Innendämmung mit Calciumsilikat

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Jörg1

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Ich möchte ein denkmalgeschütztes Haus mit Innendämmung versehen.
Zur Auswahl steht unter anderem auch der Einsatz von Calciumsilikatplatten.
Vorteile gegenüber Lehm?
Nachteile?
 
Mehr Input ;-)

Was möchten Sie damit bezwecken?
Calziumsilikatplatten haben bisher sehr gute Ergebnisse bei der Trockenlegung (begleitend neben anderen Maßnahmen) von Massivmauerwerk ergeben, aber so weit mir bekannt, gibt es wenig Langzeiterfahrungen. Lehm speichert auch sehr viel feuchtigkeit, muß sie aber zwingend wieder abgeben können, sonst zerfällt er, schimmelt, usw..
Als Innendämmung sind beide Materialien eher ungeeignet, wenn nicht noch zusätzliche Maßnahmen ergriffen werden.
Gleichzeitig ist Innendämmung zumeist nur örtlich zusammen mit ein paar bauphysikalischen Berechnungen zu beurteilen. Unbedingt einen Bauphysiker hinzuziehen und die Gesamtaufbauten und -problematiken beurteilen lassen.
Grüße aus Leipzig von
 
Innendämmung

zunächst einmal muß ich Herrn Malangeri recht geben. Sie sollten nicht darauf verzichten sich einen Fachmann oder eine Fachfrau für den Wärmeschutz an die Baustelle zu holen. es gibt hier staatlich anerkannte Sachverständige. Dies sind in der Regel Ingenieure der Fachrichtungen Bauingenieurwesen oder Architektur.
zu ihrer Frage direkt geantwortet. Lehm und Calziumsilikatplatten kann man nicht vergleichen, da Lehm kein Dämmstoff ist. Calziumsilikatplatten sind ein Dämmaterial, das noch überputzt wird. Ich könnte mir vorstellen, dass das dann ein Lehmputz ist. Aber dazu sollen die Lehmputzer im Forum noch etwas sagen. Eine Alternative zur o.g. Dämmplatte wäre unter Umständen eine Holzweichfaserplatte zum Beispiel Unger Diffutherm (www.pavatex.de) Es gibt auch noch Möglichkeiten im Trockenbau zu arbeiten z.B. mit Isofloc (www.isofloc.de).
Um definitive Antworten geben zu können, muss man über das Gebäude wesendlich mehr wissen.
 
Vielen Dank Martin Malangeri und Fred Heim für Ihre Antwort.

Hier noch ein paar Details:
Haus Baujahr 1879, eingeschossig, Dach ausgebaut
30cm Vollziegelmauerwerk, Holzbalkendecken
u-wert Aussenwand ca 2,0 W/m²K
da Denkmalschutz nur Innenwanddämmung möglich
wegen Holzbalkendecke möchte ich auf Rigips mit Mineralwolle und Dampfsperre verzichten
da Kellerwände 50 cm ergibt sich ein geeigneter Mauervorsprung um innen z.B. für vorgesetzte Schale
1. Möglichkeit 10er Ytong + 5er Mineralwolle u ca 0,7W/m²K
macht mir aber Kopfschmerzen wegen Tauwasser in Dämmung
2. Möglichkeit 5cm Calciumsilikat auf Lehmausgleichsputz
u ca 0,8W/m²K
3. Möglichkeit 12,5er Lehmleichtziegel mit Lehmhinterfüllung
u ca 0,7W/m²K

Habe mich noch nicht entschieden, da noch zu wenig Informationen über Vor- Nachteile und vor allem Kosten
 
EnEV

Ich muss hier noch einmal auf die EnEV aufmerksam machen. Diese setzt einen maximalen U-Wert von 0,35 (W/m²K)fest.
Welche Arbeiten werden im Gebäude sonst noch durchgeführt, z.B. Dachgeschossausbau oder Dachdämmung, neue Heizungsanlage, Dämmung der Decke zum Keller, neue Fenster...?
 
ja glaube ich auch, aber nur soweit technisch machbar
und dies ist bei einem gebäude was unter denkmalschutz steht
eben nicht so ohne weiteres möglich
 
geplante arbeiten:

-kellerdecke 8cm wlg040
-dach 20cm wlg040
-spitzboden 20cm wlg040
-fenster u 1,4W/m²K
-holzpellet oder gasbrennwert da hab mich noch nicht entschieden
 
Stimmt, aaaber

der Besitz eines Denkmals ist kein Freibrief. Mit einer Holzweichfaserplatte von 80-100 mm können sie den Dämmwert einhalten. (Kontrolle der Diffusion erforderlich!) Sie benötigen also nicht mehr Raum, wie bei ihrem Gasbetonstein.
Soweit ich informiert bin muss die Befreiung von der EnEV beantragt und die Berechnung muss von einem saSV durchgeführt bzw. geprüft werden (?).

