Fachwerkgefache mit Porenbeton ausmauern ;-)

Diskutiere Fachwerkgefache mit Porenbeton ausmauern ;-) im Forum Statik, Aufbau & Konstruktion im Bereich - Ich weiß, dass dies hier ein großes Streitthema in der Vergangenheit war... Da mir auch zu diesem Material geraten wurde, habe ich den "Ratgeber"...
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Kevin4

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Ich weiß, dass dies hier ein großes Streitthema in der Vergangenheit war...

Da mir auch zu diesem Material geraten wurde, habe ich den "Ratgeber" mit dem hier im Forum geschriebenen Argumenten konfrontiert.

Darauf hin hat er mir folgende Lektüre in die Hand gedrückt. (her mal der Link für die Online-Version)

http://www.fachwerkhaus.de/fachwerkgefache-mit-porenbeton.html

Ist dieser Artikel, welcher auch als öffentliche Publikation zu kaufen ist hier bekannt?
Ist dieser schon diskutiert wurden? Sind diese Kennzahlen ohne Gewicht?

MfG

Kevin
 
Wird auch immer Streitthema bleiben.;-)

„Die naheliegende und immer wieder erwogene Möglichkeit, die Schwindfugen zwischen Holz und Ausmauerung abzudichten, ist nach den vorliegenden Untersuchungsergebnissen nicht praktikabel. Zum Teil würde ein Austrocknen der eingedrungenen Feuchtigkeit behindert und langfristig zu Schäden am Holz führen. Selbst wenn man die Anschlüsse zwischen Gefach und Ausfachung sorgfältig abdichtet, bleiben die "arbeitenden Fugen", deren Abdichtung langfristig nicht möglich ist. Sie bedürfen einer ständigen Kontrolle und zeitweiligen Nachbesserung, was bei der Vielzahl von Fachwerkfugen kaum realisiert werden kann.“

Verstehe ich dies richtig, wir vernachlässigen also die Winddichtheit des Baukörpers nur um Gasbeton für Ausfachungen zu legitimieren bzw. zu befürworten?
Warum ging das dann in früheren Zeiten?
Was behindert das Austrocknen des Holzes bei Gasbeton? Bei einer Lehmausfachung mit geschlossenen Anschlussfugen konserviert der Lehm das Holz, kann es durch sein eigenes Sorptionsverhalten trockenen und sorgt für Winddichtheit.
Gasbeton ist viel zu großteilig und wird geklebt so dass die Fugen teils härter sind als der Stein. Es sind die aber die genau die Fugen, die in windbelastenden Fachwerken für den Spannungsausgleich wichtig sind. Das heißt kleinteilige Steine und die Fuge weicher als der Stein!
Gasbeton hat zwar relativ gute Dämmeigenschaften, aber wie sieht es mit der Wärmespeicherkapazität aus? Ziemlich schwach! Und mit dem Schallschutz?

„kann der entsprechende k-Wert von 0,85 W/m2K mit Porenbeton bestens erreicht werden“

Was ist ein K-Wert? ;-) !!!! Wenn dann U-Wert. 0,85 bekomme ich auch mit Leichtlehmsteinen und einem Dämminnenputz hin.

Bzw.
„Bei mittlerer und starker Regenbeanspruchung (Beanspruchungsgruppen II und III nach DIN 4108-3) muss das Fachwerk durch eine Bekleidung oder durch eine das Fachwerk überdeckende Putzschicht zusätzlich geschützt werden.“

Nach den Angaben mit einer Verschalung mit HW Dämmung oder einen mineralischen Dämmaußenputz. Wobei, wer entscheidet eigentlich beim historischen Bestandsfachwerk wann welche Beanspruchung vorliegt?
Gasbeton besteht außerdem zum Teil aus Anhydrit!
 
warum ausmauern ...

... wenn man den Platz zum Dämmen brauchen kann ?

http://www.fermacell.ch/de/docs/6Id_Riegausfachung_HD.pdf

Etwas ähnliches haben wir bei einer Lukarne gemacht, deren Mauerwerk von innen nicht sinnvoll zu dämmen war, und das in einem sonst gut gedämmten Dachgeschoss der Schimmelmagnet gewesen wäre.

Der Uebergang zum echten Mauerwerk ist für nicht eingeweihte unsichtbar. Der Hohlraum wurde mit Zellulose gedämmt.
 
