Elektrik im Fachwerk

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Fächermann

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Hallo,

wir planen gerade die komplette Erneuerung der Elektrik in unserem Haus. Es handelt sich um en Fachwerk, dessen Gefache mit Lehmsteinen ausgefüllt sind. Teilweise ist Lehmputz darüber oder Kalkputz. Die Decken wurden größtenteils mit Sauerkrautplatten verkleidet.

Ich würde mich freuen, wenn Ihr mir ein paar wichtige Hinweise geben könnt, worauf bei der Elektroinstallation in Fachwerkhäusern geachtet werden muss. Es soll vorrangig unterputz gearbeitet werden, zwei Etagen. Kasten ist im OG 1, Strom kommt von außen über Dachboden ins OG 1. Wir möchten dieses Jahr nur das EG mit Strom versorgen und wollte dazu einen Unterverteiler im EG setzen. Gibt es irgendwelche Besonderheiten für die Elektroinstallation in Fachwerkhäusern?

Vielen Dank für die Antworten und einen schönen Abend.
Christoph
 
Njo

hauptsächlich die Tatsache, dass du kaum tief schlitzen kannst (eigentlich nur im Putz). Mit Rohrinstallation ist damit mal Essig, aber das werden örtliche Elektriker ohnehin wissen. Weiterer Punkt, auch heute nicht mehr so relevant: Stegleitung ist in Kombination mit Holz und anderen brennbaren Baustoffen verboten. Sonst ist eigentlich nicht recht viel Unterschied.
 
Vielen Dank.

Wie ist dann mit Unterputz-Installation umzugehen? Bei uns sind die Wände zur Zeit nackt - die Lehmsteine sind sichtbar. Späer möchten wir Lehmputzauftragen - ca. 3 cm dick.

Wie können wir Leitungen, Dosen und Schalter legen bzw. legen lassen, ohne die Lehmstein zu fräsen? Gibt es die Möglichkeit, ganz flache Dosen und Schalter zu installieren, die nur auf dem Lehmstein befestigt werden und nicht reingesetzt werden müssen? Oder wäre nur Aufputz die Alternative?
 
Die

Leitungen sind bei der genannten Putzstärke völlig unproblematisch, die können einfach vor dem Verputzen an die Rohwand genagelt werden. Bei Schaltern und Steckdosen wird man allerdings um eine gewisse Eintiefung nicht herumkommen, eine übliche Unterputzdose ist 41 mm tief. Mit einer Bohrkrone ohne Schlag lassen sich diese Öffnungen aber äußerst materialschonend herstellen, ich habe damit schon 48 mm tiefe Dosen in nur 75 mm dicke Gipsdielenwände gesetzt, ohne die Rückseite der Wand zu beschädigen.
 
Ein Unterputz-Unterverteilerkasten ist dann wohl eher eine nette Idee, mehr aber nicht ... bei einer Wandstärke von knapp 13 cm (nur Stein, ohne Putz)
 
Richtig,

es sei denn man lebt mit einem Beinahe-Durchbruch, bei dem hinter dem Kasten nur mehr Verputz ist. Geht auch, sofern sich keine Schallschutzprobleme ergeben und die Wand oberhalb ausreichend gesichert wird. Aufputz ist aber sicher besser.

Mein Favorit war der UP-Zählerkasten, der im Prinzip eine direkte Verbindung zwischen Garten und WC hergestellt hat... breiter Kasten, ursprünglich von außen zugänglich. Einen Teil dann von innen aufgebrochen und außen zugemauert, aber seitlich die beiden Teile verbunden gelassen, so dass es fröhlich durchziehen kann. Holzkasten mit Schraubsicherungen und Zähler auf Sperrholzplatte. Mein einziger Rat war: "Von der Freileitung oben weg alles neu!". Ist soweit ich weiß nie passiert...
 
Bei uns kommt der Strom übers Dach ins OG, wo der Sicherungskasten ist. Von dort soll es dann ins EG gehen. Wir hatten einen Elektriker da, der leider äußerst barsch gegen die alte Bausubstanz vorgegangen ist. Hat einfach mit einer Schlagbohrmaschine durch den altdeutschen Gipsboden gestoßen, unten kam - übertrieben gesagt - die halbe Füllung der Decke raus. Dann wollte er mit der Flex die Lehmsteine aussägen, um Platz für so einen Unterverteiler zu machen - das fanden wir sehr befremdlich ....
 
Haben sie einen Planer?

Der Elektriker sollte schon die prinzipielle Bauweise von FWH kennen oder erkennen können, damit brutale Durchbrüche durch das Fachwerk oder gar einstemmen von Schalterdosen in Ständer vermieden werden und er sollte den Unterschied zwischen SDS-Durchbruchsbohrer für Stein und für Holz kennen, dann reduzieren sich auch die Bohreraustrittskrater.
Schlitzen von geputzten Decken nach Schema F vermeiden, Wenn die Armierung durchtrennt wird könnte Folgeschäden eintreten!
Also mit der Armierung schlitzen oder von oben/durch Hohlräume die Kabel führen.

