarrhaus von Grube dank der konservativen Tradition zwar aehnlich aber nicht identisch. Mein Fehler.

Ok nun habe ich eine lange Abhandlung zur Grundriss Entwicklung geschrieben und sende sie lieber nicht. In der Schule wuerde man sagen Thema verfehlt. Also diesmal enger an den Fragen. (zu den Beispielen sei erwaehnt das ich im Raum zwischen Harz und Luebecker Bucht zuhause bin. Sicherlich gibt es andere Orte mit ebenso zutreffenden Bauten)

Ich meine mich an aehnliche Hauswaende zu erinnern. Dabei fallen mir Orte wie Ploen, Segeberg, Oldesloe, Moelln, Lauenburg, Hitzacker, Bergedorf und andere in der Umgebung von Hamburg ein. Bei Strasse und Hausnummer muss ich aber leider passen. :-(
Eine solche Liste zu erarbeiten waere aber sicherlich nuetzlich, mal sehen wahrscheinlich treib ich mich im Februar verstaerkt an diesen Orten herum. Hoffentlich truegt mich mein Gedaechtniss nicht.

Zu der Frage "Wie hat sich aus dem Hallenhaus das klassische Hamburger Kaufmannshaus entwickelt" eine kurze, wohl zu vereinfachende Antwort:

Nach heutigem Stand der Forschung !UEBERHAUPT NICHT!.
W.Melhop wirft da 1908 unterschiedliche Entwicklungslinien in einen Topf.

Das beschriebene Hamburger Kaufmannshaus ist nach dem heutigen Stand der Forschung deutlich verwandt mit dem Luebecker Kaufmannshaus und vielen anderen spaeteren Hansestaedten. Der Ursprung wird das Saalgeschosshaus gewesen sein, wie es in Braunschweig und Minden fuer das 11.Jh. spaetestens nachgewiesen ist. Ein rechteckiges giebelstaendiges hohes Haus, anfangs wenn eine Feuerstelle vorhanden war lag diese mittig im Raum, spaeter, wohl im zusammenhang mit der Einfuehrung von Kaminen an einer Traufseite. Hofseitig war ein unterkellerter meist mehrgeschossiger Bau angefuegt der in der Regel beheizbar und wenn es irgendwie ging massiv aus Stein errichtet war. Da das Vorderhaus in der Regel nicht durch Stuetzenreihen in mehrere Schiffe unterteilt war spricht man von einem Saal. Dieser war nach heutigem Verstaendniss auffallend hoch. Die Zimmerungstechnik bestand wohl aus sehr hohen Staendern, teilweise mit Ankerbalken mit Zapfenschloss versehen.
Obwohl sich in den ersten Jahrzenten nach der Gruendung (1150-1180?) auch mehrschiffige Bauten auf den urspruenglich recht breiten Grundstuecken in Luebeck nachweisen lassen, setzten sich sehr bald Bauten aehnlich denen in Braunschweig, Minden und wohl auch Soest durch. Als Besonderheit sei hier auf den Wandaufbau mit senkrechten Bohlen verwiesen. Diese wurden bald durch einen oberen und unteren Balkenkranz eingefasst. Eine Art Stockwerksbau laesst sich somit fuer fruehe Speicherbauten mit Sicherheit annehmen. Nach den grossen Stadtbraenden im 13.Jh. versteinte Luebeck zusehend, so das sich die Entwicklung von Hamburg was den Wandaufbau betraf entfernte. Bei der Inneren Aufteilung und Organisation mag diese Trennung viel spaeter erfolgt sein. Zapfenschloesser gibt es meines Wissens z.B. noch in Quedlinburg und im Magniviertel in Braunschweig.

Damit sollte erleutert sein: Das bei ihnen Beschriebene "grosse" Hamburger Kaufmannshaus hat sich aus dem Saalgeschosshaus des 11.Jh. entwickelt und ist somit nicht aus dem Hallenhaus hervorgegangen, auch wenn beide moeglicherweise die gleichen Wurzeln haben. Die Aussage von 1908 ist nach dem heutigen Stand der Ausgrabungen schlicht ueberholt.

