Deckenmalerei Jugendstil restaurieren

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Brausetoni

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Moin liebe Forumsgemeinde,

Ich habe vor einer ganzen Weile angefangen meine Jugendstil- Wohnung zu renovieren, die anfängliche Renovierung wurde schnell zur "Restaurierung".
Ich bin nun mal aber leider kein Restaurator sondern nur Handwerker mit liebe zum Detail und darum erbitte ich hier Eure Hilfe.
Um es gleich vorweg zu nehmen, wenn ich es nicht mache oder bezahle dann wird es kein anderer tun und alles geht früher oder später verloren!
So wie die Deckenmalerei, die über sehr viele Jahre immer wieder übergemalt, tapeziert und sogar lackiert wurde.
Ich habe sie in mühevoller Kleinarbeit weitgehenst freigelegt, vieles war aber bereits schon zerstört.
Da sich die Linien und floralen Elemente aber stets wiederholen sollte es machbar sein alles wieder herzustellen.
Jedoch nicht ohne die Decke vorher zu reinigen und Risse zu spachtel. So das mir die Lösung kompletter Neuaufbau am praktikabelsten erscheint.
Soll heißen:

-Linien und Elemente vermessen, Kopien mittels Backpapier machen, alles genauestens fotografieren.

-Decke von Leimfarbe, Lack und Renovierungsversuche anderer befreien.

-Risse und Ausbrücke spachteln.

-Decke weißen, dies scheint dem ursprünglichen Zustand zu entsprechen.

-Linien und florale Elemente wieder aufbringen.

Da tauchen jetzt auch meine Fragen auf, welche Farben sind angebracht, ich gehe zumindest bei der Grundfarbe für die Decke von einer Leimfarbe aus aber gibt es eine Alternative?

Die Malerei erscheint mir komplett in einem erdigen Braunton erstellt worden zu sein.

Allen die, die Geduld aufgebracht haben meine Zeilen zu lesen und über mögliche Fehler in der Rechtschreibung hinwegzusehen möchte ich danken.
Möglichen Tipps, Meinungen und Ratschlägen sehe ich gespannt entgegen.

Mit freundlichen Grüßen
Matthias
 
Jugendstildecke

Hallo,

Zuerst möchte ich Dir danken das du mit dem Gedanken spielst bzw. es bereits umgesetzt hast, so eine Decke Original zu rekonsturieren. Ist leider nicht selbstverständlich heut zu Tage. Respekt!!

Was die Farbwahl betrifft wirst du bei einer Restaurierung nicht um Leimfarbe herumkommen, weil Restaurieren heißt: Das Original erhalten!
Der Jugendstil war eben die Hochzeit der Leimfarbentechniken.

Stell doch mal ein paar Fotos ein um deine Arbeit zubewerten. Vielleicht sehen wir was du noch nicht gesehen hast.

Ich hoffe ich konnte helfen.

MfG
 
dann will ich mal schauen ob ich das mit den Bildern hinbekomme!

hier mal ein Ornament:
 
Hier das florale Ornament welches sich in allen vier Ecken wiederholt, Bild zeigt die am besten erhaltenste Ecke:
 
Vorbilder suchen

Hallo Matthias,als Alternative zur Leimfarbe könntest Du
auch noch Kaseinfarbe (Kreidezeit) nehmen, die ist von der Optik ähnlich und für dich vielleicht besser zu streichen.
Inklusive Kaseingrundierung. Bürstenanstrich ist da sowieso zeittypisch. Bei den spärlichen Resten kann man sicher schlecht die Originalfarbigkeit rekonstruieren. Beim damaligen Abwaschen, vor einem Überstreichen der Ornamente wurden die einzelnen farbigen Felder auch unterschiedlich
beseitigt. Manche verwendete Pigmente waren hartnäckiger...
Versuch doch bei einerm ansässigen Restaurator einen Tip zu
bekommen, wo rekonstruierte Decken dieser Zeit zu besichtigen sind. Alle Schablonierungen, Bemalungen
in einem Farbton auf weißer Decke erscheint mir nicht typisch. Hier ein Foto eines freigelegten Deckenfragments aus Erfurt (Historismus)
 
Moin,

ich muss mich zunächst korrigieren denn wie ich heute feststellte ist die Grundfarbe der Decke "hellrosa".
Die Linien und Ornamente sind in einem Ton gestrichen den ich als oxidrot bezeichen würde, direkt darüber scheint eine transparent, goldige Schicht?
Ebenfalls ist mir aufgefallen das es wohl zwei Maler waren die jeweils ihre eigene Handschrift hinterließen.

