Dachbodendämmung mit Zellulose

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Knout

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Liebe Forengemeinde,
Ich plane in einem Sandsteinbauernhaus die Decke zu dämmen.
Dabei befindet sich oberhalb einer abgehängten Decke eine Lehmschüttung (?) zwischen den Balken. Die Schüttung würde ich mit Zellulose auffüllen und daruber OSB-Platten verlegen.
Meine Frage: Besteht bei dieser Lösung ein Problem?
Benötige ich eine Dampfsperre?

Vorab vielen Dank für Antworten,

Knout
 
Hallo und guten Abend,

ich geh´mal davon aus, dass das darüberliegende Geschoss ungeheizt ist. Jeder Dämmstoff muss vor eindringender und kondensierender Feuchtigkeit geschützt werden, das heisst, es muss nach aussen mehr Feuchtigkeit abgetragen werden, als von innen eindringen kann. Die Innenschale, in diesem Fall die abgehängte Decke, sofern nicht belüftet, und der Lehmschlag sollte einen doppelt so hohen Dampfdruckwiderstand haben wie die Aussenschale, hier die OSB-Platte. Einen Fachmann für Bauphysik suchen, Ortstermin machen und berechnen lassen. Eventuell ist der Einbau einer Dampfbremse erforderlich.
MfG
dasMaurer
 
Und bei OSB auf der Kaltseite...

...und Decke mit Lehmschüttung auf der Warmseite ist es schon so ziemlich sicher, daß es genau umgekehrt ist.

Gruß Patrick.
 
Meine Meinung:

Schüttungen aus Zellulose sind sehr feuchteempfindlich, da sie die zwangsläufig durch Dampfdiffusion eingedrungene Kondensatmenge nur äußerst schlecht wieder austrocknen lassen. Ihnen fehlt die Kapillariät homogener Baustoffe wie Holz und Ziegel, bei gleichzeitig extrem hohem Wasserspeichervermögen. Das Zeugs wird vergiftet, um den drohenden Schimmelbefall zu vermeiden - der oft genug trotzdem entsteht.

Eine Dampfsperre ist nur bedingt und nicht dauerhaft wirksam. Problem ist nebenbei auch die immer genug hohe Eigenfeuchte der Konstruktion (Balken, Lehm), die fallweise trocknen will, dann in der Zellulose landet und sich mangles kapillarem Abtransport balkennah anreichert. So kann es zur Holzaufnässung und Schwammbefall kommen.

Nun könnte man die ganze Konstruktion ordentlich mit Boraten oder anderen Kontaktgiften behandeln. Das hilft gegen die Auffeuchtungsgefahr natürlich gar nix, verwandelt die Bude in Sondermüll und garantiert keine besonders gute Wohnatmosphäre.

Mein Tipp: Never change a winning team!
 
Zellulose

als Dämmung an dieser Stelle ist richtig und kein Problem. Es ist wahrscheinlich, dass eine Dampfbremse benötigt wird dies sollte aber, wie Ulrich Warnecke schon schrieb, überprüft werden.
Auf OSB-Platten würde ich verzichten und statt dessen Rauhspundbretter oder Dielen einsetzen (Achtung, es kann sein, dass die Beplankung der Decke eine statische Funktion erfüllt. Dann gibt es sowohl für einen Bretterbelag wie auch für einen OSB-Belag bestimmte Einbauregeln, die befolgt werden sollten.
 
Decke dämmen

Guten Tag,

sollte das darüberliegende Gesch0ß genutzt sein, ist eine Dampfsperre überflüssig wegen fehlenden Dampfdruckgefälles.
Sollte das darüberliegende Geschoß ungenutzt sein und gut gelüftet (absichtlich oder durch Ritzen), dann ist eine Dampfsperre ebenfalls überflüssig, weil es sich um ein "Kaltdach" handelt.
Der Hinweis von Fred Heim mit den Rauhspundbrettern ist sehr ernst zu nehmen ! Bevor Sie verlegen, überprüfen Sie bitte Ihren Balkenabstand und verwenden Sie keine dünnen Bretter sondern mindestens 24 mm, besser 28.
Arbeitssicherheit sollte selbstverständlich sein.
Zum Material: Zellulose geht hier, verklumpt aber, wenn etwas mal nicht klappt. Eine lose Schüttung würde ich bevorzugen. Sie gibt auch den besseren Brandschutz her, schimmelt nicht und enthält wirklich kein Gift.