- Kellerdecke könnte etwas wenig sein
- Dach und Spitzboden scheint o.k.
- Fenster könnte man noch diskutieren
- Holzpellets oder Gasbrennwert ist in Ordnung

Worauf ich hinaus wollte ist die Tatsache, dass sie bei einer Berechnung nach EnEV für das Gesamtkonzept auf geringere erforderliche Dämmstoffstärken kommen können, wenn sie eine gute Technik einbauen, oder, wenn sie z.B. schlechtere Wände durch eine bessere Dämmung im Dachgeschoss ausgleichen.
Grundsätzlich gilt: Sie müssen die EnEV einhalten. Dafür ist es sinnvoll eine Gesamtberechnung erstellen zu lassen, um dann zu sehen, ob das Einhalten der EnEV Probleme bereitet und wenn ja aus welchen Gründen. Dies könnte dann der Denkmalschutz sein, vermutlich aber nicht.
 
Holzfaserplatten na ich weiss nicht!

bei 80 bis 100 mm Innen aufgebracht sinkt der u auf ca 0,3W/m²K, was ja schn und gut ist wäre da nicht die Taupunktunterschreitung die dann ausgerechnet auch in der Holzfaserplatte stattfindet und die DIn4108 dann nicht mehr erfüllt ist.
Was zum Ergebnis hat dass die Holzfaserplatte schneller wegfault als ich zugucken kann.
Und ob die sogenannten Dampfsperren oder -Bremsen wie sie seit neuerer Zeit genannt werden wirklich ihren Zweck erfüllen und dies auch noch in 30 Jahren tun werden möchte ich nicht ausprobieren. Die Kosten für die Erneuerung eines abgefaulten Auflager der Holzbalkendecke sind mir zu hoch
vom Wohnraumklima nach Schimmelbildung ganz zu schweigen

Also lieber doch Lehm oder?
 
neue Berechnungsverfahren

belegen, dass ein solcher Wandaufbau mit Holzweichfaserplatten funktioniert. Die Herstellerfirma führt die Berechnungen durch und gibt entsprechende Garantien.
Mein Schwerpunkt würde allerdings auf der von mir beschriebenen Berechnung des Gesamtkonzeptes liegen.
 
Vielen Dank erstmal für die ausführliche Information über
mögliche Dämmmaterialien

Ich werde jetzt Kontakt zu Herstellern von Holzweichfaserplatten und von Lehmleichtziegeln aufnehmen um mir mal Tauwasserausfall nachrechnen zu lassen.

Auf eine Berechnung des Gesamtkonzeptes komme ich vielleicht später nocheinmal zurück
 
Berechnung Wände

Guten Tag Herr Seifert,

insgesamt scheinen Sie ja ein recht hochwertiges Energieeinsparkonzept zu verfolgen. Mir scheint, daß Sie Ihre Ausgaben begrenzen können, wenn Sie das Haus mal nach dem Energiebilanzverfahren rechnen lassen würden. Ziel sollte es dann sein, zu erfahren, wieviel Dämmung denn überhaupt in der Wand nach EnEV sein muß, wenn das Haus Neubaustandard haben soll.
Da es sich aber um einen Altbau handelt, an dessen Außenwand sonst nichts gemacht wird (?) - nehme ich mal so an -
bräuchten Sie auch nicht zu dämmen. Es sei denn, Sie wollen.

Wenn es im Einzelfall Bedenken gegen Kondensat geben soll, die Berechnung wird das zeigen, kann man auch auf flüssig aufzustreichende Dampfbremsschichten oder auf Tapeten mit Aluminiumeinlage zurückgreifen.

Material: Ich hab in Ihrem Fall überhaupt nichts gegen die Calciumsilikatplatte (z.B. von STO). In einem Münsteraner Steinhaus sind aber Lehm und HWL, so wie ich die Gegend kenne, völlig unüblich und m.E. schon deswegen deplaziert.

Es gibt alternativ noch die Möglichkeit eines wärmedämmenden Innenputzes, z.B. Klimatherm-Perlit. Unser Forumskollege Udo Dahlbüding vertreibt das Zeug. Mir scheint so etwas am besten zum Haus zu passen. Über Schichtstärken etc. reden Sie dann mit Ihrem Sachverständigen für den Wärmeschutz. (Soll jetzt keine Werbung sein - ich will nur mal ein paar Alternativen aufzeigen, bei denen man auch immer an den Charakter des hauses denken sollte).