Dauerelastische Fugen

sind auch bei Lehmausfachungen nicht praktikabel und es wird auch überall davor gewarnt. Auch bei Lehm kann eindringendes Wasser nur bedingt abgeleitet werden. (@carnica)

Ich würde gerne mehr über Erfahrungen in diesem Bereich wissen, immerhin sind Porenbetonsteine ja schon eine ganze Generation in Verwendung. Die Diskussion darüber finde ich wichtig, auch wenn mir persönlich Lehm sympathischer erscheint.
 
@ Historia

Bitte nicht die Weichheit der Fuge (Weicher als Stein)mit dauerelastischen Dichtmitteln verwechseln.
 
Was ist dann abdichten.

"die Schwindfugen zwischen Holz und Ausmauerung abzudichten". Da habe ich jetzt eine Verständnisfrage, da ich abdichten und weichheit nicht zusammenbringe.
 
Die Ausführungen

in "An und Ausführungszeichen" sind Auszüge aus einem Text der Pro Porenbeton (http://www.fachwerkhaus.de/fachwerkgefache-mit-porenbeton.html)beschreibt, was ich anders sehe.
Wenn man das Fachwerkholz mit einer leichten Nut versieht und dieses mit Lehmanschlußfugen ausdrückt, kann diese für Winddichtung sorgen und das Holz konservieren, da der Lehm sofort die Feuchte aus dem Holz zieht. So wie es schon seit 1400 Jahren und länger in verschiedenen Formen und Bauarten funktioniert.
 
Danke

Ich habe den Text gelesen und auch das Zitat als solches erkannt. Nur ich habe dieses Zitat eben auf dauerelastische Dichtung interpretiert. Was ist dann das Material "Lehmanschlußfugen". Zwischen Holz und Lehm gibt es doch immer eine kleine Fuge, das lässt sich doch gar nicht verhindern und ist ja aus Gründen der Austrocknung in der Literatur sogar erwünscht.
 
Lehmsteine

werden am Holz (mit Nut) mit Lehmmörtel angeschloßen und bevor
sie getrocknet sind noch einmal nachgedrückt. Es ist die erste Winddichtungsebene vor dem Innenputz beim Sichtfachwerk.
 
falsch ist falsch … oder modern ist modern

Hallo

Als Hinweis nur mal zum Schmökern:

Manfred Gerner - Schäden an Fachwerkfassaden

Ist zwar keine Bibel … aber eine schöne Sammlung von Bauschäden, die durch allzutolle "Neu"-Materialien im Fachwerkbereich entstehen können …

Und ein weiterer Tipp:
Nicht jedes PDF oder nicht jede Publikation im Internet heisst per-se, dass das richtig und gut ist … da können noch so viele "allmächtige" Schlagworte und Imponierphrasen drin stehen … es wird dadurch nicht "richtiger" … 

… schon vor Jahren folgenden Satz als Warnung hier gepostet:
"Do it yourself – mache dir dein Haus kaputt"

Viel Erfolg

Florian Kurz
 
Gefachausmauerung

Alles ist relativ, wenn man Schadensfälle und Materialien ins Verhältnis setzt. Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Material und Schäden, nur zwischen Verarbeitungs- und Planungsfehlern (dazu gehört auch die richtige Auswahl des Materials) und Schäden.
Ein guter Abfahrtsläufer fährt die Streif runter, ein Anfänger bricht sich die Knochen. Ist der Schnee daran schuld?
Auch Lehm ist kein Wundermittel.

http://www.fachwerk.de/fachwerkhaus/wissen/fachwerk-steine-176138.html

Fragen wir mal anders rum:
Wer von den Fachleuten musste sich mal in der Sanierung mit einem Gebäude beschäftigen bei dem Bauschäden ALLEIN durch die Verwendung von Porenbeton zurückzuführen waren, also wo alles andere als Mangel ausgeschlossen werden konnte.
Das wäre dann der Fall wenn bei einem anderen Wandmaterial und sonst den gleichen Randbedingungen in Planung und Verarbeitung ein mangelfreies Ergebnis herausgekommen wäre. DAS
wäre der Beweis für die Untauglichkeit von Porenbeton als Gefachausmauerung, jedenfalls in diesem EINEN Fall.
Warum bin ich so misstrauisch:
Wenn ich als Sachverständiger immer die Mängel die ich sehe auf das Material schieben würde bleibt nichts mehr übrig. Viele meiner untersuchten Fälle haben noch nichts von modernen und demgemäß bösen Baumaterialien gesehen und gingen doch kaputt, ganz ohne Zement und Styropor, dafür unter tatkräftiger Mithilfe Ihrer wohlmeinenden Besitzer oder eben Denkmalpfleger.
 
