Gewölbekeller einsturzgefährdet - wie sanieren?

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corrosion

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fachwerk-I18034_20151213151743.jpgGuten Tag,

ich habe zu dem Thema zwar ein paar anhaltspunkte gefunden aber keine konkrete Handlungsmaßnahme. Aber vielleicht hat hier ja jemand erfahrung mit der Thematik und eine halbwegs konkrete Handlungsempfehlung.

Ich beabsichtige ein Haus zu kaufen, das Haus ist von 1660 aber ist in den 60ern schon mal Kernsaniert worden. Der Keller des Hauses ist einsturzgefährdet. Es gibt ein Gutachten in dem lapidar empfohlen wird das Gewölbe auszubauen, senkrechte Wände hoch zu ziehen und die Decke abzustützen. Der Boden darüber ist in Beton neu gegossen worden.

Kann man das Gewölbe nicht erhalten? Ein Vorschlag den Betonboden darüber auszuschneiden, alles auszuheben und dann neu zu mauern und von oben neu zu vergließen kommt mir irgendwie ziemlich brachial vor.

Gruß aus der Heide
 
fachwerk-I3461_20151213161144.JPGKellergewölbe

Ehrlich gesagt kann ich auf den Bildern nichts erkennen was auf den Einsturz dieses Gewölbes hindeutet, außer den Baustützen. Die allerdings können, wenn sie mit entsprechendem Druck gegen die Innenseite gesetzt werden, auch ein funktionsfähiges Gewölbe zum Einsturz bringen.
Was steht denn in dem Gutachten a) zum Schadensbild und b)zur Schadensursache?
Risse die parallel im Scheitel eines kreisbogenfömigen Gewölbes klaffen bedeuten nicht automatisch das Gefahr vorliegt. Sie sind in vielen Gewölben zu finden. Sie zeigen erst mal nur an das sich am statischen System des Gewölbes etwas geändert hat (Gelenkbildung). Aus einem statisch mehrfach unbestimmten System entstand ein Dreigelenkbogen, ein statisch bestimmtes System. Ursache dafür ist entweder Auflast am Schheitel und/oder Auswandern von Widerlagern.
Für Sie und Ihre Kaufabsicht kann das nur von Vorteil sein. Andere Käufer werden abgeschreckt und Sie haben eine Möglichkeit mit Hilfe dieses Gutachtens am Kaufpreis zu drehen.
 
Ausschnitt Untersuchung

Also die Betondecke die im Zimmer obendrüber gegossen worden ist ist sicherlich eine Zusatzlast. Im Gutachten steht das allerdings nicht (nun ja, das nennt sich Modernisierungsvoruntersuchung und ist eher eine Bestandsaufnahme).

Wenn ich das richtig verstehe sollte man den Zustand dann also stabilisieren? Aus den Fugen ist der Mörtel raus, das ist wohl wahr. Ein Maurer meinte auch der Keller sollte Sandgetrahlt werden und dann Quellmörtel verwendet werden um das zu reparieren.
 
fachwerk-I3461_20151213183236.JPGKellergewölbe

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Auflast am richtigen Platz stabilisiert ein Gewölbe- deshalb ist es wichtig wie genau dieser Beton eingebracht wurde, warum und was das für Beton war.
Fugen kann man wieder ausfugen, aber keinesfalls mit Quellmörtel. Das ist überflüssig, teuer und kann schädlich sein.
 
fachwerk-I18034_20151213185911.jpgQuellmörtel

Was sollte man statt Quellmörtel verwenden? Ich muss zugeben das ich da garkeine Ahnung habe.

Das Problem an der Stelle ist dann aber eher das ich einen "Quasi Fachmann" nicht von einem "Fachmann" unterscheiden kann (Papiere & Titel haben alle). Mit alten Fachwerkhäusern haben die Handwerker in Celle vermutlich alle viel zu tun, es ist nur die Frage welcher sich wirklich auskennt. Ich will das ja nicht selber machen, aber schon wissen in welche Richtung das gehen müßte wird sicherlich helfen.