Ob es hierzu schon zusammenfassende Literatur gibt kann ich im Momment nicht sagen. Fuer Luebeck sei herausgegriffen: Manfred Glaeser, Hrsg. "Archaeologie des Mittelalters und Bauforschung im Hanseraum", Rostock 1993. Darin z.B. der Beitrag von Gabrielle Legant-Karau und Andere.
Wenn ich mich richtig entsinne hat auch Konrad Bedal eine Sammelschrift zum Thema der fruehen Staedtischen Entwicklung herausgegeben.
Ansonsten gibt es kleine gut bebilderte Hefte die zur Ausgrabung in Braunschweig erschienen sowie Schriften Anlaesslich der grossen "Heinrich der Loewe" Austellung 1995 in Braunschweig.
Ebenso erscheinen in Luebeck immer wieder Beitraege etwa in (Ausstellungen zur Archaeologie in Luebeck 4)"Ich Fuehle mich wie Kolumbus, 25 Jahre Arbeitsamt und Archaeologie" Hrsg.Manfred Glaeser. Mit einer Rekonstruktionszeichnung eines mehrstoeckigen Speichers auf Seite 46, Rekonstruktionen von fruehen Bohlenbauten auf Seite 49 und 50. In der selben Reihe "Weltkulturerbe Luebeck, ein Archaeologischer Rundgang" Berichte 11, 14, 15, 17 und 22 mit dem Foto einer Rekonstruktion auf Seite 48. Naja die Texte behandeln eher andere Themen, die Hefte lagen aber gerade auf dem Tisch.

Zutreffen wird die Aussage aber zumindest in Teilen auf "kleine" Kaufmanns- und Handwerkerhaeuser sowie die Ackerbuergerhaeuser. Die Quellen der Bautraditionen dieser Bauten sind mit grosser wahrscheinlichkeit immer wieder die Bauten der gleichzeitigen Bauern gewesen mit abnehmender Relevanz je "groesser" und Staedtischer der Hausbesitzer wird. Was die Fachwerktechnik betrifft so ist der interessante Uebergang wahrscheinlich der zwischen Zweistaender und Vierstaenderbau, den hier wurde die Aussenwand ploetzlich tragend. Vielleicht durch Staedtische und/oder Mitteldeutsche Beispiele befluegelt hat sich diese Bauweise im suedwestlichen Niedersachsen/NRW entwickelt und zog dann vom Land in die kleinen Staedte (z.B.Celle).

Auffallend ist in Hamburg der sogenannte Hausbaum eine art zentrale Saeule die oft ein Haengegeschoss unterstuetzt. Ob dieser Stiehl schon von Anfang an eine Besonderheit Hamburgs (wohl kaum) war oder erst noetig wurde als die Boeden immer mehr als Speicher genutzt wurden waehre spannend zu erfahren.

Das Ansteigen des Strassenniveaus ist selten gewollt aber denoch nahezu unausweichlich. Eben die so entstehende Abfolge von Kulturschichten ermoeglichen erst die Archaeologie.Frueher hat man den Muell auf der Strasse entsorgt und selten weiter! Wenn man zu Kirchen herabsteigen muss kann man gut ermessen um wieviel der Boden inzwischen in die Hoehe gewachsen ist. (z.B. Berlin Franziskanerruine, Braunschweig St.Martin, Wittstock und unzaehlige andere).

