Wer weiß etwas über Kleinstbauernhaus, genannt "Einhaus" (Westerwald/Hunsrück/Eifel)?

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Thomas Daum

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I1783_200531104028.JPGDieses kleine Haus im Westerwald, das ich aus Zufall gefunden habe, ist ein im Westerwald und in den anderen deutschen Mittelgebirgen oft anzutreffendes Kleinbauernhaus (Einhaus) mit Fachwerksubstanz - in den vergangenen Jahrzehnten "verschönert", erweitert, verputzt etc. Die ursprünglichen geringen Raumhöhen sind geblieben. Die angebaute kleine Remise zeigt zum Haus hin Bruchstein, zur Straße hin Fachwerk (jetzt mit Brettern verschalt). An den Giebelseiten und unter dem Putz der Westseite ist Sichtfachwerk zu vermuten. Das Baujahr konnte ich bis jetzt nicht herausbekommen (Mitte/Ende 19. Jhd.?). Über das Fachwerkforum möchte ich zunächst herausfinden, wer mir Näheres zu diesem schlichten Profanhaustyp sagen kann. Was versteckt sich darunter? Wie kann dieses Häuschen früher ausgesehen haben? 80 Quatratmeter Wohnfläche, Stall, Scheune unter einem Dach?
 
Hallo Thomas
Falls du mal auf dem Westerwald bist kannst du dir mal dieses klitzekleine Freilichtmuseum in Hachenburg anschauen, dort solltest du fündig werden, natürlich auch im Hessenpark.
Ich vermute mal das das Haus ins 18te Jahrhundert also 17hunderttonak oder älter ist, da es sehr niedrige Geschosshöhen hat.
Die Häuser nach 18hundert die ich hier kenne sind etwas Größer und haben auch höhere Geschosse.
Interesannt wäre zu wissen wie das Haus unter der Verkleidung aussieht, die ganz alten Häuser sind oft in Ständerbauweise erstellt (Schätze mal so bis ca 1750 auch Teilweise noch bis 1800) dann zog wohl auch hier langsam die Rähmbauweise ein.
Auf dem Westerwald gibt es dann noch als Unterform des Einhauses das Einhaus mit Niederlaß, da ist meist auf der Wetterseite das Dach nach unten verlängert worden (Bis ca 2 m übern Boden) und in diesem Niederlaß waren dann die Stallungen untergebracht.
Unsser Einhaus ist ca aus dem 18ten Jahrhundert, Bilder siehst du in meinem Profil, es war ürsprünglich ein Ständerbau was Nagellöcher in den Durchgehenden Eckständern noch belegen. Irgendwann vor Ewigkeiten wurde bei einer Hauserweiterung auf der Ostseite die Wand erneuert so das das Haus seitdem wie ein Rähmbau aussieht.
Gruß
Hartmut
 
Einhaus-Recherche

Einen guten Tag Herr Daum,

Einhaus-Bauernhäuser haben sich in den unterschiedlichsten Regionen entwickelt und sind aus der Not der Zeit aber auch durch sinnvoll durchdachter Minimalität entstanden. Wunderschöne Beispiele, die auch heute noch Ihre Berechtigung haben, findet man im Hohen Venn. Ihr Haus scheint jedoch nicht so alt zu sein; auf dem Bild ist ein eher hoher Baukörper zu erkennen. Da ist ein regionaler Vergleich mit ähnlichen Haustypen sinnvoll.

In Ihrem Fall kann man versuchen, das Haus zuerst von außen zu erschließen: ist der Schornsteinkopf ein original aus der Entstehungszeit, kann man sich daran orientieren, wie die Struktur des Hauses früher wirklich war. Der Kamin endete immer in der Küche; im der Kochstelle angrenzenden Raum lag meist eine kleine Stube, die nur im Krankheitsfall oder bei Feierlichkeiten genutzt wurde. Auf der anderen Seite vom Kamin lehnte sich oft ein Flur, von dem aus das Obergeschoß mit Heuboden und Schlafräumen zu erreichen war. Das Vieh hat man der Küche entgegengesetzt platziert.

Bei Ihrem Häuschen und entsprechend dem, was man auf dem Bild erkennen kann, war möglicherweise ein kleiner Stall links vom Eingang; rechts davon wird die Küche gelegen haben. Der Anbau ist ein Entwicklungsschritt und hat mit dem Ursprünglichen nichts zu tun.

Aber Sie werden beim Freilegen der Substanz reichlich Anhaltspunkte für eine ursprüngliche Nutzung finden, wenngleich diese auch immer differenziert zu betrachten sind; erkennbare Zapfenlöcher z.Bsp. können in einem Zweit- oder Drittverbau des Holzes begründet sein.

Die Empfehlung mit den Freilichtmuseen kann ich bestärken. Als Recherchetip für die Ermittlung der Bauzeit wäre noch das Bistumsarchiv in Trier sowie das Landesarchiv in Koblenz zu erwähnen. Hier lassen sich Kartenmaterial und Aufzeichnungen finden, wo man evtl. Aufschluß über das Alter bekommt.

Bis dahin Grüße aus Limburg

Uwe Berghammer
 
Einhaus im Westerwald

Gruß an Herrn Berghammer, alles genauestens aufgelistet!
bin selbst Eigentümer eines solchen und hatte ebenfalls Probleme mit der Datierung, ist auf ca. 1890 geschätzt.
Auch hier sind Stall, Scheune und Wohnhaus unter einem Dach, Stockhöhe ist ca. 2,20m und jede menge Um- und Anbauten.Auch sind so ziemlich alle bekannten Baustoffe angewand worden:Basaltbruchstein,(mit Lehm gemauert, auch im Keller, ganz beliebt bei solchen Häusern, also Vorsicht bei der Kellertrockenlegung!!!)Ziegelwände mit Kalkmörtel , Kalksteine,Gefache mit Lehmsteinen, Bimsschwemmsteinen(Kalk- und Zementgebundene), Ziegelsteinen, Strohlehm auf Stackung, also alles was der Markt so bietet! Macht unheimlich Spaß bei der zur Zeit laufenden Sanierung!!!

Alles in allem gesagt steckt dahinter zwar viel Arbeit, aber danach auch viel Wohnqualität und Ambiente!

Also, viel Erfolg mit Ihrem Projekt!
 
Thema: Wer weiß etwas über Kleinstbauernhaus, genannt "Einhaus" (Westerwald/Hunsrück/Eifel)?
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