Gruß
 
Dietmar Beckmann

hat in allen Punkten recht. Allerdings hätte ich auch keine Probleme in einem Münsteraner Steinhaus HWL Platten oder Lehm einzusetzen.
 
Sehr geehrter Herr Dietmar Beckmann ,

danke für Ihre Anmerkungen

welche (Langzeit-)Erfahrungen haben Sie denn mit Aluanstrich
bzw mit Tapeten ich will das Haus mindestens 30 Jahre noch bewohnen und bange um die Balkenköpfe

Auf eine gute Dämmung möchte ich nicht verzichten, vor allem bei der bisherigen Entwicklung der Energiepreise. Ich glaube das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht und ich will das Haus noch einige Jahrzehnte bewohnen. Alos lieber jetzt ein bischen mehr investiert, das zahlt sich bei weiter steigenden Energiepreisen wahrscheinlich ganz schnell zurück.
 
Innendämmung

Hallo,
ist festzustellen das die EnEV im Denkmalschutz nicht Vorschrift ist. Dennoch macht eine Wärmedämmung auf jeden Fall Sinn. Zu den Calciumsilikatplatten ist zu sagen, dass diese sehr starr sind. Ein Verputzen ohne eine Grundierung(Aufbrennsperre) ist nicht möglich, da beim Putzauftrag das Anmachwasser dem Putz sehr schnell entzogen wird, was die Verarbeitung fast unmöglich macht. Alternativen sind wie schon aufgeführt z.B. Weichholzfaserplatte. Viele Grüße Gerd Meurer
 
Innendämmung

Guten Tag Herr Seifert,

Sie sprechen zielsicher die Details an, in denen - das Sprichwort sagt es - der Teufel steckt.

Einbindende Balkenköpfe sind so ein Problem. Die alte Regel agt, daß Balken mit einer Lage Pappe zu unterlegen und an den freien Köpfen frei von Luft umspült sein müssen. Soweit so trocken. Mach ich jetzt innen zu ist Tauwasser so gut wie sicher.
Der sicherste Schutz hiergegen ist zunächst einmal ein akzeptables Inenklima im physiologisch behaglichen Bereich, also keine Aquarien, Dampfbügeleisen, Warmbäder, Pools etc... und eine vernünftige Lüftung, am besten kontrolliert.

Für konstruktiv richtige Innendämmung muß also im Bereich der Decke (und der einbindenden Wände) immer das bauphysikalisch richtige Detail entwickelt werden.
Es kommen hier z.B. in Frage:
Aufnehmen von zwei Lagen Dielen an den balkenköpfen, einbraingen eines Streifens Schamglas (WLG 045 oder 050) und ansetzen in Bitumenkleber.
Das Schaumglas ist relativ dampfdicht.
Man kann sicherheitshalber noch Climatherm + , eine bewehrte Luftichtungs- und Dampfbremsfolie zuschneiden und angepaßt einleben. es bleibt bastelarbeit und nichts für grobmotoriker.
Enfacher ist es natürlich bei Streichbalken, solange die Sache noch im Rohbau ist. Sonst gehen dabei die Dielen drauf.
Weiter Problempunkte sind einbindende Decken und Fensterlaibungen.

Hinweise zu Ausführungen von Innendämmungen gibt es unter anderem bei:
Institut Wohnen und Umwelt, Darmstadt, Heft 11 der Energiesparinformationen
Vertrieb auch durch: Verbraucher-Zentrale NRW
Nassauer Str. 33 59065 (02381) 2 18 98.

Fazit: innendämmung kann gut sein, wenn sie richtig gemacht wird.

bevor ich es vergesse: anstreichbare Dampfbremsen sind haltbar aber teuer.
Alu-Rauhfasertapeten halten bis zur nächsten Renovierung.
Aber nicht überall brauchen sie die wirklich. Wände sind nämlich ziemlich unempfindlich gegen Diffusion, besonders wenn Sommers eventuelll vorhandene Feuchtigkeit wieder entweichen kann. Ich würde mich im großen und ganzen, das heißt flächig und da, wo keine Kondensatgefährdeten bauteile zu schützen sind, lieber auf die kapillare Saugfähigkeit der innendämmung verlassen. Die ist nämlich schneller als ie (langsame) Diffusion.
Bedauerlicherweise ist diese so wichtige Materialeigenschaft aber nicht in den Programmen enthälten, mit denen Tauwasser berechnet wird. Nach wie vor wird nach dem Strahlensatz programmiert.
Ein schönes beispiel dafür, daß prima Programme noch lange nicht das Nachdenken des Konstrukteurs ersetzen.