Eine Grundsaetzliche Frage bleibt aber. Selbst wenn sich das Norddeutsche Fernhandelskaufmannshaus schluessig aus dem Saalgeschosshaus ableiten laesst, wozu ist den schon bei diesem der Saal so Hoch? Hmm . . . Grundsaetzliche Antwort: Keine Ahnung! Von den damaligen Zeitgenossen scheint dies nie jemand schriftlich begruendet zu haben. Es haben sich natuerlich Vorteile herausgestellt, etwa ein angenehmes Raumklima - schliesslich reden wir von der Zeit der offenen Feuerstellen und der Mangelnde Koerperhygiene mitten zwischen vielleicht mueffelnden Lagerbestaenden. Auch gibt es meines Wissens aus dieser Zeit keine Angaben ueber die Stapelhoehe von Waren (nicht zu verwechseln mit dem dokumentierten Stapelzwang fuer durchreisende Haendler). Ohne Gabelstapler duerfte die aber auf menschliche Masse begrenzt gewesen sein (wobei mir einfaellt als ich im Sommer bei einem Freund Heu gestappelt habe und zwar ohne technische Hilfsmittel, na gut wir hatten Heugabeln, haben wir auch erst bei etwa 5 Metern an der hoechsten Stelle schlussgemacht. Wie hoch man Felle oder Heringe stapeln kann waere zu pruefen). Diese schoenen Hausinternen Kraene, sprich das Rad mit dem Seil und Hacken, die man noch heute in manchen hansischen Bauten antrifft, lassen sich erst in der Gotik weitflaechig verbreitet vermuten. Es scheint allerdings zu sein das etwa vier bis fuenf meter eine weit verbreitete Hoehe fuer Saalartige Raeume im fruehen Mittelaler war.

Argh! schon wieder so lang...
Na hoffentlich habe ich die Fragen diesmal besser verstanden.
Koennte ja den anderen Text auch noch senden?
Interesse?

Ein weiterer Name faellt mir gerade ein. Karl Baumgart oder so aehnlich hat viele Bauten untersucht und obwohl veraltet bildet seine Datensammlung noch immer eine gute Grundlage.

Froehliche Weihnachten!
T.Woelk
 
interessanter Exkurs

Ein sehr interesssanter Exkurs, der mich endlich weiterbringt. Ihr Text kann so lang, wie er will, sein. Ich habe mit der Länge wirklich keine Probleme. Ganz im Gegenteil, wenn noch mehr Inhalt rüberkommt, umso besser.
Was Melhop betrifft, so ist natürlich viel Vorsicht anzuraten, andererseits stehe ich erst am Anfang, um die
alten Hamburger Bauten bis zum Stadtbrand 1842 besser zu
verstehen. Mir geht es dabei aber auch ganz bestimmt nicht nur um Holzbau, sondern auch um alle Mischbauweise, Ziegelbau, usw. Die wenigsten brauchbaren Hinweise fand
ich nun gerade zu den Fachwerkbauten in Hamburg. Deswegen ist jeder zusätzliche Exkurs äußerst spannend für mich, besonders dann, wenn sich Leute finden, denen es Spaß machen würde, aus diesem Altstadtthema eine Tagung zzu machen, zumal ich eine Ausstellung vorbereite. Da werden noch gute Mitarbeiter gesucht, die eine Tagung mit mir strukturieren wollen (**********).
 
Viel zu langer Text

eigentlich wollte ich nur diese gute literaturliste hinzufuegen.......
http://web.uni-bamberg.de/~ba5am1/listen/hauslit.htm


auf die Gefahr das sich Abschnitte wiederholen ...

Die Hamburger Stadthaeuser der Kaufleute, also einer speziellen Einwohnergruppe, stammen vermutlich nicht in gerader Linie von den voll ausgebildeten gleichzeitigen (Mittelalter!)Bauernhaeusern ab. Genausowenig wie die meisten Kaufleute wohl kaum von den Bauern der Umgebung abstammten. Wie die Kaufleute-Siedler stammt die Grundform eher von schon entwickelten Stadthausformen der weiter suedlich oder westlich schon seit langem bestehenden staedtischen Siedlungen ab. Gewiss gibt es hier gemeinsamme Wurzeln, die liegen aber sicherlich noch weiter zurueck.

