Dämmung ohne Dampfbremse? Dampfbremse nicht möglich?

Diskutiere Dämmung ohne Dampfbremse? Dampfbremse nicht möglich? im Forum Sanierung allgemein im Bereich - Hallo, wir haben ein etwa 250Jahre altes Fachwerkhaus und uns aufgrund von schlechter ungleichmäßiger Dämmung für ein neues Dach entschieden...
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Florian

Guest
Hallo,
wir haben ein etwa 250Jahre altes Fachwerkhaus und uns aufgrund von schlechter ungleichmäßiger Dämmung für ein neues Dach entschieden. Geplanter Aufbau, Dampfbremse, ~20cm Zellulose, 6cm Pavatex Holzfaserplatten. Als heute die Firma beim abdecken die Dämmung entfernt hat meinten der Chef sowie der Experte für die Zellulose, dass aufgrund von größeren Hohlräumen keine Dampfsperre eingebaut werden kann, weil sonst die Außenluft unter die Konstruktion wandern kann ("Zellulose muss absolut dicht anliegen ohne Hohlräume").
Daher kommen jetzt Pavatexplatten auf die Balken und dann wird der Hohlraum bis zur Innenverkleidung eingeblasen.
Dazwischen befindet sich eine alte Papierschicht "Dachpapier"? die damals von innen aufgetackert wurde.
Da ich Innenarchitektur studiere und ein bisschen von Bauphysik verstehe, halte ich von diesem Aufbau absolut nichts.
Berechnung hat ergeben 1,62kg/m²->15% Feuchte, Trocknungsdauer 55Tage, U-Wert 0,15W/m²K
Mir fällt aber auch keine echte Alternative ein, außer Innenverkleidung,(Dachpapier), Zellulose (Hohlräume füllen), Dampfbremse, Zellulose, Pavatex, Dach.
Vielleicht habt ihr ja einen Rat, ich weiß grad nichtmehr weiter :(.

Danke,
Florian
 
nach aussen offen

Wie dicht ist Pavatex eigentlich (kenn ich nicht)?

Ich habe auch etwa 20 cm Zellulosefüllung zwischen den Balken, darauf 4cm starke Holzbretter. unten lackiert. Zuerst wurde es nass, aber nachdem ich die Bretter mit 1cm Spalten neuverlegt habe gibt es da keinerlei Probleme mehr.

Will sagen: wenn die Feuchte nach oben bzw. aussen weg kann, dann sollte das keine Probleme bereiten

Gutes Gelingen!

stt
 
Dachsanierung

Sehr geehrter Herr,
wenn ich Ihre Ausführungen richtig verstanden habe, geht es bei Ihnen um eine Dachsanierung "von außen", bei der der vorhandene Dämmstoff zwischen den Sparren entfernt wird und die vorhandene Innenverkleidung unberührt bleibt. Das von Ihnen beschriebene alte "Dachpapier", welches auf die Unterseite der Sparren getackert wurde, diente vermutlich als innere Dampfbremse. Bei alten Dampfbremsen kann aber davon ausgegangen werden, dass diese früher nicht luftdicht verklebt und entspechend an die angrenzenden Bauteile angeschlossen wurden. Deshalb muss man ei der Sanierung eine neue Luftdichtheitsebene erstellen. In Ihrem Falle könnten Sie z.B. den Sparrenzwischenraum mit flexibler Holzfaser PAVAFLEX dauerhaft hohlraumfrei bis Oberkante Sparren auffüllen und darüber eine hochdiffusionsoffene Luftdichtbahn PAVATEX LDB 0.02 (sd-Wert = 0.02 m) verlegen und entsprechend luftdicht verkleben und anschließen. Darüber können Sie dann die bereits von Ihnen geplante PAVATHERM-PLUS+ 60 mm verlegen und mit der Konterlatte an den Sparren befestigen. Falls Sieden Hohlraum zwischen den Sparren mit Zellulose ausblasen möchten, so muss dies der Verarbeiter dieses Dämmstoffes prüfen, ob das vorhandene "Dachpapier" diesen Belastungen Stand hält und nicht der Dämmstoff durch Fehlstellen in die Unterdecke bzw. den Dachraum geblasen wird. Prinzipiell sollte der Aufbau nochmals mit genauen Angaben zur Konstruktion und dem Klimastandort bauphysikalisch berechnet werden, um den Tauwasserschutz zu überprüfen. Dies können wir Ihnen als kostenlosen Service anbieten. Hierzu können Sie sich mit unserem Innendienst unter 07561-9855-0 in Verbindung setzen. Weitere Informationen können Sie unserem Bauhandbuch bzw. unserer Broschüre Technik für den Profi-Dach unter www.pavatex.de entnehmen.
Freundliche Grüße aus Leutkirch

Michael Schintze
(Projektleiter Anwendungstechnik)
 
Welch eine Wortfindung

“hochdiffusionsoffene Luftdichtbahn”

Herr Schintze,

was soll die Bahn zwischen den Dämmebenen bewirken?

