Teufliche Wissenschaftler und korrupte Forschung
@Thomas Lingl
Natürlich verstehe ich diese z.T. reflexartige Abneigung gegen Wissenschaft und Forschung, wurden wir in diversen Fällen doch immer wieder bitter enttäuscht oder wir standen seltsamen "Entwicklungen" und sonderbaren "Erkenntnissen" hilflos wie Kinder gegenüber. Aber sollen wir jetzt mit den Vorschlaghämmern die Mikroskope zerschlagen, wissenschaftliche Literatur verbrennen oder wie auch bereits geschehen die Wissenschaftler und Intellektuellen in die Wasserterrassen der Reisfelder schicken.
Das kommt mir doch alles reichlich seltsam vor.
Liegen wir krank auf den Folterbänken der Operationstische schwören wir aus Angst um unserer kleines Leben sehr schnell der „natürlichen Medizin“ ab. Geht es um schnelle Kommunikation und Ortsveränderung nutzen wir doch die verteufelten Werkzeuge und Medien. Ob wir es wollen oder nicht, unserer ganzer heutiger Lebensstandart basiert auf Untersuchungen, Forschungen. und Technik.
Den satten Kindern der Nation ist es aber schon immer leicht gefallen von der Einfachheit des Lebens zu schwärmen.
Ist es nicht reichlich verlogen und unfair wegen den auch in unserer heilgeglaubten, baubiologischen Welt reichlich vorhandenen „Korrupten, Lügnern, Kleingeistern, Aufschneidern, Gierigen, Machthungrigen etc.“ all die ehrlichen Wissenschaftler, Techniker, Ingenieure etc. der gleichen Geisteshaltung zu bezichtigen.
Um es klarzustellen mir ist ein "natürlicher"(?) Anstrich lieber als eine mysteriöse Chemiepampe, ich liebe und bestaune wie wir alle die Komplexität und Schönheit der "Natur", erträume mir ein "einfaches urbanes Leben" etc. und trotzdem, benutze ich ausgefeilte „moderne“ Beschichtungstechniken, fahre Autos und nutzen überall die "Segnungen" dieser ach so geschmähten Wissenschaft und Technik.
(Haben die alle eigentlich kleine Hörner auf dem Kopf und ist "Jugend forscht" ein Rekrutierungsbüro des Teufels?)
Wir unterhalten uns hier im Forum ständig über physikalische, chemische Begriffe, reden über „Kapillarität“, "Diffussionsoffenheit", etc., und scheinen ganz zu vergessen, dass diese ohne die ermüdende, belächelte und diffamierte wissenschaftliche Arbeit gar nicht Grundlage unserer fachlichen Gespräche wären. Ich finde es doch reichlich sonderbar wissenschaftliche Arbeiten, Begriffe und Untersuchungen zu zitieren und im nächsten Atemzug deren Verfasser und Erarbeiter als bestechliche, scheuklappentragende Fachidioten zu beschimpfen. Da werden dann aus seriös arbeitenden Leuten „Schwachverständige“, aus einer Regierung wird ein „Bundesökoregime“, aus Fachgremien „DIN-Luschenvereine“schlußendlich kommen dann die Verschwörungstheorien wie die „Klimalüge“, „Ökolüge“, „Dämmlüge“ auf hinter denen dann wahrscheinlich eine "hakennasige" Großindustrie steht. Haben wir alles schon gehabt!
Es ist natürlich legitim und hilfreich „Laborwerten“ skeptisch gegenüber zu stehen, aber irgendwann müssen wir die im Labor gefundene physikalische Materialgrundwerte als hilfreiche Möglichkeit betrachten, diese zu bewerten und gezielt zu verwenden. Nein, nicht die Wissenschaft verspricht mehr als sie hält, es ist meist eher so, dass wir uns von der Wissenschaft und Forschung mehr erhoffen als sie verspricht und wir dann reagieren wie die Kinder zu Weihnachten am leeren Gabentisch.
Mit besten Grüßen und einen schönen 1. Mai
L. Parisek