Die ersten Kaufmannshaeuser waren vermutlich Giebelstaendige rechteckige Bauten mit keiner oder sehr rudimentaeren Binnenstruktur. Das wichtigste war das sichere verwahren von Waren, Wohnen war zweitrangig, eben Wohnspeicherbauten. Wenn die Bauten in die Hoehe wuchsen so wurden lange durchgehende Staender mit Ankerbalken mit Zapfenschloss eingefuegt. Solche Konstruktionen, wenn auch aus spaeterer Zeit, sind meines Wissens z.B. in Quedlinburg und Braunschweig-Magniviertel erhalten. In Bad Oldesloe (Staedtisch wohl seit dem 12.Jh.) hat man in der naehe des Marktes Bauten nachweisen koennen die noch im 16.Jh. im Vorderhaus nichts weiter an Binnenstruktur hatten als ein fast mittig gelegenen offenen Feuerplatz. Wobei man nie vergessen darf, das die Verbreitung, ich betone: nicht die Entwicklung, etwa in Adelssitzen, sondern die weite Verbreitung von Feuerungstechniken den Hausbau stark beeinflusst hat. Neben anderen Faktoren ist z.B. sicherlich der Uebergang von offenen Herden zu zusaetzlichen Ofenheizungen ueberhaupt erst fuer die Entstehung des Kammerfaches verantwortlich.

Die Ausgrabungen suedlich der St.Martinskirche in Braunschweig haben fuer das 10.Jh. einen solchen Saalartigen Haustyp mit anschliessendem Steinwerk oder Kementate als einzigen beheizbaren Raum nachgewiesen. Dies aehnelt auffallend den Funden in Minden. In Luebeck hat man aehnliche Bauten, nun allerdings in Bohlenbauweise, fuer die Gruendungszeit, also 12.Jh. ausgegraben. Eben zu dieser Zeit scheint auch der Uebergang erfolgt zu sein vom eingraben der Staender zum aufsetzen auf einen Schwellenrahmen/kranz. Erst jetzt beginnt also im Norddeutschen Raum der eigentliche Fachwerkbau im heutigen Sinne.
Es wird diese Entwicklungslinie gewesen sein die zu den bekannten beruehmten Kaufmannshaesern der Hansestadte gefuehrt hat, ob nun aus Stein oder Holz, ob nun in Hamburg, Luebeck oder anderen Staedten entlang der Ostseekueste oder im Hinterland.

Anders das Ackerbuergerhaus! Hier hat es sicherlich Uebergaenge gegeben von Siedlungsformen in denen etwa Zweistaenderhallenhaeuser Giebelstaendig auf einen offenen Platz ausgerichtet waren. Im Gegensatz aber zu den Formen vor der Voelkerwanderung also etwa zu der Zeit der roemischen Kaiser (z.B. in Feddersen Wierde Krs.Cuxhafen), waren die Haeuser mit dem Wirtschaftsgiebel zum Platz gerichtet, waehrend der Wohnbereich eher zum Garten "hinter" dem Haus zeigte. Diese Form mag man sich aehnlich der ueberkommenen "Rundlinge" vorstellen. Allerdings auch in Rechteckigen Formen wie etwa auf Fehmarn. Die Verdichtung des Raumes fuehrte hier zu den heutigen Formen. Ebenso wie der Wunsch am Geschehen auf der Strasse teilzunehmen wohnfaehige Raeume seit der Renaissance zur Strasse wandern lies, bis hin zu hervorrstehenden Formen wie Utluchten usw.

Ob es tatsaechlich "bewuste" Entwicklungen vom Mitteldeutschen Ernhaus zum Norddeutschen Stadthaus gegeben hat sei dahingestellt. Spaetestens seit dem 10.Jh. gibt es im Staedtischen Raum Bauten die aus einem weiten Wirtschaftsteil bestand der es ermoeglichte von der Strasse bis auf den Hof durchzugehen. Seitlich davon abgetrennt gab es einen Wohnraum, eine Kammer. In einigen Bereichen blieb der Herd und die spaetere Kueche im "Durchgang", bei anderen Typen wanderte die Kueche auf die Kammerseite. Gibt es auf der anderen Seite des Flures, sei es durch Abtrennung oder Anbau, einen groesseren Wirtschaftsbereich, sind wir schon nah am Ernhaus und seiner Verwandtschaft, dem Streckhof und dem Querdielnhaus z.B.

