nicht sichtbares Fachwerk

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Thea

Guest
Hallo liebe Fachwerkexperten,
ich habe in einer Immobilienbörse ein Fachwerkhaus im Erzgebirge gesehen. Das Haus ist nach Verkäuferangaben "1999 saniert". Das Fachwerk ist "nicht sichtbar", d. h. die Außenwände sind weiß. Was genau da an den Wänden gemacht wurde, steht nicht im Verkaufstext.
Kann man hierbei von einer fachgerechten Sanierung sprechen? Wenn man sich auf diesen Seiten hier umschaut, so scheint es doch eher fachgerecht zu sein, das Fachwerk nicht zu verkleiden und allenfalls von innen mit Lehmputz zu isolieren.
Vielen Dank für Ihre Antworten.
 
Mistverständnis

Hallo Thea, hier liegt wohl ein Missverständnis sprachlicher Natur vor: Fachwerkbauten haben ja ihr Holzgerüst im ersten Sinne aus statischen Gründen und nicht aus ästhetischen. Von daher gibt also auch Fachwerkhäuser, deren Holzelemente vom Ursprung an verputzt waren und deren Holzoberflächen sich im Normalfall auch nicht zum freilegen eignen. Dies ist meist regionalen Gegebenheiten angepasst. Deshalb funktionieren Rückfolgerungen aus dieser Angabe oder aus dem Jahr der Restaurierung/Sanierung auf den Zustand des Hauses auch nicht.
Wenn Interesse besteht, Fachleute mitnehmen und anschauen!
Grüße aus Leipzig von
 
Hallo Thea, wie Martin Malangeri schon schrieb, sind Fachwerkhäuser zuerst aus statischem Grund gebaut worden. Es gibt oft Streit mit der Denkmalpflege, wenn durch Befundung vom Mittelalter bis zur Barockzeit nachgewiesen wird, daß Balken und Ausfachungen optisch garnicht voneinander abgesetzt waren, sondern alles einheitlich und gleichmäßig übergetüncht war. So war das früher möglicherweise überall. Erst danach hat man Fachwerk als gestalterisches Element gesehen - und farblich abgesetzt. Aber auch noch lange nicht so extrem wie heute: nämlich teils reines Schwarz-weiß. Diese "Mode" kam erst zwischen den beiden Weltkriegen auf. Vorher herrschten noch zahlreiche andere Farben (nicht nur Erdfarben) vor. Auch farbige Begleitstriche neben den Balken o.ä. Zierformen findet der Restaurator immer wieder je nach Region. Dazu ist noch viel zu wenig publiziert.
Wenn dieses von Dir beschriebene, avisierte Haus zwar von Anfang an ein reines Fachwerkhaus ist, aber das Fachwerk nie sichtbar war und sein sollte, dann trifft auch die von Dir genannte Beschreibung zu.
Und ein vollständiges Freilegen als Sichtbalken ist dann wirklich nicht zu empfehlen. Näheres oder anderes zum früheren Aussehen müßte man exakt (auch wieder M.Malangeri) direkt vor Ort erkunden. Daß unsere Hauslandschaften rasant verändert werden durch Übersanierung und alles Neu und "Schöner denn je" machen, ist eben so.
Grüße vom Restaurator aus Magdeburg
D.Fr.
 
Thema: nicht sichtbares Fachwerk

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