Ein guter Abfahrtsläufer fährt die Streif runter, ein Anfänger bricht sich die Knochen.

Das ist genau die richtige Metapher. Denn auch Profis haben sich schon auf der Streif den Hals gebrochen, weil dort das gleiche Thema herrscht wie in der Bauwirtschaft höher, schneller, weiter, billiger. Vielleicht mal runter laufen wie in alter Zeit? Dauert länger aber ist nachhaltig.
seit jahrtausenden wird auf der Welt mit Holz und Lehm gebaut. Im ländlichen Mitteleuropa bis ins späte 19Jh..
Ob Fachwerkbau im alemanischen, sächsichen und fränkischen, im Umgebindebau Schlesiens,Böhmens und Sachsens, im Umschrottbau der mährischen und wallachischen Gebiete, im Blockbau der Karparten und der Tatra. Überall finden wir Holz und Lehm in ihrer füreinander geschaffenen Zusammengehörigkeit. Seit Urzeiten miteinander verarbeitet und in der Handwerkskunst, ihrer Verarbeitung und der Haltbarkeit auf ganz hohem Niveau zu Hause.
Was sollte Porenbeton da verbessern ohne andere wichtige Eigenschaften nicht zu vernachlässigen?
 
Früher war nicht alles besser

wir haben nur das Glück die Häuser zu sehen die überlebt haben. Aber auch diese gibt es nur weil unsere Vorfahren mit neuen Techniken und Materialien experimentiert haben. Früher hat man die Balken in den Boden gesteckt und gestampft, davon sehen heute nur noch die Mittelalterarchäologen etwas. Die wissen aber dass das Holz von Damals nur noch ein etwas anderes gefärbter Humus ist. Das Beispiel das Herr Böttcher zitiert gefällt mir gut.

Ich kann mich noch an Zeiten erinnern vor der Zentralheizung. Da war dann das Wohnzimmer abends schön 25 Grad warm, und am nächsten Morgen hatte es halt noch 5-10 Grad, trotz noch leicht nachheizendem Kachelofen. Also ich will in die Zeit nicht zurück. Ich habe vor Weihnachten in einem fast leeren Fachwerkhaus gewohnt. Das war ungewohnt, morgens aufzuwachen in einem kalten Haus und das nur weil die Nachtabsenkung der Heizung auf jemand eingestellt war der eine Stunde später aufstand. Also keine Rede davon, dass gar nicht geheizt wurde.

Ich kenne auch ein anderes Haus auf einem Berg. Trotz schon einigermaßen Isolierung und neuen Fenstern hat es bei starkem Wind keine Heizung geschafft ein angenehmes Klima zu erzeugen. Also ich verzichte gerne auf die Polemisierung gegen alles was nicht aus der "Guten Alten Zeit" stammt.
 
@ Historia

Da hilft nur ein Haus wo Milch und Honig aus den Wänden fließt. Vielleicht aus Styrol.

Historia?
 
Ich sehe auch Nachteile im Porenbeton (Steifheit usw) aber was mir vor allen Dingen fehlt, sind die Argumente dafür ?

Was soll den der Vorteil sein ?
Mit ein wenig Übung ist doch mit Lehmsteinen erheblich schneller gearbeitet.
 
Porenbeton

Ich habe nicht umsonst nach praktischen Erfahrungen gefragt.
Ich bin kein gläubiger Adept der das für und Wider bei Baustoffen als Dogma und Apostolikum sieht sondern Pragmatiker.
Für mich zählt das Ergebnis.
Zur Steifigkeit von Porenbeton:
Der E- Modul liegt zwischen 1.000 - 3.250 N/mm², der von Baulehm zwischen 450 und 3.000 N/mm².
Genormte Lehmsteine liegen zwischen 2.000 und 4.000 N/mm².
Die Steifigkeit ist in Gefachen uninteressant, da erfolgt keine Druckbelastung. Es gibt andere Kriterien wie das Schwinden und Quellen unter Feuchtebelastung.
Feuchtedehnung bei Porenbeton: -0,2 mm/m.
Das Trockenschwindmaß bei Lehm beträgt 10 bis 25 mm/m.
(Quelle: Planungsunterlagen Ytong und "Lehmbaupraxis" von Ulrich Röhlen und Christof Ziegert).

