Alte Terracottafliesen leicht einölen zur Farbbestimmung?

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Passera

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Wir haben drei Paletten historische Terracotta-Fliesen gekauft (ca. 150-250 Jahre alt), die sich in Stärke, Beschaffenheit und Farbe z. T. deutlich unterscheiden. Sie sind zur Zeit sehr verstaubt, schmuddelig und/oder mit Kalk oder Verschmutzungen "versehen".
Die bunte Mischung ist ja auch so gewollt und schön, allerdings möchten wir die Fliesen schon etwas planvoll mischen, daher bin ich gerade dabei, sie alle auf die Terrasse zu schleppen, abzubürsten und trocknen zu lassen. Dann sortiere ich sie grob nach Typ, Farbe usw. Natürlich werden sie heller, wenn sie trocken sind, und ich habe schon bei Zweifeln hinsichtlich der Farbe kurz Wasser drüber gekippt, damit sie dunkler werden. Ich frage mich allerdings, ob man sie nicht auch dünn mit Öl abreiben könnte (also wirklich sehr dünn, noch nicht einlassen), damit man ein etwas dauerhafteres Bild hat, auch vom Erhaltungszustand der Oberfläche.
Ich weiß, einlassen soll man sie erst nach dem Verlegen, und die Flanken dürfen nicht eingeölt werden. Es geht um ein bisschen Öl auf einen Lappen oder Küchenpapier und dann so wenig wie möglich drauf.
Kann ich damit Schaden anrichten oder die Durchlässigkeit verändern. Wobei, eingelassen wurden sie ja sicher schon mal in den letzten Jahrhunderten. ;-)

Und wenn, welches Öl sollte/kann ich da nehmen. Direkt die historische Raps-/Leinöl-Mischung? Oder könnte ich da endlich mal das ungeliebte, eh schon leicht ranzige Bio-Sonnenblumenöl verwursten?

Ach ja, und womit kann ich mal versuchen, Kalkrückstände, Mörtelbrocken oder Teer(?)schmier von einzelnen Fliesen abzubekommen?

Vielen Dank im Voraus für Eure Tipps!
 
Terracotta

Die Reihenfolge ist:
- Sortieren (nicht nur Farbe, auch Größe!)
- mechanisch säubern
- verlegen
- verfugen
- von Zement- bzw. Kalkschleier reinigen
- mit einem passenden Steinöl imprägnieren.

Den Kalkschleier kriegen Sie mit einem passenden Entferner auf Säurebasis ab. Den Platten macht die Säure nichts.

viele Grüße
 
Die Größe ist bei allen gleich. Wie gesagt, es geht um die Farbe, nicht um die Imprägnierung, die Reihenfolge war mir (wie oben erwähnt ;-) ) ja klar.

Aber Danke für den Hinweis mit dem Kalkschleierentferner, wir waren uns nicht sicher, ob die das "abkönnen".
 
Mechanisches Reinigen

habe vor einiger Zeit Zementfliesen von V&B ersteigert und die Rückseiten waren noch arg mit Mörtel behaftet. Habe sie mit einem Drahtbürstenaufsatz für eine Flex (geht am Besten mit schrägen Drahtborsten, so etwa 30°)gereinigt. Ging prima und mir ist nicht eine Fliese dabei zu Bruch gegangen. Man sollte nur entsprechende Schutzkleidung und eine Sicherheitsbrille tragen, denn die Splitter sind nicht ohne. Zu der Säurefestigkeit von Terracottafliesen kann ich leider nichts sagen, bei Zementfliesen soll man aber damit sehr vorsichtig sein. Ölige Rückstände auf der Oberfläche habe ich mit Bremsenreiniger aus der Spraydose entfernt. Etwas einwirken lassen und mit Zewa Haushaltspapier entfernen.
Nach dem verlegen und verfugen, hab ich sie mit Rubin Steinöl behandelt. Kostet nicht viel und das Resultat lässt sich sehen.
Gutes Gelingen
 
Terracotta

Keramische Fliesen sind nicht alle gleich groß, das ist herstellungsbedingt. Wenn Sie aus verschiedenen Chargen stammen sind die Unterschiede noch größer. Das werden Sie spätestens beim Verlegen merken.

Viele Grüße
 
Vielen Dank, Peter, für den Tipp mit der Flex.

@ Größe: Also, augenscheinlich sind sie gleich, und die Fliesen, die ich zum Trocknen "auf Knirsch" auf der Terrasse liegen habe, haben über 15 Reihen noch keine Abweichung vom Raster aufzuweisen. Ich denke, mit den gängigen Strategien zum gleichmäßigen Verlegen von Fliesen (Fugen, Richtschnur usw.) dürfte man es wohl hinbekommen. ;-)
Ich bin da auch nicht ganz unerfahren...