Grüße vom Niederrhein
 
I2061_20064519184.gifAuweia Knout,

jetzt wissen Sie aber Bescheid! Mein Tipp: Prüfen Sie mal den Energieverbrauch ihres Obergeschosses. Einfach den Gesamtjahresverbrauch durch die OG-qm teilen.

Dann nehmen Sie den vom Zelluloseverkäufer (oder was auch immer) versprochenen Energieeinsparungen und berechnen Sie aus dem jährlichen Einsparpotential in EUR durch Multiplikation mit 12 den entsprechenden Mehrkostennutzenfaktor.

Nun haben Sie das Investitionslimit unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten.

Das stellen Sie den Dämmkosten gegenüber. Und entscheiden danach. Wichtig: Sparzusicherung schriftlich geben lassen.

Oder gleich wie zunächst empfohlen: Nichts ändern. Das spart auch und kostet nichts. Nässt nicht auf und vergiftet auch nicht. Ihre alte Lehmdecke dämmt doch als Massivbauteil gut genug, warum verschlimmbessern mit nässeanreichernden Luftikussen, die die Wärmestrahlung - und genau darum geht es! - viel schneller entweichen lassen als alle ordentlichen Massivbaustoffe (Siehe Grafik vom "Lichtenfelser Experiment")?

Doch jeder hat eben seine eigene Meinung.
 
keine Panik

Kurzer Erfahrungsbericht:

Haus 1853. Dachboden Orioginal (kalt und zugig). Habe selbst 18 cm Zellulose (Isofloc Fachhändler) in einen Fehlboden einblasen lassen (ohne Dampfsperre).

1) Dämmwirkung, gemessen mit Infrarotthermometer: gut (die Geschossdeckenunterfläche ist etwa 2 Grad wärmer als die Aussenwand)

2) Feuchte: an einer Stelle, etwa Mitte, bildet sich Feuchte, ca. 5 cm x 20 cm. Vermutlich Kondensation (Wärmebrücke? Undichtigkeit?). Weitere Auswirkungen derzeit nicht sicher, ich habe erstmal mit Kork nachgedämmt. Verschwindet im Sommer.

3) Preis: 600 €, Grundfläche 90 qm, Dachgeschossfläche etwa 70 qm. Eigene Mithilfe (Säcke schleppen, Kompressor befüllen).

4) Sonstiges: geringe Schmutzentwicklung (Papierflocken in den Abseiten) - war einfach wegzukehren.

Ich glaube, ich würde es sofort wieder machen. Auf Wunsch werde ich in ein paar Jahren wieder berichten. Kann ja sein, dass ich meine Meinung ändere.

stt
 
Kommentar

Die Geschoßdeckenuntersicht ist immer wärmer als die Wand, egal ob gedämmt oder nicht, da dort die Konvektionsheizung besonders warme Staubluftströme anliefert. Messen Sie einfach mal sonstwo gegen "ungedämmte" Massivdecken, wenn Sie es genauer interessiert. Ein Beweis für irgendwelche Dämmwirkung ist mit der Unterseitentemperatur zur warmen Seite bestimmt nicht gegeben. Kommt die Idee dort zu messen am Ende vom Dämmstoffverkäufer?

Die Feuchte bestätigt übrigens meine Befürchtungen. In Hamburg sind Fälle bekannt und publik gemacht geworden, bei denen sich in aufgefeuchteten Zellulosedämmungen trotz aller krebserregenden Boratgifte unglaublich viele Schimmeleien entwickelten, bis zum krankheitsbedingten Auszug der Mieter.

Hoffentlich haben Sie ordentlich Atemschutz getragen bei der Verarbeitung der feinstaubigen Giftschnipsel.

Und bitte berichten Sie weiter was künftig passiert. Ist ja bestimmt unheimlich interessant, vor allem für die "Berater" und Anhänger "ökobiologischer Dämmung" hier.

Mich kann jedenfalls nichts mehr erschrecken - obwohl, wer weiß das schon ...?
 
na

Na na na na na

Die Messung ist gegenüber der nicht gedämmten Mansardenwandoberkante - etwa in 1.95 cm Höhe. Dort müsste sich dann ja, wenn's nur Konvektion wäre, auch die warme Luft sammeln. DAS kann es also nicht gewesen sein. Also dürfen wir damit die Dämmwirkung als bewiesen ansehen, nicht wahr?