In Bad Segeberg gibt es in der Luebeckerstrasse 15 einen Bau dessen Kern wohl von um 1550 stammt. Urspruenglich ein gedrungener Giebelstaendiger Bau. Eine grosse durchgehende Diele wurde auf einer Seite von schmalen Raeumen begleitet dessen hinterster einen Herd hatte (vergl.Fehmarn, Wagrien u.Elbmarschen etwa bei Konrad Bedal). Spaeter wurde die Diele laengst geteilt und der aeussere Teil in weitere Raeume unterteilt. Jetzt gab es also einen durchgehenden mittleren Flur mit je links und rechts zwei Raeumen. (Diese Aufteilung entspricht dem Nordamerikanischem I-Haus - gleiche Quelle? oder zufaellig aehnliche Entwicklung?) Spaeter wurden dem Haus am strassenabgewandten Giebel zwei weiter Kammern angefuegt.

In Heiligenhafen Achterstrasse 34 gibt es ein Haus das vor der Fassadenrenovierung am ehesten wie ein Neubau aus den sechziger Jahren aussah. Neben einer Durchfahrt zur Schlachterei(?) auf dem Hinterhof gab es zwei grosse laengstrecheckige Fenster mit Tuer dazwischen, darueber eine zweite Etage mit Genstern und das Ganze unter einem Traufseitigem Dach. Urspruenglich handelte es sich hier um ein schmaleres Vierstaenderhaus mit einseitiger Zimmerflucht. Aehnlich dem Beispiel aus Segeberg entwickelte es sich zu einem laengeren Haus mit Mittelflur und Raeumen links und rechts. Als Hinten weitere Kammern angefuegt wurden, knickte man den Flur zur Durchfahrtsseite ab. Die Durchfahrt wurde schon frueh ueberdacht und das Haus erhiehlt ein gemeinsammes grosses Satteldach mit Strassenseitigem Giebel. Erst in den 70gern wurde die Strassenfront mit durchgehender zweiten Etage versehen und der First im vorderen Bereich gedreht.

Diese Grundform: Eine Diele mit einer Flucht von zwei Kammern auf der einen Seite findet sich im ganzen Norddeutschen Raum. Diese Ausgangsform duerfte den Hauptbestand der kleineren Staedte und der Nebenstrassen der grossen Staedte gebildet haben. Zweistaender Bauten mit Abseiten lassen sich Nachweisen, durchgesetzt haben sich aber wohl Formen, die Techniken des Vierstaenderbaus aehneln. Wohl nach den Durchfahrtshaeusern haben sich die Formen mit Wirtschaftsteil neben dem Wohnteil und eigenem Tor entwickelt. Bestanden haben sie sicherlich bis zur Neuzeit nebeneinander und nicht einander ausschliessend. Ebenso moegen die Uebergaenge fliessend gewesen sein, denn auch Saalgeschosshaeuser entwickelten sich durch spaetere Unterteilung zum Mittelflur Grundriss (etwa ab dem ende der Gotik bis im Rokoko vorherschend?).

Vielleicht kammen ueber mehrere Geschosse durchgehende Staender an den Traufseiten von der Saalgeschosshaus Familie, waehrend sich die Stockweise Abzimmerung, die das Auskragen beguenstigte, im Norden eher aus der laendlichen Welt entwickelte. Dies duerfte aber wohl kaum im Mittleren und Suedlichen Deutschland zutreffen und letztendlich duerfte diese Technik vielleicht gerade im Mitteldeutschen Raum sich von den Staedten auf das Land ausgebreitet haben. Das Beduerfniss groessere Bergeraeume zu haben um die Ernte zu lagern, entwickelte sicherlich erst mit dem Aufkommen der Staedte und ihren Absatzmaerkten die Dimensionen, die einen Techniksprung auf dem Land durchsetzten (z.B. tragende Aussenwaende).