Wenn einer Trockenlehmsteine einsetzen will- warum nicht.
Wenn jemand Porenbeton nehmen will- auch gut.
Wenn genügend Vollziegel aus Abbrüchen da sind- warum nicht damit.
Porotonziegel sind auch machbar.
Es kommt auf den individuellen Einzelfall an.
 
@Historia

"wir haben nur das Glück die Häuser zu sehen die überlebt haben. Aber auch diese gibt es nur weil unsere Vorfahren mit neuen Techniken und Materialien experimentiert haben. Früher hat man die Balken in den Boden gesteckt und gestampft, davon sehen heute nur noch die Mittelalterarchäologen etwas."

Solch eine Aussage hätte ich eigentlich von Herrn Böttcher erwartet. Die Häuser die wir noch sehen sind schon noch einige. Das sind vor allem die, die nicht dem 2.WK und der Moderne zum Opfer gefallen sind. Vor allem kann man diese gehäuft in dem Gegenden finden indem der Krieg und "neuen Techniken und Materialien" keinen Einfluß fanden. Ein Großteil der Gebäude wurde erst nach 45 "entsorgt" nach dem sie schon bis zu 300Jahren standen. Zu den anfängen der Pfostenbauten kann ich nur sagen, dass diese, nachdem die Pfosten verfault waren, diese eingekürzt wurden und mit Sockel und Schwelle versehen wurden. Holzbauliche Entwicklung. Die älteste noch erhaltene Holzkirche auf der Welt ist St Andrews in Greensted, war ein Pfostenbau und ist zwischen 1069 und 1100 datiert.
Es ist auch möglich mit den geeigneten Miteln und ohne Baumüll ein Haus zu sanieren und es in seinem ehrwürdigen Zustand zu erhalten und trotzdem den heutigen Anforderungen gerecht zu werden.
Es ist nur wunderlich wie Menschen in Holzhäusern ohne Zentralheizung bei -60°C überleben und nicht erfrieren.
 
Milch und Honig

kleben Carnica, also auch nicht das richtige, passt aber zu Carnica ;-) Ja Historia, ist so ein alter Begriff von mir der mit meiner Ausbildung zusammenhängt. Habe lange in Geschichte gemacht bevor ich dann was anderes gemacht habe. Dennoch habe ich jetzt ein altes Fachwerkhaus und bin auch zufrieden dass es Denkmalschutz hat. Dennoch muss man Möglichkeiten vergleichen können. Lehm ist teuer, schwer und dabei leicht vergänglich sobald Wasser dazukommt. Man holt ja nicht den Lehm aus der Lehmgrube nebenan, sondern der Lehm wird 500 km transportiert bevor er zu mir kommt. Ich habe in einem Teil des Hauses Bimsstein, den ich isolieren muss. Das wird wohl eine verklebte Lehmschale. Aber was sind die Alternativen? Ich denke dieses Forum ist ein Platz wo man auch mal diskutieren können muss ohne gleich hämische Reaktionen zu bekommen. Ich werde nicht allen Zementputz der in den 70er Jahren verwendet wurde rückstandslos von den Hohlblock entfernen, das macht kein Sinn. Also ergänzen mit passenden Materialien wie es seit dem Mittelalter gemacht wurde. Die Herren Böttcher und Mattonet haben Argumente gebracht mal sehen ob es so weitergehen kann.
 
Vergleich

Es ist sehr interessant als Laie hier den Verlauf zu verfolgen.
Ich glaube vielen Menschen geht es heutzutage sicherlich ums Geld, den Aspekt darf man nicht einfach hinten anstellen.
Wir wollen unsere Scheune eben erhalten und wieder schick machen. Bei einer Größe von 15x11 ist es dann eben doch auch eine Preisfrage.
Welchen Baustoff kann man sich überhaupt leisten!?
Wenn zum Schluss die Scheune verfällt, weil man sich den einen „besten“ Baustoff nicht leisten kann, ist dem Historischen Objekt doch auch nicht geholfen.
Von welchen Preisunterschieden reden wir hier eigentlich?
Lehm gegenüber Porenbeton, wenn man beides fachmännisch baut inklusive Zusatzmaterial, wie Leisten, Mörtel, Putz, Farben., etc.
Da hier ja wie raus gelesen schon beides verbaut wurde, hat sicher auch jemand Zahlen.
 
Thema: Fachwerkgefache mit Porenbeton ausmauern ;-)

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