Die nächste Palette habe ich übrigens gestern angefangen zu säubern, diese Charge ist optisch viel homogener. Mein Mann tendiert übrigens zum "gnadenlosen" Mischen, während ich etwas Bedenken habe bzgl. den Fliesen mit leicht poröser Oberfläche. Sollte man, wenn man genug zur Auswahl hat, lieber nur glatte Oberfläche wählen oder relativiert sich das poröse, wenn sie eingelassen sind? Ich spreche von so einer Art Sprenkeln, die leicht vertieft sind. Ich kann sie bei Bedarf nachher auch mal fotografieren.
 
Terracottafliesen ölen

bevor das schon ranzige Frittenöl verwurstet wird, möchte ich auf die Öle von Natural verweisen:

Das Klinkeröl
Dient als Tiefenimprägnierung, gibt eine gewisse Anfeuerung und härtet aus.

Das Steinöl
Dieses Öl ist fetter eingestellt, füllt die Poren und kann auch als leichte Schicht durchtrocknen. Bei mehrfachen Auftrag kann man also auch einen seidenmatten Glanz erreichen.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 
Behandlung

Gute Bodenkacheln wurden nachträglich kalibriert.
Von Ölen und Wachsen sind Keramiker nie begeistert. Richtet auf Dauer mehr Schaden an.
Besser sind tiefgründige Sulfatierungen oder sehr stark verdünntes Wasserglas. Wenn es von unten Feuchtigkeit geben könnte, kann man Wasserglas auch mit einem Flammenwerfer nachträglich einbrennen - bei Bedarf bitte Risiken erfragen -. Die Optik bleibt dieselbe, auch beim Reinigen macht es keinen Unterschied. Nur wird die Oberfläche offenporiger, so daß die Zersetzung des Ton vermindert wird.
Geschliffen wird nur mit feinen oder mittleren Scheiben in eingebauten Zustand. Am besten mit Doppelscheibengeräten und an Kanten / Ecken mit der Maus.
Fugenlos ist bei kalibrierten kacheln besser. Kalkfuge an den Außenkanten aber bitte nicht vergessen. Als Zuschlag anstatt Sand Stein- / Quarzmehl verwenden. Die Sockel erst nach Fertigstellung anbringen.
Gruß Walter

Noch ein Gruß an die Ökofraks,
auch das beste natürliche Öl ist und bleibt nur Fett. Auf Dauer gibt es keinen wirklich sinnvollen Unterschied zum Fiteusenfett.
 
Vielen Dank für Ihre Antworten, auch wenn ich es begrüßen würde, wenn sie mehr Bezug auf die Frage hätten. :)

1. ist es kein Fritteusenfett, sondern (kaltgepresstes) Bio-Sonnenblumenöl, das ich einfach nicht mag,
2. habe ich gezielt NICHT nach der Abfolge oder Technik des Verlegens gefragt und
3. AUCH NICHT nach der Behandlung nach dem Verlegen.

Es ging einzig und allein um die genauere Farbbestimmung zum Vorsortieren...

Egal, ich bin eh fast durch damit.
 
Hallo Passera,

wie Du selbst festgestellt hast, geht es nicht um Deine Ernährung.
Kalt gepresstes Sonnenblumenöl gehört auch in keine Friteuse, da zu minderwertig.
Ranzig wird jedes Fett durch oxydation. In Steingut ist es einfach nur zerstörend. Selbst Ochsenblut u.ä. werden da nicht eingesetzt.
Historisches Baumaterial ist aber kein Konsumprodukt aus dem Baumarkt. Es muß also nicht nach ein paar Jahren auf dem Müll landen.
Wenn Du Öl verwendet hast, entferne es baldmöglichst durch 5%ige Essigessenz. Alle betroffenen Flächen gut damit anfeuchten und hinterher in viel Wasser 1 Tag einweichen, danach mit klarem Wasser abspülen.
So steht´s auch in den alten Anleitungen zu Römertöpfen.
Wenn Du später noch Fragen hast, schreibe mich lieber direkt an, hab`oft wochenlang keine Zeit für fw.
Gruß Walter
 
@ Walter Hofacker

"… Fugenlos ist bei kalibrierten kacheln besser. … "

Kürzlich wurde hier von einem Experten geleugnet bzw. ins Reich der Fabel verwiesen, dass Terracotta- bzw. Ziegelböden überhaupt jemals fugenlos verlegt wurden.
 
Experten

.... dann ist der Boden in meiner Mühlenstube - H = -60, 16. Jh. - wahrscheinlich eine optische Täuschung.