Eine Stockweise Abzimmerung allerdings mit Bohlenwaenden ist in Luebeck schon fuer das 12.Jh. postuliert (oder inzwischen nachgewiesen). Dies wurde aber zunaechst bei den Speicherbauten verwendet, die meist nicht Strassenseitig standen, sondern hinter einem in der Fruehzeit oft hallenartigem mit Staenderreihen in Schiffe geteiltem Vorbau, spaeter aber zumeist stuetzenfreien eher hohen saalartigem Vorbau, der erst ab etwa 1250 zunehmend versteinte, wobei die Traufwaende oft den Giebelwaenden vorangingen.

Zur Verdeutlichung vielleicht folgendes Beispiel:
Der Mensch stammt auf keinem Fall vom Schimpansen ab. Wohl haben wir gemeinsame Vorfahren aber auch der heutige Schimpanse ist das Ergebnis einer Entwicklung und entspricht nicht unserem gemeinsamen Vorfahren.
Zusaetzlich muesste man sich Vorstellen das viele Zwischenstufen sich vermischten und wieder gemeinsame Nachkommen hatten.

Der gemeinsame Vorfahr wird eine rechteckige Huette mit mittigem Feuerplatz (damit nichts anbrennt) gewesen sein. Schon in der Bronzezeit gab es Tueren die an dem Feuer vorbei fuehrten. Eine grosse Gruppe hatte gegenueberliegende Tueren. Die Seite mit der Feuerstelle wurde zum Wohnbereich die andere wurde der Wirtschaftsbereich. Hier kann man leicht die Grundform des Ernhauses erkennen. Wenn man im Wirtschaftsteil Vieh aufstallte konnte man ihnen einen eigenen Zugang geben. Entweder auf der Traufseite (Ernhausfamilie) oder auf der abgewandten Giebelseite (Norddeutsches Hallenhaus). Um schmale Grundstuecke zu erschliessen nutzte man den Durchgangsflur des Ernhauses oder Die Durchgangsdiele spaeterer Fachhallenhaeuser. Beides fuehrte letztendlich zu aehnlichen Grundrissen.

Ein Beispiel fuer Grundrisse, die sich kaum von fruehen Norddeutschen Hallenhaeusern unterscheiden bieten auch die suedwest Englischen Longhouses, allerdings ohne das grosse Giebelseitige Tor! Die Mehrschiffigkeit und Aufstallung des Viehs in den Abseiten hat sich also wahrscheinlich vor der Giebeltuer entwickelt, den das englische Longhouse geht sicherlich auf Bauten der angelsaechsischen Einwanderer zurueck. Ebenso haben das Wealden und Pendean House grosse Aehnlichkeiten mit unseren fruehen Hallenbauten. Interessant mag hier sein das in seiner spaeteren Ausformung (seit dem 15.Jh.?) die hohe mittlere Halle links und rechts von je zweistoeckigen Kammerbereichen flankiert wird, die in der Regel auskragen. Diese Kammern entstanden durch Abteilung und Einziehen von Zwischenboeden. Erst spaeter verwendete man Zimmerungstechniken, die das Auskragen ermoeglichten. Techniken, welche man vielleicht erst nach der Entwicklung der Grundform aus Nordfrankreich importierte.

Wie Das Beispiel von Bad Oldesloe und die Fruehen Bauten in Luebeck nahelegen wird diese Rechteckhuette mit der mittigen Feuerstelle auch dem Saalgeschossbau der mittelalterlichen Haendler vorangegangen sein. Hier muss man spaeter unbedingt trennen zwischen Bauten von Fernhaendlern und dem von Ackerbuergern oder regionalen Kleinhaendlern und Handwerkern. Hier gibt es sicherlich mindestens drei oder mehr Quellen die die einzelnen Bautraditionen beeinflussen. Zusaetzlich zu den staendigen Querbeeinflussungen zu allen Zeiten.