@Birger: Bei aller Vorsicht und zaghaften heran arbeiten
konnte ich nur noch an einer, ca. 1m² kleinen, Teilfläche mehr Malerei endecken. Ich werde mich gleich daran machen die Bilder auf den Rechner zu ziehen und sie dann mit Text einstellen.
 
Denkmalamt nicht vergessen

Hallo Matthias,

ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht mit dem Denkmalamt und auch mit Museen, wenn ich Fragen zur Restaurierung hatte. Die freuen sich, wenn Bürger Kulturdenkmale erhalten wollen, auch wenn es nur kleinere Dinge im Haus sind (so war es bei mir jedenfalls).

Viel Erfolg und viel Freude
wünscht

Beate
 
An sich

sehe ich keinen Grund, von Leimfarbe Abstand zu nehmen, zumal an der Decke - zumindest nicht, wenn man fertig abgeleimte Farbe nimmt und nur mehr Wasser hinzufügt. Ich habe die Heimwerkerei von meinem Vater mit Leimfarbe gelernt und dann teilweise auch verschiedene Innendispersionen (vor allem Bauhaus-Eigenmarke und Dulux Quantum) verarbeitet, viel Unterschied im Streichen habe ich da wirklich nicht bemerkt. Schwierig wird nur vermutlich die dunklen Farben für die Ornamente zu bekommen. Die müssen damals irgend einen Trick gehabt haben, um mit Zelluloseleim Volltonfarben herzustellen, den mir bislang niemand sagen konnte und den ich auch durch Experimentieren nicht nachvollziehen konnte.

Ich habe vor etwa 6 Jahren versucht, ultramarinblaue Vollton-Leimfarbe herzustellen, um wenigstens die generelle Athmosphäre der alten Bemalung nachzuempfinden (von den Ornamenten waren nur mehr winzige schwarze Spuren sichtbar die uns lediglich ihre Existenz vermuten ließen). Die Farbtöne konnten wir dort recht gut nachvollziehen wo wir die Parkettböden saniert haben, denn gestrichen wurde offenbar (mit beträchtlichem Sprühnebel) bevor Parkett gelegt wurde, der Blindboden war über und über farbverspritzt.

Zurück zur Farbe... als Basis kam Glutolin-Farbenleim zum Einsatz. Auf der Packung findet sich ein Rezept aus Leim, Kreidepulver und Wasser. Mangels anderer Anhaltspunkte wurde Ultramarinblau = Kreidepulver gesetzt. Das Resultat kreidete so stark, daß man die Farbe vond er Wand kehren konnte. Nach ca. einer Verdreifachung der Leimmenge gegenüber der Ursprungsmischung war die Farbe haltbar, kreidet aber immer noch ab, alles was unvorsichtig die Wand berührt ist blau (an neuralgischen Punkten habe ich mir dann mit Wandbehängen beholfen).

Die Ornamente des frühen 19. Jahrhunderts waren übrigens teilweise ausgesprochen skurril. Hier im Haus (Bj. 1913, Fertigstellung Herbst 1914) konnten wir an zwei Stellen noch die offenbar originale Bemalung der Gänge in voller PRacht erkennen und zwar handelte es sich um weißen Hintergrund mit floralen Ornamenten (ähnlich Eschenblättern) in Mittelgrau und schwarz bis auf etwa 2,3m Höhe (Decke 3,3m) rundum mit einem breiten grauen und einem schmalen schwarzen Streifen abgeschlossen. Das entspricht ja im großen und ganzen den üblichen Vorstellungen. In einem anderen, älteren Haus haben wir in einem seit ca. 1920 durchgehend tapezierten Zimmer die Tapete entfernt. Darunter fand sich ein faszinierend leuchtender türkisblauer Anstrich mit weißer oder cremefarbener Decke. Der Clou: etwa 40-50cm von der Wand entfernt lief um die Decke ein Fries aus etwa 25cm langen stilisierten Fischen (Umrisse, ähnlich dem Firmenlogo von Nordsee) in Blau!
 
Thema: Deckenmalerei Jugendstil restaurieren

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