Terracotta ist historisch nicht römischen, sondern grieschichen Urprungs. Ebenso wie Äquadukte, Tepidarien und Hypocausten. Die Römer haben sich gern mit fremden Federn geschmückt.
"Gebrannte Erde" ist in unserem Sprachgebrauch Irdenware, welche man heute mit Steingut bezeichnet.
Das einzig hochwertige an Terrakotten war die Materialkenntnis der alten Meister. Unsere heutigen Töpfer benötigen industrielle Tonqualitäten und chemische Analysen, um oft von dem alten Wissen Ewigkeiten entfernt zu sein.
Aus Kostengründen wurden Kacheln, Pfannen und Halbpfeifen schnell und unachtsam hergestellt. Die kalibrierten Kacheln wurden in lederhartem Zustand auf Maß gebracht, was man fast immer an 1 - 2 "gebröselten" Kanten erkennt. Die Dicke ist meist innerhalb jeder Charge unterschiedlich, meist 3 - 4,5 cm. Böden von Katen und anderen Billigbauten sind fast immer mit Fugen verlegt, meist ohne vorbereiteten Untergrund. Hochwertige Böden wurden gern, auf gut vorbereitetem Untergrund, knirschversetzt. Dadurch und die Dicke konnten sie bis zu Jh. überdauern.
Die bei mir erhaltenen Teile sind ~ 370 J. alt und seit 1850 mit 60 cm schlechtem Material überdeckt. Ohne erhebliche Absenkungen, Schäden und Verwerfungen. Entgegen Wiki sind sie nur mit ~ 700° gebrannt, was auch der Gistorie entspricht.
Griechische und römische Fragmente habe ich aber auch schon gesehen.

Tut mir leid, es ist auch mir oft unklar, wo manche "Fachleute ihr Wissen "erworben" haben. Wobei wissen nicht unbedingt Schulwissen gleichzusetzen ist. Letzteres ist leider immer politisch gesteuert.
Gruß Walter
 
Terracotta

Immer diese dümmlichen Unterstellungen, Halbwahrheiten und Verdrehungen Sie Meister der Verleumdung, Herr Bisping.
Der damalige Thread bezog sich, wie dieser hier, nicht auf hochwertige Fußböden sondern auf Bauernhäuser bzw. das damals übliche Material. Selbst noch vor ein paar Jahrzehnten wurden Fliesen sortiert um Größenunterschiede auszugleichen die beim Brennen nun mal entstehen.
Ich bin immer noch der Meinung, das alte, 150 - 200 Jahre alte geborgene Terracottafliesen die wahrscheinlich aus mehreren Chargen und vielleicht noch aus mehreren Gebäuden stammmen nicht knirsch verlegt werden können es sei denn man schleift (oder kalibriert) sie auf Maß.

Viele Grüße

p.s. Hier ein Bild von mir vom damaligen Thread, in dem ich angeblich geleugnet haben soll, das solche Böden "...überhaupt jemals fugenlos verlegt wurden..."
Der knirsch verlegte Cottoboden befindet sich im 750 Jahre alten Palazzo del Bargello in Florenz.
 
Moderation

hier gibt´s Premis. Wie man das wird, steht in den Statuten.

Georg Böttcher hat z.B. auf eine direkte mail Anfrage nicht einmal geantwortet.
 
Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen:
ich meinte alle "Streithähne"!

Ich bin beeindruckt, dass ich bei einer, wie ich finde, sehr konkret gestellten Frage nur eine einzige Antwort erhalte, die wirklich konkret auf die Frage eingeht, ansonsten Anleitungen und Fachsimpeleien zu Themen, die ich gar nicht angesprochen habe...
 
Auch auf die Gefahr hin…

… gleich von den Forums-Experten wieder gelyncht zu werden:

Den "Nass-Effekt", der für eine Farbbestimmung hinlänglich reichen sollte, bekommt man mit einer Gummi-Arabicum-Lösung sehr gut und im Gegensatz zu wasser vor allem dauerhaft hin. Ist nicht ganz so anfeuernd wie mit Öl, entspricht somit aber auch eher dem späteren "Gebrauchsboden". Als weiteren Vorteil bietet die Beschichtung einen Schutz gegen neuere Verschmutzung und ggf. Kalk- bzw. Zementschleier bei Verlegung und Verfugung. Gummi Arabicum ist leicht sauer, greift also auch bestehende kalkhaltige Verunreinigungen an und nimmt diese beim abschließenden Reinigen mit Wasser gleich mit.

Natürlich kenne ich nicht den genauen Typ eurer historischen Terrakottafliesen, von daher einfach ausprobieren (Mischung machen, sollte leicht gelartig-dickflüssig sein, einstreichen bzw. mit Viskose- oder Naturschwamm einreiben, Farbe gucken!, abspülen mit viel Wasser, vielleicht auch mit Kärcher?). Kann aber, wenn die Fliesen sauber genug sind, mit dieser (Schutz)Beschichtung verlegt werden, dann hat man eine bessere visuelle Kontrolle und kann Fehlbrände und andere Abweichungen besser streuen. Evtl. vorher kleine Probefläche anlegen., um zu sehen, o.
 
Terracotta

Liebe/lieber Passera,
da ich der erste war der einen Beitrag verfasst hat erlaube ich mir jetzt nochmal zu antworten:
Ich hatte was von REINIGEN geschrieben.
Bei einer sauberen Fliese ist die Farbe sehr gut erkennbar.
Kein Frittenöl, kein Gummiarabicum, mechanisch reinigen, abspülen mit Wasser.

Viele Grüße
 
Thema: Alte Terracottafliesen leicht einölen zur Farbbestimmung?

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