Spinnt man die Idee von dem Urrechteck mit mittiger Feuerstelle weiter koennte man behaupten das in Blockbauweise errichtet diese Bauten die unterste Schicht im slawischen Raum etwa wie in Nowgorod ausgegraben bilden. Im 10.Jh. began man damit den Eingang mit Vorraeumen zu schuetzen. Im Winter sicherlich ein Gewinn. Eine weitere Kammer auf der anderen Seite des Vorraums wurde bald Ueblich und wenn man den hinteren Bereich des Vorraums mit einer zusaetlichen Kammer versieht haben wir ein Dalarna Haus aus Mittelschweden oder zumindest im Grundriss ein "Central service Room House" aus England. In Russland haben die Bauern im Norden bald auch den Bereich zwischen Wohnhaus und einer paralellen Wirtschaftsbautenreihe ueberdacht. Unter einem gemeinsammen grossen Satteldach entstand so das spaetere Nordrussische Bauernhaus mit gewissen Ahnlichkeiten im Grundriss zu Norddeutschen Durchgangsdielen Bauten.

Man koennte noch mehr Spekulieren!
Schon in der Bronzezeit wurde die mittige Feuerstelle mancherorts von vier Staendern umstellt. Dies fuehrte mit der Verlaengerung und den gegenueberliegenden Tueren an den Traufseiten an der Nordsee zum Germarnischen Hallenhaus. Verlegt man aber einen Haupteingang an eine Giebelseite und verschaft ihm einen kleinen Vorbau sind wir ganz schnell beim Aegaeischem Megaron! Laesst man hingegen den Vorbau sein und fuegt lieber an der einen Seite eine oder zwei Kammern an sind wir beim griechischem Oikos, dem Ursprung vieler griechischen Haustypen. Eine Form die, wie oben beschrieben, auch in Norddeutschen Staedten anzutreffen ist allerdings mehr als tausend Jahre spaeter.

Die geschuetzte Feuerstelle erscheint logisch als eine Bauform die sich in kaelteren Regionen entwickelt hat. Ein Beispiel aus waermeren Regionen zeigt wie wenig Grundrissvergleiche leider beweisen, bzw. wie vorsichtig man sein muss.
Die Etrusker haben eine Hausform entwickelt in der drei etwa gleich grosse Raeume nebeneinander lagen. Alle Raeume wurden ueber einen ueber die ganze Breite ueberdachten Vorbereich erschlossen. Dies duerfte auch der Kern des spaeteren Roemischen Atriumhauses gewesen sein, in dem zu beiden Seiten eines mittleren Hofes Kammern aufgereiht und der "Veranda" vorgesetzt wurden. Jedenfalls gibt es in Mittelamerika, bei Mayas und Atzteken genau diese Hausform. Drei nebeneinander liegende Raeume, erschlossen durch eine davor liegenden Veranda. Kaum jemand wird behaupten das die eine Bautradition von der Anderen abstammt. Aus aehnlichen Bedingungen (z.B. keine Lagerung von Ernteprodukten in oder am Wohnbereich, vorliebe fuer Dreigliederung und T-foermige Erschliessung) haben sich, auch in der spaeteren weiteren Entwicklung verblueffend aehnliche Loesungen ergeben.

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Ausstellung? das hoert sich spannend an! Vielleicht koennte man das ab Mitte Januar vertiefen? Obwohl ich da was Fachwerk betrifft nicht der Riesenexperte bin. Mein Hauptinteresse gilt eher dem fruehen Backsteinbauten.

t.woelk at web dot de
 
Bogen, Wölbung, ziegelschale

Danke für die Antwort. Um Fachwerk geht es nur im Vergleich.
Eigentlich geht es um die Ziegelbauten.
Von daher.
Im Januar, klar, Austausch immer möglich.
K.L.
 
Thema: Durchlaufende Wandständer
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