Dampfbremse beim Dämmen mit Hanf und Mineraldämmplatten

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fachwerk-I15683_2014530105910.JPGHallo,

in diesem Forum wurde schon oft das Thema Dampfbremse behandelt. Ich habe jedoch noch keine Antwort für meinen speziellen Fall gefunden.

Ich bin dabei einen Altbau umzubauen und in diesem Zuge auch thermisch zu verbessern. Ich habe daher die Aussenwände innen(leider nur innen möglich) mit einer Multipor Mineraldämmung versehen. Aufgrund des Deckenaufbaus(siehe Abbildung im Anhang) kann ich diese Dämmpplatten an der Decke nicht anbringen und möchte daher eine Hanfdämmung in Kombination mit Gipskartonplatten verwenden. Ich bin mir jedoch nicht sicher ob ich eine Dampfbremse dicht montieren kann bzw. ob ich eine benötige.

Danke für Eure Hilfe
 
zum Aufbau allgemein

Ich fange mal mit der Wand an, ist wahrscheinlich schon zu spät. Grundsätzlich sind die Multipor-Steine ja nicht schlecht gedacht, aber sie haben die Eigenschaft, gern und viel Wasser aufzunehmen und es ganz schlecht wieder abzugeben. Deshalb empfehle ich, sich das Mauauerwerk genauestens nach Rissen anzusehen, die über Kapillarität Wasser ins innere leiten können (Schlagregen). Wenn ein genügender Dachüberstand vorhanden ist, hat man schon mal eine Sicherheit. Am Besten, wenn es regnet sich mal genau ansehen. Sollte dort Wasser ablaufen, auch im Spritzwasserbereich, keine fertigen Farben, auch nicht Silikatfarbe, verwenden, da einmal eingedrunges Wasser schlecht verdunsten kann. Diffusion ist um ein Vielfaches kleiner als die Verdunstung offenporiger Gefüge. Daher läßt sich das Abplatzen der Farben an vielen Wänden herleiten. Auf beiden Seiten, innen und außen empfehle ich einen Kalkputz und eine Kalk(Kasein)farbe. Dann könnte der Aufbau funktionieren. Auf keinen Fall Gipsputz der Feuchtigkeit noch zusätzlich zieht oder Zementputze aller Couleur.
Das gleiche gilt auch für die Decke, warum Gipskarton? Wenn oben noch eine Dämmung drauf kommt, warum dann Hanf noch zwischen die Balken? Wenn die Lehmstaken nicht mehr da sind dann Fehlboden rein, Rieselschutz (Ölpapier) dazwischen, und dann Masse in die Decke, Wärmespeicher und Schallschutz. Dann wieder quer zur Balkenlage Kantholz bzw. Bohle hochkant, Stroh dazwischen und Dielung oben drauf. Von unten an den Fehlboden Putzträger (HWL-Platte) ran und einen Lehmputz aufgezogen, wenn man keinen Kalkputz an die Decke bekommt. Dieses System ist offen und braucht keine Dampfsperre. Gleiches wie an der Wand, keine Silikatfarbe und wenn sie es doch unbedingt sein soll, dann viel Wasser ran, denn die "Spachtelmasse" im Baumarkteimer ist nur diffusionsoffen, siehe oben, mehr nicht. Um so offener ein Gefüge ist, um so besser kann es mit Klimaveränderungen, Temperaturschwankungen umgehen. Farbliche Anstriche können in die letzte Schicht des Anstriches begegeben werden, der naß in naß mit dem vorhergehenden gestrichen wird. Wenig Pigmente große Wirkung.
Mit freundlichem Gruß
M. Schmidt
 
fachwerk-I15683_20146210637.JPGDampfbremse beim Dämmen mit Hanf und Mineraldämmplatten

Danke für die schnelle Antwort.
Die Innendämmung ist bereits eingebaut aber mich würde trotzdem interessieren welchen Wandaufbau Sie empfehlen würden.

Die Verkleidung zwischen den Balken möchte ich hauptsächlich aus optischen Gründen anbringen und die Hanfdämmung, um den enstehen Hohlraum zu vermeiden. Gipskarton hätte ich aufgrund der leichten Verarbeitung und des günstigen Preises verwendet.

Vor allem im gelb markieren Bereich(Abb.2) sehe ich die Gefahr von vermehrter Kondenswasserbildung, welche ich mit der Hanfdämmung bzw. Hanfdämmung mit Dampfbremse verhindern möchte.
 