Und ja, der damit beauftragte Fachmann hat eine Atemschutzmaske getragen. Danke für ihr Mitgefühl.

Grüsse
stt
 
Vollgerotzte --

-- Zellstofftaschentücher sollte man wegen der Selbstansteckungsgefahr auch nur einmal verwenden
und entsorgen, bevor der Schimmel heftig wiehernd antrabt.
 
ja, lange nix vom hanebüchenen Experiment. gehört...

..ob du wohl noch einen Kommentar zu der Messung hörst, sst?
Knout, lies dich hier noch etwas durch und dämm deine oberste Geschoßdecke, mal egal mit was, es wird sich lohnen. Verschiedene Werkstoffe mit einer Lampe durchglühen (Lichtenfelser Experiment) und dabei die Temperatur unter den Werkstoffen zu messen, naja. Da gibt es ein paar Seiten im Indernetz, auf denen sich Menschen mit wissenschaftlichem Hintergrund mit diesem lustigen Versuchsaufbau und der Interpretation auseinander setzen (Hut ab übrigens, man muß die Leute bewundern, daß sie sich die Zeit nehmen), bei Bedarf einfach mal googeln.
Aber mal davon abgesehen, achte, wie schon in den anderen Beiträgen erwähnt, auf die Gestaltung der Kalt- und Warmseite. Immer zum Kalten hin diffusionsoffener werden!

Gruß Patrick.
 
Nochn Kommentar:

Bei der Konvektion muß man doch selbstverständlich die Konvektionsströme beachten. Und die sparen strömungsgesetzmäßig die Ecken aus - was z.B. an weniger verschmutzten Eckbereichen gegenüber den verstaubten Wand- und Deckenflächen deutlich werden kann.

Der Heizluftstrom wird in einem Zimmer voraussichtlich im Bereich der Deckenmitte die höchsten Temperaturen erzeugen.

Vielleicht doch noch mal nachmessen?

Viel Spaß!
 
und noch einen

..der gewöhnliche Kohlenpottler kennt da wohl außergewöhnliche Strömungsgesetze: Immer wenn ich die Decke streichen will, sind die Ecken rabenschwarz.

Grüße
 
Kohlenpott hin oder her,

wenn es aussieht wie Bild 1, ist es Schimmel in der kohlenpottdichtgedämmten Bude. Pfui!
 
Und wenn so,

ist es eben Heizluftverstaubung durch Konvektionsheizung. Auch pfui!
 
Hallo ,

ist da noch Luft in der Balkenlage ( Höhe ) für Dämmung ?
Wozu kömmt das OSB drauf ? Reichte auch ein Laufsteg - könnte die Zellulose offen aufgeblasen werden !
Gruß Jürgen Kube
 
Passend zu den Bildern die Temperaturmesswerte

Passend zu den Bildern hier noch ein paar frisch gemessene Temperaturen vom Hausbesitzer mit Zellulosedämmung aus dem Flur mit Aussenseite Nord, zur Zeit ungeheizt.

Lufttemperatur 18.4 (unten) bis 18.5 Grad C (1.6 m Höhe)

Geschossdecke (gedämmt mit Zellulose) Mitte 18.3 Grad C,

Geschossdecke kälteste Ecke (Aussenecke) 17.1 Grad C

Dachschräge, ungedämmt, ca. 5-10 cm darunter 15.6 Grad C
Dachschräge Minimum 15.1 Grad C

1 m tiefer Drempel (aussen mit 4 cm Kork gedämmt) 17.1 Grad C

Am kältesten ist es am (sehr alten Dach-) Fenster mit nur 12 Grad C in 1.50 m Höhe und 15.0 Grad in Deckenhöhe.

Temperatur im Freien derzeit 7 Grad C


Fazit: Ja, in den Ecken ist es kälter als in der Zimmermitte. Die Wandtemperatur (und damit der Wärmeverlust) wird aber im Wesentlichen durch die Art der Wand und die Dämmung bestimmt. Dabei kann selbst geringe Dämmung die Wandtemperatur deutlich anheben (und damit den Wärmeverlust deutlich senken).

Soviel zur Nachmessung. Gut so, Herr Konrad?

Grüsse
stt
 
Thema: Dachbodendämmung mit Zellulose

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