Ansonsten vor Ausführug entsprechend einweisen und ggfs. ein Pflichtenheft erstellen. Fürviele Firmn hat sich damit aber die Baustelle auch erledigt.

Es sollten nur Mantelleitungen (NYM) eingesetzt werden, keine Stegleitungen (obwohl diese trotz aller Unkenrufe zugelassen sind, wenn auch nur zu den zulässigen Installationsbdingungen!)

Bei ihrem Vorhaben kann je nach EVU evt. der Bestandschutz für den Freileitungshausanschluß entfallen, wenn Versorgungsleitungen in der Straße vorhanden sind. ... mal diskret nachfragen.

Damit der Lehmputz hält, sollten die Schlitze hinreichend tief sein (5mm Überdeckung reichen nicht wegen Putzrissen).

Wo liegt das Bauvorhaben?

Haben sie einen Planer?

Gruß
Selle
 
Vielen Dank für Ihre Antwort.

Wir haben keinen Planer. Mein Schwiegervater ist Elektriker und wollte uns das Ganze machen. Leider mussten wir feststellen, dass er gar keine Rücksicht auf die alte Bausubstanz nimmt und das WErkzeug ansetzt, als sei das Haus ein moderner Plattenbau.

Wir suchen gerade einen Elektriker, der Erfahrung mit der Elektroinstallation in alten Häusern hat.

Wir haben keinen Freileitungsanschluss. Da habe ich mich nicht präzise genug ausgedrückt. Die Leitung kommt unten in den Keller rein, wird dann aber nach außen an der Giebelseite hochgelegt und kommt dann in den Dachboden rein. Von dort geht sie in das OG 1 zum Kasten. Und von diesem gehen alle Leitungen ab.

Wir haben vor eine dicke Putzschicht aufzutragen - ca. 3 cm. Von daher dürfte das mit den Schlitzen kein Problem sein. Wir haben nur gerade in einem Buch gelesen, dass die Mauern an den Schornsteinen nicht großartig verwendet werden können für das Verlegen von Leitugen. Deshalb planen wir gerade alles weitgehend neu. Unterverteiler für EG - und dann Stromkreise für jedes Zimmer. Das ist so der grobe Plan.
 
Dann legen sie den Zählerschrank besser in den Keller oder auch ins EG. Das höhrt sich nach umgebauter Einspeisung über alten Freileitungsanschluß an, der wahrscheinlich nicht mehr den TAB2000+x? (je nach dem was bei ihrem EVU gilt) entspricht.
Gehen sie bei ihrem Vorhaben besser von einer Neuinstallation aus, statt einem anflicken an den vorhanden Zähler.


Gruß
Selle
 
Also

im Fachwerkhaus sind Stegleitungen im Normalfall ganz einfach NICHT zulässig, da Holz sicher kein nichtbrennbarer Baustoff ist. Auch das Queren von Balken mit Stegleitung ist unzulässig. Erlaubt ist sie nur in verputzten Massivwänden und -decken sowie in Hohlräumen aus nichtbrennbaren Baustoffen, z.B. Ziegelmauer mit Gipskartonbeplankung, wobei die Beplankung nur mit Gipspflastern befestigt sein darf.

Der Zählerkasten ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit fällig, außer er wurde in den 80ern mal erneuert. Dann muss er bei den meisten Energieversorgern gleich nach unten, was nebenbei die Leitungen verkürzt.
 
Also Hausanschlusskasten ist neu und der Zählerschrank ist auch neu - nur die Leitungen sind völlig veraltet. Die Vorbesitzer hatten noch zwei Nachtspeicheröfen drinnen. Da wurde alles für den Nachtstrom vorbereitet. Es gab zwei Zähler; ham wir aber abgemeldet, deswegen gibts nur noch einen Zähler, Kippschalter-Sicherungen, kein FI-Schalter ... bisher hat nach unten nur ein Stromkabel geführt - vermutlich war die gesamte EG ein einziger Stromkreis. Wir haben erstmal alles, was aus dem Zählerkasten rausgeht, gekappt und vier neue Steckdosen an den Kasten gepackt - als Baustrom.

Wie gesagt: Vom Hausanschluss (Keller), geht das Kabel seitlich am Haus nach oben (hinter einer Eternit-Schindel-Fassade) und dann in den Dachboden rein. Von dort geht es runter ins OG 1 zum Kasten.
 
Nicht

ideal, kann man aber wohl so lassen. Mehrere FI müssen aber bei so einer umfassenden Modernisierung auf jeden Fall rein!
 
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