Kältebrücken

dies ist sicherlich ein kritischer Bereich, keine Frage und ich komme sicherlich eher aus der trandierten Schiene und sage um so komplizierter ein Aufbau ist, um so störanfälliger ist er auf lange Sicht. Grundsätzlich gibt es ja bei den Dämmstoffen zwei Komponenten die ihre Eigenschaft bedingen (bei Stroh, Hanf usw.). Das sind das Material an sich und die eingeschlossenen stehende Luft. Das größere Problem bei den heute üblichen Heizungen, die meist auf einen hohen Prozentsatz an Konvektion beruhen, ist der Wärmeverlust an natürlichen Kältbrücken wie Fenster und Türen, da meist nur mit einer geringen Vorlauftemperatur gearbeitet wird (Brennwerttechnik). Erwärme ich aber die Wände durch einen höheren Strahlungsanteil ist die Oberflächentemperatur höher und damit der Temperaturunterschied zur Raumluft geringer. Das ist die eigentliche Ursache für Tauwasseranfall. Die gilt es so gering wie möglich zu halten.
In dem Fall würde ich die Dachecke so weit wie möglich dämmen und gegen das Dach eine Unterspannbahn anbringen, wegen der Möglichkeit, das Flugschnee eindringt. Wenn es nun doch Hanf sein soll, dann würde ich auf alle Fälle eine Dampfbremse einbauen, da man ja nicht weiß ob man die Nutzung des Raumes mal ändert (Wohn- zu Schlafzimmer z.B., Art der Heizung u.v.m.). Wie gesagt da liegt langfristig das Problem im Detail, denn wie lange z.B. die Anschlüsse wirklich dicht sind, merkt man erst wenn sie versagen und sich Feuchtigkeit oder Schimmel an betreffenden Stellen bildet. Sicherlich ist dies nicht gleich der Fall, bei sorgfältiger Arbeit, aber auch später ist es mit weiteren Kosten verbunden, die bei einer offenen Lösung nicht notwendig sind. wie einige kritische Bauphysiker, z. B. Konrad Fischer, sehe ich es nicht als erwiesen an, das mit dem dämmen wirklich im Verhältnis zum Aufwand, einschl. Produktion, wirklich viel Energie eingespart wird, Energieerhaltungssatz, aber die Gefahren die daraus entstehen unkalkulierbar werden. Bei einem guten thermischen Gebäudekonzept erreicht man mit wesentlich geringeren Aufwand auch Energieeinsparungen bis zu 20%. Dabei ist es aber notwendig, das Gebäude und seine Nutzung als Komplex aufzufassen, auch wenn man nur einzelne Räume sanieren will.
Mit freundlichem Gruß
M. Schmidt
PS: hier noch einige Ausführungen dazu: //forum.derhausdoktor.net/#post6
 
Die Wasseraufnahme des Multipors liegt weit unter jener des Mauerwerks, der Diffusionswiderstand ist zudem weitaus geringer als der des Ziegels. Hier kann es (und rechnerisch kommt es) zu Tauwasserausfall zwischen den beiden (hoffentlich hohlraumfrei verarbeiteten) Schichten.

Beim Multipor ist das leider immer ein herumorakeln, da klare Herstelleraussagen fehlen, denn zum einen beschreibt der Hersteller das System als ein "diffusionsoffenes, kapillaraktives Innendämmsystem" => Link
zum anderen schreibt Xella aber in einer Pressemitteilung über seinen Multipor: "Zum Schutz gegen direkte Feuchtigkeitseinwirkung besitzen Multipor Mineraldämmplatten, eine Massenhydrophobierung über den gesamten Querschnitt. Dies verhindert ein Vollsaugen des Dämmstoffes ohne jedoch das Diffusionsverhalten zu beeinträchtigen." => Link
Da stehe zumindest ich vor einem Dilemma, da ich für die Ausführung bei meinem Kunden gerade stehen muss. Dies hat bisher dazu geführt dass ich versuche das Produkt weitgehend zu umgehen.

Den gelb markierten Anschlusspunkt erachte ich auch als den kritischsten Punkt der in solch einer Art und Weise nur mit einer fachgerecht angeschlossenen Dampfbremse zu entschärfen ist. In der Skizze wurde der Wandanschluss nicht dargestellt. Die Dampfbremse muss (hinsichtlich des gelb markierten Bereiches) zwischen dem Multipor und dem Bestandsmauerwerk eingebaut werden.

Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer
 
Dampfbremse

Würde es Ihrer Meinung nach eine Lösung geben bei der ich keine Dampfbremse benötige, wie z.B. durch die Verwendung ander Werkstoffe im Deckenbereich?
 
wohl nicht

Bei einem mehrschichtigen Bauteil sollte der Diffusionswiderstand nach außen hin abnehmen. Problematisch erscheint mit hier hier vor allem die Betonlage, die in jedem Falle dichter ist als die darunter befindliche Dämmung - egal aus was die besteht. Dort wäre ein Kondensatausfall anzunehmen.

Noch schwieriger ist der markierte Eckpunkt, den müsste man mehrdimensional betrachten. Zum Einen gibt es hier das Temperaturgefälle zwischen beheiztem Wohnraum und dem kalten Dach mit zum Dachrand abnehmender Dämmhöhe der Strohlage, zum Anderen die ausgerechnet von innen gedämmte Wand, deren Taupunkt durch die Innendämmung in Richtung Gebäude verschoben wird. Der von Ihnen gelb markierte Eckpunkt ist kälter als der gesamte Rest. Wäre ich Luftfeuchtigkeit und es würde mich keine Dampfbremse zurückhalten, dann würde ich dort kondensieren. :))

Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer
 
Hinterlüftung

Hallo,

ich hätte zu diesem Thema noch eine Frage. Wie bereits erwähnt möchte ich die Verkleidung zwischen den Balken aus rein optischen Gründen einbauen. Wäre es eine mögliche Lösung die Dämmung und die Dampfbremse zwischen den Balken wegzulassen und die Verkleidung zu hinterlüften?
 
Hinterlüftung

Wenn ich es richtig verstehe: Nein. Wenn der Bereich mit Raumluft hinterlüftet wird, gelangt die Raumluft samt Feuchtigkeit nur schneller nach oben. Eine Hinterlüftung mit Außenluft ist unsinnig.

Gruß aus Wiesbaden,
Christoph Kornmayer
 
Thema: Dampfbremse beim Dämmen mit Hanf und Mineraldämmplatten

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