Die Betondecke oben drüber ist vermutlich einfach "draufgegossen" worden. Sprich egal was vorher im Zimmer drüber war ist drüber geblieben und darauf kam dann einfach Beton (wenn ich raten müßte: 15-30 cm).
 
fachwerk-I3461_20151213194139.JPGKellergewölbe

Zu der Einschätzung:
Die ist sehr lapidar gehalten und praktisch nicht verwertbar. Es steht nichts Genaueres zum Erscheinungsbild der Schäden ("stark nach innen gesackt"?) und das was da steht ist sehr merkwürdig. Ich kann jedenfalls auf den zugegebenermaßen sehr schlechten Fotos nichts dergleichen erkennen. Dann ist so eine Verformung bei einem Tonnengwewölbe infolge Auflast am Scheitel ( "die Decke droht einzubrechen" ) nicht möglich. Bei Überlast im Scheitelbereich würden sich die Seitenbereiche nach außen wölben und nicht nach innen während der Scheitel nach unten sackt.
So eine Wölbung nach innen passiert nur wenn in den beiden äußeren Dritteln dermaßen massive Belastungen entstehen das sich die Gewölbeflanken nach innen neigen und der Gewölbescheitel dabei nach oben aufwölbt. So eine Belastung ist bei der geringen Spannweite von oben her nicht möglich.
Die Decke oben die "einzubrechen droht" müsste dann in der Mitte aufgewölbt sein, mit einem klaffenden Riss und in den Drittelpunkten würde sich die Betonfläche gesenkt haben, eine Art breitgezogenes W.

Ich muß jetzt in die Kristallkugel schauen und spekulieren:
Der Vorbesitzer hatte auf falschverstandenen Sicherheitsbedenken hin das Kellergewölbe vor dem Betonieren abgestützt. Dabei hatte er es übertrieben und mittels der Baustützen das Gewölbe am Scheitel angehoben. Dadurch sackten die Gewölbeflanken etwas nach, inklusive der Schüttung im Zwickelbereich die nachrutschte. Dann versuchte er mit weiteren Spreizen die Flanken wieder nach oben zu drücken- was natürlich nicht gelang.
Wenn die Betondecke oben gerissen ist dann sollte man sie ausbauen, den Extrados (der Gewölberücken) freilegen und dann durch geeignete Auflast wieder stabilisieren. Vorher müssen die Spreizen spannungslos zurückgedreht werden.

Das was ich jetzt geschrieben habe ist etwas was ich normalerweise hasse: spekulieren, ohne die genauen Umstände vor Ort zu kennen.
Ich wollte Ihnen damit nur zeigen das es auch andere Möglichkeiten von dem gibt was da passiert sein KÖNNTE. Genauso gut kann sich z.B. auch eines der Widerlager nach außen bewegt haben.
Das was dort in dem Gutachten geschrieben wurde ist jedenfalls nicht das Papier wert auf dem es steht. Lassen Sie sich nicht von der Benennung des Statikers beirren, die meisten verstehen heute nichts von Gewölben.
Anders ausgedrückt: Das Gewölbe muß nicht abgebrochen werden. Solange ein Gewölbe nicht eingestürzt ist solange funktioniert es und solange kann man es erhalten.

Zum Quellmörtel:
Nochmal, er ist überflüssig und SCHÄDLICH.
Festigkeiten von über 10 bis 40 N/mm² können bei Lastumlagerungen zu Abscherbelungen von Steinen führen. Normale Quellmörtel quellen praktisch nicht, dafür schrumpfen sie nicht. Es gibt einen Typ der von Monteuren bei Fertigteilen aus Holz eingesetzt wird um die Fugen zum Fundament zu schließen und der ein gewisses Quellvermögen besitzt. Dessen Quellvermögen kann den Schaden noch vergrößern da die Fugen durch den Quelldruck vergrößert werden.
Also Finger weg von dem Zeug und allem von dem man nicht weiß wozu es gemacht wurde und wie es funktioniert!
Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht.
 
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