Entschuldigen Sie die Schreibfehler, mein PC springt immer in den Überschreibmodus und dann läßt sich nichts korrigieren, ohne den ganzen Text noch einmal zu schreiben.

Grüße vom warmen Niederrhein
 
@

Gerd Meurer:
Hier muss ich einmal schnell und heftig widersprechen. Selbstverständlich gilt die EnEV auch für denkmalgeschützte Gebäude. Die EnEV beinhaltet lediglich die Möglichkeit von Ausnahmen. Diese muss ich aber beantragen und gut Begründen. Hier reicht es nicht aus zu sagen mein Haus ist ein Denkmal also kann ich die Grenzwerte der EnEV nicht einhalten. Beachtet man als Handwerker oder Planer diese Tatsache nicht, kann man sich ganz schnell in die Nesseln setzen. Das kann dann sehr schnell sehr teuer werden. Wobei man, wenn man sich mit dem jetzigen Bauherrn noch gut versteht immer auch an mögliche Rechtsnachfolger denken muss. Mangelhafte Dämmungen gehören dann unter Umständen zu den verdeckten Mängeln.

Dietmar Beckmann:
Das Programm Wufi bezieht die kapillare Leitfähigkeit in die Berechnung mit ein. Die meisten Dämmstoffhersteller der Sparte Naturbaustoffe, lassen, da ja hier auch die Stärken dieser Baustoffe liegen, für die verschiedensten Varianten entsprechende Berechnungen anfertigen, die ich als Bauherr oder Planer abfragen kann. Für uns Einzelkämpfer ist das Programm leider zu teuer. Aber es gibt eine kostenlose Studentenversion im Download, mit der man mal ein paar Konstruktionen durchspielen kann.
 
@Fred Heim

Hallo,
Dämmung macht Sinn aber nicht ohne Ende. Resultieren Ihre Aussage aus der Praxis? Ich kann nur als Besitzer einiger denkmalgeschützter Immobilien sagen, dass ich keinem Gebäude auf einen U-Wert von 0,35 aufgezwungen habe. Wäre auch schön Sie könnten mit erklären wie man bei Sichtfachwerk und Stuckdecken die bis zur Außenwand reichen dieses tun soll. Viele Grüße Gerd Meurer
 
@ Gerd Meurer

was nicht geht geht nicht, leider oder zum glück

der besondere charakter eines hauses, so er denn vorhanden ist
muss bleiben, andersdenkende sollten sich lieber einen neubau auf die grüne wiese setzen das ist auf dauer günstiger

man sollte sich nur schleunigst um eine kostengünstige heizquelle kümmern wie z.B. holzhackschnitzel, pellet etc
sonst wird man schnell zum sozialfall
 
@ Gerd Meurer, Jörg Seifert

Schade, dass Sie meine Aussage nicht aufmerksam gelesen haben. Hier noch mal ganz kurz:
- Die EnEV ist ein Gesetz und keine Empfehlung. Und Gesetze gelten für alle. Die Frage:" Kommen Sie aus der Praxis?" spielt in diesem Zusammenhang gar keine Rolle.
- Ich bin der letzte, der eine erhaltenswerte Fassade oder eine Stuckdecke für den Einbau von Dämmmaterialien opfern würde, sonst wäre ich nicht in diesem Forum aktiv.
- Ich habe die Lösung falls die einzuhaltenden Werte nicht einzuhalten sind bereits vorgegeben:
1. Beurteilung der kompletten geplanten Massnahmen, dadurch lassen sich die Dämmstoffstärken häufig reduzieren.
2. Werden keine weiteren Massnahmen durchgeführt, die ein besseres Ergebnis bringen können und würde die Einhaltung der Grenzwerte das Denkmal gefährden, dann Antrag auf Befreiung stellen.

Dem Handwerker würde ich sagen, dass er sich am besten an die beiden oben genannten Punkte hält, wenn er nicht irgendwann in Regress genommen werden will.
Dem Bauherrn würde ich sagen, dass es sinnvoll ist die vorgegebenen Werte und Regeln der EnEV einzuhalten, wenn sie ohne die oben genannten Probleme eingehalten werden können. Sie schützen vor zu hohen Energiekosten in der Zukunft und schützen die Umwelt, wenn die Baumassnahmen mit den richtigen Baustoffen ausgeführt werden.
 
Thema: Innendämmung mit Calciumsilikat

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