Grüße aus Schönebeck
 
Sehr geehrter Herr Schönebeck,

wie der Name schon sagt ist dies keine Dampfbremse sondern eine hochdiffusionsoffene und auf Luftdichtheit geprüfte Bahn, mit der die bereits angesprochene erforderliche Luftdichtheitsschicht oberhalb der Sparren erstellt wird.

Freundliche Grüße

Michael Schintze
(Projektleiter Anwendungstechnik)
 
Hallo Herr Schintze,

darum ja bin ich so beeindruckt von der Begrifflichkeit.

Mit einem hoch luftoffenem Material eine Luftabdichtung zu erstellen geht ja nicht.

Ich weis das das auch so in der EnEV steht, nur deshalb wird’s nicht richtiger.

Ich verstehe immer nicht, warum wenn man Winddicht meint Luftdicht schreibt.

Würde jemand in der von Ihnen geschilderten Ebene eine Luftdichtung einbauen dann würde auch die beste und kapillaraktivste Dämmung absaufen.

Im übrigen halte ich die Winddichtung bei diesem Aufbau für völlig überflüssig, die Platten werden so schön (wind)dicht.

Man muss ja kein Geld aus dem Fenster schmeißen.


Grüße aus Schönebeck
 
Sehr geehrter Herr Schönebeck,

ich glaube Sie verwechseln hier zwei grundsätzliche Brgrifflichkeiten:
Die Winddichtheit, die übrigens bisher nicht normativ geregelt ist, wird von außen hergestellt, um ein Durchströmen der äußeren Dämmschicht mit Kaltluft zu verhindern. Diese Funktion übernehmen unsere über der Luftdichtbahn LDB liegenden Unterdeckplatten (Mindestüberdeckung der Bahn mit 35 mm Unterdeckplatten!). Die erforderliche Luftdichtheit, die nach EnEV und DIN 4108-7 vorgeschrieben ist, wird wie schon erwähnt mit der Luftdichtbahn LDB hergestellt. Diese Bahn dient also rein zur Herstellung der geforderten Luftdichtheit(hierfür ist sie auch geprüft worden!), nicht der Winddichtheit! Sie dient nicht als Dampfbremse (daher sd-Wert 0,02 m, also hochdiffusionsoffen!), d.h. Wasserdampf kann durch die inneren Holzfaserdämmstoffe und durch die LDB sowie die Unterdeckplatte nach außen diffundieren, oder in die andere Richtung, falls die klimatischen Verhältnisse derart vorherrschen.

Freundliche Grüße

Michael Schintze
(Projektleiter Anwendungstechnik)
 
Herr Schnitze,

Ich kenne die Begrifflichkeiten schon, ich finde halt das Wort Luftdichtung unpassend.
Schließlich suggeriert die ja, das gegen Luft abgedichtet wird.
Aber gut, die Politik hat gepupst, und so steht es nun in der EnEV.

Ihre Empfehlung hier, diese Luftdichtbahn in mitten der Dämmung zu platzieren halte ich für recht Sinnfrei.
1. Sie platzieren diese Bahn unmittelbar unter die 60 mm HWF- Platten die ganz nebenbei diese Dichtheit mit erfüllt.
2. Sie bauen mit dieser Bahn eine kapillarbrechende Schicht ein.

Also wenn schon, dann gehört eine derartige Bahn raumseitig verbaut und wenn das nicht geht wie hier, kann, und sollte man auf diese verzichten.


Grüße aus Schönebeck
 
Pavatex

Hallo,
danke für die Infos. Ich hab jetzt den Dachaufbau einfach mal mit Wufi durchgerechnet, hoffentlich halbwegs richtig eingestellt, garnicht so leicht. Dabei ist herausgekommen, dass die Dämmung relativ feucht wird, inwiefern es problematisch ist, kann ich nicht beurteilen, unsere Bauphysikerin hat nur mit dem Kopf geschüttelt (bin mir aber auch nicht sicher wieviel Ahnung sie von Altbauten hat außerdem hält sie nichts von Zellulose. Tauwasser in Masse% Zellulose max. ~10M%, Pavatex ~30M%.
Dann ist mir noch was aufgefallen, war leider ne Woche nicht zu hause: Der Aufbau ist doch etwas anders: Innenverkleidung aus Brettern, ~12mm Weichholz, dann teilweise Dachpapier (allerdings undicht), Isofloc ~20cm, Pavatex Isolair-L 35, Lattung. Die Pavatexplatten sind an den Seiten, Dachkästen und Gauben mit roter diffusionsoffener Folie an den Wänden angeschlossen (Luftdichtheit).
Ich mach heut Abend mal ein paar Bilder zum besseren Verständnis.
Da jetzt eh nicht mehr viel zu ändern ist (Pavatex ist fast fertig verlegt), würd ich gern noch wissen, ob es sinnvoll ist ein paar Feuchtesensoren in der Dämmung zu versenken (Zellulose, Pavatex, Sparren), um überwachen zu können, ob die Konstruktion abtrocknet. Wenn ja, welches Gerät ist zu empfehlen?

Gruß,
Florian
 
Thema: Dämmung ohne Dampfbremse? Dampfbremse nicht möglich?
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